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Wesentlicher Glaube

Nein, das geht eben nicht. Religion ist das Gegenteil von Wissenschaft. Wissenschaft basiert letztlich auf einer Methodik von Nachweis und Überprüfung und Theoriebildung, welche das bestehende Wissen erweitert. Religion - bzw. der Glaube - ist das Gegenteil davon, nämlich der Verzicht auf Nachweis und Überprüfung und Theoriebildung. Es ist stattdessen die Annahme irgendwelcher Behauptungen ohne Nachweis und Überprüfung und Theoriebildung, einfach weil es in irgendeinem heiligen Buch steht, von alten Männern mit bunten Hüten auf dem Kopf gepredigt wird oder von Stimmen im Kopf vermeintlich offenbart wurde.
Ja, wobei es dazu weder Bücher noch alte Männer braucht. Es genügt eine Vorstellung und das Festhalten daran. In einer Religion wie dem Christentum wird dieses Festhalten, auch gegen Widrigkeiten wie logischer Inkonsistenz, widerlegenden Indizien oder sonstwas gepredigt und kultiviert. Nicht jemand, der kritisch denkt, wird gewollt, sondern jemand der etwas glaubt, auch wenn es höchst hirnrissig und grotesk ist, das zu tun. Versucht wird das mit umso größeren Belohnungen (die natürlich erst nach dem Tod ausgezahlt werden), je verbohrter man in seinem Glauben verharrt.
Das habe ich auch nicht gesagt. Frustrierend daran ist, dass die meisten Vermutungen der Wissenschaftler sich in der Überprüfung als nicht richtig herausstellen und nicht weiterführen. Und es ist enorm frustrierend sehr viel Energie, Zeit und Ressourcen in diees Überprüfung einer vielversprechenden Idee zu stecken, nur um dann festzustellen, dass sie nirgends hin führt oder im schlimmsten Fall sogar komplett falsch ist. Kannst ja mal mit richtigen Wissenschaftlern reden, also solchen die auch empirisch forschen, wenn du mir nicht glaubst.
Stimmt schon im Prinzip, nur der von dir beschriebene Frust ist eher in der Entwicklung als in der Forschung zu finden. Die Entwicklung hat ein gewisses Ziel, das erreicht werden soll. Auch in der Forschung gibt es oft "Wunschvorstellungen", die mit einer Idee einhergehen (z.B. die Suche nach irgendetwas, um eine Theorie zu bestätigen), aber da es dort selten eine ausgeprägte Erwartungshaltung gibt, ist der Frust oder die Enttäuschung auch nicht wirklich ausgeprägt. Siehe diverse Detektoren, die innerhalb von Jahrzehnten diverse Teilchen detektieren sollen. Da wird nicht "bis zum Zeitpunkt XY" ein gewisses Ergebnis erwartet, sondern vielmehr "na, schau mer mal". Auch sind Themen wie die Untersuchung des Brutverhaltens von Vogel XYZ keine, die jetzt ein gewisses Ergebnis verlangen, sondern da soll einfach eine Frage beantwortet werden, und der Erfolg findet sich in der Beantwortung - egal wie diese Antwort aussieht.
An der Uni habe ich auch unterrichtet und ich hab auch Vorträge auf Konferenzen gehalten. Das macht aus mir aber keinen Wissenschaftler. Forschung findet nicht im Hörsaal statt.
Das ist richtig. In den meisten Hörsälen findet fachlicher Unterricht statt. Dort wird nicht geforscht, sondern den Studenten das präsentiert, was andere erforscht und wiederum andere überprüft haben. Spielerisch wird im Zuge jenes Unterrichtes auch manches Experiment erneut durchgeführt, was eigentlich ja auch der Definition von Forschung entspricht, aber der Zweck jener Experimente liegt weniger daran, die Grenzen des Wissens zu erweitern, sondern eben fachlich zu unterrichten. Und seriös zu experimentieren will ja auch gelernt sein.
Nein, eine Vorannahme ist keine Verfälschung, sondern die Triebfeder der Wissenschaft. Natürlich nimmt ein Forscher etwas an oder vermutet etwas auf der Spur zu sein.
Richtig. Forschung besteht nicht darin, einfach, ohne Ziel in die Welt zu blicken und mal schauen, was so passiert.
Nein, es wird untersucht! Und das ist zielgerichtet. Mit dem Ziel, eine Antwort zu finden. Nicht mit dem Ziel, eine Antwort mit bestimmtem Inhalt zu finden!
Der anstrengende - und meistens frustrierende - Part ist dann eben dieser Vermutung nachzugehen und diese zu belegen.
Anstrengend ja, 'frustrierend' habe ich (bei mir und Kollegen) nur selten erlebt. Seriöse Wissenschafter gehen in der Regel nicht davon aus, dass ihre Wunschvorstellungen befriedigt werden, sondern sind offen. Dementsprechend hält sich auch die Enttäuschung oder gar Frust in Grenzen, wenn es nicht nach Wunsch läuft. Frust kommt eher auf, wenn Forschungsmittel unerwartet gestrichen werden und aus diesem Grund die weitere Sucher erschwer oder gar verunmöglicht wird.
Und diesen anstrengenden Weg gehen die Religionen und die Gläubigen eben gerade nicht.
Richtig. Die Gläubigen wollen auf der Suche nach Antworten Abkürzungen nehmen, und der wissenschaftliche Weg ist sehr mühsam und verlangt auch einiges an Fähigkeiten, Geduld und Offenheit. Und dann gibt es auch noch Fragen, auf die es einfach keine Antworten gibt bzw die Antworten und aus Prinzip oder auch nur praktisch für uns unerreichbar sind.
Dieses unbefriedigende Ergebnis wird dann mittels Glauben negiert. Man belügt sich selbst und wenn das ausreichend gelingt, werden der Frust und der nagende Zweifel zugeschüttet, und der Gläubige kann gut damit leben.
Irgendwie beneidenswert, aber auch irgendwie würdelos.
 
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Doch. Das ergibt sich direkt aus der Wortbedutung: A-Theismus. Es ist die Negation der These des Theisten, nämlich des Glaubens an einen Gott. Da gibt's keine zwei Meinungen: wer nicht an Gott glaubt, der ist Atheist.
Der Agnostiker negiert nicht die These des Theisten, er hält sie lediglich für unüberprüfbar.
Der Atheist negiert sie tatsächlich.
Der Agnostiker hält die These des Atheisten (der, der Gott negiert) für ebenso unüberprüfbar -
Der Theist negiert sie tatsächlich.
Nach deiner Diktion wäre der Agnostiker nicht nur A-Theist, sondern auch A-Atheist, aber dennoch
würdest du den Agnostiker nicht als Theisten bezeichnen. Irgendwie widersprüchlich. ;)
Der Agnostizismus steht dem nicht im Wege. Die vermutlich meisten Atheisten sind tatsächlich auch agnostisch, also sogenannte agnostische Atheisten. Sie glauben nicht an Gott (weil sie dafür keine hinreichenden Belege sehen), aber behaupten auch nicht sicher zu wissen ob Götter existieren oder nicht.
Aus Falschem folgt Beliebiges.
Die meisten unterscheiden nicht zwischen "Ich male nicht mit Weiß´" und "Ich male mit Schwarz".
Eine Analogie zu Theismus-Atheismus-Agnostizismus wäre ein Boxkampf, in dem sich Theisten ("Es gibt Gott!") und
Atheisten ("Es gibt keinen Gott!") im Ring gegenüber stehen. Der Agnostiker sieht sich die Sache von außen an und
meint "Ihr habt doch beide keine Ahnung....".
Der Agnostiker hat also zur der eigentlichen Frage "Gibt es Gott oder nicht?" eine ganz andere Haltung als die beiden
im Ring, und daher würde die begriffliche Gleichsetzung mit einem der beiden dem Sachverhalt nicht gerecht.
 
Das wird häufig eher umgekehrt gesehen. Viele der Juden haben sich in den KZs von Gott verlassen gefühlt und konnten nicht begreifen, wieso ihr guter Gott dieses Leid zulässt. Und in so einer Situation wirkt der Glaube eher belastend als hoffnungsspendend: neben all dem Leid, das ertragen werden muss, verliert die Person auch noch ihren Glauben.
Bei manchen kann das schon so sein, andere immunisieren sich mit "Gottes Wege sind unergründlich" oder "Gott prüft meinen Glauben", wodurch sie vor allem bei letzterem nur noch mehr in den Glauben gedrängt werden. Auch das Absehbare Ende und dem möglichen Gegenüberteten seines Schöpfers kann durchaus zum Glauben motivieren.
Aber, die Theodizee so alt wie der Monotheismus selbst.
 
Den wahren Gläubigen erkennt man daran, dass er auch dann nicht von seinem Glauben ablässt, wenn dieser sich als falsch herausgestellt hat. Denn Glaube geht über Wahrnehmung, über Vernunft, über Beweise, er geht einfach über alles.
Stimmt zum Teil. Für den Gläubigen hat sich der Glaubensinhalt EBEN NICHT als falsch herausgestellt. Auch wenn er sich für den Rest der Welt sehr wohl als falsch herausgestellt hat. Der fanatisch Gläubige hat sich gegenüber rationaler Erkenntnis immunisiert.
Sieht man auch bei Schwurblern Marke frenilshtar, Trumpisten, Populistenanhänger, etc, die man noch so oft inhaltlich widerlegen kann, sie tröten immer weiter geistlos ihre Parolen, als ob nichts geschehen wäre.
 
Der Agnostiker negiert nicht die These des Theisten, er hält sie lediglich für unüberprüfbar.
Der Agnostiker äussert sich überhaupt nicht zut These des Theisten, also zum Glauben an Gott. Beim Theisten geht es um den "Glauben", beim Agnostiker um "Wissen". Das ist nicht dasselbe.
Der Atheist negiert sie tatsächlich.
Stimmt. Und er negiert dabei nicht die Existenz des Gottes, sondern den Glauben an den Gott. Deswegen ist auch jeder, der nicht an Gott glaubt, ein Atheist. Und das ist erstmal eine skeptische Position. Es gibt auch Leute, die darüber hinausgehen und behaupten sie könnten die Existenz Gottes widerlegen - das ist aber keine Negation des Theismus, sondern eine neue, beweispflichtige Behauptung, meist Anti-Theismus genannt.
Der Agnostiker hält die These des Atheisten (der, der Gott negiert) für ebenso unüberprüfbar -
Der Atheist negiert nicht Gott, sondern den Glauben an Gott.
Nach deiner Diktion wäre der Agnostiker nicht nur A-Theist, sondern auch A-Atheist, aber dennoch
würdest du den Agnostiker nicht als Theisten bezeichnen. Irgendwie widersprüchlich.
Agnostiker können sowohl Theisten sein als auch Atheisten. Man kann an Gott glauben und nicht behaupten sicheres Wissen über dessen Existenz zu haben. Man kann auch nicht an Gott glauben und nicht behaupten sicheres Wissen über dessen Existenz zu haben. Ist gar nicht so schwer zu verstehen, wenn man man es mal versucht.

 
Zuletzt bearbeitet:
Der Agnostiker äussert sich überhaupt nicht zut These des Theisten, also zum Glauben an Gott. Beim Theisten geht es um den "Glauben", beim Agnostiker um "Wissen". Das ist nicht dasselbe.
Richtig, und auch beim Atheisten geht es um den "Glauben", nämlich an einer -unerwiesenen- Welt ohne Gott.
Der Agnostiker befindet sich auf der Metaebene und befasst sich streng genommen mit einer ganz anderen Frage. Was
es umso absurder macht, ihn mit dem Atheisten gleichzusetzen.
Dann wäre auch der Briefmarkensammler per Definition ein Atheist, weil wer beim Sammeln nicht Gott bzw den Glauben an ihn thematisiert.
Stimmt. Und er negiert dabei nicht die Existenz des Gottes, sondern den Glauben an den Gott.
Eigentlich auch nicht. Denn der Agnostiker sagt nicht "man kann nicht an Gott glauben", sondern nur "Man kann nicht erkennen, ob es Gott gibt oder nicht.". Wäre auch dumm vom Agnostiker, denn es ist evident, dass diverse Menschen an Gott glauben. Diese Tatsache zu leugnen ist nicht das, was ein Agnostiker sagt. Erkennt (sic!) man auch an der Bezeichnung AGNOSTizismus und nicht APISTIzismus (richtig geschrieben, Anideos?).
Deswegen ist auch jeder, der nicht an Gott glaubt, ein Atheist.
Aus Falschem folgt Beliebiges.
Und das ist erstmal eine skeptische Position. Es gibt auch Leute, die darüber hinausgehen und behaupten sie könnten die Existenz Gottes widerlegen - das ist aber keine Negation des Theismus, sondern eine neue, beweispflichtige Behauptung, meist Anti-Theismus genannt.
Das mag sein, aber um diesen geht es hier ja nicht.
Der Atheist negiert nicht Gott, sondern den Glauben an Gott.
Für sich, ja. Nur aus welchem Grund glaubt der Atheist nicht an Gott?
Der Atheist sagt ja nicht "Es gibt keinen Glauben an Gott" sondern nur "Ich glaube nicht an Gott".
Agnostiker können sowohl Theisten sein als auch Atheisten. Man kann an Gott glauben und nicht behaupten sicheres Wissen über dessen Existenz zu haben. Man kann auch nicht an Gott glauben und nicht behaupten sicheres Wissen über dessen Existenz zu haben. Ist gar nicht so schwer zu verstehen, wenn man man es mal versucht.
Das ist richtig, was zwar konkrete Personen gleichzeitig Theisten und Agnostiker bzw Atheisten und Agnostiker sein lassen kann, aber Atheismus nicht mit Agnostizismus gleichsetzt.
So kann dieselbe Person auch sowohl Maler wie auch Musiker, Biologe, Weintrinker und Ingenieur sein, was aber nicht heißt, dass Maler = Musiker = Biologe = Weintrinker = Ingenieur gelte.
Ja, außerdem geht Agnostizismus über das Gottesthema hinaus bzw muss sich überhaupt nicht damit beschäftigen.
 
Dann wäre auch der Briefmarkensammler per Definition ein Atheist, weil wer beim Sammeln nicht Gott bzw den Glauben an ihn thematisiert.
Der Briefmarkensammler ist genau dann ein Atheist, wenn er nicht an Gott glaubt.
Das ist richtig, was zwar konkrete Personen gleichzeitig Theisten und Agnostiker bzw Atheisten und Agnostiker sein lassen kann, aber Atheismus nicht mit Agnostizismus gleichsetzt.
Wer setzt denn Atheismus und Agnostizismus gleich?
 
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