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Wie kam "Gott" in die Welt?

@anthropos

Original geschrieben von anthropos
hmm im grunde genommen seh ich das genauso, nur ist das argument, dass sie ein teil von dir bzw ein teil von mir sind nicht gänzlich schlüssig. denn dazu müsste die voraussetzung, dass sie ein teil von dir und mir sind, beweisbar sein und bewiesen worden sein.
Ich meinte hier nicht die "Polymorphie", die ich aus meinem "Klon"beispiel ableite, (DIE muss erst mal bewiesen werden klar) sondern einfach nur, dass andere Menschen mein Leben füllen, und mir das Bewußtsein erst beibringen: Ich bin ich. Ich bin abhängig von anderen, weil ich etwas von ihnen will.

was ich damit sagen will ist, dass es auch ein gewisses gefühl ist, das wir nicht in größerem rahmen beeinflussen können, welches uns dazu veranlasst anderen menschen gegenüber von haus aus nicht schlecht und schändlich zu behandeln. also es ist auf keinen fall eine rein rationale entscheidung andere menschen gleichwertig zu behandeln, würde ich meinen...
Vieles verläuft unbewußt. Ist Gerechtigkeit ist ein Ergebnis von Erziehung und Erfahrung, also nicht in unseren Trieben verankert? Es gibt ja dieses Rechtsempfinden. Es gibt das geflügelte Wort: Der Philosoph sagt: "Beides.", wenn eine Entscheidung schwierig wird.
Vielleicht ist unser Rechtsempfinden ja schon das geronnene Rechtsleben unserer Vorfahren in uns.

peace, g.
 
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@anthropos

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Vielleicht ist unser Rechtsempfinden ja schon das geronnene Rechtsleben unserer Vorfahren in uns.
Kleiner Nachsatz:
Interessantes Thema: Ist die Gerechtigkeit nur ein Kulturerbe oder genetisch verankert?
Ich meine, die konkrete Ausformung der Gerechtigkeit ist Kulturerbe. Aber mit "Gerechtigkeit" ist etwas angesprochen, was schon in uns ist. Gerechtigkeit ist ja nichts, was uns widerstrebt - im Gegenteil.
Die Menschwerdung hatte uns aus dem Naturkreislauf herausgebrochen. Und mit Arbeit, Sprache, Kleidung, Moral und Gesetz etc. haben wir diese Bruchstelle immer besser schließen können. Diese Bruchstellen diktieren schon, was für ein Teil zum Schließen des Kreislaufes passt. Diese Bruchstellen lassen uns einen "Das-ist-es!"-Kick empfinden, wenn an ihnen etwas angedockt wird, das passt. Und die Gerechtigkeit gehört dazu.
Und wie siehst du das?

peace, g.
 
naja, das ist eben die frage: inwieweit ist gerechtigkeit ein kulturerbe und inwieweit ist sie ein natürlicher teil von uns, der vom ersteren unabhängig existiert?!

meiner meinung nach ist zwar der vererbte teil, das heißt der durch erziehung des kulturellen umfeld entstandene, wesentlich größer als der natürliche teil - der aber dagegen von höherer qualität. damit meine ich, dass er für uns stärker gewichtet. wenn also einmal ein innerer konflikt entsteht, für welches gesetz oder gebot der gerechtigkeit sich der jeweilige mensch entscheiden soll, dann wird wohl eher zum natürlichen gerechtigkeitsempfinden gegriffen.

die frage aber was wahre gerechtigkeit genau sei, kann ich und jeder andere mensch natürlich nicht im wirklichen sinn beantworten. ob es überhaupt eine ortsunabhängige und nicht zeitgebundene gerechtigkeit gibt, die objektiv und für jeden auch subjektiv nachvollziehbar "gerecht" ist, kann ich nicht sagen. es ist schwer vorstellbar. die andere definition von gerechtigkeit ist eben die, dass sie zb über gesetze geregelt wird und gerecht ist, was das gesetz als gerecht vorgibt. hmm - gefällt mir persönlich gar nicht, aber es ist eine durchaus legitime argumentation.

jetzt noch eine frage: "mit Arbeit, Sprache, Kleidung, Moral und Gesetz etc. haben wir diese Bruchstelle immer besser schließen können"?? ich denke den satz nicht richtig verstanden zu haben, denn sie wirken der natürlcihkeit des menschen doch eher entgegen als dass sie die bruchstelle aus seiner ursprünglichen natürlichkeit schließen würden. meintest du damit das selbstständig und unabhängigwerden des menschen gegenüber der natur? hmm das wäre ja dann auch nur eine scheinbare lückenfüllerei: denn der mensch ist ja von der natur abhängig und seine autonomie ihr gegenüber ist nur eine illusion.

peace, a.
 
@anthropos

Original geschrieben von anthropos
jetzt noch eine frage: "mit Arbeit, Sprache, Kleidung, Moral und Gesetz etc. haben wir diese Bruchstelle immer besser schließen können"?? ich denke den satz nicht richtig verstanden zu haben, denn sie wirken der natürlcihkeit des menschen doch eher entgegen
Das Tier braucht nicht zu arbeiten, Kleidung herstellen, sein Gemeinschaftsleben intelligent regeln. Das Tier bewegt sich in einem System, das komplett der Verantwortung der Natur erliegt. Das Tier hat keine Verantwortung und keine Schuld. Das ist beim Menschen anders. Er muss in die Natur eingreifen, um sie ihm dienlich zu machen. Er muss auch sein Gemeinschaftsleben regeln, anders als das Tier. Was sich da gebildet hat, ist die Menschennatur. Dieser Natur muss der Mensch dienen, wenngleich er auf dem Boden der "äußeren" Natur lebt, die er - in seinem Interesse - nicht zerstören darf.
Der Mensch regelt also, das kann er gut machen oder schlecht, also ihm dienlich oder nicht. Macht er´s gut, zeigt sein Empfinden an, "oh, gut!". Macht er gute Gesetze, zeigt sein Rechtsempfinden an, "oh, gut!". Das Empfinden ist das Rudiment aus der Tierwelt. Alle Dinge sind aber Veränderungen unterworfen, wie die Kultur so sicher auch die Natur. Auch die Gene sind Anpassungsprozessen unterworfen, nur dauern da die Änderungen länger.

der mensch ist ja von der natur abhängig und seine autonomie ihr gegenüber ist nur eine illusion.
Er hat eben einen Halbschritt aus der Natur heraus gewagt. Oder die Natur hat ihn entlassen. Vom "Baum der Erkenntnis" gefuttert, aus "dem Paradies vertrieben" und so fort.

peace, g.
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Idee kommt durch den Geist, also Gott. Als sei "der Geist" uns aus der Unendlichkeit zugeflogen.
Ich behaupte, das ist noch das Tier, der Affe in uns, der uns so "denken" lässt: Der Geist ist außen, er ist nicht ein Teil von uns, also ein Teil von was Anderem, etwas Höherem: Gott! Was uns dazu gewachsen ist, nämlich die äußeren Hirnlappen, haben wir mit solcher Denkweise offensichtlich noch nicht als einen integralen Bestandteil unserer Person akzeptiert.
Wenn wir unsere Menschwerdung annehmen, nehmen wir unsere geistigen Qualitäten voll an, dann verschwindet Gott. Er ist eben "nur" ein Teil von uns, also als "Gott" nicht existent.
Die ganze Götterwelt sind Luftspiegelungen auf dem Marsch durch die Wüste der Unkenntnis. Fazit: Durchmarschieren. Die Oase der Erkenntnis ist existent.

Lieber Gisbert, habe diesen thread erst heute entdeckt und fange beim Anfang an: In Anlehnung an einen berühmten Mann, der über die Darwinsche Abstammungslehre meinte: Darwin wird schon seine Gründe gehabt haben, warum er den Menschen vom Affen abstammen lässt, ich für mein Teil habe keine Gründe dies anzunehmen. Mir geht es ähnlich: Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass ich ein Affe bin. Deine Argumentation erinnert mich sehr an Rudolf Steiner, der übrigens in ähnlicher Weise wie du gegen den herkömmlichen religionsunterricht wettert, und ich stelle mir dabei die gleiche Frage: Was ist, wenn Gott tatsächlich ein transzendentes geistiges Wesen ist? Hast du schon mal in ernsthafte Erwägung gezogen, das der oder das, was mit Gott bezeichnet wird, unabhängig vom menschlichen Geist und Denken da ist? Die alttestamentliche Antwort Jahwes auf die Frage Moses`"Wer bist du?" "Ich bin, der ich bin!" gibt finde ich mehr Rätsel und Grund zum Suchen auf, als dein Hinweis auf einen Hirnlappen der beweisen soll, dass es Gott nicht gibt, bzw. höchstens als integralen Bestandteil des Menschen. Einen solchen gott, braucht niemand. Wenn es einen Gott gibt, dann kam er deshalb in die Welt, weil menschliches Leben Sinnhaftigkeit braucht, die ihm außerhalb der Wandelbarkeit seines eigenen Halt und Sicherheit gibt.

grüße von manfred
 
Hi Manni

Original geschrieben von mwirthgen
In Anlehnung an einen berühmten Mann, der über die Darwinsche Abstammungslehre meinte: Darwin wird schon seine Gründe gehabt haben, warum er den Menschen vom Affen abstammen lässt, ich für mein Teil habe keine Gründe dies anzunehmen.
Wer ist dieser "berühmte Mann"?
Was ist, wenn Gott tatsächlich ein transzendentes geistiges Wesen ist?
Ja, was ist dann?
Hast du schon mal in ernsthafte Erwägung gezogen, das der oder das, was mit Gott bezeichnet wird, unabhängig vom menschlichen Geist und Denken da ist?
Ja natürlich. Ich hatte doch früher diese Hammerangst vor Gott.
Wenn es einen Gott gibt, dann kam er deshalb in die Welt, weil menschliches Leben Sinnhaftigkeit braucht, die ihm außerhalb der Wandelbarkeit seines eigenen Halt und Sicherheit gibt.
Wenn es einen Gott gibt, dann wird er auch ohne die Menschen existieren können. Kam er nicht "auf die Welt", um den Tieren Sinnhaftigkeit zu geben? Was ist so anders an uns? Anders an uns - im Verhältnis zu den Tieren - ist, dass wir die Natur (und uns) als verstandesbegabte Wesen von außen angehen (intelligente Arbeit) und anschauen können. Wir schauten die Sonne an, und aus Unkenntnis folgerten wir: Oh, die Sonne, die scheint für uns sehr wichtig zu sein, warum und wie, das wissen wir nicht - also ist das ein Gott. So sind die Naturgötter entstanden. Und so sind auch die Moral-Götter incl. der Judengott entstanden, der mit dem Christen-Gott - bei den Christen - ja identisch ist: Wir erkannten, wir brauchen Verhaltensregeln, Gerechtigkeit, Moral. Was is denn DAS nun alles? Es ist nicht zu greifen und nicht zu sehen, aber irgendwie da - also ist es "Gott".

Versuche doch mal, diese Blickweise an dich herankommen zu lassen. Versuche mal so zu denken, wie ich denke. Ohne ANGST vor diesem Gott, er würde dich dafür verdammen.

GG
 
Hallo Gisbert
"Und so sind auch die Moral-Götter incl. der Judengott entstanden, der mit dem Christen-Gott - bei den Christen - ja identisch ist:..."

Da irrst du dich, der "Judengott" und der "Christen-Gott" sind keineswegs identisch, der Unterschied zwischen beiden könnte grösser nicht sein. Der "Judengott" ist der Gesetztesgott, zuständig für die reale "äussere" Beschaffenheit der Welt und für das Gemeinschaftliche. Der "Christen-Gott" ist der Gnadengott, zuständig für das Individuelle, Wesentliche und für die Freiheit. Dass die christliche Kirche disesen essentiellen Unterschied verwischt hat, ist die Tragik von 2000 Jahren Kirchengeschichte und damit unserer Zeit.
Jetzt versuch doch einfach einmal, so zu denken, ohne Angst, dass dich der Zeitgeistgott dafür bestrafen wird :-)
Beste Grüsse
Elias
 
Der Gnadngott

Original geschrieben von Elias
das Gemeinschaftliche. Der "Christen-Gott" ist der Gnadengott, zuständig für das Individuelle, Wesentliche und für die Freiheit.
Hi Elias, danke erst mal für die Informationen.
Und in welcher Art und Weise lässt dieser Gott Gnade zukommen, wem und warum?

Gruß, G.
 
Meines Wissens jedem, der sie haben will und auf die gleiche Weise, wie Durst gestillt wird - durch Trinken. Gnadengott übrigens als "Bejahungsgott" verstanden, im Gegensatz zu jenem "Verneinungsgott", der nach wie vor in der christlichen Welt herumgeistert.
Gruss
Elias
 
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Bejahungsgott

Original geschrieben von Elias
Meines Wissens jedem, der sie haben will und auf die gleiche Weise, wie Durst gestillt wird - durch Trinken. Gnadengott übrigens als "Bejahungsgott" verstanden, im Gegensatz zu jenem "Verneinungsgott", der nach wie vor in der christlichen Welt herumgeistert.
Welcher Glaubensrichtung gehörst du an?
 
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