AW: wie lebt man?
ich sehe in perfektion keine ödnis, ... ich hätte keine probleme damit, gäbe es das eine ewigkeit.
Ich hätte auch keine damit.
Warum auch sollte langweilen,
was fühlbar beglückt?
Solche Befürchtung klang mir
immer schon arg puristisch intendiert.
das empfinden ist dann auch sehr davon abhängig ob das perfektionsbedürfnis der eigenen lust zur kreation entspringt oder eher fremdbesteht und aus angst entstanden ist...
ich meine das unser empfinden eher differentiell geprägt ist: das was wir wahrnehmen ist primär die änderung unserer emotionalen zustandes und weniger die absolute grösse.... leid, bedürfnisse, glück ,schwermut und deren erfüllungen sind ohne ihren ständigen wechsel schwer zu erfassen..... was zählt ist die tendenz nicht die absolute grösse
ich stimme dir zu EarlGrey, in meiner erfahrung & aufgrund des durchdenkens bin ich zu derselben ansicht gelangt,
der unterschied zählt, der zwischen dem vorher & nachher & damit die tendenz des wechsels
habe ich das empfinden, dass sich die dinge verschlechtern, dann ist dies die falsche tendenz, die richtige im umgekehrten fall
aber diese notwendigkeit des wechsels als die basis für eine tendenz,
ich würde gar sagen, für empfindung, für realisation, für gegenwärtigkeit, für bewusste anwesenheit überhaupt erst,
verglichen & rückgefolgert auf den anfang dieses gedankens hier von
etcetera(ödnis) &
nandu(langweilen),
dass eine fortbestehende perfektion keine ödnis sein & nicht langweilen kann
& dass es besser wäre, wenn sie in die ewigkeit hinein fortbestehen würde
kollidiert mit gerade dieser notwendigkeit zum wechsel
fortbestehen könnte es demnach nur, wenn die dinge spürbar ausschliesslich besser werden würden
aber
ist eine realisation des besser überhaupt möglich, wenn nach generationen von menschen keine praktische kenntnis mehr bestehen würde von dem was schlechter ist, was verschlechterung bedeutet ?
dazu fällt mir ein anime ein, der exakt auf diesem gedanken aufgebaut ist
von Mamoru Oshii - Sky Crawlers
dort wird ein ewiger krieg inszeniert, um den menschen die kenntnis des schlechter begreifbar zu machen, im wachen bewusstsein zu halten
weil diese gesellschaft eine friedliche, eine in ewiger harmonie verharrende ist & so zu bleiben hat
für diesen zweck wird natürlich ein krieg gebraucht & ein starker gegner, der unbesiegbar ist & es werden auch natürlich krieger gebraucht, die sterben müssen, damit die echtheit der bedrohung aufrechterhalten bleibt
diese krieger werden geklont
es ist ein sehr beunruhigender film, weil er die tiefe der problematik in diesen gedankengängen erfasst
der alternative gedanke wäre, dass perfektion ohne diese realisation & damit ohne tendenz & ohne empfindung möglich wäre
& ich denke, dass genau das ist, was die ödnis & die langeweile ausmacht
die abwesenheit des unterschiedes
dazu fällt mir noch ein anderer film ein, in dem eine perfekte rasse der menschen & eine perfekte gesellschaft in langeweile geradezu verzweifelt nach einer lösung durstet - Zardoz von John Boorman
@etcetera
@nandu
hast du dir gedanken darüber gemacht, wie du etwas empfinden kannst ohne einen unterschied zu etwas anderem ?
würdest du dieses schaffen, die abwesenheit der notwendigkeit zum unterschied, dann wäre eine fortbestehende & unveränderliche perfekte glückseligkeit möglich
weil was nützt dir eine perfektion, die du nicht empfindest ?
zudem
ein anderer gedanke, dass möglicherweise, aufgrund der eigenen unfähigkeit zu einer konstruktiven interpretation, man die dinge wie sie sind als nicht perfekt empfindet
würde man diese fähigkeit des wechsels immer als auf perfektion hin deuten können, & ich meine hier nicht die lüge!, dann würde die perfektion IMMER & BEREITS JETZT SCHON vorhanden sein
wem diese gedanken bekannt vorkommen, der hat sich vermutlich bereits mit einigen religiös-philosophischen lehren ausseinander gesetzt, die genau dieses lehren
ich werfe hier auch noch einen begriff hinein, den ich als passend zur thematik der perfektion empfinde
der Lischni Tschelowek / "Überflüssiger Mensch" v.a. in Russland des 19ten Jhs