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Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

inmyworld

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10. August 2007
Beiträge
18
Hallo,

Ich hätte da eine gewisse Frage, um sie stellen zu können, würde ich jedoch gerne zuvor die Vorgeschichte dazu erzählen, damit es auch irgendwie (vielleicht, vielleicht auch nicht) verständlich ist.

Ich hatte vor 3 Jahren den wunderschönsten Sommer, den sich ein Mensch nur wünschen kann (ich zumindest). Ich lernte einen Menschen kennen, den ich zuvor nur als den Kumpel meines Bruders kannte. In diesem Sommer lernten wir einander jedoch nicht nur kennen, wir lernten uns auch zu lieben. Wochenlang war es ein hin und her zwischen "wir sind nur befreundet" und dann doch näherem beisammen sein zu späterer Stunde (in keiner sexuellen Art und Weise).

Dann kam der Tag an dem wir offiziell zusammen kamen. Es war wie eine Befreiung von dem ganzen "sind wir es nun oder sind wir es nicht". Wir führten geradezu eine Bilderbuch Beziehung. Ein Jahr lang lag die Welt uns zu Füßen. Dann bin ich für ein Austauschjahr in die USA gegangen. Diese Herausforderung nahmen wir an und wenngleich sich viele Paare in solch Situationen trennen, festigte es unsere Beziehung nur noch mehr. Als ich wieder in Deutschland war, fühlte sich alles an wie vor dem Austausch, bis auf eine Liebe die noch intensiver war. Wir kannten einander besser und konnten uns geradezu blind verstehen. Manche die uns kannten nannten es "Seelenpartner", andere ein Traumpaar. Es war einfach perfekt wie es war.

Kaum hatten wir die Barriere Austauschjahr hinter uns gelassen, fingen wir auch schon an Pläne für die Zukunft zu schmieden. Zusammen ziehen zu Beginn des Jahres 2007, eventuelle Heirat sobald ich mit meinem Studium fertig sein würde. Wie ich oben es schon gesagt hatte, eine Bilderbuch Beziehung.

Dann, im Oktober 2006, verunglückte er jedoch tödlich bei einem Verkehrsunfall. Wochenlang lebte ich wie in Trance und wurde nur von meiner Familie und meinen Freunden regelrecht am Leben gehalten. Ich erinnere mich auch nicht groß an diese Zeit, denn irgendwie erscheint mir alles eher nebelig, sobald ich mich versuche daran zu erinnern. Aber nach einer längeren Zeit der Trance, erwachte ich auch wieder. Natürlich war der Schmerz unerträglich, nachdem ich aus der Trance erwachte. Um ehrlich zu sein, hatte ich jegliche Lust am Leben verloren. Jedoch habe ich sehr gute Freunde, die ich zwar nicht gesehen hatte, da ich nur vor mich hin vegetierte, aber sie sahen mich und drückten mich regelrecht zurück ins Leben. Ablenkung wann immer ich sie brauchte, Gespräche wenn ich sie brauchte. Sie waren rund um die Uhr für mich da. So lernte ich mit der Zeit damit umzugehen.

Heute, nachdem es beinahe ein Jahr her ist, bin ich immer noch genauso verliebt wie vor einem Jahr. An manchen Tagen würde ich sogar sagen noch mehr. Ich gehe nicht mehr zu der Unfallstelle und auch nicht zu seinem Grab. Das sind Orte die mir nur zeigen, dass er nicht mehr lebt. Aber die Erinnerung an ihn lebt in mir und diese Erinnerung weckt immer wieder aufs neue einen Wall voller Liebe. Leider kann ich sie ihm nicht mehr geben, aber meine Freunde bedanken sich recht regelmäßig für meine überschüssige Liebe ;)

Jetzt ist es aber so, dass wenn ich an Orte gehe die ich mit ihm geteilt habe, sozusagen unsere Orte, spüre ich ihn. Es mag Einbildung sein oder eine harmlose Windboe, vielleicht auch Naivität. Aber dieses warme Gefühl, sobald ich auf unserer Bank sitze. Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn ich im Sommerregen stehe. Gefühle voller Liebe AN mich, die mich einfach so überkommen - woher kommen diese Gefühle? Es mag komisch klingen, für jeden der dies nicht kennt. Aber es fühlt sich real an, wenngleich ich weiß, dass sie es nicht sind. An meine Träume erinnere ich mich seit seinem Unfall überhaupt nicht mehr, aber mir wurde gesagt, dass ich im Schlaf mit ihm spreche (ich hab schon immer im Schlaf gesprochen).

Ja, verliebt bin ich wirklich. Verliebt in einen Menschen, der nicht mehr lebt. Natürlich birgt dies auch einige Probleme. Ich bin ein kontaktfreudiger Mensch und habe einige Freunde (jedoch eher weniger richtige Freunde, was ich aber auch als gut so empfinde). Eines Abends kam ich von einer Party nach Hause und ein Kumpel hat bei mir übernachtet. Es fühlte sich falsch an. Ich habe seit dieser Übernachtung kein Wort mehr mit ihm gewechselt und das obwohl er ein wirklich guter Kumpel von mir ist (war). Warum? Es hat sich angefühlt, als ob ich fremdgehen würde. Da lag einfach nicht derjenige in meinem Bett, der da liegen sollte. Es ist nichts passiert, immerhin ist es nur ein Kumpel, aber dennoch zerrt es an mir, als ob ich fremdgegangen wäre an einer lebendigen Person. Fremdgehen an einer nicht lebendigen Person... habe ich noch nie etwas von gehört... aber genau so fühlt es sich an... wenn gleich ich nie fremdgangen bin (in meinem Leben).

Ok, ich denke das war es soweit von mir. Vielleicht versteht es ja der ein oder andere von euch. Zumindest würde ich mich freuen zu lesen, was ihr von diesen Gefühlen haltet.

Herzliche Grüße,
InMyWorld
 
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AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Liebe ist stärker als der Tod

erfreue Dich an der Dir geschenkten Liebe durch Deinen Engel
habe keine Angst vor Deinem eigenen Tod
(denn da wartet bereits jemand auf Dich)

und wichtig:
Dein Engel wünscht Dir,
daß Du Glück in einer neuen Beziehung findest

idealisiere die Liebe nicht weiter
(das ist nur dann ok,
wenn man irgendwie noch nicht dazu bereit ist
und Poster an die Wand hängt)

thematisiere Deine Erotik
im Hier und Jetzt
Deines Umfeldes

krustle in Deinem Kopf,
was Du gern tun würdest,
(das, was Du möchtest, ist überhaupt nichts Schlechtes
Du bräuchtest nur paar Mitstreiter,
allein macht es nur halb so viel Spass)

wechsle notfalls Dein Umfeld
(Gott ist bei Dir)
 
AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Interessante Geschichte.

Mir fällt dazu spontan ein, dass die Alten Ägypter ihre Häuser aus Lehm gebaut haben, aber ihre Gräber aus Stein. Und es war für jeden Ägypter klar, dass er sein ganzes Leben danach zu trachten hat, im (guten) Gedächtnis seiner Nachfahren zu bleiben, damit er auf diese Weise ein ewiges Leben erlangt.

Für einen Ägypter war es die allerschlimmste Strafe, vergessen zu werden.

Und über einen völlig sinnlosen Menschen sagen wir ja auch: "Den kannst du vergessen."

Wenn also ein Mann über seinen Tod hinaus einen bleibenden Eindruck in dir hinterlassen hat, wenn er in dir buchstäblich weiterlebt, dann ist das so.

Eins meiner Kinder ist bei der Geburt gestorben. Ich habe es selbst in Händen gehalten, es war ein ganz kleiner Zwerg, ein Sohn von mir. Er hat nach seinem Tod so ungefähr 6 Monate oder noch länger in mir weitergelebt.

Irgendwann hat er mich dann aber plötzlich von sich aus angesprochen. Ich war grad mitten auf der Straße, mitten in Wien, und er hat mich aufgefordert, ihn jetzt sterben zu lassen. Das war sehr schwer für mich.

Ich bin in eine Parkgarage gegangen, ich habe mich dort in einem Heizraum versteckt und eine Stunde lang erbittert mit mir gerungen, ihm diese Forderung zu erfüllen.

Irgendwann habe ich es dann geschafft.

Ich habe ihn auf seine Forderung hin sterben lassen. Ich habe ihn nicht vergessen, wie du siehst. Aber ich habe zugelassen, dass er stirbt und nicht mehr (ab da wäre es gegen seinen Willen gewesen) in mir weiterleben muss.


Weißt du, vielleicht wird ja dein Mann auch einmal mit dieser Forderung zu dir kommen.

Aber bis dahin ist es so, wie du beschreibst. Er lebt in dir. Er ist dein Mann. Und du gehst fremd, wenn du etwas mit einem anderen hast.

Das verstehe ich.

Willst du im Moment daran etwas ändern?

lg Frankie

PS: Wenn du nicht warten willst, bis er mit der erwähnten Forderung zu dir kommt, dann kannst du ihn ja von dir aus darauf ansprechen, ob er schon bereit ist...
 
AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Ich kann doch niemanden lieben (weltlich), wenn ich doch schon mit ganzem herzen liebe. Da ist kein Platz für irgendjemand anderes. Freunde sind da etwas anderes. Freunde liebe ich auf eine Freundschaftliche Art und Weise.

Diese Liebe ist etwas anderes, etwas total verqueres, dass ich noch nie zuvor so intensiv gespürt habe. Da ich nicht sehen, hören, schmecken, riechen oder fühlen kann ist es einzigst mein Gefühl, dass mir sagt, da ist irgendwer... und dieses Gefühl macht es so lebendig, als ob da wirklich er wäre. Ist er aber natürlich nicht. Bin ja doch noch ein rationaler Mensch, auch wenn mich diese Liebe teilweise auf Wolken, gar Welten schweben lässt, von denen ich vorher nicht einmal gewagt hatte zu träumen.

Es ist wirklich sehr schwer dies zu schreiben. Ich bin mir vielem nicht bewusst, aber ich bin mir bewusst das es sehr lange dauern wird, bis ich wieder annähernd bereit für eine Beziehung sein werde... von sexuellem Kontakt erst gar nicht zu sprechen. Aber ich denke soetwas ist auch schwer nachzuvollziehen, oder?
 
AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Die Liebe ist nicht an das Leben (so wie wir es in unserem Verständnis als vor allem stoffliches Leben wahrnehmen) gebunden. Auch Erinnerungen, Gedanken und Träume sind Leben. Sind lebendig und machen (wie du es ja geschildert hast) lebendig. Dennoch: Das was du da schreibst ist sehr schwer nachvollziehbar. Geht es um Liebe aus der Erinnerung oder eine quasi übernatürliche Anwesenheit?
Sowohl als auch: Es zeigt sich dass die Liebe an keine Bedingungen gebunden ist. Nicht einmal an die des (zumindest in unserer Selbstwahrnemung so definierten) Lebens.
 
AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Ich melde mich dazu jetzt nocheinmal mit einem Hinweis: üblicherweise kann ein Mensch "denken, fühlen und handeln" (Luc Ciompi).

Manche Menschen schaffen es sogar, diese drei Dinge unabhängig voneinander zu tun. Sie können sich also in Gedanken vorstellen, dass sie anders handeln als bisher, sie können etwas anderes tun, als ihnen ihre Gefühle befehlen, und sie können über ihre Gefühle nachdenken und sie dabei hinterfragen.

Diese Menschen nennen sich komischerweise Buddhisten, und sie schaffen das, nachdem sie über Jahre sieben äußerst beschwerliche Pfade gegangen sind. - Ich nenne diese Fähigkeit ganz unspektakulär "Freiheit", und man erlangt sie in den wenigen Sekunden, die man benötigt, um diese Zeilen zu lesen.

Liebe InMyWorld! Nur weil du dich deinem verunglückten Freund so nahe fühlst, heißt das nicht zwangsweise, dass du ihm nahe bist. Und nur, weil deine Gefühle seinen Tod noch nicht akzeptieren wollen, heißt das nicht, dass dein Verstand das nicht schafft. Und nur, weil dir dein Verstand und deine Liebe einen neuen Mann verbieten, heißt das noch lange nicht, dass du keinen neuen Mann haben kannst.

Du bist frei. Bei einem freien Menschen sind seine Gefühle, sein Denken und sein Tun nicht mehr aneinander gefesselt: ein freier Mensch hat alle Möglichkeiten.

Du darfst so emfinden, so denken und so tun, wie du das gerade machst. Mit allen Widersprüchen, die du schilderst...


Vielleicht sagst du uns ja einmal, wie es dir dazu weiter ergangen ist...

lg Frankie
 
AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Ich finde, das läßt sich nachvollziehen.

Aber Vorsicht, inmyworld:

Laß es nicht zu, daß der tote Freund unbewußt nur zum dauernden Vorwand wird, Dich gegen jede neue Beziehung zu sträuben. Sollte das so sein, ist es natürlich ebenfalls Dein gutes Recht zu tun und zu lassen, was Du magst, auch ggf. gar keine Beziehung jemals einzugehen. Nur solltest Du Dir darüber klar werden, das halte ich für wichtig. Denn dann liegt das Problem in einer Selbsttäuschung über die Ursachen der Beziehungsferne.

Viele Grüße
Zwetsche
 
AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Ich möchte an Zwetsche anknüpfend ergänzen:

Kürzlich versuchte ich eine relativ junge Witwe (seit einem Jahr) Mut für ein neues Leben zu machen, als sie jammerte, dass sie sich keinem anderen Mann mehr öffnen könne, weil sie jeden immer mit ihrem T. vergleiche und dann ablehne.
Ich nannte das "unfair", denn natürlich wird T. vergangenheitsverklärt immer besser abschneiden als jeder noch lebende Mann. Kein anderer Mann hat auch nur den Hauch einer Chance, solange sie weiterhin vergleicht.
Davor - immyworld - möchte ich auch Dich warnen.
Aber Deine Gefühle nötigen mir größte Hochachtung ab, auch wenn ich selbst nicht mal anonym hier solches darlegen würde.
Noch eines: Was würde Dein verunglückter Freund für Dich wünschen und wollen?
Freundlichen Gruß - Linus
 
AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Liebe inmyworld,

für mich ist es durchaus nachvollziehbar, wie du dich fühlst. Und ich lese aus deinen Beiträgen auch das Problem heraus, dass viele Menschen in deinem Umfeld eben gerade nicht nachvollziehen können, wie es dir geht. Sie wollen dir helfen, dich trösten und irgendwann kommt der sanfte Druck, nun doch endlich loszulassen, dich einer neuen Liebe zuzuwenden, "normal" zu werden, die Vergangenheit zu begraben. Sie meinen es gut. Aber es hilft dir nicht weiter, du beginnst im Gegenteil an deinen eigenen Gefühlen zu zweifeln, setzt dich selber unter Druck.

Es braucht Zeit. Wieviel Zeit es braucht, ist bei jedem Menschen ganz unterschiedlich. Für dich ist dein Partner noch lebendig, du hast es noch nicht geschafft ihn loszulassen und vielleicht hast du es auch noch nicht gewollt.
Aber findest du das denn nicht in Ordnung so? Fehlt dir eine neue Liebe?

Ich glaube, das wichtigste ist, dass du wirklich auf dich selber hörst, auf deine eigenen Bedürfnisse und nicht versuchst, fremde Erwartungen zu erfüllen. Nimm dir doch einfach die Zeit, die du brauchst. Kein Mensch erwartet von jemandem, dem ein Bein amputiert wurde, dass er nach ein oder zwei Jahren wieder Marathon läuft. Und das ist es doch, was du erlitten hast, ein Teil von dir wurde dir genommen und du musst nun lernen, ohne ihn zurecht zu kommen. Und erst mal nichts weiter. Nur lernen, ohne ihn zurecht zu kommen. Und das braucht Zeit.

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft dazu.:blume1:
 
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AW: Liebe bis in den Tod... aus dem Tod?

Ich hatte vor 3 Jahren den wunderschönsten Sommer, den sich ein Mensch nur wünschen kann (ich zumindest). ...

Dann kam der Tag an dem wir offiziell zusammen kamen. Es war wie eine Befreiung von dem ganzen "sind wir es nun oder sind wir es nicht". Wir führten geradezu eine Bilderbuch Beziehung. Ein Jahr lang lag die Welt uns zu Füßen. ... Manche die uns kannten nannten es "Seelenpartner", andere ein Traumpaar. Es war einfach perfekt wie es war.

... Wie ich oben es schon gesagt hatte, eine Bilderbuch Beziehung.

Dann, im Oktober 2006, verunglückte er jedoch tödlich bei einem Verkehrsunfall. Wochenlang lebte ich wie in Trance und wurde nur von meiner Familie und meinen Freunden regelrecht am Leben gehalten. Ich erinnere mich auch nicht groß an diese Zeit, denn irgendwie erscheint mir alles eher nebelig, sobald ich mich versuche daran zu erinnern. Aber nach einer längeren Zeit der Trance, erwachte ich auch wieder. Natürlich war der Schmerz unerträglich, nachdem ich aus der Trance erwachte. Um ehrlich zu sein, hatte ich jegliche Lust am Leben verloren. ...

Heute, nachdem es beinahe ein Jahr her ist, bin ich immer noch genauso verliebt wie vor einem Jahr. An manchen Tagen würde ich sogar sagen noch mehr. ...
Jetzt ist es aber so, dass wenn ich an Orte gehe die ich mit ihm geteilt habe, sozusagen unsere Orte, spüre ich ihn. Es mag Einbildung sein oder eine harmlose Windboe, vielleicht auch Naivität. Aber dieses warme Gefühl, sobald ich auf unserer Bank sitze. Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn ich im Sommerregen stehe. Gefühle voller Liebe AN mich, die mich einfach so überkommen - woher kommen diese Gefühle? ...

Ja, verliebt bin ich wirklich. Verliebt in einen Menschen, der nicht mehr lebt. ...


Hallo InMyWorld,

konntest Du weinen?
Wirklich ausreichend darum weinen,
"herz-zerreißend" darum weinen, was Dir so unerwartet genommen wurde -
weinen um Deine "LIEBE"?

Wirklich trauern, den Schmerz zulassen, der eigentlich unerträglich ist, übermenschlich groß ist,
das zuzulassen, was eigentlich unbegreiflich ist, das so völlig sinnlos ist, ...
das ist schwer, sehr schwer!

Jeder hat da so seinen eigenen Weg der Trauer zu gehen, jeder muss ganz allein diese "Seelen-Arbeit" leisten - sonst sucht sich unser "Herz" über den Kopf oder auch über den Körper früher oder später eine "schmerzliche Antwort".
In den Momenten des unerträglichen Schmerzes, in den Tränen des endgültig Loslassenmüssens, in den Momenten wo einem dieses "Nie-wieder" in aller Absolutheit entgegentritt ist es sehr gut und sehr sehr wichtig, dass jemand da ist - eben die wahren Freunde.

Wie jemand trauert und wie lange jemand trauert, das ist so verschieden wie unsere Fingerabdrücke. Das kann man von außen her nur sehr schwer einordnen.
Deshalb möchte ich noch auf ein Trauern, auf einen "Loslassen" verweisen, das jetzt nicht vom "unerträglichen Schmerz" im Schock erstickt wird (z.B. wenn man sich von einem über alles geliebten Menschen nicht mehr verabschieden kann, weil er einem durch einen tödlichen Unfall brutal und völlig unerwartet genommen wird).
Es gibt auch ein Trauern, das von unsäglich "vielen Tränen" erstickt werden kann. Und dazu ein Märchen, in denen ja oft sehr tiefe Wahrheiten über uns Menschen erzählt werden.

Das Tränenkrüglein

Es waren einmal eine Mutter und ein Kind; die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit, die wütete unter den Kindern und faßte auch jenes Kind, daß es auf sein Lager sank und auf den Tod erkrankte. Drei "Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter bei ihrem geliebten Kind, aber es starb.
Da erfaßte die Mutter, die nun allein war auf der ganzen Gotteserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und sie aß nicht und trank nicht und weinte, weinte wieder drei Tage und drei Nächte lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kind. Als sie nun so voll tiefen Leides in der dritten Nacht saß, an der Stelle, wo ihr Kind gestorben war, tränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Tür auf, und die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges Englein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und das Kind sprach:
»0 lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine Tränen, die du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß gesammelt. Wenn du nur noch eine Träne um mich weinst, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grab und keine Seligkeit im Himmel. Darum, o lieb Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind ist wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen.«
Damit verschwand das tote Kind, und die Mutter weinte hinfort keine Träne mehr, um des Kindes Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören.




Du schreibst viel von "Verliebtheit".
"Verliebtheit" ist ein durchaus fruchtbarer Boden für das, was einem oft als das am schnellsten sprießende Gewächs erscheint, aber in Wirklichkeit das langsamste aller Gewächse ist, nämlich die LIEBE. Dir wurde dieses wunderbarste aller Geschenke, das ein Mensch überhaupt erfahren kann, auf ganz brutale Art zerrissen und zerstört. Und dennoch: Die LIEBE ist stärker als der Tod. Die LIEBE, die zwischen Euch beiden damals angefangen hat zu wachsen, will weiter wachsen, denn wahre LIEBE ist etwas Unsterbliches.
Aber dieses zarte Gewächs LIEBE, das Dir einst geschenkt wurde, kann nur weiterwachsen, wenn sie wieder auf's neue einen "fruchtbaren Boden" findet - sonst wird sie eines Tages verdorren. Diesen "fruchtbaren Boden", in dem du all das einpflanzen kannst, was ER Dir geschenkt hat und Du jetzt in Dir unruhig "herumträgst", wirst Du nur finden, wenn du die LIEBE sozusagen in die Freiheit entläßt. LIEBE verlangt nämlich nicht das HABEN, sondern LIEBE verlangt das SEIN.

Was will ich Dir damit sagen. Es ist nicht leicht mit Worten gesagt, deshalb versuche ich es mit einem Lied zu verdeutlichen, was LIEBE seinem Wesen nach verlangt - denn in Liedern betten wir unsere Worte in Gefühle und Du fragst nach dem Gefühl, dass Du so überwältigend in Dir verspürst.

Das Lied ist von Nick Cave und heißt "Nobody's baby now" Es erzählt von einem Mann, dem die LIEBE in der Gestalt einer Frau begegnet ist. Dann ist etwas passiert, was die LIEBE nicht erlaubt. Der Hörer kann jetzt nur vermuten, ob jetzt der Mann "Fremdgegangen" ist oder ob sich ein Beziehungsdrama abgespielt hat, so dass er seine "geliebte Frau" sogar ermordet hat, oder ob sie plötzlich durch Unfall zu Tode kam. Jedenfalls ist sie nicht mehr mit ihm zusammen.
Auch wenn sie "jetzt niemandem mehr gehört", so durchflutet ihn dennoch ein übermächtiges Gefühl. Er hat deswegen die ganze Welt bereist, Jesus Christus, die Philosophen studiert, in den Erkenntnissen der Wissenschaft vom menschlichen Verhalten Antwort gesucht - und nicht gefunden.
Es ist ein wahrlich überwältigendes Bild, das da in diesem Lied von einem Menschen gezeichnet wird, der auf der Suche ist, diesem zarten Gewächs "LIEBE", das er unruhig in sich trägt "neuen Grund" zu geben. Es ist ein schillernder Regenbogen der LIEBE, der sich da von Jesus Christus bis zum Kleid "mit den blau gesteppten Veilchen über der Brust", das der Mann am meisten an seiner Frau liebte, spannt - unabhängig davon, ob es sich jetzt um einen untreuen Ehemann oder einen vom Schicksal geschlagenen Mann oder sogar um einen Mörder handelt.
Die einzige Antwort die uns Menschen dieser REGENBOGEN DER LIEBE zu geben vermag ist (ich habe das jetzt für mich ganz persönlich so übersetzt und auch in der nachfolgenden Übersetzung versucht zum Ausdruck zu bringen), dass die LIEBE niemandem gehört, keinem Menschen und keiner Religion. Aber sie überstrahlt alles und durchdringt alles - sogar den TOD.
Die LIEBE ist wahrlich groß, groß wie das Universum - wer sie kennt, der weiß wie groß das Universum ist.

... also entlasse Deine LIEBE endlich in die Freiheit, damit auch Du wieder in der LIEBE frei wirst!

Gruß Franz


Nick Cave - Nobody's Baby Now (1994)
Hier ein Link zu einem V-Clip

I've searched the holy books
I tried to unravel the mystery
of Jesus Christ, the saviour
I've read the poets and the analysts
Searched through the books
on human behaviour
I travelled this world around
For an answer
that refused to be found
I don't know why and I don't know how
But she's nobody's baby now


I loved her then and
I guess I love her still
Hers is the face I see
When a certain mood moves in
She lives in my blood and skin
Her wild feral stare, her dark hair
Her winter lips as cold as stone
Yeah, I was her man
But there are some things love won't allow
I held her hand but I don't hold it now
I don't know why and I don't know how
But she's nobody's baby now


This is her dress that I loved best
With the blue quilted violets across the breast
And these are my many letters
Torn to pieces by her long-fingered hand
I was her cruel-hearted man
And though I've tried to lay her ghost down
She's moving through me, even now
I don't know why and I don't know how
But she's nobody's baby now
She's nobody's baby now
Nobody's baby now
She's nobody's baby now



Sie gehört jetzt zu niemandem mehr

Ich habe die heiligen Schriften durchsucht.
Ich habe mich bemüht, das Geheimnis
von Jesus Christ, den Retter, zu enträtseln.
Ich habe Dichter und Analytiker gelesen.
Habe Bücher über
menschliches Verhalten durchforstet.
Ich bin durch die ganze Welt gereist,
denn eine Antwort
wollte sich nicht finden lassen.
Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht wie,
aber sie gehört jetzt zu niemandem mehr.

Ich liebte sie damals und
ich liebe sie wohl immer noch.
Es ist ihr Gesicht, das ich sehe,
wenn so ein bestimmtes Gefühl ich verspür.
Sie lebt in meinem Blut, in meiner Haut.
Ihr aufgebrachtes Starren, ihr dunkles Haar,
ihre kalten Lippen, so kalt wie Stein.
Yeah ich war ihr Mann.
Aber es gibt einige Dinge, die Liebe nicht erlaubt.
Ich hielt ihre Hand, aber jetzt nicht mehr.
Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht wie,
aber sie gehört jetzt zu niemandem mehr

Dies ist ihr Kleid, das ich am meisten liebte,
mit den blau gesteppten Veilchen über der Brust.
Und dies sind meine vielen Briefe,
in Stücke zerrissen, durch ihre langfingrige Hand.
Ich war ihr gemeiner Kerl.
Und obwohl ich versucht habe, mich ihrer Macht zu entledigen, sie durchströmt mich immer noch.
Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht wie,
aber sie gehört jetzt zu niemandem mehr…
Sie gehört nun zu niemandem mehr.
Niemandem gehört jetzt die Liebe.
Sie ist nun in keines Menschen Besitz.
 
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