Ich stimme, wie glaube ich schon mal erwähnt, in diesem Punkt vollkommen mit Dir überein.
Ich glaube, dass Menschen die das vollständig erfasst haben und in ihr Leben integrieren können Mystiker sind.
Die meisten hier würden mich nach meinen Äußerungen hier als Lichtjahre entfernt davon ansehen, ein Mystiker zu sein. Persönlich sehe ich mich eher als Pragmatiker. Lieber suche ich Lösungen, anstatt Probleme und sinnvolle Ansätze, statt Theorien (wobei auch eine Theorie der Ansatz zur Lösung eines Problems sein kann).
Eine Vielzahl anderer Menschen reagiert allerdings schon auf das Ankratzen ihrer Komfortzone hoch allergisch bis panisch. Aus Gründen, die man empathisch nachvollziehen kann, die man aber trotz allem überwinden muss, einfach weil Dein von mir zitierter Satz stimmt.
Die Menschen schaffen sich ihre künstliche Komfortzone, um sich von dem unglücklichen Leben abzulenken, dass sie führen und sei es nur hin und wieder. Sie belohnen sich mit sinnlosen Gimmicks, die sie besitzen meinen zu müssen, worfür sie wie die Ackergäule schuften ... um dann frustriert zu sein, wenn ihre Spielzeuge kaputt gehen, was unweigerlich passieren wird.
Sie tragen dieselben, überteuerten Turnschuhe, weil alle sie tragen und verachten jene, die anders sind. Dann laufen sie in denselben Plastikwurstpellen-Jacken herum und nicht einmal die Farben sind anders, und belächeln jene, die ihnen es nicht gleichtun. Im Urlaub fahren sie dann an immer dieselben Urlaubsorte, manche viele Jahre lang, und richten sich da dann möglichst so ein, wie sie es von Daheim kennen. Und hängen mit den Menschen ab, die sie von daheim mitgebracht haben.
Da kann ich nur feststellen: Sie haben den Sinn des Reisens nicht verstanden und den von Mode auch nicht.
Auch wenn ich mittlerweile z.T. auch Aspekte eines solchen Konsumlebens wieder angenommen habe, so versuche ich bereits seit etlichen Jahren, mich von dieser Mühle zu trennen. Manchmal gelingt es mir, manchmal nicht.
Ein sinnerfülltes Leben:
Es gab Zeiten in meinem Leben, rückblickend betrachtet, in denen ich in einem ziemlichen Loch war und wenig erfolgreich. Es gab Zeiten, in denen das anders war, aber von denen nichts übrig blieb, außer den Erinnerungen an sie. Von den Menschen, mit denen ich damals zu tun hatte sind mir nur wenige übrig geblieben, sie sind ihrer Wege oder von uns gegangen. Bemerkenswerterweise sind diejenigen, die am Ende übrig blieben, diejenigen, die ein eher unkonventionelles Leben geführt haben, schon immer, und obwohl sie ruhiger geworden sind, leben sie noch immer vergleichsweise unkonventionell, vor allem aber kreativ.
Blicke ich zurück - und die Frage nach einem sinnerfüllten Leben ist ja genau das - dann waren meine besten Zeiten in diesem Sinne eigentlich immer die, in denen ich sozial für die Menschen tätig war. Das waren nicht wenige, ich habe in meinem Leben so manche soziale Arbeit gemacht, über Jahre. Dabei waren gerade diese Zeiten für mich persönlich oft die schwersten, weil ich selbst in sozialen Schwierigkeiten war, und vielleicht kann man nur dann sozial agieren, wenn man die soziale Hilfe selbst benötigt. Und dabei war ich währenddessen manchmal selbst ein wütender Kerl, manchmal sogar gegenüber eigentlich Betroffenen ... damit hadere ich manchmal mit mir in sinnigen Stunden. Andererseits habe ich es wenigstens versucht, mich selbst in Frage zu stellen und fragte andere Weggenossen, "reagiere ich über?" ... aber treffe ich die Weggenossen von damals einmal wieder, so sagt mir ein jeder: Ach was passt schon ... und wenn Du ein Arsch gewesen wärst, dann säßen wir hier erst gar nicht.
Läge ich heute im Sterben, so würde ich keinen Tag meines Lebens bereuen. Es war alles so wie es war, und in keiner Situation konnte ich anders reagieren: Ich bin eben ich. Es hat Entwicklungen in meinem Leben gegeben, von denen ich jahrelang gedacht habe: Was für eine verschwendete Zeit, und die dann erst viele Jahre später plötzlich wieder ihren Sinn ergaben.
Es hat mich irgendwann zu der Erkenntnis gebracht, nicht zurück zu schauen, sondern nach vorn - aber nicht in dem Sinne einer ehrgeizigen "Karriere" auf der Überholspur, sondern in Ruhe, was sich verändert, was kann ich verändern, wie verändere ich mich selbst?
Mein jetziges Leben ist nicht ideal, aber wann ist es dann denn auch schon? Ich mag die Art, wie ich lebe, wie ich arbeite, und übe eine Art soziale Tätigkeit aus ... die mich fordert (und manchmal über meine Grenzen hinaus), aber die Beteiligten mögen mich. Und wenn ich etwas Luft in der Maschinerie habe, dann mache ich Faxen. Darüber mögen dann manche die Nase rümpfen, aber die Kinder, die mögen die Faxen. Und Kinder sind sie letztlich alle, und wenn nicht ... nun, dann können mich die Spiesser eben im Pompsgreben suchen.
Für müssen also Menschen in die Lage versetzen, diesen Satz akzeptieren zu können. Da muss man jeden abholen, wo er steht und damit man das erkennt, braucht man so eine Art Landkarte des Inneren.
"Landkarte des Inneren" - das hört sich für mich viel zu geplant an, fast wie aus einem Vortrag eines NLP-Wichtigtuers, der einem für teures Geld seine Verkäufer-Psychologie-Ideologie verkaufen will.
Mit meinen Kandidaten funktioniert das aber überhaupt nicht und außerdem verfüge ich über keine Spezialausbildung. Mittlerweile bezweifle ich auch, dass eine solche etwas bewirken würde, denn ihre Absolventen wissen letztlich auch nicht mehr als ich.
Vor allem aber stehen sie mir nicht zur Verfügung, die "Experten", wenn ich sie denn bräuchte. Also gesellt man die Azubine, die still ist und die nicht sprechen kann oder will, zu mir ... und am Ende bin ich es, der sie ausbildet, mit mir verbringt sie die meiste Zeit.
Anfangs ist das für einen so extrovertierten Menschen wie mich, der laut spricht und laut denkt natürlich schwierig ... andererseits ist sie so ein braves Mädchen, fast schon zu brav, und auch talentiert. Also raufte ich mich mit ihr zusammen und fand andere Wege, mit ihr zu kommunizieren.
Vor einigen Wochen fragte mich der Küchenchef dann - ein sehr sozialer Mensch im Übrigen - wie ich denn mit ihr, einem so stillen Mädchen klar käme ... und ich sagte zu ihm: Ach weisst Du, mit ihr, da kommuniziere ich mittlerweile telepathisch. Wir brauchen nicht mehr reden, sie
weiß, was ich von ihr möchte, und ich
weiß, was sie denkt.
"Du machst mir Angst", war seine nicht ganz ernst gemeinte Antwort ... denn auch ich bin eine Art Mutant, wenn auch nur einer der kleinsten Stufe.