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Menschenskinder!

siegreicher selbstbezwinger...

Dieser Thread ist ja eigentlich schon auf dem Weg zum Mond, lese aber gerade (wieder einmal) Nietzsches Zarathustra und möchte folgende Zeilen daraus zitieren:

"... Du bist jung und wünschest dir Kind und Ehe. Aber ich frage dich, bist du ein Mensch, der ein Kind sich wünschen darf?
Bist du der Siegreiche, der Selbstbezwinger, der Gebieter der Sinne, der Herr deiner Tugenden? Also frage ich dich.
Oder redet aus deinem Wunsche das Tier und die Notdurft? Oder Vereinsamung? Oder Unfriede mit dir? ..."
ach mensch!
wie stimmungsabhängig bist du?
wo - um alles in der welt - ist nun dein "freier wille" ???
doch zur hölle mit ihm, wo es ihn ohnehin nicht gibt.
 
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AW: Menschenskinder!

Hallo Grübelbernd,

Lebensfreundlich ist in meinem heutigen Verständnis der einzige sinnige Maßstab, wenn man so will „Wert“.
Ich verstehe Leben im weitesten Sinne als eine pulsierende Bewegung, die ein inneres Wachstum besitzt. (meine Definition)
Jede Unterbrechung dieses Pulsierens, jedes Lenken und Behindern dieser Bewegung, sehe ich als lebensunfreundlich, da es scheinbar - und „scheinbar“ gründet sich lediglich auf meine eigenen Beobachtungen - das unwillkürlich ablaufende Wachstum behindert...

Das ist eine sehr interessante Beschreibung. Um also nicht lebensfeindlich zu sein, müßte man dieses Pulsieren komplett verstehen, man müßte erkennen, wann es pulsiert, wann es stillsteht, wann man lenkt oder hindert. Da das Leben aber so verdammt komplex ist, scheint mir das ein Ding der Unmöglichkeit. Demnach agieren wir ständig lebensfeindlich, ob bewußt oder unterbewußt. Liege ich da richtig?

Ich meine hier kein Lippenbekenntnis, keinen Wunsch, keine Vorstellung eines Idealzustandes. Ich meine ein inneres Gefühl. Wenn du das hast?, hmm, das würde ich dir wünschen. Ich würde aber an dieser Stelle frech behaupten, dass deine Formulierungen auf etwas anderes hindeuten. Bitte nicht böse sein.

Wiese sollte ich böse sein? Ich bin froh, daß du mir geantwortet hast. Aber:
Ich würde an dieser Stelle frech behaupten, daß du keine Kinder hast, zumindest keine ehelichen, und einmal unglücklich verheiratet warst. Bitte nicht böse sein. :)

Grenzenloses Vertrauen kann es m.E. mit unserem heutigen Lebensverständnis nicht geben. Warum?, weil dem Leben ein „werden“ vorgesetzt wird, was dem „sein“ (dem Istzustand) „vorn weg“ läuft. Dein jetziges Wohlbefinden, deine Faulheit, dein Selbstbewusstsein, dein Wissen, die Bekämpfung von Krebs, die Badewassertemperatur, deine schmerzenden Hühneraugen...alles „könnte besser sein“.

Ich habe alles was ich mir wünschen würde (ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, warme Kleidung, geistige Freiheit und Zugang zu Büchern) und noch viel mehr. Mir kann eigentlich nichts Schlimmes passieren. Der Tod ist im Grunde nicht schlimm, er ist sogar ein Ass im Ärmel, das ich jeder Zeit ziehen kann, falls ich das Leben einmal nicht mehr ertragen sollte. Bis jetzt ist mir nur Gutes widerfahren (wenn man auch Leid als etwas Gutes oder zumindest Sinnvolles ansieht und annimmt, kann das jeder von sich behaupten). Ich habe also keinen Grund, dem Leben nicht zu vertrauen, deshalb vertraue ich ihm. Ist das nachvollziehbar?

Ein Mensch, der das Vertrauen in die Welt bis in jeden Körperteil spürt, wäre ein heiler Mensch, vielleicht ein Heiliger. Sein "sich entwickeln" dürfte dann anders aussehen, als das was wir darunter verstehen.

Dann wäre er gewiss ein Heiliger. Vertrauen in das Leben ist aber mMn nicht gleich Vertrauen in die Welt. Ich vertraue dem Leben, daß es mir nichts Schlimmes tut (wie oben gesagt kann es das gar nicht), vielmehr zwinge ich das Leben mit meiner Einstellung, mir dauernd wunderschöne Überraschungen zu bereiten. Vertrauen in die Welt würde aber bedeuten: Alles ist gut so wie es ist. Das will ich widerum nicht behaupten.

Viele Menschen WOLLEN dem Leben vertrauen. Manche nutzen einen Glauben, eine Philosophie eine Flasche Schnaps oder einen Partner, um dieses Gefühl zu immitieren. Man meint, indem man die Einsamkeit füllt, würde das Gegenteil automatisch eintreten. Das scheint ein Irrtum.

Wahrscheinlich meistest du hier: "Dem Leben vertrauen wollen" = "Glücklich sein wollen". Wenn nicht, bitte korrigiere mich, wenn schon, dann gebe ich dir vollkommen recht. Ich denke es ist nicht sehr klug, Glück an außerhalb von einem selbst liegende und damit nicht beeinflußbare Dinge zu knüpfen. Die Gründe sind offensichtlich.

Wie man es hingegen tiefgehend erreicht, damit beschäftigen sich zahlreiche Schulen. Aber ich kann mich keiner anschließen, weil ich vermute, das des Rätsels Lösung viel einfacher ist, als wir vermuten. Das mag ich jetzt nicht erklären.

Schade, das hätte mich wirklich sehr interessiert. Vielleicht verspürst du ja jetzt Lust dazu...

Wie erarbeitet man sich Leichtigkeit? Das macht mich neugierig.

Aufgepasst! :) Als Beispiel nehme ich den Börsenmakler. Er kauft Aktien, die Kurse fallen, er springt aus dem Fenster, weil er glaubt, sein Leben hat keinen Sinn mehr. Keiner versteht, wie ihm etwas so Lächerliches so wichtig sein konnte (und so geht es dann immer weiter, bis man sich schlußendlich der Lächerlichkeit meines Bangens um die eigene Existenz gewahr wird, dann müßte man absolute Leichtigkeit besitzen). Das ist der Punkt, wenn ich mir darüber im Klaren bin, wie lächerlich in Wirklichkeit meine Ängste und Sorgen sind, besitzt man Leichtigkeit, nämlich die (ich glaube genau das meintest du auch damit), die Dinge nie zu ernst zu nehmen und sich nie von ihnen runter ziehen zu lassen.

Mit erarbeiten meinte ich - denken! Alles zu durchdenken, auch sich selbst und seine Werte, ehrlich und ohne Rücksicht. Mein freier Wille erlaubt es mir, jederzeit über alles nachdenken zu können (in Wirklichkeite ist dafür aber viel öfter ein schwerer Schicksalsschlag als Stein des Anstoßes nötig).

Viele Grüße und einen schönen Abend schickt
Grübelbernd

Viele Grüße zurück
und danke, daß du mir einen schönen Abend geschickt hast :)
 
AW: siegreicher selbstbezwinger...

Den freien Willen gibt es nicht???

nein,
doch das hab ich ja ohnehin schon mal hier im forum vertreten.
diesmal jedoch ungebeten.
je mehr ich mich täglich selbstbeschau,
desto besser seh ich´s ganz genau:
was da auch immer aus mir spricht?
mein freier wille - der ist es nicht! :D
 
AW: Menschenskinder!

Mit erarbeiten meinte ich - denken! Alles zu durchdenken, auch sich selbst und seine Werte, ehrlich und ohne Rücksicht. Mein freier Wille erlaubt es mir, jederzeit über alles nachdenken zu können (in Wirklichkeite ist dafür aber viel öfter ein schwerer Schicksalsschlag als Stein des Anstoßes nötig).
persephon, wenn du wirklich alles, aber auch alles konsequent durchdacht hast, dann kommt schließlich zutage, dass alle sorgen und alle ängste unseres so kleinen und beschränkten lebens nur ILLUSION sind.
im schlepptau dazu lässt sich allerdings auch die illusion vom "freien" willen nicht mehr aufrechterhalten. schade, aber so wird die ENT-TÄUSCHUNG erst perfekt.

ansonsten kann ich deinen ansichten durchaus viel abgewinnen. auch ich kenne diesen weg. nur weiter so. (*lach*....ein zurück gibt´s sowieso nicht....*lach*)

:) schönen abend auch von mir
kathi
 
AW: Menschenskinder!

persephon, wenn du wirklich alles, aber auch alles konsequent durchdacht hast, dann kommt schließlich zutage, dass alle sorgen und alle ängste unseres so kleinen und beschränkten lebens nur ILLUSION sind.
im schlepptau dazu lässt sich allerdings auch die illusion vom "freien" willen nicht mehr aufrechterhalten. schade, aber so wird die ENT-TÄUSCHUNG erst perfekt.

ansonsten kann ich deinen ansichten durchaus viel abgewinnen. auch ich kenne diesen weg. nur weiter so. (*lach*....ein zurück gibt´s sowieso nicht....*lach*)

:) schönen abend auch von mir
kathi

Wenn ich wirklich einmal feststellen muß, daß der freie Wille eine Illusion ist, liege ich 20 Minuten später auf einem Bahngleis.

:) schönen Abend auch an Dich
 
AW: Menschenskinder!

Hallo Persephone.

Das ist der Punkt, wenn ich mir darüber im Klaren bin, wie lächerlich in Wirklichkeit meine Ängste und Sorgen sind, besitzt man Leichtigkeit, nämlich die (ich glaube genau das meintest du auch damit), die Dinge nie zu ernst zu nehmen und sich nie von ihnen runter ziehen zu lassen.

Mit erarbeiten meinte ich - denken! Alles zu durchdenken,
Ich vermute, da sind wir verschiedener Auffassung. Ich meinte etwas ganz anderes mit Leichtigkeit. Etwas, was gerade kein Denken braucht. Viel Leid kommt gerade erst aus dem Denken. Und ich komme mehr und mehr zu der Auffassung, das uns das Denken hilfreich sein kann, jedoch nicht zu einem schönen Leben führt.

Zum freien Willen würde ich dir empfehlen, dich mit der Persönlichkeit, dem ICH des Menschen zu beschäftigen. Vielleicht wirken Kathis Worte dann auf dich nicht mehr so außerirdisch.

Ich würde an dieser Stelle frech behaupten, daß du keine Kinder hast, zumindest keine ehelichen, und einmal unglücklich verheiratet warst.
Nein, bitte nicht so spekulieren. *schmunzel * Obwohl ich schon gern wüsste, wieso uneheliche Kinder zu mir „passen“ würden, eheliche aber eher nicht. :tuscheln:

Um also nicht lebensfeindlich zu sein, müßte man dieses Pulsieren komplett verstehen, man müßte erkennen, wann es pulsiert, wann es stillsteht, wann man lenkt oder hindert. Da das Leben aber so verdammt komplex ist, scheint mir das ein Ding der Unmöglichkeit. Demnach agieren wir ständig lebensfeindlich, ob bewußt oder unterbewußt. Liege ich da richtig?
Ich wollte das nur mal als Anregung so beschreiben. Alles weitere bleibt deiner Phantasie überlassen. Aber ich denke, hier verstehn wir uns in etwa. *still nickt *


Ich habe alles was ich mir wünschen würde (ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, warme Kleidung, geistige Freiheit und Zugang zu Büchern) und noch viel mehr. Mir kann eigentlich nichts Schlimmes passieren. Der Tod ist im Grunde nicht schlimm, er ist sogar ein Ass im Ärmel, das ich jeder Zeit ziehen kann, falls ich das Leben einmal nicht mehr ertragen sollte. Bis jetzt ist mir nur Gutes widerfahren (wenn man auch Leid als etwas Gutes oder zumindest Sinnvolles ansieht und annimmt, kann das jeder von sich behaupten). Ich habe also keinen Grund, dem Leben nicht zu vertrauen, deshalb vertraue ich ihm. Ist das nachvollziehbar?

Also ich bekomme fast Angst, wenn ich das höre. Ich kann dir das nicht abnehmen, tut mir leid. Ich wünsche dir, dass du auch in Zukunft mit schlimmen Lebenslagen so mit deinem Durch-Denken zurecht kommst.

Vermutlich ist mein Leben da doch etwas unglücklicher verlaufen. Nur mit dem Nachdenken wäre ich nicht mehr hier. Es gibt Situationen/Aufgaben im Leben, bei denen das Denken an Grenzen kommt.

Viele Grüße
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Menschenskinder!

Wenn ich wirklich einmal feststellen muß, daß der freie Wille eine Illusion ist, liege ich 20 Minuten später auf einem Bahngleis.

Genau das macht mir Sorgen, wenn ich deine Worte lese. Bitte schön langsam weiterstöbern, nicht so hastig. *wink *

Bernd
 
AW: Menschenskinder!

Also ich bekomme fast Angst, wenn ich das höre. Ich kann dir das nicht abnehmen, tut mir leid. Ich wünsche dir, dass du auch in Zukunft mit schlimmen Lebenslagen so mit deinem Durch-Denken zurecht kommst.

Vermutlich ist mein Leben da doch etwas unglücklicher verlaufen. Nur mit dem Nachdenken wäre ich nicht mehr hier. Es gibt Situationen/Aufgaben im Leben, bei denen das Denken an Grenzen kommt.

Warum bekommst du da fast Angst? Das ist doch legitim, oder? Außerdem habe ich nicht gesagt, daß ich nur denke, das wäre auch gar nicht möglich. Gefühl ist genauso wichtig, eigentlich ist Gefühl alles. Das ist schwer zu beschreiben, ich kann mich hier wahrscheinlich nichts so ausdrücken, daß ich richtig verstanden werde.

Ich glaube einfach, ich habe Glück, weil ich mein Leben nicht mit Arbeit, Ehe, Kinder, Sport, etc. füllen muß (sonder nur kann, wenn ich es will) um einen Sinn in meinem Leben zu finden. Das hört sich vielleicht sehr abgehoben und arrogant an, aber ich weiß, wie ich bin und was ich kann, ich habe kein Problem damit. Ich verstehe auch nicht warum mir hier jemand etwas wünscht oder rät (sind wir dann nicht schon wieder beim lenken und hindern!), hier geht es ja nicht um mich.

Eigentlich wollte ich das gar nicht schreiben, aber du hast mich mit deinen Vermutungen über meine Person dazu gezwungen.
Naja, nichts passiert :)
 
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