Dann ist es aber nur eine subjektive Kategorie. Wer sollte schon bestimmen, was eine universelle menschliche Ethik sein soll?
Natürlich sind das subjektive Kategorien, und der Begriff einer "universellen menschlichen Ethik" ist der Widerspruch in sich schlechthin.
Selbst die abstrakteste Philosophie von allen, die Mathematik, muss sich der - bislang ungelösten - Frage stellen, ob sie menschengemacht oder eine universelle Eigenschaft des Kosmos ist. Ich persönlich bevorzuge Letzteres, aber das ist keineswegs bewiesen, beantwortet oder auch nur unumstritten.
Selbst die Mathematik kommt nicht ohne Axiome aus, aber wenigstens kann sie von sich behaupten, das sie jenseits ihrer Axiome einem soliden Gebäude aus Beweisen und Aussagen folgt, die der Logik gerecht werden. Im Grunde kann dies keine andere Philosophie in dieser Klarheit von sich behaupten, nicht eimal die klassische Philosophie, obwohl selbst sie die Mutter der Mathematik ist und nah dran ist.
Die elementare Kinderkrankheit der Esoterik ist, dass sie Kategorien benutzt, ohne sie durch eine Definition einzugrenzen. Der Rezipient meint, dies ggf. verstehen zu können, aber am Ende ist das nichts anderes, als menschlichen Sex durch Blumen und Bienchen erklären zu wollen. Man glaubt, etwas zu verstehen, nur sind die Kategorien derartig vieldeutig, das ein jeder darunter etwas anderes verstehen mag und damit ist es ohne echte Aussage.
Wer wirklich ein Zipfelchen des Universums aufgreifen will, der kommt an der Mathematik nicht vorbei. Und das ist dann kein Materialismus, sondern Rationalismus, und egal welches Thema man auch immer zu beleuchten versucht, es geht am Rationalismus kein Weg vorbei. Die Welt folgt der Mathematik der Zahl, es ist das Betriebssystem des Universums, ob einem dies nun gefällt oder nicht.
Andernfalls ist man im Versuch, mit verbundenen Augen Seifenblasen zu stechen: Mal trifft man welche und mal nicht, aber weder erfährt man etwas über die Seifenblasen, noch warum sie denn platzen.
Ich gedenke auf jeden Fall, den Materialismus zu bekämpfen, bis ich umfalle, dabei vergesse ich aber niemals, dass ich auch meine Feinde liebe, und daher anerkenne, dass auch sie nur ihre Rolle spielen, ihren Part zum Ganzen beitragen
Den Rationalismus zu bekämpfen gleicht dem Versuch, gegen Windmühlen zu kämpfen.
Also, ich stehe nun zwischen deiner Verachtung und der Vergötterung dessen, der gerade zitierte Huldigung verfasst hat. Steiner ist in der öffentlichen Wahrnehmung auf jeden Fall unterbewertet. Denn er ist der einzige, der bisher wirklich versucht hat, eine Geistes-Wissenschaft zu entwickeln, jedenfalls der einzige, der genug Ernst und Energie hineingesteckt hat, um eine Chance zu haben, ernst genommen zu werden.
Es haben auch schon andere viel Energie in sinnlose Ideen gesteckt, das ist ohne Relevanz.
Steiner ist überbewertet - in Deutschland, denn nirgendwo anders ist er von Bedeutung. Damit ist er ein deutsches Phänomen wie andere auch, die Homöopathie oder andere Luftschlösser.
Genauso wie Goethes - falsche - Farbtheorie, die alchemistische Phlogiston-Theorie, die Welteislehre und anderer Blödsinn auf dem großen Haufen der Wissenschafts-Geschichte.
Im Übrigen nichts, worüber man sich schämen müsste, denn auch die größten Naturwissenschaftler lagen in der Theorie ggf. oft falsch, und dazu gehören ein Johannes Kepler genauso wie ein Isaac Newton. Allerdings lagen sie in der Mathematik richtig, und das ist die Leistung ihres Lebenswerks, auch wenn sie in ihrer Philosophie daneben lagen.