Wir sollten Ziele anstreben
Tun wir doch. Nur haben wir auch individuelle Ziele und nicht nur gemeinsame.
und nicht die unerwünschten Zustände irgendwie mit absurder Hirnwichserei versuchen zu rechtfertigen...
Was meinst du da zum Beispiel? Mit welcher konkreten "absurden Hirnwichserei" wird welcher (von wem?) unerwünschte Zustand versucht zu rechtfertigen - und wer versucht dies?
Das ist korrekt. Im Tierreich gibt es auch Vergewaltigungen, Mord und sinnlose Gewalt.
Sinnlos nach welchen Maßstäben?
Deswegen ist es ja gerade ein Gewinn und eine grosse Leistung der Zivilisation sich vom Naturzustand möglichst weit entfernt zu haben hin zu einer sozialen Gesellschaft und einer Minimierung des Leids.
Ist das nicht einer der Kardinalfehler mancher Ideologien, die Zivilisation als disjunkten Gegenspieler eines "Naturzustandes" zu sehen?
In Wahrheit steigern beispielsweise naturnahe Parkanlagen in Städten die zivlisatorische Lebensqualität in ihnen.
Sämtliche soziale Systeme, auch außerhalb der Menschheit, dienen einer "Leidminimierung" ihrer Individuen - nur so konnten sie sich im Zuge der Evolution bilden und sich halten.
Die "soziale Gesellschaft" ist also mitnichten eine Erfindung der Zivilisation. Was man womöglich als "Erfindung der Zivilisation" sehen könnte,
wäre ihre Kultivierung.
Das ganze soziale Netz, das Rechtswesen und die Arbeitsteilung sind herausragende Errungenschaften der Menschheit, die diese gerade vom Naturzustand entfernen.
Wieder, nur die Kultivierung.
Arbeitsteilung, Verhaltensregeln und eine Art soziales Netz gibt es außerhalb der Menschheit auch zu finden.
Wieso in aller Welt sollten wir zurück wollen zum Naturzustand?
Ich denke, es ist an der Zeit, die Natur nicht als Feind der Zivilisation zu sehen, sondern als deren Basis.
Eine Zivilisation bekämpft nicht die Natur, sondern baut auf ihr auf.
Und, ein soziales System, zumindest eines, in dem wir gerne leben, erlaubt durchaus die Verfolgung individueller Ziele.
Darüber hinaus, so meine ich, wird so ein soziales System überhaupt erst gewünscht, WEIL sich in ihm individuelle
Ziele am besten verfolgen lassen - und es wird auch nur solange gewünscht, wie es der Verfolgung individueller Ziele
dienlich ist.
Kommunistische System haben diesen Punkt überschritten. Sie erlaubten individuelle Zielverfolgung nicht in ausreichendem
Maße, sodass die Individuen davon ausgingen, ihre eigenen Ziele in einem anderen System besser verfolgen zu können und
wollten demnach in solche Auswandern oder das System selbst ändern. Beides aber wurde von den Ideologen des
sozialen Systems versucht zu verhindern.
Auch andere soziale Systeme, wie beispielsweise die aktuellen in Österreich und Deutschland, werden auch nur so lange "geliebt",
wie die Individuen glauben, in ihnen ihre individuellen Ziele gut verfolgen zu können. Und man sieht, manche glauben, dass
dies nicht der Fall ist, und auch hier wollen sie abkehren und schreien nach einem "anderen System", in der Regel nach einem
mit einem "starken Führer", der die Sozialität des System herunterfährt. Natürlich nur auf Kosten "der anderen", in der Regel
Migranten, Flüchtlinge und generell das Ausland, aber auch "den anderen" innerhalb des Systems. Seien es die Alten, die Reichen,
die Schwachen, die Schwulen, die Kranken, etc.
Also: sowohl soziale System wie auch die Zivilisation sind kein Selbstzweck, sondern dienen der Verfolgung "natürlicher Ziele" bzw
der Befriedigung "natürlicher Bedürfnisse". Ist man der Meinung, sie könnten diesen Zweck nicht mehr erfüllen, so schnell kann
man gar nicht schauen, werden diese aufgegeben. Bekanntes Beispiel, die "Schlacht am kalten Buffet", wo man da und dort zumindest
bei Einzelnen vorübergehend schon eine völlige Abkehr von Sozialität und Zivilisation beobachten kann.