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deus dignitas est

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AW: deus dignitas est

Hallo Eisi,
ich bin nicht katholisch und gehöre auch sonst keiner Glaubensgemeinschaft an. Vielleicht betrachten wir die "Würde des Menschen" deswegen von verschiedenen Standpunkten.

Die unantastbare Würde ist ein Menschenrecht. Dafür muss Gott nicht als Erklärung herhalten, Würde kann man definieren und verstehen.

Die Liebe geht darüber hinaus.

Auch wenn der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde (wie es im Alten Testament geschrieben steht), so ist er doch nur ein Teil des Ganzen. Gott ist nach meinem Gottesverständnis aber das Ganze, so wie ein Tropfen im Ozean nicht der gesamte Ozean ist und doch ein Teil des selben Wassers ist.

lilith
 
AW: deus dignitas est

@ lilith
Hallo Eisi,
ich bin nicht katholisch und gehöre auch sonst keiner Glaubensgemeinschaft an. Vielleicht betrachten wir die "Würde des Menschen" deswegen von verschiedenen Standpunkten.

So wird es wohl sein. Aber das ist auch gut so! :sekt:
Und für mich ist es eines der großartigsten Errungenschaften der Menschheit, als Mensch in einem Land leben können, wo es erlaubt ist, ganz öffentlich seinen "Standpunkt" kundzutun, eben frei seine Meinung äußern zu dürfen. Denn das ist auf unserer Welt immer noch nicht selbstverständlich. Ich persönlich nenne es auch "Gnade", in einer Zeit und in einem Land geboren zu sein das z.B. mit dem Artikel 4 im GG diese "Standpunkte" und sogar das "Gewissen" schützt:
"(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz."


Ein Gesetzesartikel, der sogar bis hin zum "Kriegsdienstverweigerer" sein Recht entfaltet. Das finde ich das einfach stark!


Die unantastbare Würde ist ein Menschenrecht. Dafür muss Gott nicht als Erklärung herhalten, Würde kann man definieren und verstehen.

Hier muß ich Dir aber klar widersprechen. Denn die "Würde" ist eben kein "Menschenrecht" - nein - sie ist die absolut zu setzende "Grundlage" eines jeden Rechts.

Besonders deutlich läßt sich dies eben am Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ablesen:
Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen … hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben. ...

Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(Präambel und Artikel 1,1 GG)

Nach einer äußerst leid- und schmerzvollen Karthasis von 12 Jahren Barbarei mit über 20 Millionen Toten, war die Erkenntnis von der Natur des Menschen für das deutsche Volk so weit gereift, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und diese mit aller staatlichen Gewalt zu schützen und zu achten ist. Erstmals in der Geschichte der Menschheit kommt es daher in einer modernen Staats-Verfassung zu einer vorstaatlichen Grundlegung, in der die Würde des Menschen unantastbar ist und diese mittels aller staatlichen Gewalt geschützt und geachtet werden muss. Nur von dieser absolut gesetzten, vorstaatlichen Rechtsgrundlage her, also immer um der Würde des Menschen willen, können Rechte und Pflichten für Menschen abgeleitet und Gesetze erlassen werden.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar." gibt also das absolut gesetzte "Wesensmerkmal des Menschen" vor und mit
"Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
ist "Würde als Gestaltungsauftrag" festgeschrieben worden, sozusagen auch die Leitidee alles politischen Handelns.
... aber was die "Würde des Menschen" letztendlich ist, das versuchen wir seit 50 Jahren mehr schlecht als recht zu schützen und zu achten. Aber immerhin!
... es gibt keinen besseren Versuch bisher - und zwar auf der ganzen Welt nicht!
... und Gott bewahre uns davor, dass jetzt jemand hergeht und endgültig "definiert" was die "Würde des Menschen" ist.
DEUS DIGNITAS EST - nicht ohne Grund heißt es deshalb gleich im ersten der zehn Gebote: "Du sollst Dir kein Gottesbild machen."
Auch das zweite Gebot verweist mit "Du sollst den Namen Jahwes, deines Gottes, nicht missbrauchen." darauf, dass der Mensch als Abbild Gottes der Verfügbarkeit von Menschen entzogen ist - und das im Namen Gottes!

Aber wenn wir die "Menschenrechte" ernst nehmen, sie sozusagen als dicht gewebten "Schutzmantel" um die unbegreifliche Größe "Menschenwürde" legen, dann haben wir schon viel erreicht, von dem was letztendlich jedem Menschen zugedacht ist - nämlich ein "Leben in Würde" führen zu können.


Die Liebe geht darüber hinaus.

Du glaubst also an die Liebe?!
... oder woher weißt Du, dass die "Liebe" über die "Würde" hinausgeht?

Ich versuche es einmal mit anderen Worten zu sagen:
Der Mensch denkt auch in abstrakten Begriffen. Dazu gehören z.B. Struktur, Gesellschaft, ... bis hin zu den obersten "Kategorien".
und es gibt nach Kant, noch etwas, in dem unser Denken in Kategorien eingebettet ist, nämlich die Formen unserer Anschauung. Für I. Kant gibt es davon zwei: "Raum" und "Zeit". Ich habe mich allerding immer gefragt, wie will er mit diesem Denken jemals das Denken, was ein "Hund" ist?
Deshalb habe ich in meinem Denkansatz noch zwei weitere Formen unserer Anschauung zu Grunde gelegt: "Tod" und "Leben"
(sorry, jetzt ist es aber etwas sehr abstrakt geworden ...)

Fasse also zusammen worauf ich hinaus will:
Stellen wir uns deshalb einmal ernsthaft die Fragen:
"Was ist Raum?"
"Was ist Zeit?"
"Was ist Tod?"
"Was ist Leben?"
Und bei der Suche nach Antwort auf diese Fragen, wird uns schnell deutlich, an welche Grenzen der Vorstellung und des Begreifens wir dabei kommen. Wir stoßen hier unmittelbar an die Grenzen unseres Denkens - unser Verstand gerät ins Stolpern - und dennoch liegen gerade diese "undenkbaren Größen" dem "Denken" unserer gewöhnlichen Lebenswelt zugrunde.
Und für mich ist das Wort "Gott", der Begriff, der noch hinter all diesen "undenkbaren Größen" steht, der diese sozusagen auf einen Begriff bringt. Das Wort "GOTT" ist für mich das "abstrakteste Wort" des Menschen überhaupt! Und dennoch hat es überall in unserer gewöhnlichen Lebenswelt seinen Platz.

Die Begriffe "Würde" und "Liebe" stehen in meiner "Weltanschauung" gleichberechtigt nebeneinander, denn sie sind die ersten "Offenbarungsgrößen GOTTES" - liegen noch vor "Raum", "Zeit", "Tod" und "Leben", die für mich zweitrangige "Offenbarungsgrößen" sind.

... und so sehe ich "das GANZE"
von dem Du in Deiner "Weltanschauung" sprichst und schreibst:
Auch wenn der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde (wie es im Alten Testament geschrieben steht), so ist er doch nur ein Teil des Ganzen. Gott ist nach meinem Gottesverständnis aber das Ganze, so wie ein Tropfen im Ozean nicht der gesamte Ozean ist und doch ein Teil des selben Wassers ist.

Liebe Grüße
Franz
 
AW: deus dignitas est

Lieber Franz, ich finde Deine erklärenden Worte ganz einfach wunderbar:


Fasse also zusammen worauf ich hinaus will:
Stellen wir uns deshalb einmal ernsthaft die Fragen:
"Was ist Raum?"
"Was ist Zeit?"
"Was ist Tod?"
"Was ist Leben?"
Und bei der Suche nach Antwort auf diese Fragen, wird uns schnell deutlich, an welche Grenzen der Vorstellung und des Begreifens wir dabei kommen. Wir stoßen hier unmittelbar an die Grenzen unseres Denkens - unser Verstand gerät ins Stolpern - und dennoch liegen gerade diese "undenkbaren Größen" dem "Denken" unserer gewöhnlichen Lebenswelt zugrunde.
Und für mich ist das Wort "Gott", der Begriff, der noch hinter all diesen "undenkbaren Größen" steht, der diese sozusagen auf einen Begriff bringt. Das Wort "GOTT" ist für mich das "abstrakteste Wort" des Menschen überhaupt! Und dennoch hat es überall in unserer gewöhnlichen Lebenswelt seinen Platz.

Die Begriffe "Würde" und "Liebe" stehen in meiner "Weltanschauung" gleichberechtigt nebeneinander, denn sie sind die ersten "Offenbarungsgrößen GOTTES" - liegen noch vor "Raum", "Zeit", "Tod" und "Leben", die für mich zweitrangige "Offenbarungsgrößen" sind.

Dankbare Grüße

suche :blume1:
 
AW: deus dignitas est

liegt für mich die Erkenntnis nahe, dass man statt
"DEUS CARITAS EST" [=Gott ist die Liebe]
ebenso gut auch sagen kann:
"DEUS DIGNITAS EST" [=Gott ist die Würde (des Menschen)]


... und wo liegt hier der Fehler?

Gott ist die Würde des Menschen

wäre dem so, müßte es heißen
deus dignitas hominis est

---------------------------------------------------------------------------
Und das hier

Wissenschaft als Religion ----
... denn meiner Einsicht nach, ist in der Wissenschaft die Erkenntnis von der "Würde des Menschen" nicht möglich ----
denn eine Erkenntnis von der "Würde des Menschen" gibt es nur im Glauben ----
Um der "Würde des Menschen" willen war Jesus da und nicht umgekehrt! ----
"DEUS DIGNITAS EST" [=Gott ist die Würde (des Menschen)] ----
und vielleicht kommt dann aus diesem echten Dialog unter den Menschen wirklich das heraus, was wir so dringend in unseren Tagen bräuchten: eine "Religion der Würde"! ----
und irgendwie erinnert mich die ganze Qualität der Diskussion oft an einen vordergründigen Schlagabtausch von festgefahrenen Vorurteilen. ----
d.h. der Mensch soll ein Leben gemäß seiner Würde führen ----

ist für mich "Konfusius".
Sorry!
 
AW: deus dignitas est

Hallo Franz (Eisi)!

Du hast dich mit meinem Beitrag gründlich beschäftigt. Dafür danke ich dir!
Ich möchte mich aber nicht weiter mit deiner Theorie beschäftigen.
Für mein TUN ist es unerheblich, ob Liebe oder Würde ein Rolle spielen. Denn diese Überlegungen spíelen sich ja nur im Kopf ab.

Schönen Sonntag!

:blume1:
lilith
 
AW: deus dignitas est

Über Würde, Liebe und Güte

Eisi schrieb:
Ja, Würde und Liebe kann in der Tat nicht getrennt werden. Aber vor der Liebe des Menschen war es Gott in seiner Liebe, der uns als sein Abbild geschaffen hat. Damit ist die "Würde des Menschen" nicht lieblos, sondern sie ist der Ursprung der "Liebe des Menschen" - die hoffentlich eines Tages ganz in der Liebe Gottes aufgeht.

Wenn Du das Gebot aller Gebote aus der Bibel zitierst, dann solltest Du beachten, dass "Gottes Gesetz" immer um der Würde des Menschen willen da ist und nicht umgekehrt.

Nun stellen sich bei mir fast schon von selbst durch deinen Text einige Fragen ein - die nach Antworten suchen:

Wenn die Würde des Menschen Hand in Hand mit der Liebe Gottes zu seinem Ebenbild na, nennen wir es bescheidener: zu seinem Geschöpf geht, frage ich mich: wieso vergisst er von Zeit zu Zeit diese seine Liebe? Oder setzt er à priori voraus, dass er sie nicht alle lieben kann, seine Geschöpfe, da diese so oft zu nicht gerade friedfertigen Handlungen neigen?
Also bevorzugt er in wechselnden Präferenzen eine der Seiten?
Sehr offensichtlich lässt sich Liebe nicht in allen Geschehnissen des 20. Jahrhunderts erkennen. Und da hast du Recht: Liebe und Würde gehen tatsächlich Hand in Hand – und auch letztere ist nicht nachweisbar in der sehr nahen Geschichte – oder in der Gegenwart.

Wir können weiter gehen und sagen, dass nicht nur Liebe und Würde unzertrennbar sind, sondern auch noch eine dritte Eigenschaft: die Güte. Man stellt tatsächlich fest, dass die Handlungen die aus Liebe erfolgen, sich auch durch Güte auszeichnen.

Güte? Dann müsste die ja auch absolut sein. Ist das so?
Da überlasse ich das Wort Leszek Kolakowski, er hat uns darüber schon so zutreffend erzählt - und ich gebe nicht für das erste mal diese Geschichte wider:

Gott - oder die Güte ist relativ

von Leszek Kolakowski

Diese Geschichte ist sehr kurz und einfach, sie bietet nur einen Ausgangspunkt, eine Frage und die Moral.

Der Ausgangspunkt:

Der Psalmist sagt vom Herrn (Psalm 136, 10 und 15): er habe Ägypten an ihren Erstgeburten geschlagen - denn seine Güte währet ewiglich, er habe Pharao und sein Heer ins Schilfmeer gestoßen - denn seine Güte währet ewiglich.

Die Frage:

Was denken Ägypten und der Pharao über die Barmherzigkeit Gottes?

Die Moral

Barmherzigkeit und Wohltätigkeit kann es nicht für alle zugleich geben. Wenn wir diese Worte in den Mund nehmen, so laßt uns immer hinzufügen: für wen. Und wenn wir den Völkern Wohltätigkeit erweisen, so laßt sie uns auch fragen, wie sie über dieses Thema denken.

Beispiel: Ägypten

Ende des Zitats

Ich denke, eben dieser Aspekt der Relativität der Güte, der Liebe oder der Würde, sollte nie vergessen werden.
Und noch etwas: schiebt nicht alles dem alten Herrn in die Schuhe. Zwar bin ich kein gläubiger Mensch - empfinde trotzdem so etwas wie Unbehagen wenn ich diese Version des Leugnens der eigenen Verantwortung lese.

Jetzt freue ich mich auf die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den Soziologen Wolf Lepenies (Lifeübertragung aus der Frankfurter Paulskirche um 11.00) - weil Lepenies unter anderem so zutreffend über unsere eigene Verantwortlichkeit schreibt.

Gruß

Miriam
 
AW: ... eine kleine "Wissenschaftskritik"

@Marianne

Danke für Deine Erklärung!
So gesehen, kann frau/man in der Tat "Würde" als Konstrukt verstehen.
Aber hilft es uns im alltäglichen Leben wirklich weiter? - außer dass die sprachwissenschaftliche Methode unser "Denken" schärfen kann und uns damit bei Detail-Problemen weiterzubringen vermag! Sollte man aber wirklich auf diese Weise die Begriffe "Liebe" und "Würde" bedenken?
Denn hier geht es ja wahrlich nicht mehr um Details, sondern hier geht es um das Ganze!

Ich sehe da ein nicht unerhebliches Problem unseres wissenschaftlichen Denkens (egal von welcher "Denkschule") durchschimmern um nicht gleich von Grenzüberschreitung zu reden.
Das gegenwärtige Paradigma der Wissenschaft befindet sich anscheinend im Übergang und um so deutlicher tritt in vielen Wissenschaftbereichen dieses Problem der Grenzüberschreitung an den Tag.
Aber andererseits: Die "Wissenschaft" wird ja in unseren Tagen teilweise schon wie eine neue Religion betrachtet. Warum dann nicht auch gleich aus allen Einzeldisziplinen gleich einen Beitrag zur "Liebe des Menschen" leisten? Vom "BuggiWuggi der Hormone" bis zum "Konstrukt" ist dann Liebe alles und zugleich nichts!

Allerdings wird sich die Wissenschaft als Religion spätestens an der "Würde des Menschen" die Zähne ausbeißen!:zauberer2
... hoffe ich jedenfalls! :sekt:

... denn meiner Einsicht nach, ist in der Wissenschaft die Erkenntnis von der "Würde des Menschen" nicht möglich -
denn eine Erkenntnis von der "Würde des Menschen" gibt es nur im Glauben.

Herzlichen Gruß
Franz

Hallo Franz,

hört sich ja alles ganz interessant an. Aber hättest Du vielleicht die Güte, vom Abstraken ins Konkrete hinüberzugleiten und anstatt Thesen durch noch mehr Thesen zu belegen, wirklich anschauliche Beispiele aus dem schnöden Alltagsleben zu bringen?

Gruß
Zwetsche
 
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AW: ... eine kleine "Wissenschaftskritik"

Hallo Franz,

hört sich ja alles ganz interessant an. Aber hättest Du vielleicht die Güte, vom Abstraken ins Konkrete hinüberzugleiten und anstatt Thesen durch noch mehr Thesen zu belegen, wirklich anschauliche Beispiele aus dem schnöden Alltagsleben zu bringen?

Gruß
Zwetsche

@Zwetsche
Da hast Du wohl Recht - auch wenn sich Deine Bemerkung wohl in erster Linie auf oben genannten Beitrag bezieht. Es bringt wirklich nichts in "Abstraktheit" zu schwelgen, Erkenntnis- und Glaubensfragen zu diskutieren (wenn's auch dazu gehört und ich gerne dazu neige mich darin zu "verlieren"), wenn es nicht auch etwas mit dem "schnöden Alltagsleben" zu tun hat!

Ich hoffe, jetzt, dass mir die anderen Forumsteilnehmer es Nachsehen werden, wenn ich noch offene Fragen vorerst mal noch offen lasse.
... aber vielleicht ergibt sich ja in der weiteren (hoffentlich) konkreten Diskussion noch die eine oder andere Gelegenheit darauf einzugehen.

Fasse jetzt einmal meine zentrale These zusammen
(wenn auch weiter strittig):

DEUS CARITAS EST
DEUS DIGNITAS EST

Beide ersten Offenbarungsgrößen sind für den Menschen, der sich dem christlichem Glauben verbunden fühlt zu bedenken. Nur so können wir Gottes Willen in unserem Leben voll zur Entfaltung bringen.

Etwas konkreter:
Von der Glaubensaussage DEUS DIGNITAS EST leite ich ab, dass auch der Artikel 1,1 GG der Bundesrepublik Deutschland zur Heilsgeschichte Gottes gehört und so für Christen als Gottes Wort wahrgenommen und gehört werden muss:
"Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
Denn mit diesem vorstaatlichen Artikel 1,1 GG findet auch das Wort von Paulus endlich in der Menschheitsgeschichte seine Erfüllung und wird so unserem christlichen Glauben nach zur ersten universalen Wahrheit der Menschheit. Denn mit der Grundlegung des Schutzes der Würde des Menschen im Artikel 1,1 GG wird das folgende Bibelwort (das bisher wohl am meisten falsch verstandene und sehr oft auf unvorstellbare Weise mißbrauchte Wort Gottes) als Wahrheit bestätigt:
“Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen.” (Röm 13,1-2)

Somit zeigt sich uns gerade in diesen Sätzen Gottes ganze Macht und Herrlichkeit, die sich gut im folgenden Satz zum Ausdruck bringen läßt:

Suchet zuerst die Würde des Menschen zu schützen und zu achten und alles andere,
was ihr zu einem Leben in Fülle braucht, wird euch hinzu gegeben werden!
(vgl. dazu Mt 6,33)



Nun davon, ein ganz konkretes Beispiel abgeleitet:
In unserem Land werden eindeutig Familien benachteiligt! Viele leben sogar auf Kosten der Familien. Die bisherige Familienpolitik ist bisher mehr als unzureichend - und mit Geld allein ist das ganze komplexe Problem der "Gerechtigkeit" und "Solidarität" erst recht nicht zu lösen.
Wenn wir DEUS DIGNITAS EST ernst nehmen, und dies in Zusammenhang mit dem eben angeführten neuen Selbstverständnis von Staat bringen, dann wäre es jedenfalls für Christen ein unbedingtes Muss, ein "Familienwahlrecht" in einem solchen modernen Staat einzuführen.
Warum?
Die Würde eines jeden Menschen ist allerspätestens nach seiner Geburt (den vorgeburtlichen Bereich möchte ich jetzt der Einfachheit halber bewußt außen vor lassen - sollte seiner komplexen Thematik wegen extra betrachtet werden) uneingeschränkt wahrzunehmen, was sich ja dann auch in den zugesprochen Grundrechten zeigt, für deren Wahrnehmung sich in erster Linie die Eltern verantwortlich zeigen müssen. Aber warum wird ein Neugeborenes, werden Kinder und Jugendliche vom Wahlrecht ausgeschlossen? Sie sind durch ihre "Würde" vollständiges Mitglied dieser Volksgemeinschaft.
So heißt es im Artikel 20,2 GG
"Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durchbesondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt."
Warum werden also nur Bürger ab einem bestimmten Alter zum Volk gezählt, wenn es um das Wahlrecht geht. Die Geschichte erzählt viel von der grundlegenden Problematik: Wahlrecht für alle Männer, Frauenwahlrecht, ...

Wenn nun auch das Wahlrecht unmittelbar an die Würde des Menschen des Menschen gebunden wird und wir uns nicht weiterhin mit anderen vordergründigen Begründungen abfinden, dann würde sich in der Politik ganz schnell - und zwar von heute auf morgen etwas von Grund auf ändern. Aber das wäre nur der Anfang von einer grundsätzlichen Weiterentwicklung der Demokratie!

Damit wollte ich ein Beispiel nennen, wie die "Würde des Menschen" für Christen als DEUS DIGNITAS EST durchzubuchstabieren ist. Und plötzlich verstehen wir das Wort Gottes wieder etwas besser und sind erstaunt über die Weisheit und Gerechtigkeit Gottes. Denn es heißt schon im Psalm 8:
"Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, / deinen Gegnern zum Trotz; deine Feinde und Widersacher müssen verstummen." (Ps 8,3)

Aber bevor dies alles überhaupt in Angriff genommen werden kann, sollten wir ernsthaft lernen über meinen Aufruf, den ich im Glaubenssatz DEUS DIGNITAS EST (etwas provokant) kundtue, zu sprechen.

Denn ich kann nur wiederholen:
Wenn wir nur annähernd soviel
über die Würde des Menschen reden würden
wie wir über das Geld reden
und wenn wir unsere Würde besingen würden
wie wir die Liebe besingen,
dann würde diese Welt wahrlich eine ganz andere sein!


Und ich möchte im Gespräch mit euch gemeinsam nach Anregungen suchen - vorausgesetzt ihr könnt das etwas nachvollziehen, was mir am Herzen liegt - wie am besten so ein Gespräch über die Würde des Menschen sich entwicklen könnte und zwar nicht nur von Standpunkt meines christlichen Glaubens aus gesehen - nur in einem breiten Konsens von verschiedenen Standpunkten aus, kann so ein fruchtbarer Dialog über die Würde des Menschen schließlich auch in einer breiten Öffentlichkeit Einzug halten.

Aber vielleicht ist so ein Forum wirklich der falsche Ort darfür, überhaupt darüber ins Gespräch zu kommen. Ich weiß es nicht?

Gruß Franz
 
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