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Menschenskinder!

AW: Menschenskinder!

Hallo Fidelitas,

Fidelitas schrieb:
mit fünfzehn fing ich an, mich von meiner Kirche zu trennen. Ich zweifelte an der Glaubwürdigkeit einer Institution, die einen "bösen Gott" predigt und für Nichtigkeiten Beichte und Buße verlangt.
Ging mir auch so. Ich habe als Grundschüler (Beichte war Pflicht) dem Pfarrer schon was vorgelogen, weil ich aus meiner Sicht keine Sünde begangen hatte und überhaupt nicht wußte, was ich da sagen sollte. Also erfand ich einfach was.

Fidelitas schrieb:
Und wenn (ein) Gott Böses für ein Kind vorherbestimmen sollte, kann ich auch ihn nicht akzeptieren.
Ich auch nicht.

Fidelitas schrieb:
Um Deine Anschauung von der Vorherbestimmung im mehr philosophischen Bereich zu diskutieren: ich war eine "overprotecting mother", zu deutsch: eine Glucke. Insofern mag ja ich bestimmt haben, daß dieses Kind in ein von ihm ungewolltes Schicksal hineingeboren wird.
Sicherlich, du hast durch deine Aktivitäten dieses Kind gezeugt und zur Welt gebracht. Du hast aber ein von Anbeginn an autonomes Wesen zum Leben verholfen.
So wie du dein Schicksal (ein Kind zu bekommen) bestimmst, hat auch dieses Wesen bestimmt, (d)ein Kind zu werden, das Erfahrungen in dieser Welt sammeln möchte - mit dir gemeinsam.

Fidelitas schrieb:
(Nur zum besseren Verständnis: mein Kind ist nicht behindert oder debil, sondern (Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter) eine intelligente Schönheit.
Na, nun stell dich mal nicht unter den Scheffel. Wie will etwas Unintelligentes Intelligenz feststellen können...
 
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AW: Menschenskinder!

Fidelitas schrieb:
aber ganz pauschal: wenn bei der Beobachtung einer Person in mir Neid auftaucht.
Du bist vielleicht auf ganz andere Art intelligent, wo andere versagen, und hast bestimmt auch viele Eigenschaften und Fähigkeiten, auf die andere neidisch sind.
 
AW: Menschenskinder!

Du bist vielleicht auf ganz andere Art intelligent, wo andere versagen, und hast bestimmt auch viele Eigenschaften und Fähigkeiten, auf die andere neidisch sind.
Mit Zitat antworten


... so spricht ein guter Therapeut! :trost:
 
AW: Menschenskinder!

Wer von Euch hat Kinder?

Wir haben 3 Kinder.
Wer davon fühlt sich mittlerweile schlecht und schuldig, wieder eine arme Seele in diese kaputte Welt gesetzt zu haben?

Ich habe mich deswegen noch nie schlecht gefühlt, da ich die Welt nicht kaputt finde und auch meine Kinder nicht als arme Seelen empfinde.

Wer von diesen wiederum hat hier den Mut ehrlich zuzugeben (oder zu widerlegen), daß der bewusst gesetzte Entschluss zur
Zeugung und Erziehung eines Kindes ein ausschließlich egoistischer ist, nämlich zur Befriedigung eigener sozialer Bedürfnisse?

Ist es vielmehr nicht egoistischer keine Kinder zu bekommen?*provokantfrag*
 
AW: Menschenskinder!

Kein Mensch kann erwarten, dass sich die ganze Welt nach seinen subjektiven Vorstellungen ändert.

Natürlich, man kann aber erwarten (oder ich würde erwarten), daß man sich an den „objektiven“ Grundwert der Verantwortung gegenüber Mensch, Natur und Gott halte.


Lebe ich? Hungere ich? Friere ich? Kann ich für meinen Lebensunterhalt sorgen oder wird für mich gesorgt? Woran mangelt es mir? Das ist ein gesunder Egoismus.

Das stimmt, das ist gesunder Egoismus. An diesem Punkt sollte Egoismus aber auch schon aufhören.
(Ein Kind brauche ich nicht, weil ich hungere oder friere, sondern weil ich nicht allein sein will)


Bedeutet für dich egoistisch = schlecht? Darf man sich nichts wünschen, das einem Freude macht? Ist es nicht verständlich, dass man in einem Kind etwas sieht, was wenigstens eine Weile da bleibt, damit man nicht allein ist?

Genau das ist ja der Punkt! Man nimmt in Kauf, dass sein Kind ev. leidet (man kann ja vorher nicht wissen, wie es beschaffen ist: ob es zB. zur Depression neigt, etc.) nur damit man, wie du selbst sagst, wenigsten eine Weile nicht allein ist. Das ist der wahnsinnige Egoismus, den ich anzusprechen versuchte!

(Und übrigens darf sich jeder Mensch alles wünschen. Es ist jedoch immer die Frage, inwieweit er sich mit seinen Wünschen selbst schadet. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema …)

Ich wurde schwanger und freute mich, dass ich ein Kind haben würde. Das einzige, das mir Sorgen bereitete, war, was wohl meine Eltern davon halten würden. Denn das war damals noch das größere Problem, die Moral meiner katholischen Eltern, die mit einer unehelich geborenen Enkelin konfrontiert wurden.


Du freutest Dich … die einzige Sorge die Eltern …
Und das Kind selbst in deinen Überlegungen?

Das Überraschende für mich war, dass ich von meinen Kindern sehr viel gelernt habe. Das wichtigste für mich ist immer noch, mittlerweile bei meinen Enkelkindern, dass ich mit ihnen ganz und gar im momentanen Augenblick lebe. Das, was jetzt gerade los ist, das ist das wichtigste auf der ganzen Welt. Hier und jetzt spielt sich das Leben ab. Beim Essen, beim Spielen, beim Waschen, beim Erzählen. Der Augenblick ist das einzige, das zählt.

Ditto, mMn: Egoismus.

Der Auseinandersetzung mit meinem depressiven Sohn … Mir brach fast das Herz dabei, aber ich war selbst am Ende meiner Kräfte. Damals habe auch ich beschlossen wirklich zu leben, ohne mich von anderen Menschen oder schwierigen Umständen daran hindern zu lassen.

Für mich hört sich das sehr paradox an. Du hast beschlossen, wirklich und ohne dich daran hindern zu lassen zu leben
(DEINER subjektiven Ansicht nach wirklich), deinem Sohn aber SEINE subjektive Ansicht nicht gegönnt, sondern ihm DEINE aufgezwungen.


Es bleibt uns nur, dieses Leben so gut wir können zu leben. Und das tun wir sowieso alle.

Da muß ich leider widersprechen. Ich glaube nämlich, dass viele Menschen viel besser könnten.
Ich habe nicht wenige Menschen getroffen, die meinten:
Es ist gut, so wie es ist, weil es so ist, wie es ist… Dahinter vermute ich aber eine riesengroße Bequemlichkeitslüge:
"Wenn alles gut ist, so wie es ist, brauch ich es auch nicht ändern. Auch wenn ich insgeheim spüre, dass da etwas nicht stimmt,
kann ich mich bequem zurücklehnen und getrost auf den sympathischen Leitsatz verweisen."

Es wäre viel mehr möglich.

Herzlichst

persephone
 
AW: Menschenskinder!

Hallo Minni,

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich bin fast überall bei dir, nur bei folgenden Punkten hapert es:

Dafür sind die Resourcen da, genutzt zu werden. Sind sie am Ende, müssen wir uns anders weiterhelfen. Der Grundstein zu einer gravierenden (weltweiten) Veränderung ist gelegt (sonst würde es ja immer so weitergehen, also kein Fortschritt, keine Entwicklung, sondern Stillstand)


Wozu (Pseudo-)Fortschritt?


Es geht immer voran, individuell und kollektiv. Die neuzeitlichen Forschungen in der Quantenphysik z. B. eröffnen ungeahnte Erkenntnismöglichkeiten. Das materialistische Weltbild wird sich verändern, und davon getragen entwickelt sich auch das Individuum weiter.


Ich behaupte das Gegenteil. Individueller Rückschritt (nicht schwer zu erkennen, vergleicht man philosophisch-literarische Publikationen der Vergangenheit und von Heute) und kollektiver Rückschritt (Supervermassung!) sind offensichtlich.


Ein Naturereignis, das ausgerechnet die trifft, die sowieso schon in Armut lebten, erfahren heute größte Aufmerksamkeit (und Hilfe) in der gesamten Welt. Politische Unterdrückungen z. B. werden publik, die sonst nie zu Tage gekommen wären. Die scheinbare Katastrophe legt den Grundstein für eine bessere Zukunft.


Die Katastrophe ist und bleibt eine Katastrophe. Und sie wird wieder und wieder geschehen. Grundstein für eine bessere Zukunft? An eine bessere Zukunft kann ich nicht glauben, wenn wir den Kurs, der uns seit einigen hundert Jahren immer tiefer ins Verderben führt, weitergehen (und genau danach sieht es aus, nur noch immer schneller werdend).
 
AW: Menschenskinder!

Ach ja und zum Schluß noch Nietzsche:

Die Forderung, geliebt zu werden, ist die größte der Anmaßungen.

Gute Nacht.
 
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AW: Menschenskinder!

@persephone
An eine bessere Zukunft kann ich nicht glauben, wenn wir den Kurs, der uns seit einigen hundert Jahren immer tiefer ins Verderben führt, weitergehen (und genau danach sieht es aus, nur noch immer schneller werdend).
Du glaubst nicht an eine bessere Zukunft und deshalb soll die Menschheit aussterben? Dein Wunsch wäre das niemand mehr Kinder bekommen soll, weil die Welt (gerade hier in Europa,wo die Lebensqualität ziemlich hoch ist) so schlecht ist. Dein Pseudo-Intresse an den Kinder ist nur eine Täuschung, denn wer das Leben liebt will auch Leben schaffen. Da du aber anscheinend den Tod lieber hast als das Leben, will du erst gar nicht Leben enstehen lassen.

Ist dir eigentlich die Konsequenz deiner Aussage im Eröffnungsthread bewusst?

fussel
 
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