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Leben die meisten Menschen in stiller Verzweiflung?

Chris M

Well-Known Member
Registriert
2. November 2014
Beiträge
3.728
The mass of men lead lives of quiet desperation

Henry David Thoreau

Denkt ihr, dass das stimmt? Leben wirklich die meisten Menschen in einer stillen Verzweiflung, die sie vor ihren Mitmenschen verbergen? Oder hat Thoreau hier vielleicht von sich selbst auf andere geschlossen? Ich frage mich auch, welche Art der Verzweiflung er hier gemeint hat. Meint er die existentielle Verzweiflung, also die Verzweiflung, die daraus entstehen kann, dass wir uns unserer Sterblichkeit bewusst sind, dass wir nicht wissen, woher wir kommen, wohin wir gehen etc. Oder meinte er damit eher die individuelle Verzweiflung des Einzelnen in seinem persönlichen Schicksal? Oder vielleicht beides?

Falls seine Annahme stimmt, dass dies die meisten Menschen betrifft, stellt sich außerdem die Frage, wieso die meisten Menschen diese Verzweiflung vor anderen verbergen wollen. Denn wenn dies ein so alltägliches Phänomen ist, müsste doch eigentlich niemand ein Geheimnis daraus machen. Was wäre aber andererseits das Resultat, wenn die Menschen offener damit umgehen würden?

Einer, der mit dieser Verzweiflung sehr offen umgegangen ist, ist der Philosoph E.M. Cioran. Einige Zitate von ihm, die dies untermauern:

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„Sein heisst in der Klemme sein.“

„Nur Menschen, die suchen, aber nicht finden wollen, konnten Virtuosen des inneren Dramas werden.“

„Wer keine Demütigungen kennengelernt hat, weiß nicht, was es heißt, auf der untersten Stufe seiner selbst anzukommen.“

„Ich kann nichts unternehmen, wenn ich nicht von dem, was ich weiß, absehe. Sobald ich es ins Auge fasse und daran denke, sei es auch nur eine Sekunde, verliere ich den Mut, löse ich mich auf.“

„Indem die Natur den Menschen zuließ, hat sie viel mehr als einen Rechenfehler begangen: ein Attentat auf sich selbst.“

„Das ganze Geheimnis des Lebens läuft darauf hinaus, dass es keinerlei Sinn hat; dass aber jeder von uns dennoch einen ausfindig macht!“

„Im Pessimisten vereinigen sich eine unwirksame Güte und eine unbefriedigte Bosheit.“

„Von Natur aus bin ich jedem Unternehmen gegenüber abweisend, daß ich, um mich zu einem solchen zu entschließen, zuvor in einer Biographie von Alexander oder Dschingis-Khan blättern muss.“

„Im Grunde sind alle Ideen falsch und absurd. Es bleiben nur die Menschen, so wie sie sind.“

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Also: Wenn Thoreau recht hat, müssten ja die meisten Menschen innerlich so oder ähnlich ticken. Ich habe ein gutes Argument dagegen und ein gutes Argument dafür. Was dagegen spricht, ist die Tatsache, dass es unmöglich scheint, dass Menschen eine solche innere Befindlichkeit auf Dauer verbergen könnten. Alleine, das unsere Zivilisation funktioniert und auch Krisen übersteht scheint zu bestätigen, dass die meisten Menschen doch innerlich solide und einigermaßen zufrieden sind. Was aber dafür spricht, dass tief im Innern der meisten Menschen doch etwas lodert, was eine existentielle Verzweiflung sein könnte, ist der fehlende Fortschritt auf der spirituellen Ebene. Spirituell betrachtet sind wir Kleinkinder und unsere zivilisatorischen und geistigen Fortschritte bleiben weit hinter dem zurück, was sie eigentlich sein könnten. Bezeichnenderweise finden die meisten Fortschritte im technologischen Bereich statt und damit einhergehend im naturwissenschaftlichen Bereich. Was aber auf der Strecke bleibt, sind geisteswissenschaftliche Fortschritte, die sich dann auch im Außen manifestieren würden, so wie der technologische Fortschritt die äußere Manifestation der naturwissenschaftlichen Fortschritte ist. Also, was hält die Menschen im Inneren auf?

The mass of men lead lives of quiet desperation

Vielleicht wollte Thoreau uns mit diesem Satz vermitteln, was der große Bremsklotz für die Menschheit im spirituellen Bereich ist, nämlich diese Orientierungslosigkeit und innere Leere, die zu einer Verzweiflung und somit zu einem inneren Stillstand auf der kollektiven Ebene führt, welcher sich im Außen nur durch einen Mangel - durch das Fehlen von Etwas - bemerkbar macht. Und deshalb ist diese Sache zu schwer zu greifen und zu beschreiben. Wenn es nun aussieht, als ob ich die ganze Zeit um den heißen Brei herumgeschrieben habe, so liegt dies eben daran, dass man einen Mangel nicht wirklich beschreiben kann, weder einen inneren noch einen äußeren Mangel. Man erkennt eben nur das Resultat dieses Mangels, eben diese Verzweiflung, die zum Beispiel Cioran zum Ausdruck gebracht und in der viele Menschen sich wiederfinden. Die Frage bleibt, ob dies, wie Thoreau meinte, die Masse der Menschen betrifft oder nur einige "Auserwählte" im negativen Sinne.
 
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The mass of men lead lives of quiet desperation

Henry David Thoreau

Denkt ihr, dass das stimmt? Leben wirklich die meisten Menschen in einer stillen Verzweiflung, die sie vor ihren Mitmenschen verbergen? Oder hat Thoreau hier vielleicht von sich selbst auf andere geschlossen?
Als Außenseiter im 19. Jahrhundert hat er ganz offensichtlich von sich auf andere geschlossen. Wobei, die Stimmung im 19. Jahrhundert stelle ich mir auch als nicht besonders erheiternd vor. Wenn man das allerding auf die heutige Zeit in Deutschland überträgt, dann schließt man zweifelsohne von sich auf andere. Das kann auf eine Minderheit zutreffen, oft situationsbedingt und befristet, aber nicht auf die Masse in Deutschland. In den USA vielleicht eher, denn dort fehlt das europäische Sozialsystem.
 
Denkt ihr, dass das stimmt? Leben wirklich die meisten Menschen in einer stillen Verzweiflung, die sie vor ihren Mitmenschen verbergen? Oder hat Thoreau hier vielleicht von sich selbst auf andere geschlossen? Ich frage mich auch, welche Art der Verzweiflung er hier gemeint hat.

"Die Menschheit ist bedingt durch Bedürfnisse. Sind diese nicht befriedigt, so erweist sie sich als ungeduldig; sind sie befreidigt, so erscheint sie gleichgültig. Der eigentliche Mensch bewegt sich also zwischen beiden Zuständen."
Mark Twain

Alleine, das unsere Zivilisation funktioniert und auch Krisen übersteht scheint zu bestätigen, dass die meisten Menschen doch innerlich solide und einigermaßen zufrieden sind. Was aber dafür spricht, dass tief im Innern der meisten Menschen doch etwas lodert, was eine existentielle Verzweiflung sein könnte, ist der fehlende Fortschritt auf der spirituellen Ebene. Spirituell betrachtet sind wir Kleinkinder und unsere zivilisatorischen und geistigen Fortschritte bleiben weit hinter dem zurück, was sie eigentlich sein könnten.

Im Vergleich zum 19. Jh. haben wir schon Einiges erreicht. Die Fortschritte mögen klein sein, und nicht den hehren Zielen entsprechen, die Du Dir für die Schimäre "Geisteswissenschaft" auf die Fahnen geschrieben hast, der Du wie ein Komparse hinterläufst.

Im 19. Jh. hat man Dinge getan, die es sicher auch heute hier und da noch gibt; gleichwohl sind sie gesellschaftlich geächtet und illegal vor dem Gesetz:
Man hat Kinder misshandelt ("gezüchtigt"), mit dem Stock sogar, und dies als notwendige Pädagogik angesehen. Frauen wurden in der Ehe vergewaltigt, und man hat das als "eheliche Pflicht" bezeichnet. Arbeiter wurden in Lohnsklaverei gehalten, und wenn sie sich dagegen mit Streiks zur Wehr setzten, dannn hat man die Polizei oder das Militär mit Knüppeln und Waffen auf sie gehetzt. uvm.
Sicher, Du und Ich würden das mehr als einen sozialen Fortschritt bezeichnen und nicht als einen spirituellen. Aber ohne einen sozialen Fortschritt kann es auch keinen spirituellen Fortschritt geben.


Bezeichnenderweise finden die meisten Fortschritte im technologischen Bereich statt und damit einhergehend im naturwissenschaftlichen Bereich. Was aber auf der Strecke bleibt, sind geisteswissenschaftliche Fortschritte, die sich dann auch im Außen manifestieren würden, so wie der technologische Fortschritt die äußere Manifestation der naturwissenschaftlichen Fortschritte ist. Also, was hält die Menschen im Inneren auf?

Der Fortschritt im naturwissenschaftlichen Bereich bedingt den technologischen und nicht umgekehrt; erst kommt die Theorie der Mechanik und dann die daraus resultierende Maschine. Erst kommen die Hebelgesetze und dann der Kran. Möglicherweise sind die geisteswissenschaftlichen Fortschritte bisher deshalb nicht erfolgt, weil eine zugrundeliegende Theorie bis heute fehlt.

Du magst den technologischen Fortschritt gering schätzen, aber genau dieser ist es, der - richtig genutzt - Dir überhaupt erst die Freiheit gibt, über solche Fragen nachdenken zu können. Du bist genauso ein Kind unserer Zeit wie wir alle, und genauso setzt Du den bisher passierten technologischen Fortschritt als selbstverständlich voraus. Selbst eine simple Waschmaschine schenkt Dir die Freiheit, Deine Wäsche so oft wechseln zu können, wie Du willst (anstatt sie, wie früher, eine Woche lang oder länger tragen zu müssen); und was Dir eine für uns selbstverständliche Waschmaschine für Freiheiten schenkt, mit Deiner Zeit etwas anderes zu tun, als Wäsche zu waschen ... das merkst Du erst dann, wenn sie kaputt geht.
Ein simples Warmwassersystem garantiert Dir Hygiene, Wohlgeruch und nicht zuletzt Wohlbefinden und Du kannst dich mal ebens kurz unter die Dusche stellen, wann immer Du willst und hast warmes Wasser ... anstatt, wie im 19. Jh., mehr oder weniger eine Woche lang miefend herum zu laufen und Deinen Mief mit schweren Düften zu kaschieren.

Alles Peanuts? Vielleicht, aber wir neigen dazu, den simpelsten technischen Fortschritt - bezogen auf die letzten 100-200 Jahre - als selbstverständlich anzunehmen, aber das ist er nicht. Und verschafft uns organisatorische, soziale und auch politische Freiheiten ... und nicht zuletzt spirituelle, wenn man so will - von denen unsere Altvorderen nur träumen konnten.
 
Du magst den technologischen Fortschritt gering schätzen, aber genau dieser ist es, der - richtig genutzt - Dir überhaupt erst die Freiheit gibt, über solche Fragen nachdenken zu können. Du bist genauso ein Kind unserer Zeit wie wir alle, und genauso setzt Du den bisher passierten technologischen Fortschritt als selbstverständlich voraus. Selbst eine simple Waschmaschine schenkt Dir die Freiheit, Deine Wäsche so oft wechseln zu können, wie Du willst (anstatt sie, wie früher, eine Woche lang oder länger tragen zu müssen); und was Dir eine für uns selbstverständliche Waschmaschine für Freiheiten schenkt, mit Deiner Zeit etwas anderes zu tun, als Wäsche zu waschen ... das merkst Du erst dann, wenn sie kaputt geht.
Ein simples Warmwassersystem garantiert Dir Hygiene, Wohlgeruch und nicht zuletzt Wohlbefinden und Du kannst dich mal ebens kurz unter die Dusche stellen, wann immer Du willst und hast warmes Wasser ... anstatt, wie im 19. Jh., mehr oder weniger eine Woche lang miefend herum zu laufen und Deinen Mief mit schweren Düften zu kaschieren.

Alles Peanuts? Vielleicht, aber wir neigen dazu, den simpelsten technischen Fortschritt - bezogen auf die letzten 100-200 Jahre - als selbstverständlich anzunehmen, aber das ist er nicht. Und verschafft uns organisatorische, soziale und auch politische Freiheiten ... und nicht zuletzt spirituelle, wenn man so will - von denen unsere Altvorderen nur träumen konnten.

Ich nehme all das überhaupt nicht für selbstverständlich. Angesichts der menschlichen Natur - oder dem, was wir bisher davon kennen - ist es ein Wunder, dass die Zivilisation so gut funktioniert, wie sie funktioniert. Jordan Peterson hat es mal so ausgedrückt, dass man Zivilisationskritikern entgegnen sollte, dass wir uns angesichts der Widrigkeiten, die uns im Weg standen, bisher ganz gut geschlagen haben. "For insect-ridden apes we´re doing quite well" ("Für von Insekten geplagte Affen machen wir das ganz gut"). An anderer Stelle sagte er, dass wir es niemals für selbstverständlich nehmen sollten, dass das Licht angeht, wenn wir den Schalter umlegen, und letzteres kann tatsächlich zu einer Meditationsübung werden. Man sollte sich immer wieder mal in Erinnerung rufen, dass nichts davon selbstverständlich ist. Aber trotzdem bleibe ich dabei, dass diese Technokratie, so will ich das mal nennen, nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Es muss Möglichkeiten geben, wie sich die Menschheit in einen Status erheben kann, in dem wir uns eben nicht mehr dafür loben müssen, dass das Licht angeht, weil wir viel, viel mehr erreichen als das. Und das kann eben nur im spirituellen Bereich liegen oder, übergangsweise, im Bereich des Transhumanismus. Wobei sich letztere beiden Optionen nicht gegenseitig ausschließen.
 
Aber trotzdem bleibe ich dabei, dass diese Technokratie, so will ich das mal nennen, nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Es muss Möglichkeiten geben, wie sich die Menschheit in einen Status erheben kann, in dem wir uns eben nicht mehr dafür loben müssen, dass das Licht angeht, weil wir viel, viel mehr erreichen als das. Und das kann eben nur im spirituellen Bereich liegen oder, übergangsweise, im Bereich des Transhumanismus. Wobei sich letztere beiden Optionen nicht gegenseitig ausschließen.

Enttäuschend - und kritikwürdig - finde ich gar nicht so sehr die Technologien als solche, sondern vielmehr die Art und Weise, wie die Massen sie benutzen. Wie sie sie rechtfertigen und vor allem wie abhängig sie sich von ihnen machen.
Ein Smartphone wird damit begründet, dass es praktisch für die Kommunikation sei, man seinen Terminkalender damit verwalten könne, Banküberweisungen und Zahlungen damit tätige und nützliche Informationen erhielte. Das mag schon alles so sein und es wird auch Menschen geben, die so damit umgehen. Aber 90% der Nutzer nutzen das SM 90% der Zeit für belanglose WhatsApp-Nachrichten oder Tik Tok - Plattitüden und haben sich davon so abhängig gemacht, dass sie dabei herumwandeln wie Zombies und sich und andere in Gefahr bringen.
 
Enttäuschend - und kritikwürdig - finde ich gar nicht so sehr die Technologien als solche, sondern vielmehr die Art und Weise, wie die Massen sie benutzen. Wie sie sie rechtfertigen und vor allem wie abhängig sie sich von ihnen machen.
Ein Smartphone wird damit begründet, dass es praktisch für die Kommunikation sei, man seinen Terminkalender damit verwalten könne, Banküberweisungen und Zahlungen damit tätige und nützliche Informationen erhielte. Das mag schon alles so sein und es wird auch Menschen geben, die so damit umgehen. Aber 90% der Nutzer nutzen das SM 90% der Zeit für belanglose WhatsApp-Nachrichten oder Tik Tok - Plattitüden und haben sich davon so abhängig gemacht, dass sie dabei herumwandeln wie Zombies und sich und andere in Gefahr bringen.

Tja, irgendwie müssen sich die Leute halt von ihrer stillen Verzweiflung ablenken. ;)
 
Als Außenseiter im 19. Jahrhundert hat er ganz offensichtlich von sich auf andere geschlossen. Wobei, die Stimmung im 19. Jahrhundert stelle ich mir auch als nicht besonders erheiternd vor. Wenn man das allerding auf die heutige Zeit in Deutschland überträgt, dann schließt man zweifelsohne von sich auf andere. Das kann auf eine Minderheit zutreffen, oft situationsbedingt und befristet, aber nicht auf die Masse in Deutschland. In den USA vielleicht eher, denn dort fehlt das europäische Sozialsystem.

Also ich bin mir halt nicht sicher ob materieller Wohlstand bzw. materielle Absicherung die Menschen wirklich seelisch gesund macht. Ich will unseren Wohlstand und unser Sozialsystem nicht klein reden, das sind nicht zu unterschätzende Güter, aber trotzdem haben wir eben andererseits eine Explosion an psychischen Krankheiten und diese zählen in Deutschland mittlerweile zu den allerhäufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und Frührente. Auch hier muss man aufpassen, weil es Modediagnosen gibt, wie etwa vor 10 bis 15 Jahren die Diagnose "Burnout", die jedem zweiten gestellt wurde, wenn er erschöpft vom Arbeiten war. Darüber redet heute kein Mensch mehr, scheinbar hat sich diese Modediagnose selbst ausgebrannt. Aber im Großen und Ganzen ist festzustellen, dass die Psychotherapeuten im ganzen Land überbucht sind und das trotz des Wohlstands und des Sozialsystems. Also scheint das seelische Wohl nicht wirklich damit zusammen zu hängen.
 
Also ich bin mir halt nicht sicher ob materieller Wohlstand bzw. materielle Absicherung die Menschen wirklich seelisch gesund macht.

Nun ... persönlich habe ich in einer Art "Hippie-Punk-WG-Leben" erlebt: Wenn ein jeder Asche hatte, dann ging ein jeder seine Wege und kümmerte sich kaum um seinen Nächsten. Wenn aber die Asche knapp wurde, dann rauften wir uns zusammen, organisierten uns, und der eine kochte für alle, einer brachte den Wein mit und wieder ein anderer hatte was zu Rauchen für alle ... und wir hatten viel Spaß zusammen!

Ich will unseren Wohlstand und unser Sozialsystem nicht klein reden, das sind nicht zu unterschätzende Güter, aber trotzdem haben wir eben andererseits eine Explosion an psychischen Krankheiten und diese zählen in Deutschland mittlerweile zu den allerhäufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und Frührente.

Es handelt sich um eine Art Luxusproblem.
Nämlich um den Luxus, das selbst der Ärmste allein klar kommen kann, wenn er einigermaßen gut organisiert ist. Die Menschen müssen jenseits der traditionellen Familienbande Wege finden, soziale Strukturen aufzubauen und zu halten - und zu pflegen.
 
Aber im Großen und Ganzen ist festzustellen, dass die Psychotherapeuten im ganzen Land überbucht sind und das trotz des Wohlstands und des Sozialsystems. Also scheint das seelische Wohl nicht wirklich damit zusammen zu hängen.
Ich finde es etwas übertrieben, einen fehlenden Zusammenhang von Wohlstand und seelischem Wohl zu behaupten. Deinen Beobachtungen würde ich zwar zustimmen und auch das erhöhte Bedürfnis nach psychotherapeutischen Behandlungen lässt sich belegen. Nun kann man sich natürlich fragen, wie das in Ländern geschehen kann, die im globalen Vergleich einen enorm hohen ökonomischen Wohlstand genießen. Diese Frage ist in gewisser Hinsicht schon sehr verräterisch für die dahinterstehende Auffassung: Sie suggeriert eine Determiniertheit des seelischen Wohls durch ökonomisches Wohl.

Von einer solchen Determiniertheit ("Gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut") kann man angesichts der unzähligen Studien zum Zusammenhang von Wohlstand und Glück nicht sprechen. Hieraus jedoch zu schließen, dass überhaupt kein Zusammenhang vorliegt, wäre genauso falsch, da ökonomische Faktoren einen nach wie vor unerlässlichen Einflussfaktor für das seelische Glück der Bevölkerung darstellen. Darüber hinaus gibt es aber auch andere Einflussfaktoren wie z.B. die erfüllende Befriedigung von sozialen Bedürfnissen.
 
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Ich finde es etwas übertrieben, einen fehlenden Zusammenhang von Wohlstand und seelischem Wohl zu behaupten. Deinen Beobachtungen würde ich zwar zustimmen und auch das erhöhte Bedürfnis nach psychotherapeutischen Behandlungen lässt sich belegen. Nun kann man sich natürlich fragen, wie das in Ländern geschehen kann, die im globalen Vergleich einen enorm hohen ökonomischen Wohlstand genießen. Diese Frage ist in gewisser Hinsicht schon sehr verräterisch für die dahinterstehende Auffassung: Sie suggeriert eine Determiniertheit des seelischen Wohls durch ökonomisches Wohl.

Von einer solchen Determiniertheit ("Gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut") kann man angesichts der unzähligen Studien zum Zusammenhang von Wohlstand und Glück nicht sprechen. Hieraus jedoch zu schließen, dass überhaupt kein Zusammenhang vorliegt, wäre genauso falsch, da ökonomische Faktoren einen nach wie vor unerlässlichen Einflussfaktor für das seelische Glück der Bevölkerung darstellen. Darüber hinaus gibt es aber auch andere Einflussfaktoren wie z.B. die erfüllende Befriedigung von sozialen Bedürfnissen.

Ich hatte das nur erwähnt, weil die Verfechter des modernen Zeitgeistes und der Technokratie immer so tun, als ob der gegenwärtige Zustand das Nonplusultra wäre. Dem muss ich dann entgegen halten, dass es auch Schattenseiten gibt. Nur so ist weiterer Fortschritt möglich. Und Stillstand ist sowieso nicht möglich und auch gar nicht wünschenswert.
 
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