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Wer bin ich? Wie erkenne ich mich selbst?

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Kann ich denn feststellen, was oder wie ich tatsächlich bin, ohne zu glauben, daß ich so sei?

Minni
 
Minni, das geht schon, denn oft hat man Fähigkeiten, die man selbst nicht erkennt oder für wichtig erachtet und oft meint man solche zu haben, obwohl man sie eigentlich nicht hat. Dazu gibt es immer wieder zwei Wege, um das festzustellen.

Selbstkritik
Kritik von Dritten

Beides muss man aktiv wollen und suchen. Andere Menschen sehen oft in dir, was du selbst nicht siehst. Und deine Selbstkritik muss sich ebenfalls selbst beweisen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten.
 
Hallo Louiz,
Hat man diese Fähigkeiten nicht erst, wenn sie zu Tage treten, und auch erst in diesem Moment? Woher weiß ich, daß sie vorher bereits vorhanden waren, wenn sie nie auftraten?
Und ist Kritik von Dritten nicht auch Glaubenssache? Dritte könnten sich irren, da sie mich ja auch nur so sehen, wie sie glauben, daß ich sei. Und zudem muß ich glauben, daß sie mich tatsächlich so sehen, wie ich wirklich bin.
Das Ich ist m. E. zu flüchtig, um bestimmte Eigenschaften festzulegen, es ändert sich in jedem Augenblick, auch wenn man eine gewisse beständige Linie im eigenen Sosein zu erkennen vermeint.

Und meinst du, es gibt ein Ich „an sich“ und eines, das man durch Selbstkritik erkennt? Ist das Ich etwas, das bereits existiert und man erkennt einfach immer neue Seiten an „ihm“? Das würde meinen Ansichten über das momenthafte Werden des (Er-)Lebens widersprechen.

Minni
 
Minni, das sind aber gleich viele Fragen.

Hat man diese Fähigkeiten nicht erst, wenn sie zu Tage treten, und auch erst in diesem Moment? Woher weiß ich, dass sie vorher bereits vorhanden waren, wenn sie nie auftraten?

Das interessante ist ja, dass sie eigentlich immer zutage treten. Nur man beachtet sie nicht oder man ignoriert sie absichtlich, weil man nicht glaubt, dass es Fähigkeiten sind. Beispiel: Viele Menschen meinen, dass man nur ein guter Verkäufer sein kann, wenn man viel redet und extrovertiert ist. Man kann aber auch sehr gut sein, wenn man durch seine Ruhe Vertrauen ausstrahlt und nur Dinge sagt, die Bedeutung haben. Daher sagt man, dass man immer dann am besten ist, wenn man sich selbst so gut wie möglich nutzt und nicht versucht etwas anderes zu sein.

Und ist Kritik von Dritten nicht auch Glaubenssache? Dritte könnten sich irren, da sie mich ja auch nur so sehen, wie sie glauben, dass ich sei. Und zudem muss ich glauben, dass sie mich tatsächlich so sehen, wie ich wirklich bin.

Sicher solltest du nicht alles glauben, was dir andere sagen. Doch zuhören solltest du und wenn du das gleiche öfters hörst, dann solltest du dich damit beschäftigen. Zudem solltest du Menschen deine Vertrauens um ehrliche Kritik bitten. Ich hatte mit einem sehr guten Freund oft folgendes getan: Man sitzt zusammen in einem Zimmer, ohne Musik, ohne TV etc. Dann darf der Andere 10 Minuten über dich reden und du darfst nichts sagen. Danach darfst du 10 Minuten über den Anderen reden (ohne dich jedoch zu verteidigen!!) und er darf dazu auch nichts sagen. Auch später wird dies nicht diskutiert und jeder nimmt das Gesagte erst einmal zur Kenntnis.

Das Ich ist m. E. zu flüchtig, um bestimmte Eigenschaften festzulegen, es ändert sich in jedem Augenblick, auch wenn man eine gewisse beständige Linie im eigenen Sosein zu erkennen vermeint.

Der Meinung bin ich eigentlich nicht. Sicherlich, wir ändern uns, doch in den seltensten Fällen ändern wir uns grundsätzlich und dann auch noch plötzlich. Du solltest deine Launen nicht mit deinem Ich verwechseln.

Und meinst du, es gibt ein Ich „an sich“ und eines, das man durch Selbstkritik erkennt? Ist das Ich etwas, das bereits existiert und man erkennt einfach immer neue Seiten an „ihm“? Das würde meinen Ansichten über das momenthafte Werden des (Er-)Lebens widersprechen.

Ja, ich meine, dass es dieses Ich gibt und man sagt nicht umsonst, dass man „zu sich finden muss“. Es ist ein Weg des Erkennens und in manchen Phasen weiß man eben nicht alles über sich. Doch wenn du dich regelmäßig beobachtest, dich in Frage stellst, dich fragst, warum du manches gerne tust und anders nicht, dann wirst du bald ein gutes Bild von dir haben. Dich selbst zu erkennen ist keine Frage der Ausbildung oder des Wissens. Es ist eine Frage, wie genau du in dich hörst und wie ehrlich du bereit bist dir gegenüber zu sein.
 
Hallo Louiz,

du siehst die Dinge auf sehr praktische Weise, was auch zu begrüßen ist, um sich in der Welt zurechtzufinden. So gesehen kann ich deinen Beiträgen recht viel abgewinnen.
Doch möchte ich nun ein Stück weit theoretisieren:
Von einer bestehenden Welt gehe ich nicht aus. Aus meiner Sicht wird sie in jedem Moment neu generiert, daher kann es kein bestehendes Ich geben, das nach und nach entdeckt werden könnte. Die scheinbare Beständigkeit ergibt sich aus der Beständigkeit der Glaubenssätze, die hauptverantwortlich dafür sind, wie der "folgende" Augenblick generiert und dann auch gedeutet wird. Werden diese Überzeugungen grundsätzlich umgeworfen, was selten geschieht, ändert sich das Selbsterleben, das Erleben der Welt, und das "sich äußern", was von Dritten wahrgenommen wird.
"Zu sich finden" ist demnach ein Entdecken der Glaubenssätze, welche die Launen nicht wesentlich berühren.

Viele Grüße von

Minni
 
Minni, macht das einen wirklichen Unterschied?

Wenn du versuchst die Glaubenssätze zu finden, dann wirst du keine allgemein gültigen finden, sondern wiederum solche, die für dich oder zum Beispiel für mich gelten. Im Wesentlichen sehen wir zwar die Welt gleich, doch haben wir alle unsere eigene Sicht und diese ist einmalig. Findest du dann also „deine Glaubenssätze“, dann findest du dich.

So ist die Unterscheidung, ob die Welt nun existent ist oder nicht, rein akademischer Natur, denn beides kann möglich sein. Dennoch ändert sich aber an der Individualität deiner Person nichts.

Diese Individualität ist es, die du finden musst und die du dann auch leben musst.
 
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Hallo Louiz,

nun, ich weiß aus eigener Erfahrung, daß sich die Individualität grundlegend ändern kann, wenn man zu tieferen hintergründigen Erkenntnissen gelangt, weil man sich selbst und die Welt anders sieht und sich entsprechend äußert und auf andere wirkt (auch als Verkäufer). Ich wurde tatsächlich ein völlig anderer Mensch. Und mein Ich macht auch mehr aus als meine Glaubenssätze.
Leider wird mein Versuch, einen Anreiz zu geben, einmal hinter die Dinge zu blicken, nicht wirklich angenommen, obwohl wir uns hier in der Rubrik Philosophie befinden, die sich eben nicht nur mit der alltäglichen Praxis des Lebens beschäftigt oder die Begriffe so hinnimmt, wie sie im normalen Sprachgebrauch definiert sind. Eigentlich schade, aber damit muß ich wohl leben.

Gruß aus dem Hunsrück

Minni
 
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