Ich wollte mal fragen, ob es hier Tabu-Themen gibt.
Das "hier" kann dabei gerne unterschiedlich interpretiert werden, insbesondere einerseits "bei uns" z.B. im deutschsprachigen Raum oder auch andererseits hier speziell im Forum (neben den Nutzungsbedingungen und Regeln).
Gibt es hier also Themen, die entweder gar nicht besprochen werden können oder die nur eine Meinungsrichtung erlaubt/anerkennt?
Worüber 99% der Menschen überhaupt nicht gerne reden wollen, ist
das Sterben und
der Tod, welches zwei verschiedene Themen sind. Niemand verbietet es ihnen, aber sie verdrängen das Thema von sich aus, weil der Tod einfach alles in Frage stellt, was das alltägliche Leben ausmacht. Ich besuche morgen Person XY? Sicher, wenn ich morgen
überhaupt noch lebe. Man gewöhnt es sich mit der Zeit an, dieses Thema einfach zu verdrängen. Dazu schrieb ich kürzlich andernorts, aber dort war es off topic und wurde deshalb nicht weiter behandelt:
Wir leben heute in einer Spaß und Konsumgesellschaft. Wer ist der größte Spaßverderber und Konsum-Beender? Der Tod. Und deshalb haben wir den Tod aus unserem Leben verdrängt. Er ist abgeschoben in die Altenheime, wo man nichts davon mitbekommen muss, wenn man nicht will. Uns wird dieses Verdrängen des Todes schon im frühen Alter beigebracht. Ich kenne ein dreieinhalbjähriges Kind, das schon anfängt, Fragen über den Tod zu stellen. Die Eltern und Großeltern des Kindes reagieren immer mit Ablenkung und Themenwechsel auf solche Fragen. Und das ist jetzt nicht mal als Vorwurf gemeint. Ich wüsste auch nicht, wie ich mit einem so jungen Kind über den Tod reden würde, wenn es mich darüber befragen würde. Aber ich würde sicher zumindest versuchen, meine Gedanken über den Tod in kindgerechter Form mitzuteilen, anstatt nur abzulenken und das Thema zu wechseln. Da nun also die meisten Menschen heutzutage so konditioniert sind, dass der Tod ein Tabuthema ist, reagieren sie auf alles, was mit dem Tod zusammenhängt, mit Angst.
Dieses Verdrängen des Todes ist meiner Auffassung nach eine direkte Folge der Dominanz des materialistischen Weltbildes. Angst vor dem Tod hat man vor allem dann, wenn man sich mit seinem Körper identifiziert, was heutzutage die meisten tun. Nicht materialistisch eingestellte, also tendenziell eher
spirituelle Menschen, haben weit weniger Angst vor dem Tod, da dieser in ihren Augen nicht das Ende ist, sondern ein Übergang, der Zusammenbruch einer Kulisse. Jedoch will ich hier nicht schwarzweiß malen. Während materialistische Zeitgenossen gerne den Tod verdrängen, neigen die spirituell oder idealistisch orientierten Menschen oftmals dazu,
das Sterben zu verdrängen. Denn obwohl der Tod nicht das Ende ist, kann das Sterben in vielen Fällen sehr heftig sein, sich lange hinziehen und so gar nichts mit philosophischen Reden zum Abschied oder ähnlichem zu tun haben, sondern mit Geröchel und Schmerzen und vor allem mit einem Körper, der sich trotz allen spirituellen Erkenntnissen gegen den Tod aufbäumt. Man sollte sich innerlich sowohl auf das Sterben als auch auf den Tod vorbereiten, jedoch will davon heute keiner mehr was hören, weshalb ich es als eines der letzten Tabuthemen bezeichnen würde.