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Arzt ohne Anreiz

AW: Arzt ohne Anreiz

Hallo Bernd,

du hast so schön aufgelistet, was die Beitragsschreiber so alles zu diesem Thema zu sagen haben.
Worauf willst du eigentlich hinaus?

Willst du uns deine Beobachtungen kundtun, oder hast du Vorschläge, wie du es lieber hättest?

Momentan schaut es so aus, als ob du dich über den Ist-Zustand beklagen möchtest.

herzlich
lilith
 
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AW: Arzt ohne Anreiz

Bernd, wir hätten sicher in wenigen Bereichen Qualität, wenn wir uns keiner Konkurrenz bewusst wären - und das gilt auch für Ärzte.

Manchmal habe ich den Eindruck, Du konstruierst Dir künstlich Probleme; ist er richtig ?

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Arzt ohne Anreiz

.

Wenn ihr wie hier die Eule, Sprüche von anderen zitiert oder wie Claus, euch Witzchen erzählt, was dem Sinn des Beitrages den Boden entzieht...

ich finde dieser Witz bringt sehr gut zum Ausdruck, worauf es dem Arzt ankommt:
er muß Geld verdienen um seine Existenz zu sichern.
Mit Kassenpatienten allein kann er nicht mehr existieren, er braucht zahlende Kundschaft....
Verstehst Du jetzt den Sinn?

In meiner nächsten Verwandtschaft ist ein Arzt, ich weiß wovon ich rede.

Gruß von Claus

ps
und wenn jetz die privaten Kassen kaputt gemacht werden sollten, dann sieht es ganz traurig aus für die Ärzte, mithin auch für das gesamte Gesundheitswesen
 
AW: Arzt ohne Anreiz

Bernd, diesmal muss ich Zeili Recht geben, was seinen Eindruck angeht.
Du beklagst etwas, ohne irgendeine alternative Lösung "deines" Problems vorzuschlagen, erwartest aber gleichzeitg von uns uneingeschränkte Zustimmung.
Und nochmal: Ärzte, auch wenn sie einen besonderen Status haben, sind im Endeffekt nichts anderes als Dienstleistende im Gesundheitswesen. Ihr Studium ist das längste überhaupt. Haben sie ihr Staatsexamen in der Tasche, müssen sie erstmal 2 Jahre als Assistenzärzte in Krankenhäusern die Arbeiten und Schichtdienste verrichten, die kein anderer Arzt tun will, und das auch noch nicht einmal gut bezahlt. 5 Jahre dauert es dann noch, bis sie ihren Facharzt haben. Die Regelstudienzeit für Medizin beträgt in Deutschland 12 Semester = 6 Jahre. Dann noch 2 Jahre Assistentarztzeit plus 5 Jahre für den Facharzt betragen 13!!! Jahre Ausbildung, bevor sie sich, wenn die finanziellen Möglichkeiten da sind, mit einer Praxis niederlassen können. Dass sie zwischendurch noch promovieren, erwartet man von ihnen, denn Ärzte ohne Doktortitel wirken auf die meisten Leute heute immer noch wenig vertrauenserweckend, obwohl der Titel allein keinen guten Arzt ausmacht.
Der frisch niedergelassene Arzt ist in der Regel für mindestens 10 Jahre hoch verschuldet und muss um jeden Patienten kämpfen.
Gerade die jungen Ärzte sind bemüht, ihre Patienten nach bestem Wissen und Gewissen zu behandeln und weniger darauf bedacht, deren Krankheiten bewusst in die Länge zu ziehen. Patienten, die schnell wieder gesund werden, vertrauen ihrem Arzt eher und kommen wieder, als diejenigen, die sich Monat um Monat in die Praxen schleppen und deren Beschwerden sich kaum bessern.

Aber geh du mit gutem Beispiel voran und werde einfach nicht mehr krank!! Wäre doch gelacht, wenn ein Mediziner an dir etwas verdienen sollte.......

Rhona

PS: Ich weiß, wovon ich rede. Meine Mutter war Ärztin, mein Bruder ist mit seiner Ausbildung so gut wie fertig und ich möchte ebenfalls Medizin studieren.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Arzt ohne Anreiz

von Lillith:
Willst du uns deine Beobachtungen kundtun, oder hast du Vorschläge, wie du es lieber hättest?

Es müsste einen Anreiz geben, damit ein Arzt grundsätzlich darum bemüht ist, den Menschen gesund zu belassen oder gesund zu „machen“.

Zugangsbeschränkungen für heranwachsende Mediziner und die starre Reglementierung von „richtig und falsch“ im System der Medizin und dessen „innere Erkenntnishemmung“ , müsste erheblich gelockert werden. Letzteres müsste bereits an den Unis beginnen.

Es müsste ein Zusammenhang diskutiert werden, in wie weit ein Arzt selber gesund sein muss, um überhaupt heilen zu können. Wenigstens diskutiert. Oder ob er nur Mechaniker sein muss.

Ein Arzt müsste an seinen menschlichen Fähigkeiten und Bemühen, was Sensibilität, Einfühlungsvermögen betrifft, an seiner Gründlichkeit, seiner öffnenden, nicht bevormundenden Art, seiner Seriosität (keine Nebengeschäfte mit Medis und Ergänzungsmitteln...), der intensive Erfassung der körperlichen und seelischen Voraussetzungen genauso gemessen werden, wie an seinen Abschlüssen. Es sollte langsam ins Bewusstsein der Bevölkerung eingehen, dass 50, wenn nicht mehr Prozent der Wirkung einer Behandlung /eines Medikamentes, auf seelischer Ebene ablaufen. Plazebo sei hier ausdrücklich nicht als Schimpfwort gesehen.

Ein Arzt müsste erkennen und in seinem Auftreten deutlich nach außen tragen, dass er nicht heilt, sondern den Patienten dahin lenkt, dass der Körper sich selbst heilt. Das Gehabe und die Schulmeisterliche (abergläubige) Art vieler Ärzte, ist m.E. dem Heilungsprozess abträglich, zumindest bei Menschen, die sich innerlich von ihrem Vater getrennt haben.

Ein Arzt müsste dem Patienten einen über seinen Titel und seinen Kittel hinausgehenden Grund für Vertrauen geben.

So wie es jetzt ist, himmelt der Patient den Arzt als einen väterlichen Wahrheitsspender an. So weit er sich dem Arzt anvertrauen und i.w.S. hingeben kann, wird das die Heilung begünstigen. Der Arzt ist sich dessen m.E. selten bewußt und geht damit nicht sensibel genug um.

von Claus: er muß Geld verdienen um seine Existenz zu sichern.
Mit Kassenpatienten allein kann er nicht mehr existieren, er braucht zahlende Kundschaft....
Verstehst Du jetzt den Sinn?
Den Sinn des Witzes schon, aber das andere gibt weniger einen Sinn, alsdass es „eben so ist“.
Ich hoffe, ihr glaubt die Späße nicht, dass ein Arzt heute ums Überleben kämpft, wenn er „nur Kassenpatienten“ hat. Ihr müsstet euch mal in meiner Nachbarschaft umsehen. Ich „sehe“ das Bild von meinem Hausarzt vor mir, der mit einem Transparent im Hof seiner Villa, mit den Schwestern im Gefolge, immerzu auf dem Kies um den Rhododendron herumdemonstriert. Und was ich sehe, sind Patienten, die sich in diese ulkige Parade einreihen.

Warum bin ich denn Arzt geworden. Um Menschen zu heilen oder um mein EGO zu befriedigen und auszudehnen oder um reich zu werden. Wenn Arzt ein Dienstleistungsberuf wie jeder andere sein soll, so wie es bei euch anklingt, dann ist es kein Wunder, dass seine Dienste heute unabhängig von dem Wort Gesundheit konsumiert werden. Die Menschen werden immer kränker, es gibt immer mehr raffinierte Behandlungsmethoden. Was Heilung ist, geht in diesem Geschäftemachen verloren.

Grundvoraussetzung wäre, vielleicht zu erkennen, dass es bei unseren Zivilisationskrankheiten meist um solche handelt, die aus Mangel an Gesundheit entstanden sind und sich mit „Behandlungen“ nur unterdrücken und verschieben lassen, nicht heilen. Dieses Bewusstsein existiert erst im Anfangsstadium. Gesundheit ist „vom Makt“ zu entkoppeln. Denn der Markt ist m.E. unfähig, die Menschen gesund zu machen, wie man sieht.

von Zeili: Manchmal habe ich den Eindruck, Du konstruierst Dir künstlich Probleme; ist er richtig ?
Völlig richtig. Im Schlaf gibt es keine Probleme. Und weil ich das Problem im Schlaf nicht sehe, kann ich ja da auch nicht drauf hauen, nur auf den Wecker.

Viele Grüße
Bernd
 
AW: Arzt ohne Anreiz

Bernd, ich kenne mehrere Ärzte recht gut, und zwar privat, nicht als Patient.

Der eine (der nahe Verwandte) hat einen 14-Stunden tag in seiner Praxis (das zeugt von Beliebtheit bei Patienten), ein großer Teil seiner Zeit geht für eine unvorstellbare Kassenbürokratie drauf.
Wenn er seinen Stundenlohn ausrechnet (abzüglich der Praxisunkosten natürlich), liegt er knapp über dem seiner Arzthelferinnen.

Ein anderer hat sich vor 10 Jahren (kurz vor der Pleite) ganz neu orientiert:
Er ist in eine Gegend gezogen, wo ihn niemand kennt, macht auf "Wunderheiler":

kein weißer Kittel, nur eine Art ungarische Volkstracht (sein Name hat auch einen ungarischen Klang),
zu Hausbesuchen kommt er entweder mit einem seeehr breitkrempigen weißen Hut, oder mit einem gleichartigen, aber in schwarz. Die Leute sinnieren darüber, ob es eine orakelhafte Bedeutung hat, ob der weiße oder der schwarze Hut kommt....
das Sprechzimmer hat keine Ähnlichkeit mit einem herkömmlichen Sprechzimmer, es ist eine Mischung aus Bauernstube und Hexenküche,
er zelebriert mit großem Brimborium Augen- und Urindiagnostik usw usf.

Nun, wir beide kennen uns ganz gut,
und er hat für das, was die Patienten für "Alternativmedizin" halten, nur Hohn und Spott,

aber auf seinem Praxisschild steht schließlich Dr. med,
und die Leute sehen in ihm jemanden, der die "Schulmedizin" zwar kennt, aber das "alternative" für besser und wirksamer hält und deshalb ja auch praktiziert.

Und er hat es in den 10 Jahren vom Pleitegeier zum wohlhabenden Mann gebracht, weil sein Wartezimmer brechend voll ist von Leuten, die ihn aus privater Tasche gut bezahlen.

Manchmal kriegt er den moralischen weil er sich in Richtung Scharlatan bewegt, aber immerhin hat ihn unsereGesellschaft dahin getrieben,

einerseits das Kassensystem, andererseits die Medien, die die "Alternativmedizin" in höchsten Tönen preisen...

kopfschütelnde Grüße von Claus
 
AW: Arzt ohne Anreiz

Hallo Bernd,
ich kann gut nachvollziehen, dass du mit den üblichen Behandlungsmethoden der Schulmedizin unzufrieden bis. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles im diesem Bereich geändert, die Ansicht, dass ein menschlicher Körper wie eine Maschine beim Mechaniker einfach repariert werden kann, hat sich schon längst als unhaltbar erwiesen.

Die Frage ist, wer hat Interesse daran, das Bestehende zu ändern und welche Gründe gibt es, es beim Alten zu belassen?

Die Kranken, also jene, die Heilung suchen, haben das größte Interesse daran, mehr als die schulmedizinische Behandlung zu finden.

Bei uns in Österreich hat sich in den letzten 20 Jahren (so schätze ich) eine alternative Behandlungsschiene etabliert. Erst waren es Homöopathen, dann kamen die diversen Chiropraktiker, Akupunkteure, Masseure aller möglichen Ausrichtungen (Lymphdrainagisten, Physiotherapeuten, Cranio sacrale Osteopathen und was weiß ich, was es da alles gibt). Ein sehr breites Angebot, das außerhalb jeglicher Kontrollmöglichkeit stand. Da hat sich inzwischen sehr vieles geordnet, wurde in überschaubare und auch vergleichbare Bahnen gelenkt, weil sich auch der Hilfesuchende gar nicht mehr orientieren konnte. Auch der Bereich der Psychotherapie gehört dazu.

Viele Schulmediziner, vor allem Allgemeinmediziner, erweiterten ihr Angebot durch zusätzliche Ausbildung in außerschulmedizinischen Disziplinen. Für die Patienten gab (und gibt es noch immer) nur insofern ein Problem, dass die Krankenkassen kaum alternative Heilmethoden bezahlen. In manchen Fällen gibt es Zuschüsse, z.B. wenn die schulmedizinischen Angebote für eine Behandlung gar nicht gegeben sind. D.h. Menschen, die es sich nicht leisten können, selbst tief für eine Behandlung in die Tasche zu greifen, werden wohl weiterhin mit Pillen und Spritzen abgefertigt, denn selbst ein therapeutisches Gespräch, wenn der Arzt schon dazu fähig sein sollte, wird dem Arzt von der Krankenkasse nicht abgegolten.

Es liegt also nicht an der mangelnden Einsicht in die Sinnhaftigkeit der Bahndlung, sondern an der ziemlich starren Struktur des sozialen Netzes, sprich der Krankenversicherung.

Ich glaube allerdings, dass diese Struktur schon da und dort abzubröckeln beginnt. Die Notwendigkeit einer Neustrukturierung wird wohl bald von allen Beteiligten erkannt werden.

herzlich
lilith
 
AW: Arzt ohne Anreiz

ein chinesischer Arzt sagte neulich zu meinem Hausarzt:

das ist das erfreuliche und erstaunliche an der globalisierung:

wir können uns jetzt moderne Medizintechnik aus deutschland leisten, dafür kriegen die Deutschen unsere Schamanen ,
und das erstaunlichste ist, sie freuen sich auch noch darüber!
naja, hauptsache es hilft :)


meint auch Claus
 
AW: Arzt ohne Anreiz

von Lillith: ich kann gut nachvollziehen, dass du mit den üblichen Behandlungsmethoden der Schulmedizin unzufrieden bis.

Von Claus, zitiert von einem Chinesen:
wir können uns jetzt moderne Medizintechnik aus deutschland leisten, dafür kriegen die Deutschen unsere Schamanen ,
und das erstaunlichste ist, sie freuen sich auch noch darüber!
naja, hauptsache es hilft

Jetzt steckt ihr mich in die Schublade der nörgelnden Alternativmediziner, die sich für klüger als die Schulmedizin halten. Und bastelt euch darauf eine Theorie über meine Beweggründe zusammen. Ich bin weder noch. :nein: Und wo wir bei „noch“ sind.

Noch ein Versuch. Und da das Ausgangsthema offenbar mal wieder inhaltlich gestört hat, nocheinmal zur Auffrischung:

vom Bernd:
Müsste man (s)einem Arzt nicht eigentlich jeden Monat hundert Euro geben, damit er einen bei Gesundheit hält? Und ihm den Betrag jeweils kürzen, wenn es einem nicht gut geht?
Stattdessen verdient der Arzt daran, dass wir krank sind. Je kränker wir sind...

Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht euch der
Bernd (weiß, dass er heut wieder den frechen Ton drauf hat :engel2: )
 
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AW: Arzt ohne Anreiz

Lieber Bernd!
Schmeiß die 100 € in einen kirchlichen Opferstock oder gib sie wem auch immer. Wenn du damit deine Dankbarkeit ausdrücken willst, weil du gesund bist, schenk sie dir am besten selbst.

Wenn ich gesund bin, dann brauche ich keinen Arzt. Auch nicht für die Erhaltung meiner Gesundheit. Dafür brauche ich ein Gespür, was mir guttut bzw. was mir schadet. Liegt vll. auch daran, dass ich an ärztlichen Behandlungsmethoden etwas zu nörgeln finde.

Schönes WE.
lilith
 
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