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Die normopathische Gesellschaft

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"Der talentierte Mister Mises" ... Chris M, wie kannst Du nur diesen Salonschwätzer ertragen? Mir geht das platte Geschwaller bereits nach 3:19 Minuten auf den Geist - wieder einer dieser Menschen mehr auf YT, die sich selbst gern reden hören.
 
"Der talentierte Mister Mises" ... Chris M, wie kannst Du nur diesen Salonschwätzer ertragen? Mir geht das platte Geschwaller bereits nach 3:19 Minuten auf den Geist - wieder einer dieser Menschen mehr auf YT, die sich selbst gern reden hören.

Da hast du das Video abgebrochen, bevor der eigentliche Inhalt anfängt. Sein Argument ist eigentlich ganz gut: Die Grundüberzeugung der Libertären, dass kein Mensch Macht über einen anderen Menschen haben sollte, ist einfach nicht ernst zu nehmen. So idealistisch das auch klingt, es ist nicht umsetzbar. Ich sehe es genau gleich wie der Schattenmacher: Diese libertäre Grundüberzeugung hindert die Menschen daran, die interessanten und wichtigen Gedanken, die die libertäre Einstellung ansonsten zu bieten hat, überhaupt zu entdecken.

Wenn kein Mensch Macht über andere Menschen hätte, wäre das Ergebnis Anarchie. Funktionieren würde das nur mit perfekten Menschen, nicht aber mit den Menschen, so wie sie sind. Klar, wenn alle Menschen Professoren und Pazifisten wären - vielleicht. Aber das sind sie eben nicht, ganz im Gegenteil.
 
Da hast du das Video abgebrochen, bevor der eigentliche Inhalt anfängt. Sein Argument ist eigentlich ganz gut: Die Grundüberzeugung der Libertären, dass kein Mensch Macht über einen anderen Menschen haben sollte, ist einfach nicht ernst zu nehmen. So idealistisch das auch klingt, es ist nicht umsetzbar. Ich sehe es genau gleich wie der Schattenmacher: Diese libertäre Grundüberzeugung hindert die Menschen daran, die interessanten und wichtigen Gedanken, die die libertäre Einstellung ansonsten zu bieten hat, überhaupt zu entdecken.

Die Grundüberzeugung der Libertären beruht auf der Illusion idealistischer Begriffe, wie der der Freiheit. Oder um es einmal anders zu sagen: Ob der individualisierte oder der sozialisierte Mensch der Glücklichere ist, das ist eine ungelöste Fragestellung der Sozialwissenschaft.
Persönlich habe ich - als junger Mann - zeitweise unter Menschen gelebt, die anarchistische Lebensmodelle gepflegt haben. Das war einerseits beglückend, andererseits auf andere Weise anstrengend - aber auch unter ihnen gab es, allen Bemühungen zum Trotz, Menschen, die ich "Alpha-Rüden" nennen würde. Führungspersönlichkeiten, die es selbst in diesem eingegrenzten Rahmen von Machtpositionen gab, genauso wie es "Schafe" gab, die genau das sein wollen.

Es gibt Menschen, die bereit und willens sind, andere zu führen. Genauso gibt es auch Menschen, die geführt werden wollen.
Genau das erlebe ich aktuell im Arbeitsleben.
Ich kann Menschen führen, im Grunde will ich das aber überhaupt nicht. Es wäre mir an sich lieber, die Menschen würden ihr eigenes Ding machen und eigene Entscheidungen fällen - aber sie haben den Schneid nicht, dies zu tun. Stattdessen kommen sie zu mir - und fragen mich Tausend Dinge, die sie im Grunde schon lange wissen. Sie wollen von mir Entscheidungen, weil sie zu feige sind, Dinge selbst zu entscheiden, und für Entscheidungen selbst gerade zu stehen - auch und gerade in dem Fall, dass diese Entscheidungen "falsch" sein können.

So ein Blödsinn hat mich noch nie interessiert - ich fälle Entscheidungen, auch auf das Risiko hin, dass sie falsch sein können, und oft auch über meine Kompetenzen hinaus. Wenn es sein muss, denn der eigentliche Entscheider ist mal wieder gerade nicht da. Und bumms: Auf einmal macht man Dich zu einer Führungspersönlichkeit, als die man Dich weder eingestellt hat, noch bezahlt, aber Du bist eine Führungspersönlichkeit, weil Du real den Mumm hast, Dinge zu entscheiden.

Der Libertäre hätte alles gern nach den "Gesetzen des Marktes" gelöst, tatsächlich handelt es sich aber um ein hypothetisches Modell, das so nicht funktioniert. Denn weder ist der Markt frei, noch haben alle dieselben Chancen.
Bestimmte Grundlagen waren schon immer reglementiert: Wasserrechte, soziale Absicherung, Altersversorgung, die Kultur. Eine Krankenversicherung ist kein Sozialismus, sondern eine Solidargemeinschaft. Und eine erfolgreiche Solidargemeinschaft, denn Länder wie die USA schauen voller Bewunderung auf unsere Medizin, die nicht nur besser ist als die ihre, sondern auch noch preiswerter (weil sie über die Solidargemeinschaften finanziert wird).

Das Theater war schon immer gesponsort. Heute durch die öffentliche Hand, aber früher durch den Adel, der mit seinem Theater auch noch sein hauseigenes Bordell hatte. Man kann argumentieren: Warum muss man das Theater querfinanzieren? Ja, das muss man nicht, aber dann gibt es das Theater eben auch nicht. Oder höchstens das Boulevardtheater. Und nur für Menschen, die für eine Karte 300€ zahlen können und wollen. Wollen wir das? Nicht wirklich, oder?
 
Die Grundüberzeugung der Libertären beruht auf der Illusion idealistischer Begriffe, wie der der Freiheit.

Ja, das hat mich auch schon immer gestört. "Freiheit" ist tatsächlich eine der größten Worthülsen, die es gibt. Es kann alles und nichts bedeuten. Wenn man dieses Wort zum Schlagwort der eigenen Weltanschauung macht, dann betreibt man quasi eine Religion. Aber ohne dies zuzugeben.
 
Ja, das hat mich auch schon immer gestört. "Freiheit" ist tatsächlich eine der größten Worthülsen, die es gibt. Es kann alles und nichts bedeuten. Wenn man dieses Wort zum Schlagwort der eigenen Weltanschauung macht, dann betreibt man quasi eine Religion. Aber ohne dies zuzugeben.

Wie sang Janis Joplin schon in den 60er Jahren: "Freedom is just another word for nothing left to loose ..."

Oft sind gerade diejenigen, die den Begriff "Freiheit" ununterbrochen im Munde führen die ärgsten Reaktionäre.
In den USA ist es geradezu ein Pflichtprogramm, immerzu "Freiheit, Freiheit" zu brüllen ... aber ihre "Freiheit" ist nur eine ökonomische, und nur für den, der auch die Asche dafür hat. Darüber hinaus ist dann dies verboten und jenes, und wenn du auch nur mit einer Bierflasche auf der Straße stehst, dann bekommst du bereits Ärger mit der Polizei.
Oder wie sich einer meiner Bekannten einmal ausdrückte, der zeitweise in den USA lebte: Wenn ich schon darüber nachdenken musst, ob du es wagen kannst, Fußball zu spielen (weil du nicht krankenversichert bist und dich beim Fußballspielen verletzen könntest) - dann ist das auch keine Freiheit.
 
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