AW: Neue Bilder von Pispezi
Hallo Sartchi & Windreiter
so, da will ich mal auf Eure Überlegungen etwas näher eingehen. Ihr habt beide einige sehr ähnliche Eindrücke geschildert, deshalb spreche ich Euch beide zugleich an.
Also zunächst habt Ihr beide auf die Wackeligkeit dieses Technikturms hingewiesen. Ich habe mir mal näher überlegt, mit wieviel "Absicht" ich das so gezeichnet habe. Die ganze Techniksphäre habe ich "einfach so" entstehen lassen, wobei ich natürlich von dem Gesamtbild, das nachher entstehen sollte, eine grobe Vorstellung hatte.
Die ganze Arbeit hat etwa 8 Stunden gedauert (verteilt über 2 Tage).
Zunächst hatte der Turm in meiner Vorstellung eher eine pyramidale Form. Diese Idee hat sich während des Zeichnens gewandelt zu der Form, die jetzt da ist. Ich glaube, der Grund dafür war am ehesten der Eindruck, dass so mehr Spannung in das Bild kommt. Und der Eindruck der "Wackeligkeit" hat ja denn auch etwas von "Spannung", denke ich.
Die Absicht, die ich mit dem Bild überhaupt hatte, war die Darstellung des konfliktreichen Nebeneinander von "Natur"/Technik Neu/Alt, ohne dabei Partei ergreifen zu wollen.
Allerdings ging es mir schon darum, das oft Weltfremde, Postkartenhafte und Rückwärtsgewandte von romantischen Anschauungen a la "Zurück zur Natur" zu zeigen.
Und dieser monströse Technikturm, dessen Wackeligkeit auch davon spricht, wie extrem die Anstrengung zu seiner Errichtung war: Er trägt so ein kleines Fetzchen "Früher".
Das erinnert mich (im nachhinein - sehr erstaunlich!) an die wahnwitzigen Anstrengungen, die gemacht werden sollen, um "das Klima zu schützen" (also alles genau so zu bewahren, wie es ist). Und wie der Turm, droht durch diesen ökonomischen Monsterakt die Weltwirtschaft zusammenzubrechen - scheint mir. Das heißt, es besteht ein krasses Missverhältnis zwischen Aufwand/ Risiken und dem allfälligen Erfolg (Schutz des Bestehenden, des Fetzchens "Früher", der Insel).
Aber natürlich kann hier auch direkter die Idylle als (durch die Wackeligkeit des Turmes gefährdeter) Fluchtort gesehen werden. Die "klassische" Funktion einer Insel - "...bin reif für die Insel." Klar.
Ich finde, Eure spontanen Beobachtungen haben von alldem etwas enthalten, und das freut mich. Sowas ist dann immer sehr interessant.
@Windreiter: Dass ich für die Tchnikszene mehr Arbeit investiert habe, lag eigentlich nur in der Motivwahl begründet, d.h. die kleine Insel war halt schneller fertig. Dass die Insel in einer Bedrohungssituation ist (bzw. überflüssig ist - je nach Standpunkt!) erfordert ja, dass die Techniksphäre sichtbar und klar überwiegt.
Ja, nicht wahr?: Die Insel wirkt überflüssig, wie ein alter Hautfetzen nach erfolgter Häutung... Das fällt mir gerade jetzt auf.
Wieder und wieder frage ich mich, wie ursprünglich nicht klar gedachte Bedeutungen in so einem Bild gefunden werden können und es nachher aussieht, als habe man es von Anfang an so gewollt.
Es ist lediglich manchmal so, als hätten alle diese Deutungen in sehr verschwommenen intuitiven Gedankenkomplexen sozusagen keimhaft vorgelegen. Interessant und mysteriös.
LG, pispezi
