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deus dignitas est

Eisi

New Member
Registriert
18. April 2003
Beiträge
122
Ja, Du hast richtig gelesen!

Hier steht nicht
DEUS CARITAS EST [=Gott ist die Liebe]; Titel der Enzyklika von Papst Benedikt XVI

sondern:
DEUS DIGNITAS EST [=Gott ist die Würde (des Menschen)]

Warum dieser provokante Glaubenssatz?
Meiner Einsicht nach, ist die “Würde des Menschen” unbedingte Grundlage für die wahre Liebe unter den Menschen.
Die Würde des Menschen geht sozusagen der Liebe des Menschen voraus!
Daher gilt ohne Ausnahme: Ohne Würde des Menschen - keine wahre Liebe!

Stelle Dir deshalb einmal die Frage:
Kann ein Mensch
GOTT, sich selbst oder einen anderen Menschen wirklich lieben
und die Würde dabei verachten?


Ich behaupte jetzt:
Wenn ich nicht über die Würde des Menschen reden kann,
dann kann ich erst recht nicht über die Liebe des Menschen reden!


Von daher zuerst die Rede von:
DEUS DIGNITAS EST

und erst danach:
DEUS CARITAS EST


Noch eine Gegenüberstellung, die uns zu Denken geben sollte:

„Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt,
bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“
(1 Joh 4,16).

aber ebenso gilt doch:

Gott ist die Würde, und wer in der Würde bleibt,
bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“!


... und dieser Satz geht seinem Sinn nach sogar dem Satz aus dem Ersten Johannesbrief voraus -
denn Gott hat uns zuerst geliebt und uns deshalb nach seinem Abbild geschaffen.


Gruß Franz

PS: Mehr zu diesem Thema findest Du hier!
 
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AW: deus dignitas est

Hallo, ich möchte Dir nur zu bedenken geben, dass das Konstrukt Würde noch schwammiger zu füllen ist als das Konstrukt Liebe.

Also: mir steht die Liebe näher als die Würde --- vor allem, wenn ich den Bezug zum Menschen sehe.

Denn wie sagte schon Sophokles ?

Vieles Gewaltige lebt, doch nichts ist gewaltiger als der Mensch!

Marianne
 
AW: deus dignitas est

@Eisi

Hallo Eisi,

Meiner Einsicht nach, ist die “Würde des Menschen” unbedingte Grundlage für die wahre Liebe unter den Menschen.

Die Würde des Menschen geht sozusagen der Liebe des Menschen voraus!

Daher gilt ohne Ausnahme: Ohne Würde des Menschen - keine wahre Liebe!

Das mag wahr sein. Das Argument: 'Weil das eine die Grundlage des andern ist, geht das andere nicht ohne das eine', klingt plausibel, finde ich. Du müsstest trotzdem vielleicht erstmal zeigen, dass das eine wirklich die Grundlage des anderen ist. Dann könntest du dir vielleicht sogar die zweite und dritte Aussage sparen, die mir das gleiche zu sagen scheinen wie die erste.

Stelle Dir deshalb einmal die Frage: Kann ein Mensch GOTT, sich selbst oder einen anderen Menschen wirklich lieben und die Würde dabei verachten?

Hm. Aber sagst du damit nicht gerade, dass das mit der Würde schon drinsteckt in der Liebe?

Ich behaupte jetzt: Wenn ich nicht über die Würde des Menschen reden kann, dann kann ich erst recht nicht über die Liebe des Menschen reden!

Wer, der über Liebe reden kann, kann nicht auch über die Würde des Menschen sprechen? Wie ist das gemeint? Könntest du mal ein Beispiel nennen? Damit ich verstehe, woran du bei WÜRDE denkst, und woran bei LIEBE.

"Gott ist die Würde, und wer in der Würde bleibt,
bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“!

Nebenbei: In deinem kurzen Statement hast du Gott gleich mehr als ein Dutzend mal erwähnt oder angerufen. Nichts für ungut, aber wäre ich Gott, mir würde das auf den Wecker fallen, ständig angerufen zu werden, wegen nichts.

Aber Gott ist anders, ich weiß.

... und dieser Satz geht seinem Sinn nach sogar dem Satz aus dem Ersten Johannesbrief voraus - denn Gott hat uns zuerst geliebt und uns deshalb nach seinem Abbild geschaffen.

Zur Liebe finde ich schon was:

"4.7 Ihr Lieben, lasset uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebhat, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht."

Klingt für mich so, als wäre es gerade umgekehrt - und die Liebe die Grundlage (zum Beispiel auch um das zu wissen, was du weißt: "Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht.").

Daher: Könntest du mir das genauer erklären mit der Würde als Grundlage? Vielleicht hast du ja recht, und ich bin bloß zu dumm.

Liebe Grüße

pergola
 
AW: deus dignitas est

@ Marianne

Hallo, ich möchte Dir nur zu bedenken geben, dass das Konstrukt Würde noch schwammiger zu füllen ist als das Konstrukt Liebe.
Marianne

Hallo Marianne!

Warum sollte "Würde" noch schammiger als Liebe sein?
Nur weil wir das Reden über die "Würde" nicht so kultiviert haben
wie das Reden über die "Liebe"?

Mit der "Würde", das ist halt in gewisser Weise auch eine "Glaubensfrage"!
Am deutlichsten wird diese "schwammige Größe" im 8 Psalm

“Seh' ich den Himmel, das Werk deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt:
Was ist der Mensch, daß du an ihn denkst,
des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als GOTT,
hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.”
(Ps 8,4-6)

Dazu kann ich jetzt sagen: Ja, so ist es!
Und in der Betrachtung meiner Würde klärt sich die Vorstellung von Würde - und ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus.

Oder ich kann sagen: Nein, das ist nicht so!
Dann bleibt der Begriff von Würde als Wesensmerkmal des Menschen weiterhin verschwommen und ich wende mich wieder anderen Unwichtigkeiten zu.

... aber erkläre mir mal, was Du mit "Konstrukt" meinst?
Warum sollte "Liebe" ein Konstrukt sein? Bist Du, Dein Körper, auch ein Konstrukt?

Gruß Franz
 
AW: deus dignitas est

@pergola

Hm. Aber sagst du damit nicht gerade, dass das mit der Würde schon drinsteckt in der Liebe?
pergola

Ich denke, dass man diese unfassbaren Begriffe LIEBE und WÜRDE nicht gegenseitig "ineinanderstecken" kann! Denn GOTT ist GOTT!
Für mich sind WÜRDE und LIEBE zwei gleichgroße Begriffe, die zwar viel miteinder zu tun haben und auch untrennbar sind, aber doch irgendwie nebeneinander stehen.
Mit anderen Worten:
In der “Würde des Menschen”
zeigt sich GOTTes unfassbare Macht und Herrlichkeit.
In der “Liebe des Menschen”
offenbart sich Gottes unbegreifliche Weisheit und Gerechtigkeit.


Wenn ich die Frage stelle:

Kann ein Mensch GOTT, sich selbst oder einen anderen Menschen wirklich lieben und die Würde dabei verachten?

Dann nur, um damit zu verdeutlichen, dass dies eigentlich nicht möglich ist und mit einem eindeutigen "Nein" beantwortet werden muss! -
Denn ohne Würde bleibt dem Menschen nur Angst und Ekel, Misstrauen und Hass.
Dagegen beginnt gerade mit der bewußten Achtung und dem Respekt vor der eigenen Würde und der Würde des anderen das, was man als "Liebe" bezeichnet - hält also GOTTES LIEBE ihren Einzug in das “Herz des Menschen” und der Mensch bleibt in dieser LIEBE, wenn er in der WÜRDE bleibt.



Wer, der über Liebe reden kann, kann nicht auch über die Würde des Menschen sprechen? Wie ist das gemeint? Könntest du mal ein Beispiel nennen? Damit ich verstehe, woran du bei WÜRDE denkst, und woran bei LIEBE.
pergola

In diesem Zusammenhang ist "Würde" als "unantastbares Wesensmerkmal" des Menschen zu verstehen (der Mensch als Abbild Gottes). Wenn ich also dem Menschen dieses Wesensmerkmal abspreche, dann kann ich ihn auch nicht lieben, denn ich habe ja nicht einmal Respekt und Achtung vor ihm. Und wenn ich nicht liebe, dann kann ich auch nicht darüber sprechen!

... oder wie hat Wittgenstein das damal gemeint, mit dem "Worüber-man-reden-kann" und worüber nicht?



Nebenbei: In deinem kurzen Statement hast du Gott gleich mehr als ein Dutzend mal erwähnt oder angerufen. Nichts für ungut, aber wäre ich Gott, mir würde das auf den Wecker fallen, ständig angerufen zu werden, wegen nichts.

Aber Gott ist anders, ich weiß.
pergola
... der hört doch gar nicht zu! :reden:
Sei also ganz beruhigt!:)


"4.7 Ihr Lieben, lasset uns einander liebhaben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebhat, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht."

Klingt für mich so, als wäre es gerade umgekehrt - und die Liebe die Grundlage (zum Beispiel auch um das zu wissen, was du weißt: "Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht.").
pergola


Wenn der Mensch sich als Abbild Gottes erkennt, sich also seiner Würde bewußt wird (Psalm 8), dann kennt er Gott und "ist von Gott geboren" und weiß sich damit von Gott bedingungslos geliebt - denn Gott liebt ihn zuerst und das bedingungslos. Und diese Liebe Gottes kann dann im Menschen groß werden - oder auch nicht, wenn er sich oder dem anderen die "Würde" abspricht (oder diese Würde verletzt = Sünde)!
Denn dann entzieht er seiner Liebe die Grundlage und er "kennt Gott nicht" (mehr).

Aber vielleicht schaust Du mal auf meine Homepage, denn da habe ich versucht mit Hilfe des "Vater Unser" diesen Ansatz von "DEUS DIGNITAT EST" etwas verständlich zu machen.

Gruß Franz
 
AW: deus dignitas est

Luther-Bibel: Mathäus 22 schrieb:
Jesus aber antwortete ihm: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt» (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Wo ist die Würde?

Ohne Würde des Menschen - keine wahre Liebe!
Daraus folgt=> Die Würde des Menschen ist lieblos und nur Grundlage.
Ist dies wünschenswert?

fussel
 
AW: deus dignitas est

Hallo, Franz !

Jedes abstrakte Substantiv ist ein Begriff, der nicht wie die Konkreta der Sprache in der Wirklichkeit überprüfbar sind:- wie auch immer , auch mit großen Abweichungen in der Übernahme durch den Sprecher - .

Ein Tisch ist demzufolge immer ein Möbelstück, das fest auf dem Boden steht und den Zweck hat, dass auf ihm etwas niedergestellt werden kann.


Abstrakte Begriffe sind Konstrukte, die natürlich auch interkulturell eine semantische Übereinstimmung haben. Lies einmal einen der zahllosen Threads hier über die Liebe: alle meinen wir etwas anderes - und alle meinen wir dasselbe, die Liebe.

So gesehen ist der Begriff Würde ein Konstrukt.



Liebe Grüße

Marianne
 
AW: deus dignitas est

Seid alle gegrüßt, die Ihr Gott und Würde sucht!

Was Würde bedeutet, weiß doch jeder hier in diesem Forum, auch jene, welche aufgehört haben, Gott zu suchen.

Es ist dabei nicht wichtig, wie ich das Wort einordne, als Konstrukt oder sonstwas.

Das, was sich jeder in seinem Innersten darunter vorstellt, ist das Wesentliche.

Aber vielleicht ist das Wesen dieses Wortes Außenstehenden nicht so geläufig. Für jene sind unsere Diskussionen in erster Linie gedacht, obwohl natürlich auch der Wissende noch immer durch genaueres Be- und Durchleuchten dieses Begriffs etwas dazulernen kann.

Unsere Zeit leidet bereits unter Respektlosigkeit dem Anderen gegenüber.
Das äußerst sich in vielen Dingen. Alles, was wir dem Nächsten willentlich antun, sei es in Werken, aber auch in Worten, ist Ausfluss dieser Respektlosigkeit. Der Mächtige glaubt oft mehr wert zu sein als der Abhängige, er lässt ihn das auch spüren, indem er ihn abwertet und glaubt ihm alles Erdenkliche antun zu können. Das häufigste Delikt ist das Belügen um sich dadurch Vorteile zu verschaffen. Daran schließt sich das Bestehlen.
Aber wer lässt sich schon gern bestehlen? Es folgt Mord und Totschlag.

Durch die Mißachtung der Würde des Menschen (Gier und Vorteilsdenken stehen im Gegensatz zur Würde) kommt es zu verheerenden Kriegen. Wer tötet, kennt keine Menschenwürde.

Bevor es zu einem Frieden in dieser Welt kommt, muss zuallererst die Würde und damit verbunden das Leben jedes einzelnen geachtet werden.

Würde ist in diesem Zusammenhang vielleicht die Vorstufe zur Liebe. Wie hat Christus gesagt?

Liebet einander und wenn das nicht gehen sollte, dann lasset wenigstens einander gelten (achtet einander, habt Respekt vor dem andern, greift nicht seine Würde an)!

Bemühenderweise

suche
 
Richtig, Suchr

Es ist dabei nicht wichtig, wie ich das Wort einordne, als Konstrukt oder sonstwas.


Es ist wirklich nicht wichtig, wie Du mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, in diesem Fall hier solchen der Sprachwissenschaft, umgehst.
Sie bleiben trotzdem für jemanden, der sich das Wort Konstrukt erklären lassen wollte, eine - vielleicht unzulängliche - Erklärung.


Marianne
 
Werbung:
AW: deus dignitas est

Hallo, Franz !

Jedes abstrakte Substantiv ist ein Begriff, der nicht wie die Konkreta der Sprache in der Wirklichkeit überprüfbar sind:- wie auch immer , auch mit großen Abweichungen in der Übernahme durch den Sprecher - .

Ein Tisch ist demzufolge immer ein Möbelstück, das fest auf dem Boden steht und den Zweck hat, dass auf ihm etwas niedergestellt werden kann.


Abstrakte Begriffe sind Konstrukte, die natürlich auch interkulturell eine semantische Übereinstimmung haben. Lies einmal einen der zahllosen Threads hier über die Liebe: alle meinen wir etwas anderes - und alle meinen wir dasselbe, die Liebe.

So gesehen ist der Begriff Würde ein Konstrukt.



Ohne solch funktionale Syntax könnte das Diskutieren zur Freude werden.
 
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