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Die Beraterflut

AW: Die Beraterflut

In einer Solidargemeinschaft sollte es möglich sein, dass die Menschen mit etwas mehr Durchblick ihre Mitmenschen vor offensichtlicher Ausbeutung effektiver schützen können.

Genau so sollte es sein, Philipp!

Und wenn ich noch einmal etwas zum großen
Thema "Berater" beitragen müsste, würde ich
mich besonders damit beschäftigen. - Aber
mich rufen andere Arbeiten, die ich kaum noch
alle bewältigen kann.

Also ran, junger Mann!

Gruß
Reinhard70
 
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AW: Die Beraterflut

Glaubst du das wirklich? Dass ein Lebensberater, welcher Art auch immer, weiß, was jemandem, der sein Bild von sich selbst verloren hat, hilft es wiederzufinden?

Hallo lilith

mir hats geholfen. Ich war sehr froh, endlich mal eine Person zu finden, die mir so ein paar Hinweise in bezug auf mich selbst geben konnte.


Das sehe ich keineswegs so. Es ist meistens nichts anderes als eine Krücke, die diesen orientierungslosen Wesen aufgedrängt wird.

Was würdest du denn vorschlagen im Fall der Orientierungslosigkeit? Die allermeisten dürften sich in einer solchen Situation ja nicht besonders gut fühlen, sondern wünschen sich Orientierung. Doch woher, wenn nicht von andern Menschen, und eben auch Menschen, die man dafür bezahlt?



Oft geben sie sich damit ja zufrieden, wenigstens wieder zu funktionieren. Sie fühlen sich ja sonst komplett ausgeschlossen aus dem sozialen Gefüge.

Diese Gefahr besteht durchaus auch, wenn man sich an "offizielle" Stellen wendet, wie zB Ärzte, Psychiater, staatlich finanzierte Sozialarbeiter, etc.


Ich fände es sinnvoller, wenn dieser Wahn gar nicht erst entstehen würde, einen andern zu etwas bringen zu müssen, weil jemand glaubt, so wäre es richtig!

Dafür bin ich auch nicht zu haben. Aber es gibt mehr als genug Menschen, die selbst etwas verändern wollen und dabei Unterstützung suchen. Ich mein, wenn ich meine Frisur verändern will, ist es auch ganz selbstverständlich, dass ich den Coiffeur bezahle... warum sollte es anders sein, wenn ich meine Einstellung verändern will, oder mein Potenzial vollständiger entdecken will?



Aber ich kann es verstehen, dass die Branche der Psychotherapeuten, Lebensberater etc. und deren SchmalspurkollegInnen (was die Ausbildung betrifft) auch eine Existenzberechtigung hat und natürlich auch behalten will.

Natürlich haben sie eine Existenzberechtigung - und es ist offensichtlich auch eine Nachfrage da. Und ich halte längst nicht alle Leute für naiv oder blöd, die ein solches Angebot in Anspruch nehmen.

grüsse, barbara

PS @ Kathi: :ola:
 
AW: Die Beraterflut

Barbara.
In deinen Worten setzt du einiges voraus, ich weiß nicht genau, woher du das nimmst, dann leitest du aber davon ab. Ich kucke gern manchmal hinter solche feststehenden Formeln. Kompetenz, Ehrgeiz, Entwicklung, Orientierungslosigkeit, Motiv. Das alles ist mir möglicherweise weit weniger klar als dir. Wenn ich in einen Salat immer Essig, Öl, Knobi, Pfeffer, Zucker und Dill reinkrümel, kommt mehr oder weniger immer das selbe raus. Ich wundere mich, warum wir uns wundern, dass Kinder dann nach Dill schmecken, orientierungslos sind.

Reinhard fragte, was ich mit Gedankenwerk meine.
Ich meine beispielsweise dich, wenn du auf jeden Satz und jede Frage eine Antwort hast. Alles was du liest, findet irgendwo seinen Platz und so ist alles im Lot. So ähnlich verhält es sich, wenn ich mit meinen Christenfrenden rede. Das ist genau das, was ich meine mit dem Betäuben der Unsicherheit. Und am Ende gibst du wie du sagst Religionsunterricht und ich sehe dich darin genau diese Antworten
weiter-geben.

Dabei liegt doch gerade darin, das ich nicht auf alles eine Antwort habe, der Reiz, den das Leben füllen, selber beantworten könnte.

Wie schwer es Lehrenden fällt, Dogmen loszulassen, worunter nicht nur fachliche sondern auch ihr Machtanspruch fallen, merkt man z.B. daran, seit vieviel Jahrzehnten in D. das „Bildungssystem reformiert“ werden soll. Es ist praktisch unmöglich.

Viele Grüße
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Die Beraterflut

Hallo Bernd

mit meinen gut dreissig Jahren Erdenleben hatte ich schon reichlich Gelegenheit, mir allerlei Dinge anzueignen und anzulesen und darüber nachzudenken. Ich könnte kaum von jedem einzelnen genau sagen, woher es kommt. Aber wir können uns gerne über Konkretes unterhalten.

Doch auch in der Küche gibts Dogmen - zum Beispiel, dass zu einer guten Salatsauce etwas Fettiges, etwas Saures und dann noch Würziges gehört.

Doch mit dem Beliebigkeitsdogma "alles ist irgendwie richtig und nichts ist richtig falsch", da kommt auch nix Brauchbares dabei raus, ausser einer vermantschten Sauce, die mit etwas Glück noch knapp essbar ist, aber sicher kein Genuss.

Dass Menschen heute orientierungslos sind, ist allerdings nicht verwunderlich. Dass es einige gibt, die in solchen Situationen Hilfe beanspruchen, auch nicht. Und es ist ja nichts Schlechtes, sich helfen zu lassen, wenn man selbst nicht weiter kommt.

grüsse, barbara
 
AW: Die Beraterflut

Hallo Barbara!

Nur möchte ich die Spiritualität von der Beratung ausnehmen.
Lebensberater gibt es ausgebildete, dagegen habe ich nichts einzuwenden.

Wer brennt vor mystischem Verlangen, braucht keine Beratung,
Die Unio Mystica findet man nicht auf den gelben Seiten.
Genug esoterischen Schmonzes schon.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
über die unio mystica:

Raphael schrieb:
Hallo Barbara!

Nur möchte ich die Spiritualität von der Beratung ausnehmen.
Lebensberater gibt es ausgebildete, dagegen habe ich nichts einzuwenden.

Wer brennt vor mystischem Verlangen, braucht keine Beratung,
Die Unio Mystica findet man nicht auf den gelben Seiten.
Genug esoterischen Schmonzes schon.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
lieber raphael,
lass mich an dein obiges post meine gedanken zur unio mystica anhängen.


ich sehe das so:
unio mystica ist in allen begegnungen und zu jeder zeit möglich... wenn beide seiten dazu bereit sind.​
zum beispiel in der schule zwischen schüler und lehrer;
im autobus zwischen zwei freundinnen, die sich innigst unterhalten;
im internet zwischen zwei menschen, die sich zueinander öffnen; und
im beratungszimmer zwischen berater und klient, wenn vertrauen da ist.

natürlich findet sie nicht so häufig statt...
doch ich glaube, weitaus öfter als allgemein angenommen...nur wird sie von wenigen menschen auch als solche wahrgenommen und benannt...außer in der größten verliebtheits-phase. *schmunzel*

doch gerade in beratenden berufen, wäre sie sehr wichtig...die unio mystica.
denn da geht´s darum, dass für einen menschen mit hilfe eines anderen eine neue möglichkeit der entfaltung gefunden wird....und zwar GEMEINSAM.


ich finde, gerade hier - wo sich jemand öffnet, um um hilfe einzukommen, ist spiritualität gefragt - also die fähigkeit zur unio mystica.
und so wird hier auch spiritualität angeboten...aber, ob sie tatsächlich "echt" ist...sprich zur unio mystica führt, das mag gerne hinterfragt sein.

da geb ich auch jedem zweifel von bernd recht.
so lange nämlich seine fragen und zweifel im bezug auf sein gegenüber und die beabsichtigte tätigkeit nicht ausgeräumt werden können, so lange wird auch kein vertrauen in ihm entstehen.

und gerade das ist aus meiner sicht auch richtig so.
denn es geht ja in erster linie darum, dass zuerst einmal den eigenen gefühlen vertraut wird....und nicht irgend einem gerede von dahergelaufenen rednern.

fehlt das vertrauen, dann passt´s (= die beratungssituation - oder der berater) eben nicht für den fragesteller...und wenn´s nicht passt, dann wird´s auch nix...mit dieser mystischen union.

doch dies wiederum sagt ja gar nix aus über andere menschen, für die die verbindung zu dem menschen, der ihnen beratend entgegenkommt, schon passt.
die unio mystica ist eine individuelle begegnung zwischen zwei (oder mehr) menschen. die, die sie miteinander haben, spüren sie.
die anderen nicht.

...und gerade das lässt die anderen danach suchen...

...und daran ist ja im grunde auch wieder nix schlimmes.

nur dass die, welche schon gefunden haben, jene, welche noch suchen, auch gerne an ihrem glück teilhaben lassen wollen.
und dass sich manche der suchenden davon aber überfordert fühlen ....und dies löst dann berechtigterweise den großen widerstand gegen diese "zwangsbeglückungen" aus.

das verstehe ich mittlerweile sehr gut.

und - was mich angeht - so hab ich gelernt, von meinem "helfer- und zwangsbeglücker-syndrom" zu lassen...auch wenn´s mir nicht immer leicht fiel.
zu stark saß dieses muster in meinen genen.

doch gerade das helfersyndrom steht der unio mystica total entgegen.
das muss mensch wissen, finde ich.

liebe grüße
:kugel: kathi
 
AW: Die Beraterflut

Hallo Bernd

mit meinen gut dreissig Jahren Erdenleben hatte ich schon reichlich Gelegenheit, mir allerlei Dinge anzueignen und anzulesen und darüber nachzudenken. Ich könnte kaum von jedem einzelnen genau sagen, woher es kommt. Aber wir können uns gerne über Konkretes unterhalten.

Doch auch in der Küche gibts Dogmen - zum Beispiel, dass zu einer guten Salatsauce etwas Fettiges, etwas Saures und dann noch Würziges gehört.

Doch mit dem Beliebigkeitsdogma "alles ist irgendwie richtig und nichts ist richtig falsch", da kommt auch nix Brauchbares dabei raus, ausser einer vermantschten Sauce, die mit etwas Glück noch knapp essbar ist, aber sicher kein Genuss.




Hi Barbara!
Dieser Beitrag von dir erinnert mich an die Zeit, als meine Kinder klein waren und ich mich stark wie ein Löwe fühlte und meinte, der Welt "einen Haxn ausreißen" zu können. Ich wusste einfach über alles Bescheid, war an allem, was um mich geschah, äußerst interessiert und vor allem, es gab keine einzige Frage, auf die ich nicht die richtige Antwort finden konnte. Ja, das war ein sehr gutes Gefühl, so selbstsicher durchs Leben zu schreiten.
Inwischen sind fast dreißig Jahre vergangen und allerlei Erfahrungen haben mir einiges von meinem Allmachts- und Allwissenheitsgefühl abgeräumt.
:schaukel:


Mit der Salatsoße hast du schon mal nicht Recht. Probier einmal aus, wie es schmeckt, wenn du dein "Dogma" nicht zugrunde legst. Du wirst staunen, welche Vielfalt an Geschmäckern möglich ist.

Dass Menschen heute orientierungslos sind, ist allerdings nicht verwunderlich. Dass es einige gibt, die in solchen Situationen Hilfe beanspruchen, auch nicht. Und es ist ja nichts Schlechtes, sich helfen zu lassen, wenn man selbst nicht weiter kommt.

Ich glaube auch nicht, dass es etwas Schlechtes ist, sich helfen zu lassen. Ich kenne es, sich hilflos und verloren zu fühlen und um Hilfe zu rufen. Nur, wirklich helfen kann eigentlich niemand. Es genügt, dass ich wahrgenommen werde, so wie ich bin. Jeder Rat, wie ich aus meinem Elend wieder herauskommen könnte, lädt einem noch ein Problem auf, weil es damit noch schwieriger wird, zum Kern seiner eigenen Individualität zu kommen.

Ich konnte erst dann erkennen, was mich in meinem Innersten bewegt, als ich meine Hilflosigkeit und meine Einsamkeit und die Traurigkeit, die dahintersteckte, ohne Abwehr ansehen und als das annehmen konnte, was jetzt ist und auch sein darf. Als ich nicht mehr um Hilfe schreien wollte, um diese unangenehmen und bedrohlichen Gefühle schnell wieder loszuwerden.
Erst dann, als ich glaubte, in diesem Abgrund sterben zu müssen (so fühlte es sich damals an), konnte ich mir selbst ehrlich begegnen. Das war der Anfang meines Heil-Werdens.

Ich will nicht sagen, dass es nicht Begegnungen gab, die mir Anstöße gegeben hatten und die mir damit auch immer wieder kurzfristig "geholfen" haben. Aber so gehts ja jedem schon in seinem Alltag, bewusst oder unbewusst.

Die "Ratgeber", die sich auch selbst als Ratgeber verstehen und ihre Beratung professionell weitergeben, die haben mir am wenigsten helfen können. Denn die wissen meistens, wie man mit diesem oder jenem (mittlerweile nach Norm diagnostizierten) Problem umzugehen hat. Sie können nichts dafür, sie müssen es so lernen, sogar eine Prüfung ablegen, damit sich jemand, der sich falsch behandelt fühlt, auch rechtlich dagegen wehren kann. Aber da kann eben nichts anderes herauskommen als das, was schon vor-gedacht und vor-gestellt ist. Mit dem, was in mir gefunden und geheilt werden soll, kann das gar nichts zu tun haben.

Das sehe ich jetzt auch bei vielen anderen Menschen, die mit ähnlichen Schwierigkeiten leben müssen.

Es sieht dann vielleicht so aus, als ob man einem orientierungslosen Menschen geholfen hätte, weil er dann wieder weiterlebt und sich halt so recht und schlecht mit den Gegebenheiten arrangiert, aber mehr als dass es jemanden gibt, der einem endlich zuhört, braucht es da meistens gar nicht.

Aber manche Menschen müssen auch jemanden schon fürs Zuhören bezahlen, weil sie keine Freunde haben mit denen sie reden können. Das wird wahrscheinlich auch mit ein Grund für den Beraterboom sein!

:autsch:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Die Beraterflut

gerade das helfersyndrom steht der unio mystica total entgegen.
das muss mensch wissen, finde ich.


Ja, Kathi!

Aber: "... total ..."???

Ich schau mal, ob ich das (begehrte) Buch
Hilflose Helfer
von
Wolfgang Schmidbauer
noch irgendwo finde.

Gruß
von
Reinhard70
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: über die unio mystica:...ergänzung

ERGÄNZUNG:
ich habe oben geschrieben:
unio mystica ist in allen begegnungen und zu jeder zeit möglich... wenn beide seiten dazu bereit sind.​

nun möchte ich aber zum wort „Bereitschaft“, wie ich es hier verwende noch etwas ergänzendes sagen.
ich meine damit die bereitschaft des einzelnen im innen wie im außen. und das heißt, dass sich der mensch sowohl innerlich dazu entschlossen hat, sich dem anderen zu öffnen – als auch dass der zeitpunkt für die öffnung dieses speziellen menschen von den reinen Umständen her passt.
das ist so, wie bei der befruchtung. beide seiten sind innerlich dazu bereit und in extase….aber der eisprung hat noch nicht eingesetzt. erst wenn dieser auch noch da ist, ist die wahre unio mystica…die wahre vereinigung erst möglich.

das will heißen: generell ist die unio mystica jederzeit möglich…..aber en detail muss der richtige Zeitpunkt passen.

und das wiederum heißt: eigentlich gibt´s so gesehen 3 zutaten: der eine – die andere – und der passende zeitpunkt.
(= salat, salatsoße und salatschüssel ;))

dies erklärt für mich auch den umstand, dass ich mit einzelnen menschen schon so etwas wie eine unio mystica erlebte….und zwei jahre danach war nichts mehr davon zu spüren…wie wenn es sie NIE gegeben hätte.
doch das stimmt nicht, denn damals war sie da.

doch die unio mystica ist ein geschehen des AUGENBLICKS.
im nächsten moment kann sie schon wieder vorbei sein.

dann sucht der mensch halt wieder danach….bis zum nächsten passenden moment und dem nächsten passenden partner, mit dem sie möglich wird.

und so weiter und so fort.

…und so wird´s auch niemals fad. :D
 
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AW: über die unio mystica:...ergänzung

[...]
dann sucht der mensch halt wieder danach….bis zum nächsten passenden moment und dem nächsten passenden partner, mit dem sie möglich wird.

und so weiter und so fort.

…und so wird´s auch niemals fad. :D

So lang, bis er drauf kommt, dass er nur in sich selbst das findet, was er bei den andern sucht! :schaukel:
... und sucht .... und sucht!
 
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