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Wie gut ist die wissenschaftliche Grundlage bei "psychischen Krankheiten"?

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dann sind sie mit Krankheitsschüben nicht auffällig in der Gesellschaft.
Also mein konkretes Problem ist, dass ich jede Woche ca 2 mal einen 3stündigen Psychotischen Schub habe, der mich daran hindert etwas anderes tun zu können, als im Bett oder am Boden rumliegen zu können.
Medikamente helfen dagegen nicht und wenn ich auf das Problem hinweise, wird erwidert jetzt gerade ist es ja nicht da.
Heute habe ich zum Beispiel einen Schub bekommen, weil mein Magen das Frühstück nicht gut vertragen hat.
Grundsätzlich kann jedes Unwohlempfinden einen Schub auslösen. Und während einem Schub jammere ich natürlich, dass ich sterben will, weil ich an psychischen Schmerzen leide und das tatsächlich äußerst unangenehm ist.
Als ich mal in der Schule war, um die Matura nachzuholen, hatte ich jeden Tag einen Schub.
Daraus schlussfolgere ich, dass die Schübe umso öfter auftreten, je mehr ich mich anstrenge.
 
Die Zeiten der öffentlichen Stigmatisierung sind schon lange vorbei, heute wird eher zu viel in Watte gepackt. Nur die Selbststigmatisierung ist aktuell
Das mit in Watte gepackt ist korrekt. Aber gleichzeitig ist es in meiner Wahrnehmung so, dass mich seit meiner Erkrankung niemand mehr richtig ernst nimmt.
Früher als ich dem gesellschaftlichen Ideal mehr entsprochen habe, hatten meine schlechteren Argumente eine bessere Durchsetzungskraft.
 
Ich gehöre auch nicht zur Gesellschaft dazu. Aber du solltest das nicht auf deine Krankheit reduzieren. Die freien Geister werden in Zukunft mehr zu sagen haben. Aber wir brauchen dazu Geduld.

Zur Gesellschaft gehört ein jeder dazu. Dies abzulehnen, das ist entweder elitär oder menschenverachtend und beides ist inakzeptabel.
 
Aus dem überzeugten Auftreten der Anderen, sie wüssten was hilft, in Kombination mit der vollständigen Verfehlung potentieller erfolgreicher Zustandsverbesserung, resultiert ein gewaltiges Misstrauen der Patienten gegenüber den Verantwortlichen des Behandlungserfolgs. Das führt zu Medikamentenverweigerung, Behandlungsverweigerung im Krankenhaus und die daraus resultierende Zustandsverschlechterung zu weiterer Vergrößerung der Verzweiflung im Empfinden der Auswegslosen Verdammnis

Ich wohne in einer Einrichtung für Wohnungslose, diese ist in 3er WGs organisiert, im Grunde richtige 3-Zi-Whg. Im Unterschied zu "normalen" WGs kann ich mir meine Mitbewohner allerdings nicht aussuchen. Eines Tages kam ein neuer Mitbewohner, ich mochte ihn, im Grunde. Einer meiner Freunde kannte ihn, zufälligerweise.
Anfangs kam ich mit ihm gut klar, aber er wurde mit den Tagen und Wochen immer seltsamer.

Aufgrund meiner Lebenserfahrung merkte ich bald, dass es ihm ziemlich schlecht ging, und das etwas mit ihm nicht stimmte. Auch ich selbst bin regelmäßig in hiesigen Sozialberatungen, und ich wies meinen Sozialberater mehrmals darauf hin, über Wochen, dass man sich um meinen Mitbewohner mehr kümmern müsse. Ich sagte ihnen, dass es sich nicht um ein "Software-" sondern um ein "Hardware-" Problem handle und das es sich nicht um meine soziale oder psychologische Befindlichkeiten handele, weswegen ich da vorspreche.
Es passierte aber nichts, man ignorierte meine Beobachtungen oder versuchte mich zu beschwichtigen.

Wohlgemerkt: Ich sehe mich weder als Erbsenzähler noch als Spiesser oder gar Blockwart. Leben und leben lassen, da rennt man bei mir offene Türen ein. Ich wollte ihm eher helfen und nicht schaden.
Viel zu spät erfuhr ich - von dem o.g. Kumpel - das mein Mitbewohner seine Medikamentierung eingestellt hatte, ganz abrupt.
Da war allerdings alles bereits viel zu spät - denn inzwischen hatte sich mein Mitbewohner in eine Art Psycho-Zombie verwandelt, der Tag und Nacht wirr brüllt und (laute) Geräusche hervorbringt, wie aus einem kaputten Synthesizer, von denen man nicht glaubt, dass sie ein Mensch überhaupt erzeugen kann.

Am Ende war er nur noch ein schreiendes Bündel, physisch eine Art unkontrollierter Hampelmann, psychisch völlig unverständlich, für jeden sozialen Menschen schaurig mit anzusehen.
An dieser Stelle sollte man sich vergegenwärtigen: Ich teilte eine Wohnung mit ihm, noch dazu im ersten Lockdown.
Trotz seines traurigen Zustandes war er keineswegs aggressiv, ich hatte keine Angst vor ihm. Er tat mir leid.
Schließlich hatte ich aber keine Wahl mehr, ich musste handeln und mittels meiner Sozialberater etwas unternehmen. Das wollte ich nicht, aber es ging nicht mehr anders.

Es hätte auch an seiner Situation nichts geändert, wenn ich tatenlos geblieben wäre.
Denn mittlerweile brüllte er ununterbrochen zum Fenster heraus, Passanten auf der Straße, zu Nachbarn. Wenn ich nicht gehandelt hätte, dann hätten es die Nachbarn getan, früher oder später.
Es kam, wie es kommen musste: Krankenwagen, Polizei, Zwangseinweisung. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Irgendwann kam ein neuer Mitbewohner.

All das hat mir lange zu denken gegeben, wochenlang, im Grunde bis jetzt. In meinen Augen hatte das System versagt, denn ich hatte schon viele Wochen vorher versucht, in der Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern etwas zu bewirken. Nach meiner Ansicht hätte es zu der Zwangseinweisung nicht kommen müssen, man hätte das alles (vielleicht!) vorher abwenden können. Und dies sage ich hier jetzt als Amateur, denn schließlich lebe ich nach wie vor in einer Art "betreuten" Einrichtung, und es gibt nicht wenige Profis hier, die teuer vom Staat bezahlt werden.
Eine Zwangseinweisung ist immer Scheisse, sie zieht einen Rattenschwanz von Problemen und Schwierigkeiten nach sich.
Aufgrund meiner eigenen sozialen Situation weiß ich, wie schwer und wie langwierig es ist, irgendeine vergangene Kacke mal hinter sich zu lassen und sich am eigenen Zopf selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Das ist selbst für einen psychisch gefestigten Mensch schwer - und für eine psychisch "kranken" Menschen wahrscheinlich geradezu unmöglich.

Das hätte ich meinem Mitbewohner gern erspart. Zwar kann ich mich damit beruhigen, alles in meiner Macht stehende versucht zu haben. Wahrscheinlich ist das auch so. Genauso wie ich mir sagen kann, es sei ein "PAL" (= Problem Anderer Leute) und damit für mich nicht existent.
Ich habe kein Helfersyndrom, es hat schon einige Sorgenkinder in meinem Leben gegeben, die mir fritze-karl-arsch-egal waren.
Dennoch kann man in dem einen oder anderen Fall es zumindest versuchen, bei anderen wirklich krasse Kacke abzuwenden - aus sozialen Gründen, gerade und auch dann, wenn man selbst bereits mit seinem Schicksal kämpft.

Es war nicht das erste Mal, dass ich für mich so schwere Entscheidungen treffen musste. Für irgendein menschliches Arschloch ist das alles ganz leicht: Hau' ihn weg, den Schwachmaten, er ist ja selbst schuld. Für mich kollidieren da aber die persönliche Freiheit, die ich jedem Menschen zugestehe und ggf. die Sorge vor gravierenden Folgen, wie die Titanic auf den Eisberg fährt, aufeinander. Zumal deshalb, weil ich angesichts meiner (seltenen) epileptischen Anfälle das ganze Geschwurbel nur selbst zu gut kenne.
Ein Exzentriker mag sich auf der Autobahn selbst zu Tode rasen - das wäre mir relativ egal. Deine Entscheidung, auf der Überholspur zu leben, bitte sehr. Ein psychisch kranker Mensch ist aber etwas völlig anderes, er kann nichts dafür, oder nicht unbedingt.
 
Vor meinem letzten längeren Aufenthalt habe ich eine ganze Nacht durchgehend herumgebrüllt, die Leute wollen alle zu Männchen aus der Werbung werden und kaufen wie blöde das nutzlose Zeugs. Und die Zielgruppe der XXXLutz werbung sind Alleinstehende Männer die ihre Familie ruiniert haben und sich jetzt wieder eine wünschen und wenn sie beim XXXLutz Möbel für ihre fünf Ferienhäuser kaufen, fühlen sie sich so als würden sie mit dieser "glücklichen" Familie mittanzen.
Für mich ist es natürlich vollkommen klar, dass ich als verantwortungsbewusster Mensch so gut es geht beworbene Artikel aus Prinzip nicht kaufen darf, weil sich nur so die Werbung vernichten lässt. Und ich will sie natürlich vernichten, weil sie mir auf den Sack geht.
Und jeder dem sie auf den Sack geht und deshalb das beworbene Zeugs kauft, tut das weil es ja so erstrebenswert für ihn ist zum Männchen aus der Werbung zu werden hahaha.
 
Das Populärste Beispiel, wo die Konsumenten zu den Männchen aus den werbungen von vor 50 Jahren werden wollen ist das Rauchen von Zigaretten.
 
Ich gehöre auch nicht zur Gesellschaft dazu. Aber du solltest das nicht auf deine Krankheit reduzieren. Die freien Geister werden in Zukunft mehr zu sagen haben. Aber wir brauchen dazu Geduld.

Zur Gesellschaft gehört ein jeder dazu. Dies abzulehnen, das ist entweder elitär oder menschenverachtend und beides ist inakzeptabel.

Mein Lebensgefühl sagt mir ganz klar, dass ich nicht zu dieser Gesellschaft dazugehöre. Wenn du das als elitär und menschenverachtend bezeichnest, dann muss ich damit leben und es fällt mir nicht schwer. Denn ich weiß ja aus unseren Diskussionen, dass du zu 100% konform bist mit dem Dogma, das diese Gesellschaft definiert, nämlich dem materialistisch-reduktionistischen Weltbild. Du bist darüber hinaus sogar ein Künstler im Vertreten dieses Dogmas, du bist darin so gut, dass ich dich viel mehr respektiere als diejenigen, die vielleicht viele Bücher geschrieben haben, sich aber nicht auf Diskussionen einlassen wollen. Aber ich kann mich nicht als Teil einer Gesellschaft empfinden, die so denkt.

Wenn in der irdischen Welt die Existenz der geistigen Welt geleugnet wird, dann gehöre ich nicht zur Welt. Und dieser Standpunkt ist ja alles andere als neu.
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Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
...
Wenn die Welt euch haßt, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat.
Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum haßt euch die Welt.

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Mein Lebensgefühl sagt mir ganz klar, dass ich nicht zu dieser Gesellschaft dazugehöre. Wenn du das als elitär und menschenverachtend bezeichnest, dann muss ich damit leben und es fällt mir nicht schwer.

Nicht elitär und menschenverachtend, sondern elitär oder menschenverachtend.

Elitär ist es, wenn man über sich selbst sagt, man gehöre nicht zur Gesellschaft dazu. Denn damit sagt man aus, das einen die Gesellschaft nichts angeht, da man nicht Teil der Gesellschaft ist. Man hält sich dann für etwas Besseres. Aber Hochmut kommt vor dem Fall, das musste auch schon Ikarus am eigenen Leibe schmerzlich erfahren. Außerdem ist es dumm, denn man glaubt dann, man könne nicht auf denselben Blödsinn hereinfallen wie alle anderen auch.

Menschenverachtend ist es, wenn man über andere sagt, sie gehörten nicht zur Gesellschaft dazu. Man sortiert sie aus, wie man faulige Äpfel aussortiert - und zu was das am Ende führen kann, das haben wir in der deutschen Geschichte gesehen.
 
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Das ist auch eine Fantasie die Entspannung bringen kann, zu glauben draußen zu sein während man mitten drin zwischen allen hockt und liebevoll betreut wird. Wer im Land wohnt, gehört natürlich zur Gesellschaft egal was er macht, auch die Menschen im Knast und der Psychiatrie sind Teil der Gesellschaft, auch wenn sie selber glauben und es sich wünschen draußen zu stehen. So glaubt auch einer der die Medikamente nicht nimmt er ist geheilt und das Paradoxe, die erste Tage ist das Gefühl auch wirklich besser aber dann wirkt die Stoffwechselstörung im Gehirn ohne Erbarmen und es geht in die Irre. Da kann man von außen ohne Zwang nicht helfen, keine Medikamente nehmen ist eine freie Entscheidung und die wird laut Grundgesetz akzeptiert, nur ein Richter kann, wenn Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt eine Zwangsvergabe an Medikamenten anordnen. Da das hier nicht vorlag, bleibt nur zu warten bis sich das psychotische Verhalten so weit entwickelt hat, dass Notarzt oder Polizei rufen gerechtfertigt ist. Der Betreffende kommt in die Akutpsychiatrie, wird medikamentös neu eingestellt und hat gute Chancen mit dem erneuten Anlauf seine psychische Erkrankung besser in den Griff zu bekommen. Manchmal gibt es schizophren Kranke die Stimmen hören und diese Stimmen sagen sie sollen die Medikamente nicht nehmen sonst passiert etwas Schlimmes, das ist tragisch und ein Teufelskreis. Da gibt es keine allgemeine nett gemeinte Hilfeleistung, in so einer Phase des Absetzens hilft nur am Ende die Akutpsychiatrie. Die Situation aushalten und so weit es geht mit ihm gehen wäre die Hilfestellung, aber wenn es lebensbedrohlich wird können nur noch die Fachkräfte intervenieren.
 
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