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Wie gut ist die wissenschaftliche Grundlage bei "psychischen Krankheiten"?

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Wurde deine Ausgangsfrage inzwischen denn beantwortet, @Chris M ?

Die beste Antwort zum Thema kam von Giacomo S:

Die psychiatrische Diagnose beruht, mehr oder weniger und nach wie vor, auf einer reinen Verhaltensanalyse. Man hat dafür einen international gültigen Katalog von Kriterien aufgestellt, die Internationale Klassifikation psychischer Störungen (fünftes Kapitel der ICD-10), aber mit den Diagnosen der sonstigen Medizin, Röntgenbild, Blutwerte o.ä. ist das nicht vergleichbar.

Das hat aber nichts daran geändert, dass es bei durchaus vergleichbaren Ländern (Genetik, Kultur, Lebensstandard) teils ganz deutliche Unterschiede bei den Diagnosen gibt. In den USA wird die Schizophrenie häufig diagnostiziert, in Deutschland deutlich weniger und in Frankreich fast überhaupt nicht. Wenn man jetzt nicht annehmen will, dass in dem einen oder anderen der genannten Länder die Einwohner sowieso alles Irre sind, dann gibt es dafür überhaupt keinen einleuchtenden Grund.

Teile der Psychiatrie träumen von physischen Befunden für psychische Störungen. Bislang hat man aber weder ein "Schizophrenie-Gen", noch bildgebende Verfahren gefunden, die das beweisen könnten. Tatsächlich finde ich das eher beruhigend. Denn es hat diesbezüglich schon die eine oder andere Vermutung gegeben ... nur wird dann bei demselben physischen Befund der eine psychisch krank, andere wiederum nicht. Und bei Manikern lassen sich überschiessende Transmitter-Botenstoffe nachweisen, bei frisch Verliebten allerdings genauso.

Die Psychiatrie war und ist auch mit dem Entzug der Freiheit verbunden. Bei Gesunden ist der Entzug der Freiheit - durch die Justiz - mit hohen Hürden verbunden: Es muss Beweise geben, ein Gerichtsverfahren, ein Urteil. Eine Gesellschaft muss gewährleisten, dass der Entzug der Freiheit nicht unter Umgehung der Justiz und und durch den Missbrauch der Psychiatrie erfolgt. Ein beliebtes Verfahren im Übrigen von Diktaturen, unbequeme Zeitgenossen aus dem Verkehr zu ziehen, denen man sonst nicht ans Zeug flicken kann.
Physikalische "Diagnosen" vermeintlicher psychischer Störungen könnten zu einer Art Vorverurteilung führen: Aha, Du hast die und die Gene. Du bist psychisch gestört oder wirst es bald werden, nimm Psychopharmaka oder wir sperren Dich ein. Obwohl er überhaupt nichts gemacht hat und völlig unauffällig gelebt hat.

Eine reine Verhaltungsdiagnose kann von Nachteil sein, aber auch von Vorteil. Ich zweifle nicht daran, dass in einer konservativen Provinz so mancher als "psychisch gestört" gilt, der in einer weltoffenen Großstadt nur als eine Art "harmloser Exzentriker" durchgeht.
Andererseits kenne ich die Geschichte eines Bekannten, den ein übergriffiger Psychiater (der in der Stadt jedoch als Koryphäe gilt) zwangseinweisen wollte - aber die Richterin hob das wieder auf. Das passiert zwar nicht oft (Chance, in Bayern: 1:39), es gibt es aber. Gäbe es einen physischen "Beweis", dann wäre dies wohl eher nicht möglich.
 
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Die Psychischen Krankheiten werden gelistet und kategorisiert und auf pflegeleicht geschaltet.
Die Kranken werden als Krank stigmatisiert.
Das Merkt sich der Klient und zieht sich mehr und mehr in seine Welt zurück.
Die Ignoranz der Gesellschaft gegenüber den Kranken ist grenzenlos.
Man wird verhöhnt, verlacht, weich gespült und ausgegrenzt, weil man nicht deren Norm entspricht.
Die Gesellschaft weist kranke immer anhand des Aussehens ab.
Der Staat stellt die Gesetze so ein, dass die Kranken Minderwertigkeitskomplexe entwickeln und nichts mehr trauen.
 
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