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Die Gegenwart dauert 3 Sekunden

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"Also mit der Einstellung wird das nix mit dem Luhmann, Katharina"

tja robin, das fürchte ich auch, aber dass man mir das auch noch so schnell anmerkt!!! ;)


"Zitat-Bergwerksautoren ist lustig, aber was kann der Autor dafür?"

der autor kann nichts der dafür. in der tat.

jedem seine bibel/n, sage ich da!
nein, im ernst. ich habe einfach zu viel mit leuten zu tun gehabt, die für alles und jedes ein zitat der jeweiligen in-group-vordenker hervorgezogen haben. und ich habe auch erlebt, wie sie gewechselt haben.
prinzipiell und nicht auf dich, robin gemünzt, gesagt: ich habe - erfahrungsbedingt - einfach eine kleine unverträglichkeit mit modepäpsten und ihren schnittmuster-jüngern und reagiere da vermutlich überschnell mit mit platzenden nähten! :)

liebe grüße
katharina
 
Boah, oberkrass, was du da sagst, echt, Katharina.
Luhmann eignet sich nun wirklich nicht für Trends - passt noch nicht mal zum schwarzen Rolli.
Außerdem bin ich nun schon 5 Jahre treu ;)

Nein, ich bin ja nicht sauer, aber ich bin zumindest hier der Einzige, der ihn je erwähnt, ich kenn auch niemand, der ihn kennt - zumindest habe ich da keinen Kontakt zu. Ja, in Feuilletons taucht er manchmal auf - ist aber im Endeffekt zu komplex, um ihn auf T-shirts zu drucken.

Sach ich jetz ma mit nur geringer Eitelkeit...

Tolerante Grüße
 
Salut!

Ich kann mit einer Kette von 3-Sekunden-Gegenwart-Sequenzen nichts anfangen. Banalpsychologie oder nicht, kümmert mich nicht gross und die Aussage nervt mich nicht mal dezent, obwohl mich die Formulierung an sich 'dezent genervt' amüsiert.
Gehe ich das Thema linguistisch an, sehe ich mich sogar bestätigt:
Sprachlich verstanden - je nach verwendeter Sprache - haben wir etliche Vergangenheiten, sogar Zukunft kann ich auf verschiedene Arten ausdrücken, nur die Präsenz steht allein da, sehe ich davon ab, Futur I auch für Präsenz verwenden zu können. Diese eine Gegenwart soll ich also auch noch jeweils auf nur 3 Sekunden reduzieren und begrenzen? Wäre mir persönlich zu wenig - es muss sich also um die Verarbeitungszeit, oder das Empfinden des Augenblicks handeln. Wahrnehmung und Beobachtung. Wenn ich einen Gedanken zu Ende gedacht habe, eine Handlung abgeschlossen - gehören sie streng genommen der Vergangenheit an - und doch spielen sie sich weiter in der Gegenwart ab - beeinflussen mich ev. weiterhin, sind gegenwärtig.

Gestern schrieb ich an einer anderen Stelle des Forums in der gleichen Stunde wie Robin hier: 'Wissen - Vergessen'. Das allein reichte natürlich nicht, um mein Interesse an Luhmann geweckt zu haben. Ein Zufall bloss. Da ich aber in Soziologie erhebliche Defizite habe - warum nicht Luhmann? Schon allein Trotz ist mir da Motivation genug -grins : das mich anfänglich amüsierende 'dezent genervt sein', steigerte sich da nämlich im Laufe der Diskussion bis zu diffamierenden = in diesem Fall herabsetzenden (!) Aussagen über eine, für Katharina unbekannte Grösse auf ihrem Gebiet - habe mich natürlich zuerst schlau gemacht, bevor ich etwas behaupte - und über ihre Theorien als solche /Theorien der 'Grösse' ;).

Überall wird hier Liebe zelebriert, 'kosmisch' und irdisch; liebevoller Umgang gepflegt und gepredigt. Ich sehe schon nachts die Baby-Engel Rosen und Myrten streuen, höre sie blasen, tuten und fideln, was das Zeug hält, der Harfenklang und Halleluja verfolgen mich auf Schritt und Tritt... nur... wo ist die Toleranz bei all der Liebe geblieben?

Ein Glück nur, dass ich mir wenigstens musikalisch mein eigenes Paradies erschaffen kann ;) . Für die 'Divina commedia' und 'Sinfonia celeste' ist bei Gott :D nicht Dante allein der Experte schlechthin!

Au revoir!
Im klanglichen Spektrum des himmlischen Sounds verkneife ich mir den Zusatz 'im Jenseits' -grins
 
Huch Jerome, kann es sein, dass ich da eben Forenschelte von dir bezogen habe? Oder irre ich mich – weil so ganz schlau werde ich nicht aus deinen Zeilen. (Werde doch den Luhmann lesen müssen! ;))
Aber mal so unter uns Betschwestern: Findest du die Toleranzforderung hier nicht ein wenig überzogen? Ich habe meine (als persönlich gekennzeichnete und nicht als verbindliche Sichtweise geforderte!) dezente ;) Abneigung gegen die Zitiereritis zum Ausdruck gebracht, nicht mehr und nicht weniger. Immerhin lief mir Luhmann dieser Tage nicht nur einmal über den Bildschirm und überhaupt. Wofür, für wen müsste ich denn Toleranz aufbringen? Gehören Robin und Luhmann oder die Zitiererei zu irgendwelchen verfolgten Gruppen, als dass man sich derlei persönliche Anmerkungen aus allgemeinen Gründen besser verkneifen sollte? Spielt sich das Forengeschehen hier auf derart dünnem Eis ab?

Aber nun genug der Revierrecherchen, noch eine kleine inhaltliche Anmerkung:
Du schreibst:
„Sprachlich verstanden - je nach verwendeter Sprache - haben wir etliche Vergangenheiten, sogar Zukunft kann ich auf verschiedene Arten ausdrücken, nur die Präsenz steht allein da, sehe ich davon ab, Futur I auch für Präsenz verwenden zu können.“

Das stimmt SO nicht, denn wir haben nur verschiedene grammatische FORMEN für die Vergangenheit:
Präteritum (im Wesentlichen) für die geschrieben Darstellung von Vergangenem
Perfekt (im Wesentlichen) für die gesprochene Darstellung von Vergangenem
Plusquamperfekt für die im Verhältnis zu einer bereits ausgedrückten, bestehenden Vergangenheit noch früher abgelaufenen Handlung. – Dies wäre – wenn man so will – die einzige „spezifizierte“ Vergangenheitsform, die jedoch eben nur angewendet werden kann, wenn sie im Zusammenhang mit einer etwas später stattfindenden Handlung gebraucht wird, die also nicht alleine stehen kann.
Und es gibt auch nicht mehrere „Zukünfte“, sondern es gibt eine Zukunft, die ich mittels Futur, bzw. Präsens-Form (eher im gesprochenen Deutsch) ausdrücken kann. Das Futurum Exactum ist dann wieder so was Ähnliches wie das Plusquamperfekt.

Aber in der Tat: Allein die Gegenwart ist einzig mit dem Präsens auszudrücken.

Mit ergebenen Grüßen :)
Katharina
 
Grins...

Nein, Katharina, die Forderung nach mehr Toleranz finde ich nicht übertrieben.
Aber ...hätte ich mir nicht diesen göttlichen Frust unmittelbar zuvor bei 'Agape' geholt, so hätte ich auch diese ko(s)mischen Klänge nicht/nicht mehr in den Ohren gehabt...
... und Dir kaum auch noch all die frohlockenden Engel geschickt... das war sehr uncharmant von mir. Pardon! Sie waren aber nicht alle nur für Dich -grins.

Allerdings gabst Du nicht nur dezent Deiner Abneigung gegen 'Zitiereritis' Ausdruck, sondern bezeichnetest später schon indezent ;) - erfahrungsbedingt und -mit platzenden Nähten - Deine Abneigung gegen solche Zitat-Bergwerkautoren, hast sie umgehend - ohne Luhmann zu kennen - als nicht-merkenswert eingestuft; dies über mehrere Postings. Natürlich ist jede Sichtweise subjektiv, das sprach ich Dir auch nicht ab, aber würde Robin Luhmann verteidigen, wäre es doch ebenfalls nicht bemerkenswert oder merkenswert :D . Ich kenne Luhmann aber so gut wie überhaupt nicht; was ich jedoch bisher 'hörte', klang für mich absolut plausibel. Ich mag ganz simpel ausgedrückt nur keine Vorverurteilungen - subjektiv sind sie ohnehin immer.

Meine kleine Sprachspielerei brauchst Du auch gar nicht zu mögen, sie diente nur mir als ein System zeitlicher Begriffe, dessen Bezugspunkt die Gegenwart bildet. Übrigens, auch darüber gibt es wissenschaftliche Abhandlungen (Weinrich, Bull etc.), die sich zwar vorwiegend den romanischen Sprachen und den Tempora widmen, sich aber auch gleichzeitig mit dem Erleben von Zeit und Ereignissen beschäftigen oder kommunikativ orientierte Kategorien bilden.

Zum Schluss:

"...ich habe einfach zu viel mit leuten zu tun gehabt, die für alles und jedes ein zitat der jeweiligen in-group-vordenker hervorgezogen haben. und ich habe auch erlebt, wie sie gewechselt haben..."

Auch daran kann ich nichts grundsätzlich Verurteilungswürdiges sehen. Wenn ich eine neue Theorie entdecke, von der ich bis dato keine Ahnung hatte, die mich aber überzeugt und befriedigt, warum sollte ich nicht 'konvertieren'?... auch auf die Gefahr hin, dass Du mich dafür verachtest ;) . Sogar die Kirche sieht ja diese Möglichkeit vor, und das heisst schon was -grins.
Für mich wäre das doch ein Gewinn, eine Weiterentwicklung, nicht?

Dafür trage ich Dir die 'ergebenen Grüsse' nicht nach, ist das was? :)

Bonsoir et bonne nuit!
 
.... Wenn ich eine neue Theorie entdecke, von der ich bis dato keine Ahnung hatte, die mich aber überzeugt und befriedigt, warum sollte ich nicht 'konvertieren'?...

das ist natürlich völlig in ordnung, bzw. sogar wünschenswert. was mich aber nervt (im nervfall), ist diese theoriegläubigkeit (und all ihre begleiterscheinungen), die du ja indirekt mit deinem "konvertieren" auch ansprichst.
mit vor lauter bedeutung geblähter brust und immer in der "heilsgewissheit" - bis der nächste heiland mit der definitv allgemein-gültigen welterklärung kommt . - und achtung: das ist jetzt überspitzt gesagt und hat - wie ja die ganzen letzten postings - nichts mehr mit dem ursprünglichen thread und schon gar nichts mit robin zu tun.

bonne nuit auch dir und elysiatische grüße

katharina
 
Grüß Euch, Ihr Zeitlustigen – Gegenwartshingegebenen !

Lese gerade von Italo Calvino „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“

Sehr skurril – sehr witzig – echt Italo Calvino


Hört Euch einmal an, was er dem Leser berichtet über einen Augenblick, in dem er unschlüssig auf einem Bahnhof steht:


„ Du meintest Leser, dort unter dem Bahnsteigdach habe mein Blick sich auf die hellebardengleich durchbrochenen Zeiger einer runden alten Bahnhofsuhr konzentriert im vergeblichen Wunsch, sie zurückzudrehen, um rückwärts den Friedhof der verflossenen Stunden zu durchlaufen, die entseelt darnieder liegen in ihrem kreisrunden Pantheon. Doch wer sagt dir, dass die Ziffern der Uhr nicht in rechteckigen Fenstern aufscheinen und nicht jede Minute über mich herfällt wie das Fallbeil einer Guillotine?“




Jede Gegenwart ist Vergangenheit. Es liegt an uns selber, diese als Fallbeil oder als Kontinuum zu erleben – in Euren berüchtigten paar Sekunden.

Freundlichst

Marianne
 
Bleibt noch nachzutragen, dass ich gar nicht zitiert habe, sondern nur sinngemäß zusammengefasst, dass es aber in der Tat weniger aufreibend wäre, wenn man nicht immer mal wieder über solch unnötige Nebenspitzen stolpern müsste, sondern vielleicht darauf einginge, was denn der Neuwert der von mir gelieferten Info sein könnte, da steckt nämlich einer dahinter, oder man kann es ignorieren und überhaupt: Wenn sich hier einer EIGENE Gedanken hier macht, dann ja wohl ich! - und außerdem ist Italo Calvino ein ausgezeichneter Autor, einer der wenigen, die sich konkret um Wahrnehmung Gedanken machen, der sich Wissenschaft zum Thema macht und plausibel in Literatur verarbeitet - nicht nur in "Wenn ein Reisender..." und wenn man schon dabei ist, kann man auch noch Italo Svevo loben, einfach nur so wegen der Vornamen, die im Deutschen schön klingen aber im Italienischen, so man Calvino glauben kann, eher ein bisschen peinlich, und ich habe mir gerade eine Lesung anhören müssen mit bemüht rhythmisierten Sätzen und erhoffe mir Nachsicht, von daher...
 
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