Da ich wieder in Vaihinger geblättert habe und er selten erwähnt wird, nehme ich es mal als Anlass meine Amazon-Rezension zu ihm hier reinzustellen.
Sie bezog sich auf jene Buchversion (http://www.amazon.de/Hans-Vaihinger-Die-Philosophie-Als/dp/3836408120/ref=cm_cr-mr-title)
Allerdings gibt es im Internet eine legale PDF Datei, so dass man das Werk nicht kaufen muss.
Vielleicht bietet sich ja der Thread an, damit ihre auf eure vergessenen oder allzu oft übersehenen Philosophen verweist. Denn gerade auf diesen vermeintlichen Seitenpfaden, kann man oft den größten Gewinn ziehen. Ich werd später vielleicht noch ein, zwei Personen nennen. Erstmal ist Vaihinger dran:
Lesenswert - Bedenkenswert - kurz: Ein wertvolles Buch
Ich möchte gerne meine Leseerfahrung von „Die Philosophie des Als Ob“ wiedergeben. Zuvor eine Anmerkung zu dieser Ausgabe. Wie der andere Rezensent bereits berichtete handelt es sich hierbei nur um einen Reprint einer älteren Meiner Ausgabe aus den 1920ern Jahren. Ich glaube nicht einmal die letztmöglich verfügbare, den die Gratis PDF Version die im Internet abrufbar ist (siehe Wikipedia) ist glaube ich eine „neuere Version“ (Ich meine auch aus den 20ern, aber eben noch ein, zwei Ausgaben später mit ein paar Fehlerkorrekturen laut Vorwortangaben). Sorry, wenn das bis hierhin ungenau ist, ich schreibe aus den Kopf und mein Hauptschwerpunktliegt nun nicht darauf anzugeben ob es die 5. Auflage im Jahr 1920 ist oder die 7. Im Jahr 1922. Das nimmt sich alles nicht viel. Darum werde ich auch 5 Sterne für dieses Buch verteilen. Denn leider lesen sich viele die Rezensionen nicht durch und denken sonst das Buch ist fürchterlich. Ja, diese Edition ist schlecht. 89 Euro für eine Reprint Version die aussieht als hätte sie mal eben jemand schnell abkopiert, mit lauter Druckerschwärze, ist schon unverschämt für ein Buch dieser Klasse. Da ich mich aber grundsätzlich lieber am Inhalt aufhalte, werde ich diesen Punkt im Folgenden ausblenden. Diese Buchausgabe würde ich nicht kaufen, aber ausleihen ist in Ordnung. Oder eben die Internet PDF Datei lesen. Wichtiger ist: Das Buch an sich hat etwas mitzuteilen. Ich finde es interessant, dass dieses Buch so unter geht. Wie kann es sein, dass solch ein Buch seit den 1930ern keine neue Auflage erlebt hat? Sogar im Englischen liegen neuere Auflagen vor.
Worum geht’s? Hans Vaihinger zeigt in einer beeindruckenden Detaildichte (790 Seiten ohne Vorworte) an, dass dem Denken keine primäre Erkenntnisfunktion zukommt, sondern wenn überhaupt Erkenntnis nebenbei abfällt. Weiterhin verweist er auf die Zweckdienlichkeit von Fiktionen. Und viele Begriffe die im Alltag als sicher angenommen werden sind nichts anderes als Fiktionen. Für ihn sind sie dennoch legitim, da sie einen praktischen Nutzen haben. Sie sind legitim solange nicht vergessen wird, dass sie Fiktion sind und keine vorliegende Wirklichkeit. Das wirkt nun sehr simpel, aber wenn man aufmerksam liest wird man sehen wie weitreichend dieser Gedankengang ist, wie sehr er das Denken der Menschen bestimmt. Auf den ersten 400 Seiten steht alles entscheidende schon niedergeschrieben, darunter sind sehr spannende Gedankengänge. Da Vaihinger das Prinzip des Als Ob verdeutlichen möchte (Eine Fiktion so zu behandeln als wenn sie wahr wäre, da dies mitunter einen großen Nutzen erfüllt), wird dieser Sachverhalt aus verschiedenen Blickrichtungen angegangen (Philosophie, Wissenschaft, Mathematik, Religion usw.). Das könnte den Eindruck erwecken er wiederholt sich. Aber dem ist nicht so. Ich glaube, dieses Eindringen in zahlreiche Belegversuche hat seine Berechtigung. Dadurch wird seine Ausgangsfragestellung und wie weitreichen sie ist viel klarer. Denn er fragt sich wie es dem Denken möglich ist, trotz falscher Denkannahmen dennoch zu „richtigen“ Resultaten zu kommen.
Ich muss sagen, dafür, dass das Buch in den 1870ern geschrieben wurde liest es sich sehr leicht verständlich und aktuell. Was daran liegt, dass das Thema nach wie vor aktuell ist und solange aktuell bleiben wird, solange sich der Mensch der Begriffe bedient.
Vaihinger ist ein guter Kenner von Kant und kann dem viel fruchtbares entnehmen, besonders seine Anhänge zum Buch lesen sich sehr ergiebig (Die ersten 3/4 des Buches wurden in den 1870er geschrieben, zur Erscheinung des Buches in den 1910er hat er noch einmal ca. 150 Seiten Anhang hinzugefügt (hierbei nimmt er besonders Bezug auf Kant und auch auf Nietzsche). In einer anderen Amazon-Rezension zu einem Buch von Nassehi stand sinngemäß einmal der Satz, dass dieses Buch (das von Nassehi) ein ganzes soziologisches Studium ersetze, sofern es nicht ein soziologisches Studium voraussetzen würde. Ähnlich verhält es sich hier, der in Philosophie etwas vorgebildete Leser wird leicht in das Buch einsteigen können und es merken, dass hier philosophische Kernthemen bearbeitet werden, das Buch ersetzt wirklich fast (ich sage fast) ein philosophisches Studium. Setzt es aber gleichzeitig voraus (Ich meine damit nicht Uni-Studium). Ich kann das Buch nun nicht ohne meine Vorkenntnisse lesen, denke aber, dass auch unerfahrene Leser mit dem Buch etwas anfangen können. Aber diese werden kaum darauf stoßen, weil nur selten darauf verwiesen wird. Ich finde es bei der Lesung der 19. Jahrhundert oder gar 18. Jahrhundert Texte (Kant, Schopenhauer, Nietzsche oder eben Vaihinger) immer wieder faszinierend wie viel näher diese Menschen am Denken dran waren als die sogenannten Philosophen des 21. Jahrhunderts. Als würde die Zeit rückwärts laufen.
Bei diesem Buch kam ich mit den Anstreichungen kaum hinterher, viele interessante Vertiefungen oder Erweiterungen des Gedankenganges taten sich auf jeder weiteren Seite auf. Ich werde das Buch zu einem späteren Zeitpunkt sicherlich noch einmal erneut lesen, das Thema ist einfach zu entscheidend und wird heutzutage zu selten beachtet. Aber es ist ja nicht selten so, dass Philosophen ins Nichts hineinschreiben, entweder weil sie keiner liest oder sie gelesen aber nicht gelebt werden. So vermehren sich weiterhin brav die Menschenweltirrümer und immer wieder muss erneut auf die Fehlannahmen dieser Denkweisen verwiesen werden – ergebnislos.
Wie dem auch sei, wer wirklich philosophisch unterwegs ist, wird dieses Buch sehr zu schätzen wissen. Es kommt bescheiden daher, bietet jedoch Inhaltich eine enorme Fleißarbeit an Belegliteratur und eigene spannende Gedankengänge an. Eine gute Mischung. Was ich an dem Buch schätze ist, dass Vaihinger es nicht auf Wirkung ankommt, sondern auf das Thema. Er präsentiert es absolut sachlich ohne Geschrei. Er will weder die Welt revolutionieren, noch darauf verweisen, was für ein schlauer Typ er doch ist (Ein Problem mancher Anti-Philosophen). Aber ein denkender Mensch ist er allemal und ich bin froh dieses Buch gelesen zu haben. Schlechte Buchausgabe hin oder her. Auf den Inhalt kommt es an und der ist lesenswert, und noch wichtiger: bedenkenswert.
Bitte nimmt meine Rezension nicht als Indiz dafür wie das Buch ist. Ich hab seitenlange Gedankenauszüge zu dem Text für mich verfasst, weil sie lohnend sind. Aber bei kurzen Internetrezensionen ist es mir nicht so wichtig das Buch inhaltlich auseinanderzunehmen, sondern eher andere dazu anregen, es für sich selber zu lesen. Das ist immer gewinnbringender. Wenn ich nun sage dies und das beinhaltet das Buch ist das immer verkürzt. Wer das Buch aufgrund dessen dann nicht liest hat einiges verpasst.
Sie bezog sich auf jene Buchversion (http://www.amazon.de/Hans-Vaihinger-Die-Philosophie-Als/dp/3836408120/ref=cm_cr-mr-title)
Allerdings gibt es im Internet eine legale PDF Datei, so dass man das Werk nicht kaufen muss.
Vielleicht bietet sich ja der Thread an, damit ihre auf eure vergessenen oder allzu oft übersehenen Philosophen verweist. Denn gerade auf diesen vermeintlichen Seitenpfaden, kann man oft den größten Gewinn ziehen. Ich werd später vielleicht noch ein, zwei Personen nennen. Erstmal ist Vaihinger dran:
Lesenswert - Bedenkenswert - kurz: Ein wertvolles Buch
Ich möchte gerne meine Leseerfahrung von „Die Philosophie des Als Ob“ wiedergeben. Zuvor eine Anmerkung zu dieser Ausgabe. Wie der andere Rezensent bereits berichtete handelt es sich hierbei nur um einen Reprint einer älteren Meiner Ausgabe aus den 1920ern Jahren. Ich glaube nicht einmal die letztmöglich verfügbare, den die Gratis PDF Version die im Internet abrufbar ist (siehe Wikipedia) ist glaube ich eine „neuere Version“ (Ich meine auch aus den 20ern, aber eben noch ein, zwei Ausgaben später mit ein paar Fehlerkorrekturen laut Vorwortangaben). Sorry, wenn das bis hierhin ungenau ist, ich schreibe aus den Kopf und mein Hauptschwerpunktliegt nun nicht darauf anzugeben ob es die 5. Auflage im Jahr 1920 ist oder die 7. Im Jahr 1922. Das nimmt sich alles nicht viel. Darum werde ich auch 5 Sterne für dieses Buch verteilen. Denn leider lesen sich viele die Rezensionen nicht durch und denken sonst das Buch ist fürchterlich. Ja, diese Edition ist schlecht. 89 Euro für eine Reprint Version die aussieht als hätte sie mal eben jemand schnell abkopiert, mit lauter Druckerschwärze, ist schon unverschämt für ein Buch dieser Klasse. Da ich mich aber grundsätzlich lieber am Inhalt aufhalte, werde ich diesen Punkt im Folgenden ausblenden. Diese Buchausgabe würde ich nicht kaufen, aber ausleihen ist in Ordnung. Oder eben die Internet PDF Datei lesen. Wichtiger ist: Das Buch an sich hat etwas mitzuteilen. Ich finde es interessant, dass dieses Buch so unter geht. Wie kann es sein, dass solch ein Buch seit den 1930ern keine neue Auflage erlebt hat? Sogar im Englischen liegen neuere Auflagen vor.
Worum geht’s? Hans Vaihinger zeigt in einer beeindruckenden Detaildichte (790 Seiten ohne Vorworte) an, dass dem Denken keine primäre Erkenntnisfunktion zukommt, sondern wenn überhaupt Erkenntnis nebenbei abfällt. Weiterhin verweist er auf die Zweckdienlichkeit von Fiktionen. Und viele Begriffe die im Alltag als sicher angenommen werden sind nichts anderes als Fiktionen. Für ihn sind sie dennoch legitim, da sie einen praktischen Nutzen haben. Sie sind legitim solange nicht vergessen wird, dass sie Fiktion sind und keine vorliegende Wirklichkeit. Das wirkt nun sehr simpel, aber wenn man aufmerksam liest wird man sehen wie weitreichend dieser Gedankengang ist, wie sehr er das Denken der Menschen bestimmt. Auf den ersten 400 Seiten steht alles entscheidende schon niedergeschrieben, darunter sind sehr spannende Gedankengänge. Da Vaihinger das Prinzip des Als Ob verdeutlichen möchte (Eine Fiktion so zu behandeln als wenn sie wahr wäre, da dies mitunter einen großen Nutzen erfüllt), wird dieser Sachverhalt aus verschiedenen Blickrichtungen angegangen (Philosophie, Wissenschaft, Mathematik, Religion usw.). Das könnte den Eindruck erwecken er wiederholt sich. Aber dem ist nicht so. Ich glaube, dieses Eindringen in zahlreiche Belegversuche hat seine Berechtigung. Dadurch wird seine Ausgangsfragestellung und wie weitreichen sie ist viel klarer. Denn er fragt sich wie es dem Denken möglich ist, trotz falscher Denkannahmen dennoch zu „richtigen“ Resultaten zu kommen.
Ich muss sagen, dafür, dass das Buch in den 1870ern geschrieben wurde liest es sich sehr leicht verständlich und aktuell. Was daran liegt, dass das Thema nach wie vor aktuell ist und solange aktuell bleiben wird, solange sich der Mensch der Begriffe bedient.
Vaihinger ist ein guter Kenner von Kant und kann dem viel fruchtbares entnehmen, besonders seine Anhänge zum Buch lesen sich sehr ergiebig (Die ersten 3/4 des Buches wurden in den 1870er geschrieben, zur Erscheinung des Buches in den 1910er hat er noch einmal ca. 150 Seiten Anhang hinzugefügt (hierbei nimmt er besonders Bezug auf Kant und auch auf Nietzsche). In einer anderen Amazon-Rezension zu einem Buch von Nassehi stand sinngemäß einmal der Satz, dass dieses Buch (das von Nassehi) ein ganzes soziologisches Studium ersetze, sofern es nicht ein soziologisches Studium voraussetzen würde. Ähnlich verhält es sich hier, der in Philosophie etwas vorgebildete Leser wird leicht in das Buch einsteigen können und es merken, dass hier philosophische Kernthemen bearbeitet werden, das Buch ersetzt wirklich fast (ich sage fast) ein philosophisches Studium. Setzt es aber gleichzeitig voraus (Ich meine damit nicht Uni-Studium). Ich kann das Buch nun nicht ohne meine Vorkenntnisse lesen, denke aber, dass auch unerfahrene Leser mit dem Buch etwas anfangen können. Aber diese werden kaum darauf stoßen, weil nur selten darauf verwiesen wird. Ich finde es bei der Lesung der 19. Jahrhundert oder gar 18. Jahrhundert Texte (Kant, Schopenhauer, Nietzsche oder eben Vaihinger) immer wieder faszinierend wie viel näher diese Menschen am Denken dran waren als die sogenannten Philosophen des 21. Jahrhunderts. Als würde die Zeit rückwärts laufen.
Bei diesem Buch kam ich mit den Anstreichungen kaum hinterher, viele interessante Vertiefungen oder Erweiterungen des Gedankenganges taten sich auf jeder weiteren Seite auf. Ich werde das Buch zu einem späteren Zeitpunkt sicherlich noch einmal erneut lesen, das Thema ist einfach zu entscheidend und wird heutzutage zu selten beachtet. Aber es ist ja nicht selten so, dass Philosophen ins Nichts hineinschreiben, entweder weil sie keiner liest oder sie gelesen aber nicht gelebt werden. So vermehren sich weiterhin brav die Menschenweltirrümer und immer wieder muss erneut auf die Fehlannahmen dieser Denkweisen verwiesen werden – ergebnislos.
Wie dem auch sei, wer wirklich philosophisch unterwegs ist, wird dieses Buch sehr zu schätzen wissen. Es kommt bescheiden daher, bietet jedoch Inhaltich eine enorme Fleißarbeit an Belegliteratur und eigene spannende Gedankengänge an. Eine gute Mischung. Was ich an dem Buch schätze ist, dass Vaihinger es nicht auf Wirkung ankommt, sondern auf das Thema. Er präsentiert es absolut sachlich ohne Geschrei. Er will weder die Welt revolutionieren, noch darauf verweisen, was für ein schlauer Typ er doch ist (Ein Problem mancher Anti-Philosophen). Aber ein denkender Mensch ist er allemal und ich bin froh dieses Buch gelesen zu haben. Schlechte Buchausgabe hin oder her. Auf den Inhalt kommt es an und der ist lesenswert, und noch wichtiger: bedenkenswert.
Bitte nimmt meine Rezension nicht als Indiz dafür wie das Buch ist. Ich hab seitenlange Gedankenauszüge zu dem Text für mich verfasst, weil sie lohnend sind. Aber bei kurzen Internetrezensionen ist es mir nicht so wichtig das Buch inhaltlich auseinanderzunehmen, sondern eher andere dazu anregen, es für sich selber zu lesen. Das ist immer gewinnbringender. Wenn ich nun sage dies und das beinhaltet das Buch ist das immer verkürzt. Wer das Buch aufgrund dessen dann nicht liest hat einiges verpasst.