• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Ist Homosexualität eine Krankheit?

choda

New Member
Registriert
29. Oktober 2002
Beiträge
275
Nun die Frage steht.
Ist Homosexualität eine Krankheit?




Ich entschuldige mich,sollte diese Frage schon mal gestellt worden sein.

In einer liberalen Gesellschaft wird Homosexualität als ein "normales" und recht privates Verhaltensmuster anerkannt. Doch behaubten viele Psychologen, auch viele aus unsere Zeit, hinter Homosexualität seckt eine Krankheit.
(Seltsam ist,daß sich die verschiedenen Schulen hierüber außnahmsweise einig sind, auch wenn sie von verschiedene Ansätzen ausgehen)

Haben Freud, Jung, Fromm und Rest recht?


Was meint ihr?
 
Werbung:
Nicht lieb, dass man Dich mit Deiner Frage so allein stehen lässt.

Es ist wohl vorerst die Frage, welche Vorstellung Du von Krankheit hast, oder die anderen.

Einstweilen weiß man die Betroffenen fühlen sich nicht krank und können, genau genommen auch niemanden damit anstecken. Die Homosexualität verkürzt nicht ihre Lebenszeit und reduziert als solche nicht ihre Lebensqualität. Wie die vorurteilsbehafteten Mitmenschen diese reduzieren, hat aber nichts damit zu tun, sondern höchstens mit deren krankhafter Neigung Andersartiges als abartig zu bezeichnen.

Freud und Jung hatten noch den statistischen Krankheitsbegriff, dass alles was von der Norm abweicht, was Krankes sei. Dass Fromm auch so dachte, wundert mich.

Krank ist also, was man als krank bezeichnen möchte. Leider ändern sich da öfters die Moden und die Interessenslagen in der Gesellschaft.

Mir ist kein Argument bekannt geworden, welches hier den Begriff Krankheit auch nur irgendwie rechtfertigen könnte. Hilft Dir das?

Liebe Grüße, diethelm
 
Diese Frage wid öfters gestellt. Wichtig wäre ihre Beantwortung im sozialrechtlichen Sinn. Wie diethelm schon bemerkte, muss Krankheit erst definiert werden. Ob Homosexuelle als solche krank sind, sollten die Homosexuellen selbst sagen.

Rechtlich gesehen ist jeder erst krank, wenn er von einem Arzt eine Bestätigung für seine Krankheit bekommt, sei es jetzt in Form der Verschreibung eines Medikamentes oder in Form eines Attestes.

Die Homosexuellen würden halt mehr Leute wie den Alfons Haider brauchen, die öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung stehen und ihr Selbstverständnis kolportieren.

Liebe Grüße

Zeili
 
Ich habe nachgelesen, Diethelm:

"Die homosexuelle Abweichung von der Norm entsteht dadurch, daß diese polarisierte Vereinigung nicht zustande kommt und daß der Homosexuelle hierdurch unter dem Schmerz der nicht aufgehobenen Getrenntheit leidet, wobei es sich im übrigen um ein Unvermögen handelt, das er mit dem durchschnittlich heterosexuell Veranlagten, der nicht lieben kann, teilt."[S.57f
Fromm, Erich: Die Kunst des Liebens. Frankfurt/M 1994


Allerdings - ich bin eine große Frommanhängerin, möchte ich bemerken, dass Fromm noch von einer Definition von poliger geschlechtlicher Liebe ( Anima und Animus bei Jung) ausgeht, die allein als die Norm bestimmend gesehen wird / wurde.Fromm selber gibt ja sogar in dem von mir zitierten Beleg auch eine psychoanalytische Begründung, die nicht gar so herzlos ist, wie sie scheint. Der homosexuelle Mensch ( Mann und Frau mMn) konnte aus unbekannten Gründen nicht zum heterosexuellen Gefühl der Aufhebung des Ich im Akt kommen. Das ist nicht so unversöhnlich, scheint mir.

Heute gilt jede Art erotischer Beziehung, die zum Orgasmus führen kann, als „ normal“. Das ist auch meine Meinung.
Die Sicht hat sich in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf Homosexualität geändert:
Und das ist gut so ! ( Wowereit, bekennender Homo, SPD-Politiker)

Marianne
 
Hallo,

vielleicht sind ja auch die wenigen, späten Antworten ein Zeichen dafür, dass Homosexualität so langsam aber sicher gesellschaftlich nicht mehr als krankhaft dargestellt wird?! Es etabliert sich, gehört dazu, man braucht es nicht mehr auseinanderreden.
Für mich sind die Menschen nicht krank und für mich ist ein knutschendes gleichgeschlechtliches Paar keinen Gedanken wert, genauso wenig wie ein Heteropaar.
Im Grunde ist es mir auch völlig wurscht, wer mit wem wann und wie in die Kiste steigt, das hat nicht im entferntesten mit den Dingen zu tun, die mir bei einem Menschen wichtig sind.

Solange jeder freiwillig in eine Beziehung einsteigt, keine Zwänge, kein Druck und (vom Partner ungewollter) Schmerz/Gewalt eine Rolle spielt ist wohl alles normal. Ob Homo-, Bi-, Hetero- oder von mir aus auch Gruppen-, Telefon- oder Chat-Sex, solange die Bedingungen klar und fair sind und sich jeder jederzeit wohlfühlt, ist doch alles ok.
Alles andere finde ich prüde und überholungsbedürftig.
LG
Sal
 
Jan Amos schrieb:
Jeder mag darüber denken wie er will, jedoch für mich ist es eindeutig eine Geschmacksverirrung.

Und was ist eine Geschmacksverirrung? Sie ist zwar keine Krankheit aber etwas Krankhaftes.
 
ich denke, eine geschmacksverirrung ist alles andere als krankhaft
wenn man heute im original 70er outfit druch die straßen marschiert, mag man das als geschmacksverirrung sehen
waren also vor 30 jahren alle krank ?

wenn man homosexualität als nicht krankhaft bezeichnet, weil man homosexuelle nicht diskriminieren will oder die bezeichnung von homosexualität als krankheit als diskriminierung sieht, dann begeht man den fehler, kranke menschen zu diskriminieren
was nun eine krankheit ist und was nicht soll man eher unvoreingenommen und emotionslos analysieren
wenn man eine krankheit als körperlichen und/oder geistigen zustand sieht, der jemanden im alltag außergewöhnlich behindert (ja, ja, ich weiss, ist schwammig und trifft auch auf verletzungen zu....aber es gibt keine allgemein gültige definition von krankheit, und unter meiner kurzen beschreibung kann man sich zumindest etwas vorstellen), dann kann man auf dieser basis schon einmal diskutieren

lg,
Muzmuz
 
Homosexualität ist in der Natur eine ganz normale Angelegenheit und kann nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren vorgefunden werden. Auch in vielen früheren Kulturen war die Homosexualität eine ganz normale Angelegenheit und gesellschaftlich nicht nur akzeptiert, sondern als ein normaler Teil der Sexualität angesehen worden.

Vor allem die Christianisierung hat zu einer Verdammung der Sexualität als solcher geführt und selbst die heterosexuelle Verbindung von Menschen nur dann nicht als Sünde angesehen, wenn diese der Fortpflanzung dient. In dieser Entwicklung hat sich vor allem die westliche Welt der Lust und der sexuellen Befriedigung entledigt und die Sexualität in ein Hinterzimmer verbannt, zum Tabu gemacht und selbst die Berührung des eigenen Körpers davon nicht ausgenommen.

Schon diese Entwicklung, wie auch die sich ändernden Meinungen über dieses Thema, zeigen, dass es sich nicht um eine Krankheit, sondern nur um eine gesellschaftliche Normierung handelt. Sollte man doch eine Krankheit annehmen wollen, dann sollte man auch die Masturbation in diese Klasse versetzen, denn nicht nur ist sie absolut gleichgeschlechtlich, sondern auch ohne jegliche Polarität.

So wird es von Bedeutung sein, wie der Betrachter dieser Frage sich dem Thema nähert. Ist „normale“ Sexualität nur die Praxis, die der Fortpflanzung dient oder jegliche Handlung, die der Befriedigung des Sexualtriebs dient. So muss zwischen der Fortpflanzung und dem Lustgewinn als zulässige sexuelle Motivation unterschieden werden, wobei die Sicht der Fortpflanzung als einzige zulässige Form auch die Empfängnisverhütung pervertieren und somit auf der noch heute gültigen Linie der katholischen Kirche liegen würde. Somit sind auch alle anderen sexuellen Praktiken inklusive Sex unter mehreren Partnern nicht normal und damit krankhaft.

Diese gesellschaftliche Tabuisierung habt zu einer Einschränkung und Pervertierung von sexuellen Praktiken geführt. Die Folge dieser Tabuisierung ist die Zugabe von Schuldgefühlen und die damit verbundene psychologische Belastung, die gegebenenfalls zu richtigen psychischen Erkrankungen führen kann.

Ergo: Nicht die Homosexualität, sondern die gesellschaftlichen Normen sind krankhaft.
 
Werbung:
Wenn wir hier schon geistestgeschichtlich werden, dann eine Frage: Waren die Griechen der antiken Klassik krank ? Ihr Gesellschaftssystem?


Knabenliebe war dort pädagogisches Programm - und jede vorwiegend adelige - Familie war stolz darauf, ihren Sohn einem älteren Familienvater anzuvertrauen, denn so eine Art erotisch/sexuelle Patenschaft brachte den sozial nieder stehenden immer gesellschaftlichen Gewinn. das war so eine Art Einführung in die Gesellschaft - interessant ist es vielleicht, dass diese Form der Padöphilie zuerst in Sparta zu beobachten war.
Erst im Laufe der Geschichte Roms wurde dieser zärtlich-väterliche Aspekt allmählich vernachlässigt und die Richtung ging eindeutig in rein sexuelle Befriedigung.
Vielleicht noch ein Punkt: Im klassichen Griechenland erfolgte der Männerverkehr ebenfsalls zwischen den Schenkeln - Analverkehr galt als roh und menschenverachtend - kam aber vor ( Vasenbilderquellen): also auch nicht als krank, sondern nur als inhuman.
Im Mittelalter und der christlich gesteuerten Neuzeit galt Homosexualität als Sodomie.



Die heutige Einstellung lässt sich an unserer Diskussion ablesen.


Muzmuz: Du hast mMn an sich Recht, wenn Du die Krankheitsdefinition einforderst, aber - ebenfalls nur meine Meinung - es bezeichnet ja hier niemand die gleichgeschlechtliche Liebe / den Sexus als krank.

ZUm Abschluss ( ich kann es nicht lassen - ein Gedicht )


Hölderlin


Sokrates und Alcibiades

»Warum huldigest du, heiliger Sokrates,

Diesem Jünglinge stets? kennest du Größers nicht?

Warum siehet mit Liebe,

Wie auf Götter, dein Aug' auf ihn?«



Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste,

Hohe Jugend versteht, wer in die Welt geblickt,

Und es neigen die Weisen

Oft am Ende zu Schönem sich.

Dieses Gedicht zeigt auch ganz deutlich auf, dass die klassische Knabenliebe etwas mit Schönheit, Ästhetik zu tun hatte.


Marianne
 
Zurück
Oben