• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Dummheit ein Tabu?

Werbung:
Lieber Bernd!
Dumm ist so ein Sammelbegriff für eine Anzahl von Eigenschaften. Mit Dummheit meint jeder etwas anderes.
Es ist ein Unterschied, ob jemand träge und desinteressiert oder vom Informationsüberfluss überfordert ist. Es gibt Menschen, die langsam von Begriff sind, es gibt die praktisch veranlagten, es gibt die Spezialisten, die von einer Sache sehr viel wissen, oder die Generalisten, die von sehr vielen Dingen oberflächlich viel wissen.
Dumm erscheint mir, wer einfach hinnimmt, was ihm jemand sagt, weil er zu bequem ist, selber (mit)zudenken und der hinterher mault, weil "die anderen" alles falsch sehen und falsch machen.

Obwohl - auch sie werden ihre Gründe haben, so zu handeln.

Es gibt so viele Möglichkeiten, Dinge zu sehen, zu erkennen, zu verknüpfen, zu betrachten. Ich kenne sicher nicht alle. Jemandem Dummheit zu unterstellen bedeutet nur, dass ich seine Klugheit nicht erkennen kann.
Es ist nichts als ein Urteil, das ich - indem ich es über jemand anderen fälle - über mich selbst fälle.

So im alltäglichen Umgang spielt es sicher eine Rolle, dass keiner "für dumm verkauft" werden will. Lieber zu oft misstrauisch sein, als als Dummer dastehen. Ich bin lieber vertrauensvoll, wenn mich jemand über den Tisch ziehen will oder mir einen Bären aufbinden will, dann soll er doch. Im Klartext heißt das doch, dass ich offen und sensibel bleiben will, damit das Leben nah an mich herankommen kann, damit ich berührt werden kann. Ich lege mir keinen Panzer gegen eventuelle "feindlichen Angriffe" zu, denn der hielte ja auch die freundlichen Annäherungen ab. Wenn das jemand als Dummheit bezeichnen will, dann sieht er es eben anders als ich.

Manchmal täusche ich mich, danach bin ich "enttäuscht" - wunderbar. Aber dumm fühle ich mich dabei nicht.

Was auch noch als Dummheit daherkommt, ist oft nichts anderes als das Nichterkennen von Strukturen, quasi eine Unordnung der Erfahrungen, die in keinen erkennbaren Zusammenhang gebracht werden können. Das wird ja auch oft noch verstärkt und benützt, indem Begriffe, die nicht ursächlich miteinander zu tun haben, verbunden werden - Werbung für Produkte, Vermarktung von politischen Entscheidungen.....

Hier werden wir alle "für dumm verkauft", obwohl wir, wenn wir dem Glauben schenken, was uns gesagt und gezeigt wird, nicht dumm sind, sondern immer noch darauf vertrauen, dass das stimmt (weil ja auch das eine oder andere stimmt!) Aber bevor wir den Lügner als Lügner bezeichnen, glauben wir eher an unsere eigene Dummheit und schämen uns.

Und damit kommen wir zur Wurzel des Problems: Die meisten von uns haben als Kind die Erfahrung gemacht, dass sie für etwas, das sie noch nicht konnten, ausgelacht/kritisiert/ausgeschimpft wurden. Und sie schämten sich dafür.

Das wollen wir nie wieder erleben. Es fällt uns daher auch schwer, andere zu beschämen, indem wir sie der Dummheit - oder auch nur eines Fehlers - bezichtigen.

Das sind meine ganz eigenen Überlegungen zu diesem Thema.

herzlich
lilith
 
Bernd schrieb:
Wir sind alles aufgeklärte und gebildete, vernünftige und gut erzogene Menschen. Ich hab es noch nie erlebt, dass sich jemand traut auszusprechen, dass eine riesige Zahl von Menschen mitten unter uns offensichtlich ziemlich dämlich ist.

Hallo Bernd,

auch als Studierter traue ich mich nicht, einem einzelnen Menschen, geschweige denn einer riesigen Zahl von Menschen, Dummheit zu unterstellen. Denn mit dem Vorwurf der Dummheit stellt man ja die ganze Persönlichkeit eines Menschen in Frage.

Etwas anderes ist es, das Verhalten eines Menschen in einer bestimmten Situation zu beurteilen. Da ist es wohl schon erlaubt, Unkenntnis oder Illusionen als "dumm" zu bezeichnen. Dann hat das Wort "Dummheit" aber eher die Bedeutung von "Fehleinschätzung".

Interessant ist für mich die Frage, wer ein Interesse hat, Menschen aufzuklären oder dumm zu halten.

Gruss
Hartmut
 
Bernd schrieb:
Ihr lest meine Texte nicht, ihr antwortet irgendwas,

ja das Bernd, :confused: :hase: und wenn ich meine Dummheit nicht sinnlos verbrauchen will,
ruhig nur daliege wie ein Krokodil, dann kommt bestimmt so ein Hirni , stochert an mir rum und löst die Grausamkeit aus :D :eek:
 
Hartmut schrieb:
Etwas anderes ist es, das Verhalten eines Menschen in einer bestimmten Situation zu beurteilen. Da ist es wohl schon erlaubt, Unkenntnis oder Illusionen als "dumm" zu bezeichnen. Dann hat das Wort "Dummheit" aber eher die Bedeutung von "Fehleinschätzung".


Gruss
Hartmut



Genau aus diesem Grunde habe ich auf Bernds Frage oben, ob ich mich traue, selbst Menschen, die mir nahe stehen, als dumm zu bezeichnen mit Ja geantwortet.

Wie auch Lillith schon bemerkte; Dummheit hat viele Gesichter -eines ist garantiert auch immer unseres.



Marianne
 
Marianne schrieb:
Genau aus diesem Grunde habe ich auf Bernds Frage oben, ob ich mich traue, selbst Menschen, die mir nahe stehen, als dumm zu bezeichnen mit Ja geantwortet.

Wie auch Lillith schon bemerkte; Dummheit hat viele Gesichter -eines ist garantiert auch immer unseres.



Marianne

*unterschreib*

Was mir nur als Sammlung von Beispielen aus den Fingern kroch
Salem schrieb:
Dumm ist: Wer in der heutigen Zeit einen Furz auf die Schule gibt, sich nicht um Arbeit bemüht, wer mit 25 schon 6 Kinder von 6 Vätern hat, wer sich und sein schauriges Dasein in einer Talkshow breittritt, wer zu tausenden Themen eine Meinung hat und nicht bei einer Sache hinter die Fassade gucken will (siehe Cannabis-Thread, da gibts so ein Beispiel) eben wer Wissen und Meinungen von anderen nicht erlernen und annehmen will all diese Leute kategorisiere ich oberflächlich als dumm. Sie werden es nicht in jedem Bereich des Lebens sein, aber sie präsentieren sich so.

hat Hartmut in ein paar kurzen Sätzen dargestellt:


Hartmut schrieb:
Etwas anderes ist es, das Verhalten eines Menschen in einer bestimmten Situation zu beurteilen. Da ist es wohl schon erlaubt, Unkenntnis oder Illusionen als "dumm" zu bezeichnen. Dann hat das Wort "Dummheit" aber eher die Bedeutung von "Fehleinschätzung".

Kommen wir also doch nicht um eine genauere Definition eines jeden hier, von dumm herum?
 
Salem schrieb:
Kommen wir also doch nicht um eine genauere Definition eines jeden hier, von dumm herum?
Ganz sicher nicht!
Wobei ich mir vorstellen kann,daß eine genaue Begriffsdefinierung unmöglich ist..Woran mag man Dummheit festmachen? Am IQ ? An einer gewissen Alltagsuntauglichkeit ? Am Charakter? Schwierig.....
 
Vielleicht habe ich ja eine andere Wahrnehmung, aber ich habe nicht den Eindruck, dass Dummheit ein Tabu darstellt. Ich finde, sie kommt als Pauschalbeleidigung sogar inflationär vor:
- als Erklärungsversuch zum Scheitern menschlicher Ideale (die Menschen sind zu dumm)
- als gegenseitige Beschimpfungen innerhalb von Organisationen (z.B. auf Arbeit, wo sich die Berufs-Gruppen wechselseitg als dumm bezeichnen)
- als Gegestand von Witzen z.B. beim Kabarett, wo Politiker - aber auch die Bürger wechselseitig als dumm bezeichnet werden - um Lacher zu ernten und eine eigene, überlegene Weltsicht zu demonstrieren
- als Vorbehalt vieler Intellektueller gegenüber den ungebildeten Schichten ob implizit oder explizit
- als Alltagsbeschimpfung auch weniger Gebildeter gegen alles mögliche.

Natürlich benutze auch ich im Alltag ab und an pauschalisierende Urteile, z.B. gegenüber Verhalten, das ich als dummdreist empfinde; also jemand versteht etwas nicht, tritt aber im Verhalten umso dreister auf usw.
Etwas anderes ist es aber, wenn man das Argument "dumm" öffentlich gebraucht. Da hat es nichts zu suchen, weil Dummheit nicht zu definieren ist und sich durch Dummheit auch nichts erklären lässt. Man kann einer Gruppe von Menschen keine psychische Eigenschaft zu- oder absprechen - ohne selbst dumm dazustehen...

Ob Politiker ihr Volk für dümmer halten als sich selbst, ist natürlich eine Spekulation, hat aber m.E. nichts mit Tabu zu tun.

Ich wiederhole: Mir drängt sich der Eindurck auf, dass eher viel zu oft Pauschalurteile in Richtung dumm gefällt werden (siehe den "Emanzipationsthread") als zu selten.
Daher wäre vielleicht die Frage interessant, warum Bernd da eine andere Wahrnehmung hat - hat es was mit der Vielgestaltigkeit der Dummheit zu tun, wie sie aufgefasst und als Attribut benutzt wird?
 
sibel schrieb:
Ganz sicher nicht!
Wobei ich mir vorstellen kann,daß eine genaue Begriffsdefinierung unmöglich ist..Woran mag man Dummheit festmachen? Am IQ ? An einer gewissen Alltagsuntauglichkeit ? Am Charakter? Schwierig.....

Genau, schwierig.
Eine für alle passende, quasi eine "Generaldefinition" gibt es nicht.
Nur es ist doch immer schwierig, sich über etwas zu unterhalten, wenn man nicht genau weiß, wie der andere es einordnet.
Für manche (da schließe ich mich ein) ist es Situationsabhängig, andere wiederum haben anscheinend feste Kriterien ab wann jemand als dumm gilt.
Zumindest aber derjenige der ein Thema auf den Tisch bringt, sollte kurz erläutern, was für ihn dumm bedeutet. Dann wissen wir wenigstens worüber wir reden und worüber genau der Threadstarter reden will. Jetzt sitzen wir hier und haben nur unsere eigene Definition im Kopf, die aber ganz anders sein kann wie die von Bernd.
Bernd, damit kommen wir nicht weiter. Sag uns wie deine Dummen aussehen, bitte.
Liebe Grüße
Sal
 
Werbung:
Zurück
Oben