AW: Kosmische Gegensätze
Hmm, ist das nicht das Grundproblem der menschlichen Betrachtung, dass wir sagen: "mag ja sein, dass es das nicht gibt, aber wir stellen doch mal Regeln auf und dann bauen wir uns ein Weltbild ..."
Wenn wir versuchen keine Gegensätze zu sehen, sie nicht zu definieren, dann sehen wir auch die Vielfalt und die Zwischenstufen. Was ist kalt? 20 Grad? Ich lebe in Bangkok, da sind 20 Grad saukalt, bei euch ist das eine laue Sommernacht. Bei dir wäre das dann "nicht kalt" - bei mir wäre es "kalt". Gleiche Temperatur und doch ein Gegensatz?
Gleiche Temperatur wäre bei mir kein Gegensatz. 20°C sind 20°C. Damit kann man weder hier noch dort Würstel kochen.
Dass nicht jeder überall auf der Welt Gleiches auch gleich wahrnimmt ist eine Binsenwahrheit. Der eine hält sich eine Schlange in der Wohnung - "Dieses Tier ist so wunderbar, ich freue mich so darüber!", der andere könnte nicht einmal in dessen Nähe kommen - "Wie grauenhaft! Mir wird ganz übel!".
Das macht aber nicht die Schlange zum Gegenteil der Schlange, sondern unterscheidet die betrachtenden Menschen in Schlangenliebhaber und Schlangenfreunde, wieder ein Gegensatz.
Ich persönlich würde das so sagen:
Man liebt Schlangen, versus man liebt sie nicht - hier gäbe es eine Reihe von Abstufungen der Nichtliebe, von Gleichgültigkeit bis zu Hass und Panik.
Oder ich sage:
Man hasst Schlangen, versus man hasst sie nicht - hier gäbe es eine Reihe von Abstufungen des Nichthasses von der Gleichgültigkeit bis hin zu abgöttischen Liebe.
Gegensätze gibt es nach meinem Empfinden sehr wohl, aber nicht eins zu eins, also nicht "schwarz versus weiß", sondern "schwarz versus nicht schwarz" oder "weiß versus nicht weiß".
Du magst deine 20° als saukalt empfinden, ich habe in Nigeria 16° als kalt, aber nicht saukalt empfunden.
Aber dennoch sind 20° 20° und 16° sind nicht 20°.
Schwarz ist also weder weiß, noch ist kalt heiß.
Man muss sich nur einigen, worüber man spricht, wenn man sinnvoll diskutieren will.