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Karfreitag und Ostern

AW: Karfreitag und Ostern

sprichst du von dir selber?
also ich genieße jedenfalls kein Wechselbad der Gefühle, jedenfalls nicht in der Kirche. Und erlöst hat mich auch noch keiner.

Bist du katholisch?
Falls du es bist und in die Kirche gehst, was machst du dort?
Die katholische Kirche ist sehr emotional, auch wenn es nach außen oft nicht so aussieht.
"Christliche" Gefühle werden generell in "westlichen" Ländern (also Ländern mit christlichem Hintergrung) im Jahresablauf gelebt und müssen fast zwangsweise gefühlt werden.
Bin ich nicht fähig zu Weihnachten die geforderte weihnachtliche (besinnlich feierliche, glückliche) Stimmung zu empfinden, dann habe ich ein Problem.
Zu Weihnachten empfindet man den Verlust eines lieben Mitmenschen tiefer - warum?
Karfreitag und Ostersonntag sind ebenso.
In der Kirche wird am Karfreitag tief getrauert, am Ostersonntag die Erlösung gefeiert.
Und normalerweise wird erwartet, dass du als Kirchengänger, als katholischer Christ, das auch so empfindest.

Es kann natürlich auch sein, dass du in der Kirche sitzt und dich über die schweren Trauerlieder köstlich amüsierst.
Nur gehörst du dann nicht wirklich dazu.
 
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AW: Karfreitag und Ostern

Vielen Dank für die Antworten in diesem thread.

Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob ich den thread nicht zu lapidar eröffnet habe, er ist ja ziemlich schnell versickert.

Wie dem auch sei.
Ich gehe jetzt für eine Woche auf Tauchstation (endlich eine Woche Urlaub). Deshalb benutze ich diese Sackgasse, um Euch allen eine (ja wie sagt man, schöne, besinnliche, gesegnete (?)...am besten von allem etwas!) Karwoche zu wünschen. Ostern bin ich wieder da.

Liebe Grüße
Zwetsche
 
AW: Karfreitag und Ostern

Lieber Zwetsche, dir alles Gute und eine schöne vorösterliche Woche. Nun ergänze ich diesen Thread mit

Hag Pesach Sameach

denn am 4.4 (eigentlich am Vorabend schon), beginnt das Passachfest.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Karfreitag und Ostern

Ich bin ja ganz unchristlich erzogen, getauft zwar, aber auf eigenen Wunsch hin nicht konfirmiert, was ich nicht bereue - bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr bedeutete Weihnachten für mich Geschenke und Familienkrach, und Ostern einen Ausflug ins Grüne (auch wenn noch Schnee lag) ;)

Erst als ich im Chor zu singen anfing, kam ich mit den christlichen Erzählungen überhaupt näher in Berührung, vermittelt durch die Werke Johann Sebastian Bachs. Schon wegen der Passionsaufführungen wurde der Karfreitag für mich der bedeutsamere Feiertag. Die Kreuzigung berührt mich allerdings stärker als die Auferstehung, an die ich nicht so recht glauben kann, sowenig wie an die Erlösung durch ein Menschenopfer... aber es ist schon der Hammer, wenn man in der Matthäuspassion im Chor steht und singt, nein frenetisch brüllt: "Kreuzige, kreuzige ihn!" und "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder"; das macht was mit einem.

Aus dem Matthäusevangelium, zitert nach der Elberfelder Bibelübersetzung:
26,1 Und es geschah, als Jesus alle diese Reden beendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: 26,2 Ihr wißt, daß nach zwei Tagen das Passah ist, und der Sohn des Menschen wird überliefert, um gekreuzigt zu werden.
26,17 Am ersten [Tag] der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, daß wir dir das Passah zu essen bereiten? 26,18 Er aber sprach: Geht in die Stadt zu dem und dem und sprecht zu ihm: Der Lehrer sagt: Meine Zeit ist nahe; bei dir halte ich das Passah mit meinen Jüngern. 26,19 Und die Jünger taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte, und bereiteten das Passah.

In den älteren Übersetzungen des Neuen Testaments heißt es anstelle von "Passah" stets "Ostern". Auch wenn im österlichen Gottesdienst hin und wieder des Sinnes des Pessach-Festes gedacht wird, ist für mich die österliche Auferstehungsfeier eine merkwürdige Umdeutung, ja Okkupation und Vernebelung eines anderen, für mich inhaltlich bedeutenderen Festes.

Ich hoffe, damit keinem gläubigen Christen zu nahe zu treten.
Grüße, Thorsten
 
AW: Karfreitag und Ostern

Ich bin ja ganz unchristlich erzogen, getauft zwar, aber auf eigenen Wunsch hin nicht konfirmiert, was ich nicht bereue - bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr bedeutete Weihnachten für mich Geschenke und Familienkrach, und Ostern einen Ausflug ins Grüne (auch wenn noch Schnee lag) ;)

Erst als ich im Chor zu singen anfing, kam ich mit den christlichen Erzählungen überhaupt näher in Berührung, vermittelt durch die Werke Johann Sebastian Bachs. Schon wegen der Passionsaufführungen wurde der Karfreitag für mich der bedeutsamere Feiertag. Die Kreuzigung berührt mich allerdings stärker als die Auferstehung, an die ich nicht so recht glauben kann, sowenig wie an die Erlösung durch ein Menschenopfer... aber es ist schon der Hammer, wenn man in der Matthäuspassion im Chor steht und singt, nein frenetisch brüllt: "Kreuzige, kreuzige ihn!" und "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder"; das macht was mit einem.

Aus dem Matthäusevangelium, zitert nach der Elberfelder Bibelübersetzung:


In den älteren Übersetzungen des Neuen Testaments heißt es anstelle von "Passah" stets "Ostern". Auch wenn im österlichen Gottesdienst hin und wieder des Sinnes des Pessach-Festes gedacht wird, ist für mich die österliche Auferstehungsfeier eine merkwürdige Umdeutung, ja Okkupation und Vernebelung eines anderen, für mich inhaltlich bedeutenderen Festes.

Ich hoffe, damit keinem gläubigen Christen zu nahe zu treten.
Grüße, Thorsten

Hallo Thorsten,

mir jedenfalls nicht.
Das kann ich alles gut nachempfinden, vor allem was den familiären Festtagsstreß anbelangt. Bei mir haben sowohl die Weihnachts- als auch die Osterfeiertage (und auch die davor) erheblich an Bedeutung gewonnen, seit ich nicht mehr in meinem Elternhaus lebe. Ich könnte fast dasselbe berichten, bin allerdings konfirmiert.

Und Bach und seine Passionswerke spielen in der Tat eine ganz große Rolle dabei, jedenfalls seit ich mich auf die Musik eingelassen habe, seit ca. 12 Jahren. Er ist ein ganz großer "Transporteur" der Stimmung des Karfreitags, finde ich. Vor exakt 2 Jahren habe ich mal von einem kleinen Chor und Ensemble die - nicht ganz so bekannte, gemessen an J.- und M. Passion - Lukas Passion von Bach gehört (wobei glaube ich manche die Urheberschaft bestreiten, meine ich mich zu erinnern, aber sie stammt doch von ihm). Wunderbare, manchmal eher stille Musik.

Gruß
Zwetsche

@ Miriam: Ganz besonderen Dank für Deinen Gruß!
 
AW: Karfreitag und Ostern

Wie Sibel schon sagte, sollte man die Karwoche, Karfreitag und Ostern als Einheit sehen.
Die Karwoche beginnt Palmsonntag (symbolisch für den Einzug Jesu in Jerusalem) und endet Karsamstag.
Für Christen sind allerdings die letzten 3 Tage im Leben Jesu die wichtigsten. Gründonnerstag erinnert an das Abendmahl und Jesu Verhaftung, Karfreitag an die Kreuzigung. Der Karsamstag ist der letzte Tag der 40-tägigen Fastenzeit und Grabesruhe. Ostersonntag ist das Fest der Auferstehung.

Für mich sind Karfreitag und Ostern von gleicher Bedeutung, weil das Eine ohne das Andere nicht denkbar wäre.
Gerade der Karfreitag ist für mich ein Tag, an dem mich das Gefühl überkommt, dass etwas ganz Besonderes, Wichtiges geschieht oder geschah. Ich empfinde an diesem Tag Glauben intensiver als am Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung. Zu wissen, dass ein Mensch, der für mich das einzig Gute am Glauben und meiner Religion (ich schreibe bewusst nicht Kirche) ist, bestialisch gefoltert und getötet wurde, wird wohl der Grund für diese eigenartige Stimmung sein, die mich an diesem Tag meist überkommt.

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Karfreitag und Ostern

Diesen Beitrag setzte ich Ostern 2005 schon mal ins DF und ich finde, dass er auch diesmal passt.



Dieser Text ist von jemandem, der mir sehr nahe stand und den er letztes Jahr Ostern verfasst hat.

Es ist Karsamstag, wir wissen nicht, in welcher Verfassung sich der Tote befindet, gestern ist so lang her, gestern war Kreuzweg, ein beliebtes, öffentliches Volksfest, das man mit lustvollem Schaudern besucht; gerufen und gebrüllt haben die Römer, weil er gestern drei Mal in die Knie gegangen ist draußen vor der Stadt, das Kreuz auf den Schultern. Er ist aber auch drei Mal wieder aufgestanden, denn einer wie er gibt nicht so leicht auf, der macht nichts Halbes, es wäre seiner nicht würdig, am Boden zu bleiben, weil das Kreuz so schwer ist.
Was wäre passiert, wenn er liegen geblieben wäre? Wenn er seiner totalen Erschöpfung und seinem " Ich kann nicht mehr" Gefühl gemäß gehandelt hätte? Die Römer hätten ihn hochgerissen, sie hätten ihn dahin geprügelt, wo sie ihn haben wollten. Er selber sehnte sich nur noch nach Aufgehobenheit in der Ferne, also raffte er sich auf. Er wollte zu jemandem, den er kannte. Der war so weit weg, dass er ihn nicht mehr spürte. Er fühlte sich gottverlassen. Aber er hoffte, dass der Andere ihm nahe sei, wenn er ihn rufe. Also sprach er ihn an.

Jeder kennt dieses Umfallen, diesen Augenblick, da die Uhr auf den Boden schlägt, ihr Glas splittert, die Zeiger zerknicken. Krebspatienten kennen diesen Moment, an dem ihr ganzes Leben hinzuschlagen scheint, und Trost scheint für sie der Mann auf dem Kreuzweg kaum: Der war doch etwas Einzigartiges.
In diesem Moment war er es nicht. Nie war er so sehr einer von uns und einer wie wir. Keine Überlebenschance. Diagnose des abwesenden Arztes: Noch ein paar Stunden vielleicht. Länger macht er es nicht, für den sie das Ärgste vorgesehen hatten: Nägel und zwei Balken aus Holz.
Trotzdem hat er nicht schlapp gemacht. Er ist aufgestanden und hat sich an diesen finsteren Ort draußen vor die Stadt geschleppt. Er war zu Tode entschlossen.
Es würde etwas nach dieser Mühsal kommen, da war er sicher, es würde etwas dahinter sein, eine Form der Existenz, von der viele seit Anbeginn der Schrift etwas ahnten, aber keiner Genaues wusste. Diese Hoffnung trieb ihn weiter, um ihretwillen stand er auf, auch wenn er nicht daran zweifelte, dass gleich seine Glieder, die er zum Aufstehen brauchte, unbeweglich sein würden.
An das Kreuz konnte er sich halten, und es hielt ihn, in der Höhe gewährte es eine Himmelsnähe, die ja nur zustande kommen konnte, weil er aufgestanden war. Um zu seinem eigenen Tod zu gehen und in diesem Tod dem Himmel näher zu sein - dazu war er drei Mal aufgestanden. Das war sein Auftrag.
Dieser Simon von Cyrene war keine rechte Hilfe. Wie denn auch, der kam vom Feld, war müde, wollte nach Hause und etwas essen. Und da soll er einem Hergelaufenen helfen, einem, der nur mit Mühe selber noch aufstehen konnte, der würde sowieso gleich am Kreuz hängen, warum denn helfen?
So konnte aus der Hilfe nichts werden. Und der Mann, der das Kreuz trug, war wieder allein und ging seine letzten Schritte.
Wer jemals auf Erden allein ist: In ihm hat er einen, dem ging´s genauso. Der wusste, wie einsam ein Weg sein kann. Der wusste aber auch, dass der Kopf nicht in den Sand gehört, nicht in den Straßendreck. An ihn kann man sich halten, wenn man fürchtet, aus seinem eigenen Bett nie mehr aufstehen zu können.

Was ist jetzt, am Tag danach, wo ein ordentlicher Toter in den Sarg gehört?
Bei einem wie ihm kann man auch das nicht genau wissen, der hat schon drei Mal eisernen Willen gezeigt und ist aufgestanden, als das Aufstehen fast unmöglich war, es würde uns nicht wundern, wenn er´s jetzt wieder täte - wider physikalische, medizinische Grenzen und gegen das Gesetz, das einmal tot endgültig tot bedeutet.
Die Vernunft sollten wir vorsichthalber abschalten.
Morgen in der Frühe könnte sich die Lage verändert haben, fast dramatisch verändert.
Das Grab könnte leer sein und der Mann abermals aufgestanden, nun aber endgültig.
Vermutlich würde ihm einer helfen und ihn vom Tode auferwecken, gewiss dieser Andere, den er gestern so flehentlich angerufen hat.
Hatte nicht der Tote zu Lebzeiten einmal von sich geagt, er sei Gottes Sohn?
Nun, mit dem Unmöglichen muss gerechnet werden.

Frohe Ostern

Rhona
 
AW: Karfreitag und Ostern

Guten Tag zwetsche,

Zu Deiner Frage: „Was bedeutet Ostern für mich", stelle ich ein Interview mit Pfarrer Stadelmann, hier ein, denn es sagt sehr vieles von dem aus, wie auch ich das Ostergeschehen einschätze.
Schon vor vielen Jahren bin ich zu der Ansicht gekommen, dass durch die Kaste der Kleriker, mit Rücksicht darauf, dass sehr viele Gläubige nicht in der Lage sind abstrakt zu denken, ein verzerrtes Bild des Ostergeschehens wiedergeben wird.
Der Mensch ist einfach zu stark in der Materie verhaftet, deshalb gilt für viele nur: Was das Auge sieht und die Finger fühlen, kann das Herz nicht betrügen.
Selbst wenn man diese dann darauf aufmerksam macht, dass wir aus einer spirituellen Dimension stammen und mit unserem Tod dorthin zurückkehren, können und wollen sie dem Gedanken nicht folgen.

MfG Jan Amos


Coopzeitung Nr. 14 / 3. April 2007

WO GING JESUS HIN?
Für den Pfarrer und Physiker Hans-Rudolf Stadelmann sind die Ereignisse um Jesus am Karfreitag und an Ostern wirklich passiert. Aber nicht so, wie es die offiziellen Kirchen predigen.
Yolanda Wyss-Meier

coopzeitung:
Die Auferstehung ist für gläubige Christen das Zentrale ihres Glaubensbekenntnisses. Glauben Sie an die Auferstehung?


HANS-RUDOLF STADELMANN:
Natürlich glaube ich daran. Es stellt sich bloss die Frage, was man darunter versteht.

Was verstehen Sie als Pfarrer und was als Wissenschaftler darunter?
Ob Pfarrer oder Wissenschaftler – für mich gibt es nur eine Realität. Die Welt des Glaubens unterscheidet sich bei mir nicht fundamental von der Welt, wie man sie wissenschaftlich wahrnimmt.

Als Pfarrer müssen Sie berufsbedingt an die leibliche Auferstehung glauben.
Die Auferstehung bleibt das zentrale Datum der christlichen Kirche. Doch zusammen mit etlichen anderen Theologen bin ich der Meinung, dass darunter nicht eine leibliche Auferstehung von Jesus zu verstehen ist, was übrigens klar aus den ältesten Überlieferungen zum Ostergeschehen hervorgeht.

Aber die Evangelien berichten von der leiblichen Auferstehung.
Die Evangelien sind 20 bis 90 Jahre nach dem Kreuzestod von Jesus entstanden. Die älteste Darstellung über die Auferstehung findet sich im 15. Kapitel des Ersten Korintherbriefes. Paulus hat darin nichts von einem leeren Grab oder von einem körperlich auferstandenen Jesus geschrieben. Es ist die Rede von Jesus-Erscheinungen, die die Jüngerinnen und Jünger hatten – übrigens auch noch Jahre nach der Hinrichtung von Jesus.

Erscheinungen statt leibliche Auferstehung?
Die Auferstehung war sicher kein Ereignis, das man hätte fotografieren können. Die Jüngerinnen und Jünger von Jesus wurden nach dessen Tod von einem mystischen Erlebnis ergriffen, das ihnen klar machte: Jesus ist nicht tot. Er lebt weiter im Geist und damit in uns allen. Das, was er gesagt und getan hat, lebt weiter. Das ist an Ostern passiert.

Aber an Ostern feiern die Christen die körperliche Auferstehung Jesu.Über ein mystisches Ereignis zu berichten, war und ist äusserst schwierig. Deshalb konnte und kann man es nur in einer Bildersprache weitergeben, wie man sich auch von Gott bloss Bilder machen kann. Das einfachste Bild für das mystische Osterereignis war, dass Jesus auferstanden ist. Man meinte damit zunächst nicht körperlich, sondern dass er weiterlebt im Geist, auch im Geist seiner Nachfolger.

Die katholische Kirche predigt die leibliche Auferstehung noch heute.
Die bildhaften Umschreibungen dieses mystischen Ereignisses wurden an Leute weitergegeben, die dies nicht selber erlebt hatten und diese Umschreibungen wörtlich nahmen. Verständlicherweise ist die Botschaft von der leiblichen Auferstehung Jesu bei Nichtchristen auf Widerstand gestossen, so dass sie im Nachhinein mit der Geschichte vom leeren Grab ergänzt wurde. Später in den urchristlichen Gemeinden wurden diese Bilder von den Kirchenvätern als buchstäblich zu glaubende Tatsachen deklariert, als Dogmen.

Als Wort Gottes?
Die Auferstehungsbilder sind fast 2000 Jahre alt, also wie alle biblischen Bilder interpretationsbedürftig. Werden Bilder jedoch nicht auf ihren eigentlichen Gehalt hinterfragt, sondern verabsolutiert, sitzt man einem Aberglauben auf. Der Theologe Conzelmann sagt dazu: Die Kirchen haben Angst davor, die Bilder zu hinterfragen und neu zu deuten, weil sie befürchten, ihre Macht zu verlieren.

Eine ketzerische Aussage. Doch zurück zu Jesus: Wo ist er denn hingegangen?
Zu Gott. Er ist wieder eingegangen in den Geist Gottes. Und dieser Geist ist überall, auch in uns und in der Schöpfung. Jesus war ohne Zweifel ganz besonders beseelt von diesem Gottes-Geist. Er hatte sicher eine besonders intensive Beziehung zu dem Geist, der Gott ist. Deshalb nannte man ihn auch Gottes Sohn – nicht biologisch verstanden – verwandt im Geist.

Und wir, wohin gehen wir – in den Himmel?
Gott ist nicht da oben. Die ganze Schöpfung ist von Gott durchdrungen. Das war auch die Auffassung von Jesus. Mit seinem Tod ging er ein in die Ur-wirklichkeit, in den alles erfüllenden Geist, den wir Gott nennen. Dasselbe gilt auch für uns. Auch wir Menschen werden bei unse-rem Tod nicht einfach ins Nichts eingehen, sondern unser Geist wird zurückfliessen in den Geist Gottes.

Die Hoffnung auf Auferstehung ist für viele Menschen ein Trost.
Die Menschen sind durch Co-Evolution mit anderen Leben entstanden, wobei sich Gottes Geist als die kreative Ursache in allen Teilen seiner Schöpfung «inkarniert» hat. Wir sind so Teile des ganzen Lebensgeflechts, vergleichbar eben mit einer Welle im Meer des Lebens oder wie ein Blatt am Zweig des Lebensbaumes. Auch unser Geist hat Anteil an Gottes Geist.

Was ist daran tröstlich?
Wenn ich weiss, ich bin kein zufälliges Produkt der Welt, sondern in meiner Individualität von Gott gewollt, ist das für mich ein grosser Trost: Ich bin eingebettet und getragen in diesem Lebensgeflecht. Und als denkendes Individuum habe ich das grosse Glück, das zu erleben, zu erspüren, mir bewusst werden zu lassen – das ist für mich Trost. Als Individuum gehe ich vermutlich im Tod verloren, aber mein Anteil am Geist, all das, was ich gemacht, als Teil der Schöpfung gelebt und gelitten und so zu diesem Lebensgeflecht beigetragen habe, fliesst zurück zum Ursprung, zu Gott.
(Zitatende)

Quelle: www.coopzeitung.ch/index.cfm?Wo ging Jesus hin?&pub=1&id=31334

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AW: Karfreitag und Ostern

Bist du katholisch?
Falls du es bist und in die Kirche gehst, was machst du dort?
Die katholische Kirche ist sehr emotional, auch wenn es nach außen oft nicht so aussieht.
"Christliche" Gefühle werden generell in "westlichen" Ländern (also Ländern mit christlichem Hintergrung) im Jahresablauf gelebt und müssen fast zwangsweise gefühlt werden.
Bin ich nicht fähig zu Weihnachten die geforderte weihnachtliche (besinnlich feierliche, glückliche) Stimmung zu empfinden, dann habe ich ein Problem.
Zu Weihnachten empfindet man den Verlust eines lieben Mitmenschen tiefer - warum?
Karfreitag und Ostersonntag sind ebenso.
In der Kirche wird am Karfreitag tief getrauert, am Ostersonntag die Erlösung gefeiert.
Und normalerweise wird erwartet, dass du als Kirchengänger, als katholischer Christ, das auch so empfindest.

Es kann natürlich auch sein, dass du in der Kirche sitzt und dich über die schweren Trauerlieder köstlich amüsierst.
Nur gehörst du dann nicht wirklich dazu.
hä? was redest du da???
ich bin evangelisch- lutherisch, bzw. war ich es bevor ich aus der Kirche ausgetreten bin. Mir hat nie jemand vorgeschrieben was ich zu denken, zu fühlen habe!!
und du? was bist du? ein Atheist? wird man dann respektlos?
 
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AW: Karfreitag und Ostern

hä? was redest du da???
ich bin evangelisch- lutherisch, bzw. war ich es bevor ich aus der Kirche ausgetreten bin. Mir hat nie jemand vorgeschrieben was ich zu denken, zu fühlen habe!!
und du? was bist du? ein Atheist? wird man dann respektlos?

Respektlos?

Du bist kein Katholik, also nicht betroffen.
Was beißt es dich dann?

Ich habe keine Ahnung wie Evangelisch-lutherische ihre Religion leben.
Vielleicht wird dort ja alles anders gemacht.

Dieses Vorschreiben der Gefühle ist übrigens kein rein "religiöses" Phänomen.
Auch im normalen gesellschaftlichen Rahmen fühlt man planmäßig mit.
Zu Weihnachten fühlt man diese weihnachtliche Stimmung, zu Neujahr läßt man es krachen, im Karneval ist man übermütig, etc.

Wenn man der brutalen Ermordung des Jesus gedenkt, hat man dabei ein wohliges Hochgefühl?

Ich kritisiere nicht, dass es Gefühle auslöst, sondern dass es die Lehre Christi auf diese Gefühle reduziert.

Menschen foltern und morden andere Menschen.
An einem Tag machen wir uns darüber Gedanken, haben Gefühle des Mitleids, der Mitschuld, am nächsten Tag ist das alles vergessen.
Wir sind unschuldig, erlöst.

Du sagtest, du seist nicht erlöst.
Fühlst du dich denn schuldig?
 
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