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Die Gegenwart dauert 3 Sekunden

majanna schrieb:
Jede Gegenwart ist Vergangenheit. Es liegt an uns selber, diese als Fallbeil oder als Kontinuum zu erleben – in Euren berüchtigten paar Sekunden.

Freundlichst

Marianne

So einfach ist es auch wieder nicht. Es liegt sicher an uns, aber am Zustand unseres Gehirns.

http://www.snf.ch/de/com/prr/prr_arh_01apr24.asp

Zitat:
"Eine Tür, ein Geruch, ein Lied aus früheren Zeiten. Zu manchem, das wir tœglich antreffen, könnten wir eine Geschichte aus unserer Vergangenheit erzœhlen. Die Erinnerung schweift vorbei oder lœsst uns tagtrœumen. Auf jeden Fall wissen wir stets: Dies ist passé. Anders die Patienten, mit denen sich Armin Schnider und sein Team vom Universitœtsspital Genf in einer Studie des Nationalen Forschungsprogramms «Krankheiten des Nervensystems» (NFP38) befassen. Diese Patienten erleben Erinnerungen als aktuelle Realitœt. Beispielsweise jene 58jœhrige Frau, die ihre Koffer packte und der Krankenschwester erklœrte, sie müsse nun nach Hause gehen, um ihr Baby zu stillen (das mittlerweile 35jœhrig war). Oder der pensionierte Diplomat, der sich bei der Arztvisite entschuldigte, er müsse in wenigen Minuten einen Vortrag halten. Und er könne leider keinen Tee anbieten, seine Sekretœrin habe ihren freien Tag."


Wie ist das nun mit den 3 Sekunden; und wie ist das mit der Gegenwart die Vergangenheit ist, oder der Vergangenheit die Gegenwart....?
 
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Danke, Kaspar, für den interessanten Artikel. Bemerkenswert auch dieser Abschnitt:

"Mit Hilfe von Verhaltensexperimenten fanden die Hirnforscher heraus, dass diese Menschen nicht - wie früher angenommen - an Gedœchtnisverlust leiden, sondern vielmehr am Überhandnehmen der Erinnerungen. Die Patienten haben eines gemeinsam: eine Verletzung im vorderen limbischen System des Gehirns. Doch meist erholen sie sich nach ein paar Monaten wieder."

Genau dies steckte nämlich hinter meiner Anmerkung, die Aufgabe des Gedächtnisses sei nicht, zu erinnern - sondern zu vergessen!
Denn die Bewusstseinsstörung dieser Patienten liegt offensichtlich im Versagen des Mechanismus' unwichtiges zu filtern und eventuell ganz zu entsorgen, so dass die Erinnerungshierarchie gestört ist. Und dann ist in der tat die Gegenwartswahrnehmung gestört.
Das berührt die 3 Sekunden-Theorie allerdings nicht weiter; es geht bei diesen Patienten ja darum, dass sie jüngste Erinnerung nicht von 25 Jahre alter unterscheiden können - dies alles passiert dann aber dennoch in besagten 3-Sekunden-Horizont.

Hat es übrigens einen Grund, dass du dich Kaspar nennst? Kaspar hauser ist aj ein interessantes, tragisches Experiment für Bewusstseinsentwicklung und Kommunikation.

Grüße
 
Robin schrieb:
Danke, Kaspar, für den interessanten Artikel. Bemerkenswert auch dieser Abschnitt:

Das berührt die 3 Sekunden-Theorie allerdings nicht weiter; es geht bei diesen Patienten ja darum, dass sie jüngste Erinnerung nicht von 25 Jahre alter unterscheiden können - dies alles passiert dann aber dennoch in besagten 3-Sekunden-Horizont.

Hat es übrigens einen Grund, dass du dich Kaspar nennst? Kaspar hauser ist aj ein interessantes, tragisches Experiment für Bewusstseinsentwicklung und Kommunikation.

Grüße

Zeit ist relativ und wurde von den Menschen in der uns bekannten Form "erfunden". Also was sind drei Sekunden konkret? Ich glaube nicht, daß man sich auf Zeiteinheiten festlegen kann.

Abgesehen davon kann man nicht sagen, daß man in "3 Sekunden-Blöcken" lebt, weil Zeit etwas fließendes ist. Genau genommen ist Zeit eine Verkettung von Geschehnissen=Bewegung und somit gibt es keine objektive Zeit. Zwar gibt es eine biologische Uhr, die ist bei jedem Lebewesen aber anders. Und da wir Menschen nicht das Maß aller Dinge sind, können wir von keiner objetktiv vorhandenen biologischen Zeit ausgehen. Unsere biologische Uhr läßt uns z. B. auch in einer Höhle nach einiger Zeit den Tag/Nachtrhytmus einhalten, weil wir von kosmischen und irdischen Kräften gesteuert werden. Unser Gehirn läßt uns Zeit "erleben" indem wir äußere Eindrücke anders empfinden wenn sie von anderen überlagert werden. Wie das bei Tieren ist wissen wir aber nicht. Jedenfalls sind sie nicht alle an den Tag/Nachtrhytmus angepaßt.

Was ist Zeit deiner Meinung nach?


Wir können uns theoretisch (glauben wir) natürlich nur in der Gegenwart befinden, aber wir nehmen diese Gegenwart verzögert wahr. Das hängt von der Nerventätigkeit ab, die eben eine gewisse "Zeit" (=Weg) für ihren Ablauf benötigt. So gesehen befinden wir uns in der Vergangenheit, denn alles was wir erleben, also sehen, hören, usw. ist schon Vergangenheit in dem Moment in dem wir es wahrnehmen. Wir können gar nicht in der Gegenwart leben wenn es diese wirklich in der von uns angenommenen Form gibt.

Der Name Kaspar Hauser hat keine sonderliche Bedeutung für mich. Aber es handelte sich (wenn er kein Betrüger war) um einen Menschen der nicht wußte wer er war. Ich bin zwar nicht religiös, aber da passen die Jesus-Worte gut dazu: "denn ihr wisst nicht woher ihr kommt, wohin ihr geht und wer ihr seid.." (oder so ähnlich). Sind wir nicht alle Umherirrende in einer unbegreiflichen Welt? :)
 
Ich stimme dir zu, dass man nicht in 3-Sekunden-Blöcken lebt - das sagt die wissenschaftliche Studie auch nicht aus, sondern, dass man die Realität jeweils für ca 3-Sekunden als gegenwärtig wahrnimmt. Das heißt dann natürlich, dass sich dieses 3-Sekunden-Fenster kontinuierlich verschiebt. Es kommt immer darauf an, wann die Gegenwart "abgefragt" wird

Wir können uns theoretisch (glauben wir) natürlich nur in der Gegenwart befinden, aber wir nehmen diese Gegenwart verzögert wahr. Das hängt von der Nerventätigkeit ab, die eben eine gewisse "Zeit" (=Weg) für ihren Ablauf benötigt. So gesehen befinden wir uns in der Vergangenheit, denn alles was wir erleben, also sehen, hören, usw. ist schon Vergangenheit in dem Moment in dem wir es wahrnehmen. Wir können gar nicht in der Gegenwart leben wenn es diese wirklich in der von uns angenommenen Form gibt.

Genau. Das wurde in diversen Threads bereits von mir thematisiert, zum Beispiel bei "leben und tod". Die Wahrnehmungstheorie spricht hier vom "blinden Fleck" des Bewusstseins, die Systemtheorie von der "unsichtbaren Welt".
Die 3-Sekunden-These ist nicht so genau zu nehmen, d.h. natürlich werden es nie genau drei Sekunden sein. Es geht darum, wie das Bewusstsein Gegenwart entschlüsselt, diesem Prozess kommt man mit solchen Untersuchungen auf die Spur.
Auch die Tatsache, dass Entscheidungen im Vorhinein bereits getroffen sind, bevor sie "bewusst" untermauert werden, ist interessant. Schopenhauer, glaube ich, bezeichnete dies als "Entscheidungen im Zustand des Wahnsinns" oder so ähnlich.
Was Zeit angeht, ist es wie mit allen Dingen der "Außenwelt". Es ist sinnvoll, sie modellhaft als "absolut" anzusehen (von physikalischen Verschiebungen mal abgesehen), kann natürlich als "Realität" nur subjektiv wahrgenommen werden.

Das faszinierende an "Zeit" philosophisch gesehen ist, dass wir aus dieser momenthaften (Nicht-)wahrnehmung der Welt nicht herauskönnen, auch wenn wir es irgenwie wünschen. Und dass dies Gefühle der Tragik auslösen kann, obwohl genau diese Art des Erlebens/Nichterlebens die Voraussetzung für das das Leben ist, so wie es ist. :)
 
Robin schrieb:
Genau. Das wurde in diversen Threads bereits von mir thematisiert, zum Beispiel bei "leben und tod". Die Wahrnehmungstheorie spricht hier vom "blinden Fleck" des Bewusstseins, die Systemtheorie von der "unsichtbaren Welt".
Die 3-Sekunden-These ist nicht so genau zu nehmen, d.h. natürlich werden es nie genau drei Sekunden sein. Es geht darum, wie das Bewusstsein Gegenwart entschlüsselt, diesem Prozess kommt man mit solchen Untersuchungen auf die Spur.


Leider habe ich in der letzten Zeit nicht mitgelesen und weiss daher auch nicht was du darüber geschrieben hast.

Erstens was ist Bewußtsein???

Zweitens: Du kannst aus der Schon/Nicht-Wahrnehmung der Welt - glaube ich - schon heraus, glaube ich. Vorausgesetzt ich habe jetzt richtig verstanden was du meinst:

Wenn man sämtliche Aussenreize abstellt. Dann kommt es zu Halluzinationen, weil das Gehirn ohne diese Aussenreize nicht "normal" arbeiten kann.

Diese 3-Sekunden-Theorie ist ja auch nur eine physikalische Erklärung für einen biologischen Vorgang. Das Gehirn muß Informationen abspeichern, weil es sionst zu einer Reizüberflutung kommt. Dann wird die Sache unübersichtlich. Der ältest Teil des Gehirns teilt ein in "jetzt" und "bisher". Nur so ist lernen und erkennen möglich. Alles "Abgespeicherte" zieht man im "Jetzt" ständig zum Vergleich heran um richtige Entscheidungen zu treffen.

Das alles zusammen bildet unser Bewußtsein.

Die Welt die wir "erkennen" gibt es nicht so in der Realität. Die "Welt" (was immer man darunter versteht) besteht aus Schwingungen, die wir in unserem Gehirn zu Informationen verarbeiten - und zwar selektiv. Viele solcher Informationen können von uns nicht verarbeitet/empfangen werden (z.B. Infrarot, bestimmte Tonfrequenzen) Daraus "bilden" wir das was wir als "Welt" erleben. Das ist aber natürlich immer vom physikalischen Faktor abhängig.
Ich glaube an Telepathie. Wenn ich dich auf einem entfernten Planeten betrachten könnte und du mich, wären wir beide gleichzeitig in der Vergangenheit des anderen und in der eigenen Gegenwart. Aber nicht in der Gegenwart des anderen, obwohl wir das objektiv gesehen doch wären. Du könntest mich nicht wahrnehmen und ich dich nicht, weil wir das aus biologisch/physikalischen Gründen nicht könnten, aber wir könnten gegenseitig die Vergangenheit des jeweils anderen wahrnehmen. Gleichzeitig aber aufgrund einer telpathischen Verbindung unsere gegenseitige Gegenwart. Da Telepathie aber nicht bewußt ablaufen muß, könnte die Vergangenheit des jeweils anderen bewußt, dessen Gegenwart aber unbewußt sein. Trotzdem wäre beides da.

Abgesehen davon nehmen wir sehr viel unbewußt wahr, anderes aber überhaupt nicht, obwohl es da ist. Ich habe eine Sendung gesehen, da lief immer wieder ein als Gorilla verkleideter Mann durchs Bild. Das wurde Versuchspersonen vorgespielt und man war selbst - ohne es zu wissen - auch Versuchsperson. Die meisten Versuchspersonen nahmen ihn nicht wahr, obwohl sie ihn gesehen haben müssen.

Wie ist es hier mit den 3 Sekunden?
 
Hallo Kaspar,

ich kopiere mal einen Beitrag aus "leben und tod" hier ein, der auf manches deiner Anregungen Bezug nimmt. Auf die anderen Aspekte werde ich dann noch mal im Einzelnen eingehen. Vieles scheint sich mit deinen Ansätzen zu decken, manches wird sich unterscheiden...;)

Vielleicht ist das, was Kontur meint, die Differenz von Denken und Erkennen im Sinne von Kant: Wenn man gedacht und verstanden habe, was ein Ding sei, so habe man es noch längst nicht erkannt.
Dahinter steckt das Unbehagen, dass wir auf Wahrnehmung (eine Eigenleistung unseres Bewusstseins) und auf Konstruktion der Wirklichkeit angewiesen sind. Begriffe wie "lyrisch" oder "poetisch" müssen aber dennoch hintenan gestellt werden. Das sind Spezialfälle des menschlichen Ausdrucks.
Erstmal kommt Semantik oder Symbolik ins Spiel.
Aber selbst wenn wir das Wort "Tod" nicht aussprechen oder denken können, ohne das ihm symbolische Bedeutung sofort erwächst, heißt das nicht, dass wir ihm nicht dennoch eine hinreichend genaue Bedeutung geben können.
Man kann den Tod nur in zwei Richtungen denken: Als einen Übergang in einen anderen Zustand oder als die Verneinung des Lebens.
Bei ersterem Fall ist der Tod dann paradoxerweise ein anderes Leben. Da hier bis jetzt keine ausgesprochen religiösen Statements auftauchten, können wir diesen Fall vernachlässigen.
Im zweiteren Fall haben wir es mit einer Differenz zu tun, die wir, wie immer, selbstreferentiell oder fremdreferentiell auflösen können.
Fremdreferentiell gesehen, beobachten wir belebte und unbelebte Materie - was wir größtenteil biologisch definieren müssen, es sei denn, wir erweitern die Differenz auf Dinge oder Prozesse, die "ein Eigenleben" entwickeln können, soziale Prozesse, physikalische Eskalationen etwa. Ein Mensch der stirbt geht also von belebter in unbelebte Materie über. Die Leiche unterscheidet sich im Sinne der Differenz in nichts mehr von dem Boden, auf dem sie liegt. Die Leiche ist aber nach wie vor ein in die Vergangenheit deutendes Symbol für einen Menschen, der mal gelebt hat (und umso aufgeladener ist das Symbol, desdo besser wir den Menschen kannten). Eventuell - aber das hängt vom Beobachter ab - wird die Leiche auch zum Symbol der eigenen Sterblichkeit oder der damit verbunden Angst. Aber an der semantischen Klarheit des Todes - der Nicht-Belebtheit - rüttelt das nicht-
Selbstreferentiell ist Leben das eigene Bewusstsein - unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken, unsere Gefühle sind alles "was wir haben". Wenn wir einen Sonnenstrahl wahrnehmen, gehört nicht der Sonnenstrahl zu unserem Leben - sondern die Wahrnehmung des Sonnenstrahls gehört zu unserem Leben. Die Gefühle, die er auslöst, gehören zu unserem Leben. Und so weiter. Der Sonnenstrahl muss wohl "sein", damit wir leben. Er eghört aber nicht dazu. Aus dieser Sicht sind dann sowohl die Leiche als auch der Sanitäter gleich belebt/unbelebt. Als Wahrnehmungen gehören sie zum Leben - Als Dinge sind sie beide gleich tot, in dem Sinne von Etwas, dass wir wohl denken aber nicht begreifen können. Einheit der Differenz.
Die Quintessenz eines solchen Lebens ist m.E. die Irritation, die Überraschung. Davon sind wir abhängig. Komplexität ist unser Lebenselixier - ständig beschossen werden von unseren Eindrücken, von Kommunikation und von unseren eigenen Gedanken hält das Bewusstseins am Laufen.
Diese Komplexität erzeugt aber auch Gegenwehr. Das drückt sich dann im romantisierenden oder esoterischen Lob der Einfachheit, der Unendlichkeit aus. Die Perfektion im Tod zu suchen,ist eine Manie, eine im Endeffekt unreflektierte Sehnsucht, die dann poetisch verklärt wird.
Aber wie seltsam stünde es einem Atheisten, zwar an ein Leben nach dem Tod nicht zu glauben - und dann dass Nichtbelebtsein dennoch zu verklären.
Ist doch sein Belebtsein die Voraussetzung für alle Verklärung...
 
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Bewußtsein und Materie

Robin schrieb:
Hallo Kaspar,

ich kopiere mal einen Beitrag aus "leben und tod" hier ein, der auf manches deiner Anregungen Bezug nimmt. Auf die anderen Aspekte werde ich dann noch mal im Einzelnen eingehen. Vieles scheint sich mit deinen Ansätzen zu decken, manches wird sich unterscheiden...;)

Aber wie seltsam stünde es einem Atheisten, zwar an ein Leben nach dem Tod nicht zu glauben - und dann dass Nichtbelebtsein dennoch zu verklären.
Ist doch sein Belebtsein die Voraussetzung für alle Verklärung...


Hallo Robin!

Es ist schwer auf deinen Beitrag zu antworten ohne blöd zu wirken. Da fühle ich mich überfordert. Deshalb möchte ich nicht direkt, sondern von meiner eigenen psychischen Position her auf die Thematik eingehen.

Jeder Mensch ist mehr, oder weniger in seine Kultur eingebunden und vom Zeitgeist ergriffen. Deshalb wird jede Antwort die jemand gibt die Gedanken seiner Umwelt reflektieren. Ich bemühe mich deshalb immer, auch die Vorstellungen anderer Völker und Kulturen zu verstehen, um zu neuen Antworten zu kommen (These und Antithese - oder vielleicht auch nur '"zündender Funke"?).

In unserer Gesellschaft gibt es nur wenige, von einem Großteil der Menschen vertretenen Denkmodelle. Eines ist das Modell des Jenseits und Diesseits, eines ist materialistisch und nur auf ein Diesseits ausgerichtet und dann gibt es noch kleinere Gruppen die Gedanken an Wiedergeburt aufgreifen. Auch alte Vorstellungen wie Schamanismus werden wieder aktuell, aber ich denke auf eine "modernere" Weise.

Schamanentum ist keine Religion in unserem Sinne, sondern psychische Erfahrung. Psychische Erfahrung kann z. B. eine Vision sein. Lt. Jung bleiben Visionen immer gleich, egal zu welcher Zeit und bei welchem Menschen sie auftreten. Ich würde sagen, sie bleiben immer gleich, aber sie werden verschieden interpretiert, je nach der psychischen Konstellation dessen der sie hat. Schamanentum bedeutet also meist Vision+Interpretation. Du kannst dann eine Lichtgestalt als äußere Erscheinung interpretieren, oder als innere. als menschenähnlich, oder göttlich.

Die Burjaten glauben an eine dreigeteilte Seele. Ein Seelenteil bleibt im Fall des Todes beim Skelett bis dieses vermodert ist. Die anderen Teile gehen in ein Jenseits. Dort befinden sich auch die Seelen der ungeborenen Kinder, die dort auf Bäumen hängen und vom Schamanen auch geholt werden können, wenn Frauen aus unbekannten Gründen keine Kinder bekommen. Solange man lebt kann ein Teil der Seelen herumwandern während man schläft (die Interpretation eines Erlebnisses, man sei an dem Ort von dem man träumt, gibt es heute wieder in der Esoterikszene) und ein anderer Teil wandert ebenfalls herum, oder verwandelt sich in ein Tier. Es gibt aber auch die Vorstellung von vielen Seelen. Ich glaube, das trifft die Sache besser als alle abgehobenen materialistischen, oder monotheistischen Theorien. Die Frage ist nur wie man interpretiert. Dazu kann man durchaus materialistisch denken und man muß nicht unbedingt an einen Gott glauben, der als Person gedacht wird, um an ein Weiterleben nach dem Tod zu glauben, oder an Wiedergeburt. Es genügt an die Natur zu glauben und an ihre Gesetzmäßigkeit. Es ist nur eine Frage der Interpretation.

Man kann das dann auch so interpretieren, daß man eine Persönlichkeit annimmt, die die Summe aller Informationen ist die das Gehirn erhält und auf seine (durch biologischen Zustand bedingte) Art diese interpretiert. Dazu gehören auch unbewußte Informationen, vererbte Informationen usw. Diese Persönlichkeit zerfällt im Moment des Todes. Das bedeutet aber nicht notwendigerweise, daß dieser Moment das Ende der psychischen Informationen sein muß. Denn Psyche ist ebenso eine Information wie alles andere um uns herum. Sie kann z. B. als biologische Information weiter vererbt werden. Es werden Kinder geboren, die gleichartig denken, oder handeln wie die Eltern, oder Großeltern. Da wir gar nicht feststellen können wie unsere Erbmasse "verstreut" wurde, können wir irgendwo als biologische Information "wiedergeboren" werden ohne bewußt eine verwandtschaft zu erkennen. Wir könnten aber auch als psychische Information "wiedergeboren" werden, denn es steht außer Zweifel, daß es "Lebensenergie" gibt, die offensichtlich notwendig ist um die (nicht tote, sondern desorganisierte) biologische Masse zur organisierten biologischen Masse zu machen. Ich würde sagen, so wie das Naturgesetz alles regelt und in Gang hält, so sind wir die Entsprechung dieser Macht, oder dieses Willens in unserem Körper.

Was ist die Lebensenergie?
 
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