AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?
Hallo PhilippP,
danke für deine lange und ausführliche Antwort.
Nachdem was du so geschieben hast kommen mir doch Zweifel ob ein Philosophie-Studium das richtige für mich ist.
Ich finde Philosophie grundsätzlich sehr interessant und lehrreich, allerdings kann ich mir nicht wirklich vorstellen mich 8 Semester lang durch, wie du sagest "staubtrockene Lektüre" zu kämpfen.
Das einzige was für mich -möglicherweise- in Frage kommen würde ist der Studiengang BWL-Philo, wobei diese Idee zur Zeit schwer am schwanken ist. Wahrscheinlich werde ich doch etwas anderes studieren; bei so vielen Studiengängen finde ich bestimmt was
Viele Grüße
Emi
Hallo Emi,
wenn Du ein geisteswissenschaftliches Studium wählst, dann wird die Haupttätigkeit immer die Textarbeit sein, das dürfte auf der Hand liegen.
Und diese Arbeit muss nicht zwangsläufig "staubtrocken" sein, ich wollte mich diesbezüglich nicht zu negativ ausdrücken. Letztlich liegt es an Dir und Deiner persönlichen Einstellung. Es gibt genügend Menschen, die genau das lieben: sich mit der Vielfalt an Texten und darin zum Ausdruck kommenden Ansichten zu beschäftigen, diese zu sammeln und zu vergleichen und somit zu pflegen. Nicht zuletzt kann es durchaus reizvoll sein, den großen Autoritäten (Klassikern) nachzuforschen.
Die Abbrecherquote liegt in der Philosophie bei um die 80% und das hat seine guten Gründe. Ich vermute, dass viele Menschen irgendwie hoffen, dass sie im Philosophiestudium Antworten auf Sinnfragen finden; das Gegenteil trifft jedoch eher zu: man muss darauf gefasst sein, dass man dermaßen mit Ansichten zugeschüttet wird, dass man nichtmehr weiß, ob sowas wie 'Sinn' überhaupt sinnvoll sein kann. Das heißt: ein Philosophiestudent sollte eine gewisse intellektuelle Stabilität mitbringen.
Und zuletzt noch: es ist eben schwer, das, was Philosophie meint (die Liebe zur Weisheit und damit zum freien Spiel der Denkmöglichkeiten), in institutionell manifestierter Form zu betreiben. Hier lohnt es nicht, auf dieses Treiben zu schimpfen, da es kaum gangbare Alternativen gibt. Wo Menschen zusammenkommen, da bilden sich wohl notwendig solche Strukturen, die sich gerade wieder gegen dieses 'freie' Denken richten: hierarchische Gliederungen, in denen nur die obersten Glieder die Art und Weise bestimmen, wie und über was gedacht werden soll.
Kann man hiergegen etwas tun? Nun, man kann zusehen, dass man selbstbewusst diese Hürden übersteigt und dann einst in jene Bereiche vorstößt, die einem das eigene Denken auch in diesem institutionellen Rahmen (und womöglich gar gestützt von diesem) ermöglichen.
Insofern stellt sich die Schlüsselfrage: möchte man sich auf jene sozialen Denksphären voll und ganz einlassen, oder zieht man es lieber vor, das Denken fürs sich selbst zu pflegen. Vielleicht ist es nicht das Schlechteste, wenn man das Denken nicht mit dem institutionellen und damit zugleich auch existentiellen Lebensbereich vermengt.
Diese Problematik sollte man sich zumindest gut überlegen.
Es grüßt,
Philipp