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Weisheit - was ist das?

Megjois

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11. Juli 2005
Beiträge
5
Hallo, ich habe mich letztens auf eine Diskussion mit einem Bekannten eingelassen, der als Indikator für Weisheit die Aspekte Alter und Lebenserfahrung nannte.

Ich bin im Verlauf meiner Argumentations-recherchen auf dieses Forum gestoßen und wollte nun mal das Ergebnis meiner Diskussion hier veröffentlichen und andere Meinungen einholen.






hmm das sehe ich anders. nungut, wenn man sich über einen weiten begriff wie "weisheit" nicht einig ist, ist der erste schritt, den begriff zu definieren... schauen wir mal bei www.wissen.de nach... also...

"Bezeichnung für das menschliche Bemühen, die in der Natur und innerhalb der menschlichen Gemeinschaft wirkenden Kräfte zu erkennen und daraus wirksame Lehren für das eigene Handeln zu ziehen. Bei Platon eine der Kardinaltugenden, die neben dem Besitz von Wissen auch eine Einsicht in die eigene Unvollkommenheit beinhaltet. Bis heute ist Weisheit daher nicht gleichbedeutend mit Wissenschaft im Sinne exakter Forschung, sondern steht für eine Lebensführung, die geistige Vervollkommnung anstrebt, zu welcher auch die Lebenserfahrung gehört."

wikipedia hält sich sehr viel kürzer:
"Der Begriff Reife (v. reif, althochdt.: rifi was abgepflückt werden kann) bezeichnet die Erreichung eines vollkommenen Grades einer abgeschlossenen Entwicklung."

und darauf aufbauend weisheit:
"Als Weisheit wird allgemein eine auf Lebenserfahrung und Einsicht beruhende innere Reife und kluge Überlegenheit im geistigen Sinne bezeichnet."

darüber hinaus gibt wikipedia über ansichten der weisheit in religionen auskunft, die hier nicht weiter von belang sind.

und noch ein paar zitate:
"Wer andere erkennt, ist gelehrt. Wer sich selbst erkennt ist weise." (Laotse)

"Viel Denken, nicht viel Wissen soll man pflegen. (Demokrit) "

"Wenn es Dir gelingt, über Dich selbst Gericht zu sitzen, dann bist Du ein wirklicher Weiser. (Antoine de Saint-Exupéry) "

"Man findet tausend Gelehrte, bis man auf einen weisen Mann stößt. (Friedrich Maximilian von Klinger) "

"Der Weise hält sich im Hintergrund, doch in Wirklichkeit steht er vorn. (Laotse) "

"Gesunder Menschenverstand in ungewöhnlichem Maße ist das, was die Welt Weisheit nennt. (Samuel Taylor Coleridge) "

und letztendlich noch die definition von augustinus:
"Denn Weisheit ist letztlich nichts anderes als das Maß unseres Geistes, wodurch dieser im Gleichgewicht gehalten wird, damit er weder ins Übermaß ausschweife, noch in die Unzulänglichkeit falle. Verschwendung, Machtgier, Hochmut und ähnliches, womit ungefestigte und hilflose Menschen glauben, sich Lust und Macht verschaffen zu können, lassen ihn maßlos aufblähen. Habgier, Furcht, Trauer, Neid und anderes, was ins Unglück führt – wie die Unglücklichen selbst gestehen – engen ihn ein. Hat der Geist jedoch Weisheit gefunden, hält dann den Blick fest auf sie gerichtet ... dann brauchte er weder Unmaß, noch Mangel, noch Unglück zu fürchten. Dann hat er sein Maß, nämlich die Weisheit und ist immer glücklich. "

es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die definitionen sind...
schau allein schon mal den unterschied von wissen.de und wikipedia.de ... bei wissen.de ist weisheit die lebensführung, der prozess, der zur geistigen reife führt. bei wikipedia ist es der endzustand der entwicklung von geistiger reife. von den anderen definitionen und zitaten mal ganz zu schweigen..
im grunde ist es so: viele reden von weisheit, aber wirklich wissen, was sache ist, das tun die wenigsten. ein weiser mensch würde nun nicht jemandem nach dem mund reden, sondern sich die meinungen verschiedener anbhören und mit seiner eigenen abgleichen und darauf hin dann eine eigene definition von weisheit aufstellen, die er selbst vollkommen vertritt. (das wäre übrigens ein aspekt aus der wissen.de definition)

für mich bedeutet weisheit nicht wissen. damit stimme ich überein. jedoch die oft benutzte definition über "alter" und "lebenserfahrung" ist in meinen augen ein ebenso schlechtes mittel, um weisheit zu beschreiben. alter schon mal absolut nicht. es gibt 50 jährige hitzköpfe, kleingeister und streithähne die nichts besseres zu tun haben, als sich mit ihrem nachbarn um einen apfelbaum zu streiten, der wohl 3 cm zu weit auf ihr grundstück überhängt. so jemand - da wirste mir zustimmen - kann man getrost als nicht weise bezeichnen
demnach hätte man das alter als definition schon widerlegt. lebenserfahrung. was versteht man darunter? wieder ein recht weiter begriff... fragen wir mal wikipedia und wissen.de ;)
also wissen.de
"Le|bens|er|fah|rung [f. 10] Erfahrungen, die durch das Leben und für das Leben gesammelt werden "
und wiki:
"Eine Erfahrung ist ein Erlebnis, das in unserem Gedächtnis haften bleibt. Meist wird das spätere Verhalten durch die Erfahrung geändert.

Erfahrung ist eine allgemeine Bezeichnung für Kenntnisse und Verhaltensweisen, die man durch Wahrnehmung und Lernen erwirbt oder erworben hat.

Das Sammeln von Erfahrungen ist abhängig von den angeborenen Fähigkeiten eines Individuums sowie
den äußeren Anregungen und Umweltbedingungen.
Erfahrungen müssen bewertet und verarbeitet werden, dann bleiben sie länger wirksam.

Im Alltag spricht man allgemein auch von Lebenserfahrung. Damit wird das erprobte und bewährte Wissen bezeichnet, das im Laufe eines Lebens gewonnen wurde."

mhm... interessant. also erfahrungen die man sein leben lang sammelt und die einem helfen, das leben in verschiedenen situationen zu meistern. ich wage zu behaupten, dass diese definitionen eher auf "handwerkliches geschick" bezug nimmt. das handwerk von dem ich spreche ist, erfolgreich zu leben. erfahrungen, die einem das leben vereinfachen.
was hat denn aber nun lebenserfahrung mit weisheit zu tun? das eine sind anscheinend situationen an denen man fürs leben gelernt hat, das andere ist anscheinend geistige entwicklung bzw. der weg zur geistigen vollkommenheit.
verstehste den unterschied auf den ich hinaus will? lebenserfahrung hat einen viel "praktischeren" bezug, als "weisheit", finde ich. lebenserfahren kann auch ein mensch sein, der nicht weise ist. ein bauarbeiter der schon sehr berufserfahren ist und dem grade eine bestimmte sorte von brettern fehlt um etwas zusammen zu schrauben, kriegt keine panik, sondern weiß, dass es mit ner andern sorte auch geht von denen noch welche da sind. das hat er durch erfahrung gelernt. er ist berufserfahren.

das ist jetzt ein gutes beispiel dafür, dass erfahrungen doch eher praktischer natur sind. mit der lebenserfahrung verhält es sich ähnlich wie mit der berufserfahrung.
und dieser jenige bauarbeiter, ein sonst ehrlicher, freundlicher, tugendhafter mann, muss noch lange nicht weise sein. genauso wenig wie z.b. unser rentner, der zwar viel lebenserfahrung hat (z.b. hat er im laufe der jahre gelernt seine steuerreklärungen selbst zu machen, er weiß, wie er mit seinen heimwerker fähigkeiten selbst ein vordach vor seine garage baut, usw. usw.) und trotzdem ist dieser doch sehr lebenserfahrene mann nicht weise, denn er ist einer, der mit seinem nachbarn um den apfelbaum streitet.

ich hoffe, dir ist meine sicht/argumentation jetzt verständlicher geworden.

weisheit... was ist das denn jetzt eigentlich? jetzt weiß ich, was es bisher nicht ist und wie man es nicht definieren kann. wollte nur diese beiden viel zitierten merkmale der weisheit widerlegen.

weisheit... ein beispiel das mir erst gestern auf der rückfahrt von münchen direkt vor die nase trat. ich bin bei mitfahrgelegenheit.de an einen herrn meyer gekommen, der eben zurückfuhr und leute mitnahm. wir waren sehr lange unterwegs und alle waren schon was ausgelaugt von der fahrt.
da ich smalltalk hasse, halte ich mich in solchen situationen immer einfach zurück, erlebe die autofahr-situation nicht als aktiver teilnehmer,
sondern als zuschauer, der quasi von der bühne zurücktritt, dann kann man ganz gut einfach nur da sitzen, sehen wie sich die anderen verhalten usw.usw. ist dann ziemlcih interessant, wenn man die anderen beobachtet. wie sie smalltalk führen, aber im grunde damit nur sagen "ich bin dir wohl gesonnen, ich tu dir nichts" einen anderen sinn hat smal talk nicht. (jedenfalls in der situation im auto) auch interessant, als der beifahrer meinte "fährst du dann nicht an deutz vorbei?" wobei er ja genau wusste, dass wir an deutz vorbei fahren und eignetlich sagte "kannst du mich da eben raus lassen?" worauf der fahrer antworte "nein, ich fahr nicht an deutz vorbei" und meinte aber eigentlich "sry, ich hab kein bock mehr auf umwege"
danach war erstmal 2 minuten schweigen zwischen den beiden... man konnte die spannung fühlen... und in solchen momenten ist es dann schon sehr unterhaltsam, als zuschauer das ganze zu betrachten :)

ich denke die aussage vom fahrer war einfach "ich hab echt kein bock auf extrawürste... abgemacht ist hbf zu hbf und keine extra touren"
der umweg hätte ca. 5 min in anspruch genommen.

das war eigentlich nur nen schwanz-messen... wer hat das sagen... lässt der fahrer sich reinreden und beeinflussen und der beifahrer ist der der den ton angibt, ist das alphatier oder ist es umgekehrt.

wenn man eine solche situation erkennt, ist es am besten, eine neutrale aussage zu treffen. das wäre aus meiner sicht weise. ich als fahrer hätte gesagt "ja, da kommen wir vorbei, aber das würde schon so 5-10 min dauern weil wir wieder auf dei schnellstraße auffahren müssten und ich möchte das unsern andern beiden mitfahrern nicht zumuten"
das wäre die beste möglichkeit gewesen in so einer situation, denke ich. als fahrer hätte ich die situation entschärft, ihm trotzdem mitgeteilt dass es nicht möglich ist bzw dass ich es nicht will, aber auf einem friedlichen weg. die situation für alle wäre nach dieser aussage besser gewesen, da die spannungen gelöst wären. so eine antwort wäre meiner meinung nach weise.

und jetzt komme ich zur definition von weisheit:
"weisheit ist ein maß für die summe der charakterlichen, geistigen, sozialen, moralischen und emotionalen reifeprozesse eines menschen." (Megjois)

jetzt kommt natürlich die frage auf... charakterliche, emotionale, moralische reifung? davon hat ja vorher kaum einer so wirklich gesprochen?

dazu eine frage.. hast du mal von alters-gelassenheit gehört?
das ist ein zustand den die meisten noch nicht mal in ihrem ruhestand erreichen. hier ein beispiel dazu, wie es bei den meisten menschen ist:
http://www.nordclick.de/news/archiv/?id=1673341

altersgelassenheit.... also... die meisten menschen durchlaufen verschiedene phasen emotionaler entwicklung... in der kindheit ist alles neu und aufregend, man hat starke emotionen, mit der pubertät kommt die sturm und drang phase.. man erntscheidet sich für einen beruf, denkt, man könnte die welt verändern, (was aber den wenigsten gelingt ;)) dann kommt der alltag, vielleciht wird man sesshaft, gründet eine familie, man kommt in die midlife-crises... man merkt, dass man die welt eben nicht verändern kann, kann dadurch vielleicht depressiv werden... zeitweise jedenfalls. es gibt die midlifecrises nicht von ungefähr. dann stellt sich schon mit der zeit so eine art altersgelassenheit ein... man gibt sich mit der situation zu frieden, nicht in den geschichtsbüchern zu erscheinen, vergänglichkeit am eigenen leib zu erleben, man gibt sich damit zu frieden, mit dem was man hat und ist.

in den letzten jahren hat sich jedoch die gesellschaft sehr stark verändert, nciht zu letzt durch den immer schnelleren fortschritt. man soll - ganz wie im artikel erwähnt - aktiv altern... man setzt sich unter stress, verstärkt vereinsaktivität, übernimmt ehrenamtliche tätigkeiten.. die altersgelassenheit ist einer alter-aktivität gewichen.. man hat angst, nicht mehr mitzukommen und icht mehr gebraucht zu werden.

jetzt komme ich wieder auf die definition von emotionaler weisheit zurück. ich denke, altersgelassenheit beschreibt genau das, was ich damit meine.
es ist aber nichtsdestotrotz nur ein aspekt der weisheit.

soziale reife beschreibt so etwas wie die situation im auto auf der fahrt. in der situation das "richtige" sagen... nicht, um zwanghaft einem konflikt zu entgehen, sondern um stress zu vermeiden. stress, der sich auf die gesamtsituation nur negativ auswirkt.
in anderen situationen kann es durchaus die bessere alternative sein, einen konflikt einzugehen. z.b. beim beziehungs-stress. hier ist der gesuchte konflikt meist die bessere wahl (vorausgesetzt man hat einen partner, dem es besser geht, wenn er seinen ärger mal raus lässt) das kann übrigens in ziemlich gutem sex enden ;) und.. was ist schon 10 min streiten (wobei man selbst den streit mehr oder weniger genau in die richtung leitet, in den man ihn leiten will), aufgewogen mit verdammt gutem sex und der tatsache dass man seinem partner den druck vom gemüt genommen hat?

charakterliche reife?
dazu zählt die festigkeit des charakters und seiner eigenschaften. inwieweit steht man zu sich, den dingen die man sagt, wie nimmt man sich selbst wahr, kann man sich selbst einschätzen? ist man kritikfähig? kann man sich refelktieren? wie weit sind charaktereigenschaften ausgeprägt? tugenden zähle ich hier teilweise zu charaktereigenschaften. ehrlichkeit, treue, zuverlässigkeit, etc.
aber das wort tugend hat schon einen wertenden charakter. wenn jemand einfach z.b. meistens unpünktlich ist... ist er dann tugendhaft in bezug auf pünktlichkeit? eher nicht... ist er dadurch ein schlechterer mensch? denke ich auch nicht wirklich.
also mit dem wort tugend in bezug auf charaktereigenschaft muss man immer vorsichtig umgehen, um nicht wertend zu werden.

moralische reifung ist einer der kompliziertesten aspekte der weisheit... ist es moralisch richtig, menschen zu opfern, damit am nächsten tag die sonne auf geht? ist es moralisch richtig, menschen zu essen? ist es richtig, dass frauen wählen dürfen? ist es richtig, sklaven zu halten?
-moral ist immer durch kultur und zivilisation geprägt. in anderen ländern, zu anderen zeiten, in anderen sozialen gruppen gibt es andere moralische werte. von daher ist die "moralische reife" immer auf die kultur und zeit bezogen in der man lebt. einen anderen anhaltspunkt gibt es leider nicht. die zeit und die gesellschaft in der man legt, legt die moral fest.
wenn man als einsiedler sich ins exil zurückzieht, dann ist man mit 100%iger sicherheit ein mensch der sich moralische richtig verhält. denn es gibt für diesen einsiedlich sonst keine orientierung, was richtig und was falsch ist, als seine eigenen ansichten, von daher ist er seine eigene kultur und verhält sich immer richtig.

man könnte als einzige ausnahme "mutter natur" als seinen mitbewohner gelten lassen... dann wäre es z.b. nicht grad moralisch richtig wenn man als einsiedler z.b. tiere quält oder seine umwelt zerstört, die man ja nebenher auch zum leben braucht. diese ansicht ist allerdings zwiespältig zu betrachten, denn "mutter natur" ist kein "wesen", das über eine moral nachdenken kann, ein fuchs oder eine schlange wird aller wahrscheinlichkeit auch nicht über moral nachdenken, wenn es ein tier verletzt und verbluten lässt oder ähnliches.
jeder der jetzt aufschreit "aber man darf dies und das nicht", projiziert lediglcih seine eigenen moralischen vorstellungen auf "mutter natur"

so. ich glaube das soll erstmal reichen *fg*
 
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Du hast einige sehr interessante Ausführungen getätigt, denen ich allesamt nicht widersprechen kann, obwohl ich für mich eine eigene, kleine, bescheidene Definiton von weise sein bzw. Weisheit entwickelt habe.

Weise ist der, der nach Weisheit fahndet und von sich in ehrlicher Bescheidenheit aussagt, dass er nicht weise ist.
 
Hallo!

@Megjois,

finde deine gedanken über weisheit auch sehr interessant.

Was mir nicht gefällt ist der gedanke einer verbindung von weise und überlegenheit.
Lonelylady denkt auch mit mir:

...sich in ehrlicher Bescheidenheit aussagt, das er nicht weise ist

@Lonelylady,

liegst mit diesen deinen gedanken auch in meiner gedankenwelt.
Möchte zu diesen gedankengang noch was bringen:

...ein weiser mensch erkennt sich daran,
das sein selbst hervortritt, wenn er es hintanstellt.
Und obwohl er sein selbst aufgibt, wird es bewahrt.


..weise werden wir NUR durch uns selbst.

LGMFrankie
 
Also der Mensch, der seinen Egoismus hinten dran stellt, um erst an andere zu denken, bevor er sich mit sich selbst beschäftigt?!

@Mistzer Frankie:
Stimme zu. *Kopfnick*
 
Nun, das "Fahnden" nach Weisheit kann noch nicht die Weisheit sein, denn der Betroffene fahndet ja noch und wird die Weisheit vielleicht nie finden.

Zudem stellt sich die Frage, ob Weisheit einen "universellen" Charakter hat oder ob es lediglich eine Weisheit gibt, die erst vor einem kulturellen oder sozialen Umfeld zur Weisheit wird. Wird der gleiche "weise Mensch" in allen kulturkreisen als weise angesehen?

Die Bscheidenheit als Kriterium ist nicht durchgängig einzuhalten, denn es gibt auch Leute, die als weise Führer angesehen werden und Kriege führen.

Ich denke, daß weise immer das ist, was einerseits dem jeweiligen Zeitgeist entspricht und andererseits eine innere Harmonie und Geschlossenheit aufweist, die von anderen Menschen nur schwer nachvollzogen werden kann.

Leider vergeben wir sehr oft das Attribut weise, halten uns aber keineswegs an das vom Weisen Gesagte. Wie Weise ist also der, der Weisheit beisitzt, jedoch nicht in der Lage ist diese Weisheit anderen so zugängig zu machen, daß diese nach dieser Weisheit leben? Ist Weisheit, die mit derartiger Bescheidenheit verbunden ist, nicht auch gepaart mit einer Form der Gelichgültigkeit, der Distanz und des Versagens?
 
louiz30 schrieb:
Nun, das "Fahnden" nach Weisheit kann noch nicht die Weisheit sein, denn der Betroffene fahndet ja noch und wird die Weisheit vielleicht nie finden.
Die frage "was ist weisheit" bezieht sich auf die weisheit selbst. Folge dessen
beziehen sich meine gedanken auf weise sein.
Weise sein bezieht sich auf die welt eines menschengeistes. Hier gibt es kein "fahnden" sondern es ist das weise sein jeden gedankens.

Zudem stellt sich die Frage, ob Weisheit einen "universellen" Charakter hat oder ob es lediglich eine Weisheit gibt, die erst vor einem kulturellen oder sozialen Umfeld zur Weisheit wird. Wird der gleiche "weise Mensch" in allen kulturkreisen als weise angesehen?
Hier denke ich an die worte "weise werden wir nur durch uns selbst".
Diese worte sagen eigentlich schon die moral der weisheit. Also es ist nicht das "ansehen" eines anderen, sondern das selbst.


Die Bscheidenheit als Kriterium ist nicht durchgängig einzuhalten, denn es gibt auch Leute, die als weise Führer angesehen werden und Kriege führen.
Durch uns selbst bedeutet auch:
erfurcht oder auch respekt vor leben!
Führer ist gleich machtausübung, und dies ist dunkelheit!
Weisheit ist die welt des lichtes!

Ich denke, daß weise immer das ist, was einerseits dem jeweiligen Zeitgeist entspricht und andererseits eine innere Harmonie und Geschlossenheit aufweist, die von anderen Menschen nur schwer nachvollzogen werden kann.
"zeitgeist" ist KEIN weises wort! Denn zeit ist ein gedanke aus dem reingeist!
Der weise gedanke dazu würde heißen:
"zeit" ist relativ, es ist ein produkt des menschlichen trägen geistes.
Innere harmonie wird durch sich selbst erlebt. Darum verbinde ich dies auch mit den worten: "weise durch uns selbst"
Und in dieser welt gibt es keine "geschlossenheit" wie du es meinst.
Diese harmonie entsteht nur aus dem inneren. Es ist ein wellengefüge der wesensurheit (aller leben)und wird vom gegenüber auch im inneren erreicht.
Ich würde es nicht mit dem wort "geschlossenheit" beschreiben, sondern mit
aufgeschlossenheit die inspiriert.

Leider vergeben wir sehr oft das Attribut weise, halten uns aber keineswegs an das vom Weisen Gesagte. Wie Weise ist also der, der Weisheit beisitzt, jedoch nicht in der Lage ist diese Weisheit anderen so zugängig zu machen, daß diese nach dieser Weisheit leben? Ist Weisheit, die mit derartiger Bescheidenheit verbunden ist, nicht auch gepaart mit einer Form der Gelichgültigkeit, der Distanz und des Versagens?

Dazu gedanken von Laotse, es ist sehr schön gedacht:
"der weise vermag es, durch seine
reinheit und ruhe alle dinge der welt
ins gleichmaß zu bringen.


Also das wort bescheidenheit in verbindung zu weisheit ist nicht gleich
gleichgültigkeit, distanz oder versagen!

LGMFrankie

..... weisheit kann es nur sein
wenn sie vom herzen kommt...
 
Nettes Thema :)
Weisheit ist aus dem Begriff 'Wissen' abzuleiten. Wissen wiederum ergibt sich aus lernen. Aber wann wissen wir das das gelernte richtig ist? Oder wir es richtig interpretieren?
Von daher muß m.M.n. jeder seine Weisheit bei sich selber finden müssen, was wiederum unmöglich ist.
Wie oft bilden wir uns eine Meinung, die dann für uns in diesem Moment richtig ist - aber in einem halben Jahr denken wir anders darüber weil wir in der Zwischenzeit weitere Erfahrungen gesammelt haben.
Zudem kommt noch, selbst wenn man das Wissen hat, sind wir als Mensch doch emotional gesteuert. Wie oft handeln wir anders als es unserem Wissen entspricht.

Ergibt sich die Frage, ist Weisheit überhaupt existent???

LG
Phoenix
 
Ergibt sich die Frage, ist Weisheit überhaupt existent???
Dazu aus meinem studentischen Fundus:

... Dem Begriff der Weisheit (griech. sophia) kommt in der Philosophie eine zentrale Bedeutung bei; gilt der Philosoph, der Bedeutung des Wortes nach, doch als ein Freund der Weisheit und warum sollte dessen (mitunter zelebrierte) Selbstverliebtheit nicht auch etwas Erotisierendes abzugewinnen sein? - Auf diese ursprüngliche Bedeutung des Begriffs stützt sich die Annahme Heraklits, dass die weisheitsliebenden Männer „vieles“ wissen müssen (vgl. Speer, Andreas; 2004 : 371- 398). Platon hingegen, mit Blick auf dessen Lehrer Sokrates, der die Selbsterkenntnis in den Mittelpunkt seiner Weisheitslehre rückt, nimmt eine eher kritische Position gegenüber der Weisheit ein, indem dieser sagt, dass die Weisheit des Philosophen in der Selbstreflexion seiner bewussten Unwissenheit liegt (vgl. Grassi, Ernesto; 1964 :14). Platon ordnet zudem dem Wissen etwas Göttliches bei; und dieser positioniert den Philosophen, als Freund der Weisheit, deshalb zwischen den Göttern einerseits und den Unverständigen andererseits. Aristoteles bestimmt Weisheit als das allen anderen Wissenschaften übergeordnete und gebietende Wissen; welches bloß um seiner selbst willen gesucht wird und für den Menschen daher schwer zu erkennen bleibt. Weisheit ist für Aristoteles im zweifachen Sinne göttlich; einerseits, da dessen Ursprung göttlich sei und andererseits, weil es etwas ist, was Gott am meisten besitz. – Ähnliche Begriffsbestimmungen findet man bei Seneca und Cicero, die der Weisheit das Wissen von den menschlichen und göttlichen Dingen zueignen. Montaigne hebt besonders den Nutzen der Weisheit hervor, indem er sagt, dass Weisheit, mit dessen Verkettung zur Klugheit hin, dem Weisen nützen müsse. Auch Epikur und Marc Aurel betonen die Auswirkungen der Weisheit auf das Leben desjenigen, der sie besitzt. Aurel betont in diesem Zusammenhang besonders die Zuweisung der Vernunft und auch Proklos schreibt der Vernunft einen hohen Stellenwert zu, indem er diese in Bezug zum Göttlichen setzt und sagt, dass das religiöse Erleben des Weisen als gesteigertes Erleben des eigenen Vernunftvermögens erfahren wird. – Averroes hebt Weisheit (hikma) auf dieselbe Wahrheitsstufe. Philosophie und Religion stünden nicht im Widerspruch zueinander, denn mögliche Widersprüche ließen sich durch die richtige Interpretation auflösen. Auch Moses Maimonides sieht keinen Widerspruch zwischen Religion und Philosophie, denn er nennt denjenigen einen Weisen, der sowohl die Gesetze aus der Überlieferung kennt, als diese auch durch seine Vernunft darlegen und durch einen guten Lebenswandel bezeugen kann. Bei Marsilio Ficino verschmelzen die Begriffe Philosophie und Religion nahezu, wenn er sagt: „Wenn nämlich die Philosophie [...] von allen als Liebe zur Wahrheit und Weisheit definiert wird, Gott aber die Wahrheit und Weisheit selbst ist, so folgt daraus, dass die rechte Philosophie nichts anderes ist als die wahre Religion.“ – Mit Blick auf Augustinus nennt Francesco Petrarca den wahren Philosophen einen Liebhaber Gottes, dessen Weisheitsdienst sich in tätiger Demut zeige. Auch Cardano lässt sich hierzu ähnlich ein. Dieser betrachtet die Weisheit als eine moralische Tugend. Und auch Pierre Charron sieht Weisheit nicht als ein spekulatives Etwas an, sondern als eine auf menschliche Weise erworbene Vollkommenheit und Formung des ganzen Menschen. - Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass Weisheit in der Philosophiegeschichte nicht als enorme Ansammlung von theoretischem Wissen verstanden wird, sondern als eine Charaktertugend, die sich auf Vernunftbegabung und Selbsterkenntnis stützt und in einem engen Verhältnis zum Göttlichen steht (s. Speer, Andreas; 2004)...​

 
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Es gibt auch noch Weisheit nach buddhistischer Definition
Der Pâli-Terminus paññâ (im Sanskrit: prajñâ) hat einen zentralen Stellenwert im Dhamma der buddhistischen Wahrheitslehre. Paññâ heißt Weisheit, die spezifisch eine unmittelbar erfahrene, intuitive Weisheit bezeichnet. Sie basiert auf der Erkenntnis der drei universellen Tatsachen von annica (Vergänglichkeit), dukkha (Unvollkommenheit) und anattâ (Substanzlosigkeit).

Drei Arten der Weisheit gibt es: Durch Lesen und Hören übernommene Weisheit (suta-mayâ-paññâ), durch eigenes reflektierendes Denken erworbene Weisheit (cintâ-mayâ-paññâ) und auf Geistesläuterung beruhende Weisheit (bhâvanâ-mayâ-paññâ).

Erst die zuletzt genannte ist die wahre und absolute Weisheit.

Was mir spontan dazu einfällt:
Weisheit ist die Kunst der Diplomatie zu beherrschen.
Keine sinnlosen Kämpfe zu kämpfen.

TM, die Weisheit -egal wie man sie definiert - für erstrebenswert hält
 
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