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Nachgedanken zu den großen Fragen des Daseins

Ich würde sehr gerne in das Bewusstsein anderer Menschen blicken können, egal ob Theist oder Atheist, und im jeweiligen individuellen Bewusstsein die Definition und das Bild für den Begriff "Gott" erkennen. Obwohl ich an Gott glaube, ist meine Definition und mein Bild dazu sehr simpel. Dennoch lässt es sich nicht in Worten beschreiben. Ich frage mich, wie das bei anderen ist. Ich würde auch gerne die interne Gottesdefinition von Katholiken und Atheisten vergleichen. Ich wette, es sind mehr Atheisten, die dabei einen alten Mann auf einer Wolke sehen.
 
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Vielleicht verabscheue ich den Materialismus deswegen so sehr, weil er lau ist. Erstaunlicherweise kann ich im Amoralismus viel bessere Argumente erkennen. Denn dieser ist konsequent.

Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

Offenbarung 3, 15+16

Ich verfolge den Podcast eines intellektuellen Amoralisten und tatsächlich erkenne ich dort immer wieder, dass diese Haltung lediglich die letzte Konsequenz des Materialismus ist. Wenn man jede metaphysische Autorität leugnet, dann muss man auch zum Schluss kommen, dass es keine Moral gibt. Ich unterstütze das zwar nicht, aber wenn jemand die Metaphysik leugnet habe ich keine Argumente gegen dessen amoralische Einstellung. Ich kann nur sagen: Warte ab, wer zuletzt lacht.
 
Ich verfolge den Podcast eines intellektuellen Amoralisten und tatsächlich erkenne ich dort immer wieder, dass diese Haltung lediglich die letzte Konsequenz des Materialismus ist. Wenn man jede metaphysische Autorität leugnet, dann muss man auch zum Schluss kommen, dass es keine Moral gibt. Ich unterstütze das zwar nicht, aber wenn jemand die Metaphysik leugnet habe ich keine Argumente gegen dessen amoralische Einstellung.

Moral, oder besser gesagt Ethik ist eine menschliche Kategorie. Das Universum ist amoralisch, und wenn irgendwo eine Supernova explodiert, dann ist es dem Universum herzlich egal, ob deswegen auf dem Planeten nebenan alles Leben ausgelöscht wird. Auch Tiere sind amoralisch, die Katze schert es nicht, die Maus umzubringen, selbst wenn sie sie gar nicht fressen mag und liegen lässt.
Es kann sehr wohl eine Ethik ohne Metaphysik geben und unsere Gesellschaften basieren auf ihr, und ohne die Notwendigkeit des Postulats geistiger Welten oder der Religion. Sie begründen die Funktion unserer sozialen Gesellschaft, und in dieser Hinsicht haben aufklärerische Ideale und aufklärerisches Denken mehr geleistet als alle Metaphysik und Religionen zusammen. Denn es gehört zum elementaren Wesen der Esoterik und der Religionen, alle diejenigen auszuschließen oder zu bekämpfen, die ihrem Weltbild nicht zu folgen gedenken.

Ich kann nur sagen: Warte ab, wer zuletzt lacht.

Da haben wir aber schon lange gewartet, und ich kann daraus nur folgern: Wer zuletzt lacht, der hat den Witz als letzter verstanden.
Rudolf Steiner kann und hat vieles behauptet, aber ohne Verifizierung ist das alles nur Postulat ohne Beweisführung und damit wertlos. Es trägt damit auch nichts zu den großen Fragen des Daseins bei, denn bloße Behauptung kann wahr wie falsch sein und erklärt damit nichts. Es hat dann die Qualität von SF-Romanen, von denen Steiner in mindestens einem Fall nachweislich abgeschrieben hat.
 
YouTube ist ein Algorithmus-Biest. Du bekommst nur das zu sehen, was du sehen willst.


Aha. Bei mir funktioniert der unheimliche Algorithmus nicht so gut, ich bekomme selten zu sehen, was ich sehen würde wollen. Ich bin an mir unbekannten Sachen interessiert, die kommen selten automatisch.
 
Moral, oder besser gesagt Ethik ist eine menschliche Kategorie.

Dann ist es aber nur eine subjektive Kategorie. Wer sollte schon bestimmen, was eine universelle menschliche Ethik sein soll?

Denn es gehört zum elementaren Wesen der Esoterik und der Religionen, alle diejenigen auszuschließen oder zu bekämpfen, die ihrem Weltbild nicht zu folgen gedenken.

Ich gedenke auf jeden Fall, den Materialismus zu bekämpfen, bis ich umfalle, dabei vergesse ich aber niemals, dass ich auch meine Feinde liebe, und daher anerkenne, dass auch sie nur ihre Rolle spielen, ihren Part zum Ganzen beitragen.

Rudolf Steiner kann und hat vieles behauptet, aber ohne Verifizierung ist das alles nur Postulat ohne Beweisführung und damit wertlos.

Das ist deine Position. Andere sagen:

Rudolf Steiner, praktisch kaum bekannt in der breiten Öffentlichkeit, ist letztlich der größte europäische Geist der letzten 2000 Jahre. Es ist das Phänomen, dass im 20. Jahrhundert eine geistige Revolution begonnen hat, die an der breiten Öffentlichkeit vorbeigegangen ist, oft meist sogar bekämpft, aber kaum angenommen.

(Zitat aus einer Videobeschreibung, siehe Link auf Seite 1 dieses Threads)

Also, ich stehe nun zwischen deiner Verachtung und der Vergötterung dessen, der gerade zitierte Huldigung verfasst hat. Steiner ist in der öffentlichen Wahrnehmung auf jeden Fall unterbewertet. Denn er ist der einzige, der bisher wirklich versucht hat, eine Geistes-Wissenschaft zu entwickeln, jedenfalls der einzige, der genug Ernst und Energie hineingesteckt hat, um eine Chance zu haben, ernst genommen zu werden.
 
Dann ist es aber nur eine subjektive Kategorie. Wer sollte schon bestimmen, was eine universelle menschliche Ethik sein soll?

Natürlich sind das subjektive Kategorien, und der Begriff einer "universellen menschlichen Ethik" ist der Widerspruch in sich schlechthin.
Selbst die abstrakteste Philosophie von allen, die Mathematik, muss sich der - bislang ungelösten - Frage stellen, ob sie menschengemacht oder eine universelle Eigenschaft des Kosmos ist. Ich persönlich bevorzuge Letzteres, aber das ist keineswegs bewiesen, beantwortet oder auch nur unumstritten.

Selbst die Mathematik kommt nicht ohne Axiome aus, aber wenigstens kann sie von sich behaupten, das sie jenseits ihrer Axiome einem soliden Gebäude aus Beweisen und Aussagen folgt, die der Logik gerecht werden. Im Grunde kann dies keine andere Philosophie in dieser Klarheit von sich behaupten, nicht eimal die klassische Philosophie, obwohl selbst sie die Mutter der Mathematik ist und nah dran ist.

Die elementare Kinderkrankheit der Esoterik ist, dass sie Kategorien benutzt, ohne sie durch eine Definition einzugrenzen. Der Rezipient meint, dies ggf. verstehen zu können, aber am Ende ist das nichts anderes, als menschlichen Sex durch Blumen und Bienchen erklären zu wollen. Man glaubt, etwas zu verstehen, nur sind die Kategorien derartig vieldeutig, das ein jeder darunter etwas anderes verstehen mag und damit ist es ohne echte Aussage.

Wer wirklich ein Zipfelchen des Universums aufgreifen will, der kommt an der Mathematik nicht vorbei. Und das ist dann kein Materialismus, sondern Rationalismus, und egal welches Thema man auch immer zu beleuchten versucht, es geht am Rationalismus kein Weg vorbei. Die Welt folgt der Mathematik der Zahl, es ist das Betriebssystem des Universums, ob einem dies nun gefällt oder nicht.
Andernfalls ist man im Versuch, mit verbundenen Augen Seifenblasen zu stechen: Mal trifft man welche und mal nicht, aber weder erfährt man etwas über die Seifenblasen, noch warum sie denn platzen.

Ich gedenke auf jeden Fall, den Materialismus zu bekämpfen, bis ich umfalle, dabei vergesse ich aber niemals, dass ich auch meine Feinde liebe, und daher anerkenne, dass auch sie nur ihre Rolle spielen, ihren Part zum Ganzen beitragen

Den Rationalismus zu bekämpfen gleicht dem Versuch, gegen Windmühlen zu kämpfen.

Also, ich stehe nun zwischen deiner Verachtung und der Vergötterung dessen, der gerade zitierte Huldigung verfasst hat. Steiner ist in der öffentlichen Wahrnehmung auf jeden Fall unterbewertet. Denn er ist der einzige, der bisher wirklich versucht hat, eine Geistes-Wissenschaft zu entwickeln, jedenfalls der einzige, der genug Ernst und Energie hineingesteckt hat, um eine Chance zu haben, ernst genommen zu werden.

Es haben auch schon andere viel Energie in sinnlose Ideen gesteckt, das ist ohne Relevanz.
Steiner ist überbewertet - in Deutschland, denn nirgendwo anders ist er von Bedeutung. Damit ist er ein deutsches Phänomen wie andere auch, die Homöopathie oder andere Luftschlösser.
Genauso wie Goethes - falsche - Farbtheorie, die alchemistische Phlogiston-Theorie, die Welteislehre und anderer Blödsinn auf dem großen Haufen der Wissenschafts-Geschichte.

Im Übrigen nichts, worüber man sich schämen müsste, denn auch die größten Naturwissenschaftler lagen in der Theorie ggf. oft falsch, und dazu gehören ein Johannes Kepler genauso wie ein Isaac Newton. Allerdings lagen sie in der Mathematik richtig, und das ist die Leistung ihres Lebenswerks, auch wenn sie in ihrer Philosophie daneben lagen.
 
Natürlich sind das subjektive Kategorien, und der Begriff einer "universellen menschlichen Ethik" ist der Widerspruch in sich schlechthin.

Das ist der traurige Trugschluss des Materialismus. Und deshalb respektiere ich die Amoralisten - denn sie denken das konsequent zu Ende.

Selbst die Mathematik kommt nicht ohne Axiome aus, aber wenigstens kann sie von sich behaupten, das sie jenseits ihrer Axiome einem soliden Gebäude aus Beweisen und Aussagen folgt, die der Logik gerecht werden.

Axel Burkart, von dem ich am Anfang dieses Threads einige Videos verlinkt habe, ist Mathematiker. Gleichzeitig ist er auch der Geisteswissenschaftler Nr. 1 dieser Tage. Wie erklärst du dir das?

Die elementare Kinderkrankheit der Esoterik ist, dass sie Kategorien benutzt, ohne sie durch eine Definition einzugrenzen.

Laut dem Mathematiker Axel Burkart hat Rudolf Steiner diese alte Esoterik überwunden. Zwar ist auch Steiners Lehre jetzt schon über 100 Jahre alt, aber sie hat die von dir genannte Kinderkrankheit scheinbar überwunden. Ich sage nicht, dass ich selber qualifiziert dafür bin, eine solche Aussagen zu machen. Ich verweise auf das Lebenswerk zweier Menschen, die diese Aussage getätigt haben und was ich ohne Zweifel weiß, ist dass sowohl Steiner als auch Burkart eine unglaubliche geistige Tiefe haben, mit der ich mich nicht einmal ansatzweise messen will. Ich bin nur derjenige, den das fasziniert und der es als Argument gegen unseren verknöcherten Reduktionismus vorbringt.

Den Rationalismus zu bekämpfen gleicht dem Versuch, gegen Windmühlen zu kämpfen.

Genauer gesagt will ich ihn auch gar nicht bekämpfen. Ich will ihn auf seinen Platz verweisen. Gegen technologischen Fortschritt habe ich nichts.

Steiner ist überbewertet - in Deutschland, denn nirgendwo anders ist er von Bedeutung. Damit ist er ein deutsches Phänomen...

Ersetze das Wort "überbewertet" durch "anerkannt" und ich stimme dir zu. Denn die Geisteswissenschaft muss aus verschiedenen Gründen in diesem Land ihren Durchbruch erleben - das geht aus ihr selbst hervor, wenn man sich damit befasst.
 
Aha. Bei mir funktioniert der unheimliche Algorithmus nicht so gut, ich bekomme selten zu sehen, was ich sehen würde wollen. Ich bin an mir unbekannten Sachen interessiert, die kommen selten automatisch.

Das bin ich auch, aber man kann den Algorithmus "trainieren". Ich bekomme manchmal Sachen vorgeschlagen, bei denen ich denke: Was zum Teufel soll ich damit anfangen? Wenn ich es dann aber anschaue, kommt oft ein Twist. Natürlich nicht immer. Manchmal ist es auch Schrott. Trial and Error. Auf jeden Fall besser als TV ;)
 
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Axel Burkart, von dem ich am Anfang dieses Threads einige Videos verlinkt habe, ist Mathematiker. Gleichzeitig ist er auch der Geisteswissenschaftler Nr. 1 dieser Tage. Wie erklärst du dir das?

Isaac Newton, der als einer der größten zwei Wissenschaftler überhaupt gilt, beschäftigte sich Zeit seines Lebens auch intensiv mit der Alchemie. Außerdem war ein bitterböser Antisemit.
Georg Cantor, dem wir die Zahlentheorie schlechthin verdanken, litt unter einer manisch-depressiven Erkrankung, war immer wieder einmal im Sanatorium und arbeitete an der Nicht-Autorenschaft William Shakespeares.
Als Kurt Gödel, auch einer der größten Mathematiker überhaupt, in der Nazizeit in den USA politisches Asyl beantragte wäre er beinahe gescheitert. Denn er konnte (und wollte) zeigen, dass auch mit der Verfassung der USA eine Diktatur möglich sei. Zeitlebens fürchtete er, man wolle ihn vergiften und aß nur das Essen seiner Frau. Als diese für längere Zeit in ein Krankenhaus musste, hungerte sich Kurt Gödel zu Tode und starb an Unterernährung.
Linus Pauling ist einer der nur vier Preisträger, die zweimal einen Nobelpreis erhielten und der einzige, der ihn nicht teilen musste. Er ist aber auch der Begründer der Pseudowissenschaft der Orthomolekularen Medizin, die als widerlegt gilt oder zumindest im Wesentlichen, auch wenn sie noch heute Anhänger hat.

Die Liste eigentümlicher Verhaltensweisen großer Menschen lässt sich beliebig fortsetzen. Große Menschen machen eben auch große Fehler.

Genauer gesagt will ich ihn auch gar nicht bekämpfen. Ich will ihn auf seinen Platz verweisen. Gegen technologischen Fortschritt habe ich nichts.

Die Technik ist eine Anwendung des Rationalismus und der Wissenschaft, aber dennoch ist sie nicht dasselbe wie jene. Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse ohne technische Bedeutung und ganze Wissenschaften haben bis zu unseren letzten Jahrzehnten kaum eine gesellschaftliche Bedeutung gehabt (die Biologie z.B.).
Es gibt Wissenschaften, die im kollektiven Verständnis so sehr mit der Technik gleich gesetzt werden, durchaus im negativen Sinne, dass die Naturwissenschaft schon fast hinter der Technik verschwindet. Die Chemie z.B., was sich u.a. darin zeigt, wenn jemand den Begriff "die Chemie" oder "synthetisch" verwendet, meistens ohne sonderlich viel von der Naturwissenschaft der Chemie zu verstehen.

Wenn sie es überhaupt je getan haben, dann haben die Wissenschaften es schon lange aufgegeben, die großen Daseinsfragen klären zu wollen. Im Großen und Ganzen befassen sie sich nicht einmal mit ihnen. Sie verweisen stattdessen auf die Philosophen, aber die brauchen bekanntlich nicht einmal einen Papierkorb.
So gesehen ist es nicht notwendig, den Rationalismus auf seine Position zu verweisen, denn da ist er schon längst.

Sobald aber esoterische Kreise der Ansicht sind, sich in Bereichen äußern und einmischen zu müssen, die wenn auch noch nicht umfassend und keineswegs abschließend geklärt sind, dennoch aber über eine lange und große Wissensbasis verfügen (und das tun sie, in der Medizin z.B. oder auch der Ernährung) - dann werden sie sich auch mit den Wissenschaften messen lassen müssen.
Und dann werden sie auch leider damit leben müssen, das esoterische Argumente als nicht stichhaltig, unzureichend oder falsch zerlegt werden.
 
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