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Der Mainstream, die Clownwelt und die Ketzerbewegung

Wir leben in einer Freiluftpsychiatrie - zugegebenermaßen ein provokanter Begriff - weil wir uns ernsthaft mit solchen Themen wie Gendersprache und ähnlichem beschäftigen ...
Gendersprache ist in der Tat voll die Verirrung. Eine total schräge Modeerscheinung, nervig und total sinnlos. :D
 
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Der Mainstream, in Form von FUNK, hat es tatsächlich geschafft, einen einigermaßen neutralen Beitrag über eine mögliche Regierungsbeteiligung der AfD zu machen, ohne dabei mit unterschwelliger Meinungsmache und Moralpredigten zu arbeiten:
Als ob du mit neutralen Inhalten irgendwas anfangen könntest...
 
Spätestens da wurde mir klar, dass dieses Land eine Freiluftpsychiatrie ist.
Wenn du damit meinst, dass nur die härtesten Fälle in die Geschlossene müssen, dann hast du recht...
Das Land kann jedoch nichts dafür, dass so viele Bürger psychische Probleme haben und diese auch noch offen tragen.
 
Wir leben in einer Freiluftpsychiatrie - zugegebenermaßen ein provokanter Begriff - weil wir uns ernsthaft mit solchen Themen wie Gendersprache und ähnlichem beschäftigen, als gäbe es keine anderen Probleme, weil wir so tun, als könnten wir im 21. Jahrhundert unsere Grenzen nicht mehr schützen, weil wir unsere eigenen Interessen vernachlässigen um angeblich die Welt zu retten und noch aus tausend anderen Gründen. Und wenn du ernsthaft glaubst, dass dieser Bildvergleich nachvollziehbar war, dann kann ich dir nur nahelegen, dich mit der Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere den Jahren 1939 bis 1945, zu beschäftigen, und wenn du es dann noch fertig bringst, das mit einem Handschlag eines FDP-Politikers und eines AfD-Politikers gleichzusetzen, dann kann ich dir nicht mehr helfen.
Du solltest zunächst einmal bei dir anfangen, dir zu helfen oder dir helfen zu lassen. Dein Text lässt einen Hundertjährigen dahinter vermuten.
Wenn wir wieder anfangen würden, unsere Grenzen zu schützen, weil eine bestimmte Gruppe in unserem Land die letzten fast 80 Jahre verschlafen hat, dann landen wir wieder dort, wo diese Gruppe sich schlafengelegt hat.
Wenn wir die Sprache nicht bereinigt hätten vor 78 Jahren, dann hätten wir bis heute noch keine Demokratie.
Wir tun nicht so als hätten wir keine anderen Probleme, wir sorgen dafür, dass alte Probleme nicht wieder zu Heutigen werden. Unsere Interessen können nicht mehr isoliert betrachtet werden, weil wir vom Rest der Welt leben. Die Welt kauft unsere Produkte, weil wir bewiesen haben, dass wir mit unserer Geschichte abgeschlossen haben und alles dafür tun, dass sie nicht wiederholt wird. Wir lassen nicht zu, dass irgendwelche ideologisch eingemauerte Ewiggestrige das alles wieder zunichtemachen.
Dieser Handschlag eines FDP-Politikers hatte eine Symbolkraft und er hat viele Bürger erschüttert und genau an diesen historischen Handschlag erinnert. Das ist es, was dich stört, dass die Menschen im Land sehr empfindlich sind, wenn solche Bilder wieder möglich werden.
Die Freiluftpsychiatrie beklage ich auch, aber genau aus diesen Gründen und weil die Psychiatrie in letzter Zeit gehäuft Menschen in die Gesellschaft entlassen hat, die anschließend in ihrem Wahn unschuldige Menschen getötet haben.
 
Das Land kann jedoch nichts dafür, dass so viele Bürger psychische Probleme haben und diese auch noch offen tragen.

Nun, ich denke schon, dass eine solch enorme Verbreitung von psychischen Krankheiten, wie wir sie heutzutage erleben, etwas mit der Gesamtgesellschaft zu tun hat, vielleicht sogar einfach mit der Institution Gesellschaft als solche überhaupt. Früher hat man im Gegensatz zu heute nicht von Gesellschaft, sondern von Gemeinschaft gesprochen, konkret von - und jetzt Achtung, Blutdruck und Puls kontrollieren, Schnappatmung präventiv unterbinden und ganz ruhig bleiben - Volksgemeinschaft. Diesen Begriff gab es schon lange vor dem Nationalsozialismus:

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Volksgemeinschaft bezeichnete in der politischen Ideenwelt des 19. und 20. Jahrhunderts das (völkische) Ideal einer weitgehend konfliktfreien, harmonischen Gesellschaftsordnung, die Klassenschranken und Klassenkampf hinter sich gelassen hatte. Diese wurde als Gemeinschaft beschrieben, im Gegensatz zu dem Begriff der Gesellschaft, der als künstlich und undeutsch abgelehnt wurde.

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Ich habe das Wort künstlich hervorgehoben, weil es eigentlich das perfekte Wort ist, um meine Empfindung von dem zu beschreiben, was als moderne Gesellschaft bezeichnet wird. Es fühlt sich einfach alles unecht an heutzutage, alles nur noch Plastik. Der Individualismus triumphiert über alle anderen Werte, aber nur etwa die Hälfte der Menschen, wenn überhaupt so viele, sind wirklich zufrieden mit diesem Zustand. Die andere Hälfte, oder eher noch mehr davon, sind eben mit dieser Plastikwelt ohne echte Werte nicht zufrieden und sehnen sich entweder in alte Gemeinschaften zurück oder in neue Gemeinschaften voraus. Ich denke, es ist nicht übertrieben, zu behaupten, dass ca. 50% der Menschen heutzutage einen gewissen mentalen Knacks haben wegen dieser Identitätslosigkeit und ca. ein Drittel entwickelt sogar eindeutig pathologische Symptome wie vor allem Depressionen und Angstneurosen. Es ist definitiv nicht normal, wenn alle Psychotherapeuten des Landes über Monate oder sogar Jahre hinweg ausgebucht sind. Da gärt und schmort irgendetwas im kollektiven Unterbewusstsein vor sich hin.

Das problematische daran ist vor allem, dass es natürlich realistisch betrachtet keinen Weg zurück in die alte Form der Gemeinschaft gibt. Das alte Europa ist dahin und ist nicht wieder herstellbar, genau so wenig wie es möglich wäre, das Mittelalter oder das römische Reich wiederherzustellen. Deshalb richtet sich das Empfinden vieler Menschen in die Zukunft hinein, in eine neue, bisher noch nicht dagewesene Form der Gemeinschaft, denn das ist natürlich der einzige Weg, wie so etwas funktionieren kann. Geschichte entwickelt sich immer nur in eine Richtung: vorwärts. Die heutige Gesellschaft ist einfach ein notwendiger Übergang von einer vergangenen Gemeinschaft in eine zukünftige Gemeinschaft, oder zumindest ist das die optimistische Variante der Betrachtung. Die pessimistische Betrachtung wäre die, dass die Gesellschaft sich endgültig zu einer anonymen, postmodernen Dystopie entwickelt. Wie sich eine solche postmoderne Dystopie anfühlen wird, dass wissen wir jetzt seit der Coronazeit eindeutig und wir wissen jetzt auch zweifelsfrei, dass so etwas nicht nur in Science Fiction Büchern. sondern auch in der Realität möglich ist.

Meine persönliche Einschätzung ist hier eine Zwischenstufe zwischen pessimistisch und optimistisch, ich denke nämlich, dass es noch schlimmer wird, bevor es wieder besser wird, dass wir also zuerst durch eine Steigerung dessen, was wir in der Coronazeit an Eingriffen in die Grundrechte erlebt haben, hindurchmüssen, auch auf einen deutlich längeren Zeitrahmen erstreckt, bevor sich irgendeine Form von spiritueller Revolution durchsetzen könnte, übrigens bezieht sich das nicht nur auf unser Land, sondern auf den gesamten sogenannten Westen. Ich frage mich oft, wie eigentlich dieser ominöse Westen von außen wahrgenommen wird, also vor allem meine ich damit von irgendwelchen Ureinwohnern außerhalb der Zivilisation und da erinnere ich mich wieder an die Definition, die ein Stamm in Indonesien für uns Zivilisationsmenschen entwickelt hatte: Geister. Die nennen uns Geister. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hat mich diese Definition schon immer fasziniert. Ich denke, da steckt irgendetwas sehr tiefes dahinter, aber ich kann es nicht entschlüsseln. :geist:

Es kann auch sein, dass das alles einfach nur mein persönlicher Spleen ist, das sei noch hinzugefügt.
 
Ist mir zu viel Text und nachdem ich ahne, was darin steht, beziehe ich mich nur auf den Anfang, denn er deutet genug auf den Rest hin.
Nun, ich denke schon, dass eine solch enorme Verbreitung von psychischen Krankheiten, wie wir sie heutzutage erleben, etwas mit der Gesamtgesellschaft zu tun hat, vielleicht sogar einfach mit der Institution Gesellschaft als solche überhaupt.
Nun ich denke viel mehr, dass es nie weniger psychische Krankheiten gegeben hat, sondern die psychisch Kranken waren früher unsichtbarer. Ein psychisch Kranker blieb in seiner Wohnung, denn er wollte ohnehin keine Menschen sehen, während heute jeder das Fenster zur Außenwelt hat mit den neuen Kommunikationsmitteln. Im kleinen Kreis konnte sich der psychisch Kranke nicht aufführen, wie es ihm gerade zumute war, denn er wurde schnell von anderen ausgebremst, die nicht die nötige Geduld aufbrachten.
Und das hat nichts mit der Gesamtgesellschaft zu tun. Die Gesamtgesellschaft hat sich nicht verändert, sie wird nur anders wahrgenommen als früher. Früher hat man die Gesamtgesellschaft lediglich über sein Umfeld wahrgenommen, über die Zeitung und den Rundfunk hat man dann erfahren, wie es woanders zugeht, aber all das war zu weit weg. Heute bildet man seine Meinung über die Gesellschaft, indem man in einem breiten Kreis von Menschen kommuniziert und man sucht sich dabei die ominösen Echokammern, die ihn in seiner Wahrnehmung bestätigen. Die Essenz daraus ist dann die Gesamtgesellschaft, die sich der Einzelne einbildet und wenn es dummläuft und er gehört zufällig zu den psychisch Kranken, dann ist die wahrgenommene "Gesamtgesellschaft" auch krank, aber sie kann nichts dafür.
 
Ist mir zu viel Text...

Es war ursprünglich nicht meine Absicht, einen so langen Text zu schreiben, aber manchmal "passiert" es einfach. Die Essenz des Textes lässt sich aber leicht zusammenfassen: Früher haben die Menschen in einer Gemeinschaft gelebt, im Gegensatz zu einer Gesellschaft. Eine Gemeinschaft ist etwas natürlich Gewachsenes, während eine Gesellschaft etwas künstlich erschaffenes ist. Diese Künstlichkeit der Gesellschaft macht viele Menschen psychisch krank. Jedoch halte ich persönlich diese Gesellschaft für einen notwendigen Übergang zu einer neuen, zukünftigen Gemeinschaft. Wie diese jedoch aussehen wird, kann weder ich noch sonst jemand wissen, weil die alten Gemeinschaften nicht reproduzierbar sind, da sich Geschichte immer nur in eine Richtung entwickeln kann - die Zukunft.

Heute bildet man seine Meinung über die Gesellschaft, indem man in einem breiten Kreis von Menschen kommuniziert und man sucht sich dabei die ominösen Echokammern, die ihn in seiner Wahrnehmung bestätigen. Die Essenz daraus ist dann die Gesamtgesellschaft, die sich der Einzelne einbildet und wenn es dummläuft und er gehört zufällig zu den psychisch Kranken, dann ist die wahrgenommene "Gesamtgesellschaft" auch krank, aber sie kann nichts dafür.

Nun ja, im Grunde bestätigst du damit ja genau das, was ich sagte. Die Gesellschaft ist an sich etwas Künstliches. Und deshalb gibt es so viele Versionen einer Gesellschaft, wie es Mitglieder einer Gesellschaft gibt. Eine Gemeinschaft hingegen wäre etwas, das klar definiert ist, wobei es eine 100% objektive Definition auch da nicht geben kann, aber jedenfalls würde ich sagen, dass es in einer Gemeinschaft wesentlich mehr vereinigende Elemente geben würde als in einer Gesellschaft.
 
Das problematische daran ist vor allem, dass es natürlich realistisch betrachtet keinen Weg zurück in die alte Form der Gemeinschaft gibt. Das alte Europa ist dahin und ist nicht wieder herstellbar, genau so wenig wie es möglich wäre, das Mittelalter oder das römische Reich wiederherzustellen.
Naja, es gibt Nostalgiker, die meinen dass früher alles (oder zumindest das meiste) besser war, aber war es das wirklich? :(

Die Menschen hatten damals ein hartes Leben, Kindersterblichkeit war sehr hoch, Willkürherrscher regierten die Welt. An einem Beinbruch oder an einer einfachen Infektion konnte man sterben, usw. Das war alles nicht toll.
 
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aber jedenfalls würde ich sagen, dass es in einer Gemeinschaft wesentlich mehr vereinigende Elemente geben würde als in einer Gesellschaft.
Größerer Konformitätsdruck und weniger Freiheit. Aber das ist auch nicht jedermanns Sache. Schwieriges Thema ...

Die Menschheit entwickelt sich jedenfalls weiter. Auch in 200 Jahren wird es noch Leute geben, die den Status Quo ablehnen, so wie es sie vor 200 Jahren auch schon gab.
 
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