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Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

eisprinzessin

New Member
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8. Januar 2010
Beiträge
21
Hallo..

Heute habe ich mal wieder von einem traurigen Ende eines jungen Lebens erfahren müssen.
Das Mädchen war ca. gleich alt wie ich, um die 19-20 Jahre herum.
Es macht mich so betroffen, da ich dieses Mädchen flüchtig kannte.

Ich frage mich wie es anderen Menschen in solchen Situationen geht?

Wenn ich im Radio oder Fernsehen höre das junge Menschen, egal wer, ums Leben gekommen sind, dann finde ich das oft schlimm, vor allem für die Angehörigen aber es macht mich nicht so stark betroffen das ich den ganzen Tag darüber nachdenken müsste.
Denn ich denke auch, es fällt leichter sich nicht so speziell auf jedes schreckliche Ereignis einzulassen, und weiter zu denken, weiter zu leben, um nicht in Betroffenheit und Erdrücktheit über das Geschehene, zu ersticken.
In diesem Fall kannte ich aber das junge Mädchen, und es ist ganz anders, da ich weiß was für Ziele/Träume dieses Mädchen hatte.

Vor über einem Jahr im Sommer 2008 kam ebenfalls ein junger Mensch, den ich kannte ums Leben.
Ich hatte öfters mit ihm gesprochen, er war ein äußerst liebenswürdiger Kerl, und am Tag davor, hatte ich an meiner Schule meine Abschlußprüfungen, Abends begegnete ich dem jungen Mann dann zufällig, eigentlich wollte ich ihn fragen ob er nicht auch zur Feier kommen wolle, doch irgendwie hab ich mich nicht getraut.
Am nächsten Tag nach der Feier fuhr ich nach Hause, und am Tag darauf hörte ich dann erst was passiert war.
Der junge Mann war am Tag nach meinen Prüfungen unterwegs gewesen und wurde tödlich verletzt.
In mir breitete sich tiefe Betroffenheit aus, er war an meiner Schule, immer so freundlich und ich dachte mir: was wäre gewesen wenn ich ihn zur Feier eingeladen hätte?
Vielleicht wär er am nächsten Tag nicht unterwegs gewesen und er würde noch Leben.
Ich hab mir sovieles durchgedacht, aber im Endefekt konnte ich es ja nicht mehr ändern.Was das alles noch schlimmer für mich machte, war die Tatsache, das er von einem anderen weit entfernten Land nach Österreich gekommen war um hier zur Schule zu gehen, da es in seinem Land solche Ausbildungen nicht gab.
Er lernte unsere Sprache und war bereits fast ein Jahr hier.
Hatte seine Familie seit den letzten Ferien nicht mehr gesehen, da er sie nur da besuchte, und kurz vor Schulschluß verunglückte er.

Ich verstehe sowas nicht..wieso solche Dinge passieren..manche Menschen sagen das ist Schicksal, ich empfinde es nicht als Schicksal wenn ein so junger Mensch von uns geht, der soviel für das alles gegeben hat, das er hier nach Österreich kommen hat können.. und dann sterben muss.
Wie soll das gerecht sein? Was soll daran gut sein? Wieso soll es Schicksal sein das schlimme Dinge passieren?

Ich bin ein Mensch der sich sehr viel merkt, manchmal sind Erinnerungen an vieles schön und manchmal tun sie auch sehr weh.
Dieses Jahr, als es dann 1 Jahr her war das der junge Mann verstorben war, musste ich nur an ihn denken.
Ich ging laufen an dem Tag, da ich zu dieser Zeit damals viel Sport machte, doch ich konnte nicht richtig laufen, in mir zog sich alles zusammen mein Puls war irgendwo in der Höhe, ich hatte keine Kraft und ich verstand noch immer nicht wieso das gerade ihm passieren musste.
Es ist nicht so das ich so etwas jemand anderen wünschen würde, ganz und gar nicht.
Es macht mich einfach so tief betroffen und ich muss so oft an ihn denken.
Genauso wie ich an das junge Mädchen denken werde, das diesen Sommer ihre Matura erlangt hatte und vor zwei Tagen ums Leben kam.

Ich weiß das es wohl dazu gehört, das Menschen von uns gehen, und man muss wohl lernen damit um zu gehen, ich habe in meinem Leben auch schon ein paar wichtige Menschen verloren. Aber selbst wenn ich jemanden gar nicht so gut kannte, wie in den beiden Fällen von denen ich erzählt habe, macht es mich so sehr betroffen.

Vielleicht möchte ja der eine oder andere etwas dazu schreiben.

eisprinzessin.
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

Liebe Eisprinzessin,

deine Trauer und Betroffenheit kann ich sehr gut verstehen.

Versuche nicht, denn Sinn hinter solchen Todesfällen zu suchen - es gibt keinen.
Das müssen wir lernen zu akzeptieren.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Leonce
 
AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

Woher weisst Du das so genau ...:confused::dontknow:

Stimmt - ich kann es nur für mich selbst wissen und nicht als allgemeine Wahrheit sagen.

Für mich wird "Sinn" von Menschen definiert, die daran glauben, dass unsere Existenz auf mehr als zufälligen Ereignissen basiert. Ich persönlich teile diesen Glauben nicht, sondern versuche, die Realität so wahrzunehmen, wie sie sich mir zeigt.

Aber klar, kann man alles auch als Teil eines grossen Planes sehen - dann könnte auch im Tod junger Menschen irgendwo ein Sinn verborgen sein.
 
AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

Stimmt - ich kann es nur für mich selbst wissen und nicht als allgemeine Wahrheit sagen.

Für mich wird "Sinn" von Menschen definiert, die daran glauben, dass unsere Existenz auf mehr als zufälligen Ereignissen basiert. Ich persönlich teile diesen Glauben nicht, sondern versuche, die Realität so wahrzunehmen, wie sie sich mir zeigt.

Aber klar, kann man alles auch als Teil eines grossen Planes sehen - dann könnte auch im Tod junger Menschen irgendwo ein Sinn verborgen sein.

Zwischen nachweisbarem Wissen und phantastischem Glauben gibt es noch die auf selbsterkennender Reflexion basierende subjektive Gewissheit, die zu erreichen dem Maß an Erkenntnisvermögen des menschlichen Gehirns dem Menschen am ehesten entspricht.

Meint Kaawi :)
 
AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

1. Stimmt - ich kann es nur für mich selbst wissen und nicht als allgemeine Wahrheit sagen.

2. Für mich wird "Sinn" von Menschen definiert, die daran glauben, dass unsere Existenz auf mehr als zufälligen Ereignissen basiert.
3. Ich persönlich teile diesen Glauben nicht, sondern versuche, die Realität so wahrzunehmen, wie sie sich mir zeigt.

4. Aber klar, kann man alles auch als Teil eines grossen Planes sehen - dann könnte auch im Tod junger Menschen irgendwo ein Sinn verborgen sein.

Zu 1.:
So ist es!
Zu 2.:
Warum lässt Du Dir die "Sinn"-Definition von anderen Menschen vorgeben ...:confused:
Zu 3.:
Wie und was sich Dir zeigt, hängt wahrscheinlich auch von Deinem wahr-nehmenden Bewusstsein ab ..., vermutet moebius.
Zu 4.:
Man(n)/frau kann das, man(n)/frau kann das aber auch lassen...
Ich vermute, dass es noch eine 3. Lösung gibt -. zwischen den beiden Polen:
a) Es ist alles plan- und sinn-voll (Religions-Glauben).
b) Es ist alles plan- und sinn-los ...
Aber das wäre ein anderes Thema ..., vermutet
moebius
 
AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

Ein Gefühl zu haben bedeutet schon einen Sinn zu erleben zu erleiden.
Ich glaube oft das Wort Sinn wird zu oft verwechselt mit dem Begriff Bedeutung.
Ja wenn ein junger Mensch stirbt, ist das für die Zurückbleibenden oft ein schweres Schicksal, was einem aufgebürdet wird.
Für mich bedeutet Sinn, dann etwas, was ich mit meinen Sinnen erfassen kann. Es wird alles sinnlos, wenn nur über die Trauer geredet oder geschrieben wird. Dazu gehören dann einfach die Gefühle, des schmerzlichen Verlustes, der Hilflosigkeit, sowie auch die Selbstvorwürfe, was wäre gewesen, wenn ich vorher anders gehandelt hätte.

Mich hat der frühe und sehr plötzliche Tod meiner jüngeren Brüder ordentlich aufgerüttelt, dass ich eigentlich jeden Augenblick vergeude, wenn ich nicht wenigstens dem Menschen dem ich begegne ein gutes Wort und wenn das nicht immer möglich, ist einen guten Wunsch und Meinung für ihn habe.

So habe ich meinen Sinn aus dem frühen Tod gefunden, weil ich nicht wissen kann, ob ich dem Menschen noch einmal begegne, den ich heute gesehen und getroffen habe.

Ich weiß es einfach, das Leben ist manchmal nur ganz abscheulich kurz und des wegen sollte jeder Augenblick so liebevoll und verantwortungsvoll wie möglich gelebt werden.

Dies schützt mich vor unnötiger Verbitterung, wie ebenfalls vor unnötigem Selbstmitleid. Es ist enorm traurig, dass ein lieber Mensch nicht mehr da ist, aber gleichzeitig kann ich auch dankbar sein und mir jeden guten Moment ins Gedächtnis rufen den ich mit diesem Menschen verlebt habe und daraus Kraft schöpfen für meinen Alltag.

Der Tod kann auch versöhnlich sein. Er schließt nämlich auch Erwartungen ab, die der Verstorbene nicht mehr leisten kann, wohl noch ein lebender Mensch.

Ich lege trotzdem oder besser gerade deswegen heute viel Wert darauf, dass sich die Gedanken auf das Leben konzentrieren und dass den Lebenden geholfen werden muss mit dem frühen Tod eines Menschen so konstruktiv wie möglich fertig zu werden.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg
 
AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..


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Für mich bedeutet Sinn, dann etwas, was ich mit meinen Sinnen erfassen kann. Es wird alles sinnlos, wenn nur über die Trauer geredet oder geschrieben wird. Dazu gehören dann einfach die Gefühle, des schmerzlichen Verlustes, der Hilflosigkeit, sowie auch die Selbstvorwürfe, was wäre gewesen, wenn ich vorher anders gehandelt hätte.

Mich hat der frühe und sehr plötzliche Tod meiner jüngeren Brüder ordentlich aufgerüttelt, dass ich eigentlich jeden Augenblick vergeude, wenn ich nicht wenigstens dem Menschen dem ich begegne ein gutes Wort und wenn das nicht immer möglich, ist einen guten Wunsch und Meinung für ihn habe.

So habe ich meinen Sinn aus dem frühen Tod gefunden, weil ich nicht wissen kann, ob ich dem Menschen noch einmal begegne, den ich heute gesehen und getroffen habe.

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Dies schützt mich vor unnötiger Verbitterung, wie ebenfalls vor unnötigem Selbstmitleid. Es ist enorm traurig, dass ein lieber Mensch nicht mehr da ist, aber gleichzeitig kann ich auch dankbar sein und mir jeden guten Moment ins Gedächtnis rufen den ich mit diesem Menschen verlebt habe und daraus Kraft schöpfen für meinen Alltag.

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Nun ist über eine Woche vergangen, bisher habe ich mich noch nicht zu Wort gemeldet, da ich warten wollte, ob noch jemand anderes einen richtigen Beitrag dazu schreibt.
Dies war nun auch der Fall und rotegraefin hat sich umfassend zu Wort gemeldet.
Vielen Dank auch für die anderen Kommentare, wenn gleich ich auch nur mit wenigen etwas anfangen konnte, da ich es nicht als Zweckmäßig empfinde, die Kommentare anderer,nur zu hinter fragen und eigentlich vom richtigen Beitrag ab zu weichen. Dies habe ich aber schon öfters bei einigen Beiträgen bemerkt, das über vieles diskutiert wurde, aber es um das eigentliche Thema schon lange nicht mehr gegangen ist. Jeder hat seine Meinung und ich bin und war auch dankbar für einige verschiedene Auffassungen, natürlich kann man auch vieles hinterfragen und soll man auch.
Aber ich empfinde es zumindest so, das man sich da auch kurz halten kann und dann zum eigentlichen Thema wieder zurück kehren kann, man kann nicht immer jede Meinung/Gedanken eines anderen Menschen verstehen. Vermutlich weil man selbst ganz andere Auffassungen hat, vom Leben, Lebensweise und vielem anderem. Somit sollte man dann auch die Meinungen anderer akzeptieren, unabhänig davon ob sie einen Konflikt mit der eigenen Lebensweise oder Lebensauffassung darstellen.

Mittlerweile ist einiges an Zeit vergangen, seit dieses Mädchen verstorben ist, und ich habe mir viele Gedanken gemacht und auch mit vielen Menschen darüber gesprochen.

Gestern las ich in einem Bericht von einer Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen (die derzeit in Haiti ist) folgendes:

[Christobal sagte heute Morgen zu mir: „Es gibt kein Morgen. Es gibt nur heute und das Leben für den Tag, weil wir nicht wissen, was morgen passieren kann.“]

So denke ich auch.. ich plane zwar schon für die Zukunft, bin mir aber dessen bewusst das es oft, für viele Menschen kein morgen gibt, vor allem Christobal muss sich dessen noch bewusster gewesen sein als er dies gesagt hat. Da er ein Haitianer ist und das Erdbeben überlebt hat.

Mir geht es ähnlich wie dir rotegraefin, was die Begegnungen mit Menschen betrifft, ich denke auch oft, was etwa aus diesen Menschen wohl werden möge.. und man denkt selbst auch oft an Situationen wo einem ein ganz fremder Mensch einfach geholfen hat..und die einem lang in Erinnerung bleiben. Obwohl man oft nicht einmal den Namen von dieser Person wusste, ist diese einem so positiv begegnet.

Womöglich bedarf es noch an viel Arbeit und Auseinandersetzung bis ich mit diesem Thema besser umgehen kann. Aber das gehört auch zum Leben dazu.. und ich bin mir sicher niemand bleibt davon verschont das er jemanden verliert, egal auf welche Weise, außer er ist vielleicht so unnahbar das er diese Dinge und andere Menschen nicht an sich heranlässt.

rotegraefin danke für deine Meinung zu diesem Thema, sie war sehr hilfreich für mich.

Grüße,
eisprinzessin
 
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AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

:danke: Eisprinzessin,
diese Antwort tut mir gut. Langsam lebe ich immer mehr in der Gewissheit, die dicken Mauern die die Menschen um sich gezogen haben fallen zusammen zu vernünftigen Grenzen, die gebraucht werden um die eigene Selbstentwicklung voran zu bringen.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
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AW: Gefühl der Betroffenheit wenn ein Mensch von uns geht..

Hallo Eisprinzessin !

Habe Deinen Eingangsbeitrag zur Gänze gelesen - mein Beileid.

Du brauchst Dich für Deine Trauergefühle weder zu schämen, schon gar nicht Dir ein schlechtes Gewissen daraus machen; sie ehren Dich höchstens und zeigen in Bezug auf Dein Alter von großer Reife.

Falls Dir das Laufen und das Schreiben als Ausdrucksmittel für Deine Gefühle nicht reichen, versuche es noch mit Zeichnen, Bildhauern und - last but überhaupt not least - mit Musik, wenns geht aktiv. Es gibt keine differenziertere Ausdrucksform für unsere Gefühle, auch nicht für die negativen.

Liebe Grüße

Zeili
gebürtiger Steirer, 32 Jahre in Wien
 
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