• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Beweis - Begründung - Fundamentalismus

Hartmut schrieb:
Hallo muzmuz,

die Wissenschaft selbst gibt genug Raum für Spekulationen (Theorien), da bedarf es wirklich nicht unbedingt der Religion. Den Wissensdurst kann m.E. nur die Wissenschaft befriedigen. Glauben heisst in der Wissenschaft etwas anderes: nämlich überzeugt sein, dass eine Theorie richtig ist. Dieser Glaube hat in der Vergangenheit viel bewirkt, mehr als der Glaube an Gott.

Gruss
Hartmut


Gruss
Hartmut

hallo hartmut,

ja, du hast natürlich recht, dass die wissenschaft raum für spekulationen und glauben an bestimmte theorien beinhalten
die meisten fortschritte werden ja gemacht, indem jemand an etwas glaubt, und dann in diese richtung forscht und entwickelt

aber glaube und spekulation sind keine spiele oder zeitverteib, die beliebig substituierbar sind
wesentliche fragen der menschheit wie "wozu sind wir hier ?" oder allgemein die "sinnfrage" bleiben von der wissenschaft unbeantwortet
ein vorschlag a'la "du kannst ja an strings glauben, wenn du unbedingt glauben willst" wäre äußerst unbefriedigend
wo also soll sich der mensch antworten auf diese elementaren fragen holen ?
ein höheres wesen dem wir verantwortlich sind, ist eine naheliegende antwort, und zudem tröstlich, wenn dieses allmächtige wesen uns wohlgesonnen ist
die wissenschaft kann sich hier nur hilflos heraushalten

lg,
Muzmuz
 
Werbung:
Lieber Claus, danke für deine Erklärungsversuche, doch kommt man damit der Erklärung der extremen Komplexität des Lebens auf der Erde kaum näher, noch kann man damit die perfekte Integration der einzelnen Komponenten in der Natur sinnvoll erklären.

Kann Bruder Zufall all dies wirklich bewerkstelligt haben?
 
Hartmut, danke für deine Kritik.


„Religion erklärt absolut überhaupt nichts“ ist ein Rückzug auf den wissenschaftlichen Fundamentalismus, der, nach meiner Ansicht, nicht sehr hilfreich ist, da er bereits im Vorfeld einer Diskussion jegliche gemeinsame Sicht ausschließt. Die genannten Unterschiede in der Denkweise der verschiedenen Disziplinen sind hypothetisch und nicht zwingend.

Auch geht es nicht um ein Aufwärmen der Evolutionstheorie, sondern um die Frage, wie wir an Themen herangehen, also um „Beweis – Begründung – Fundamentalismus“.

Ich denke, dass es Einstein war, der einmal sagte, dass man eine Theorie nicht mit derselben Denkweise widerlegen oder verbessern könne, mit der sie erstellt wurde.

In diesem Sinne ist eine permanente Einschränkung auf die gewohnte Sichtweise eben nicht sehr dienlich und daher, nach meiner Ansicht, ignorant.

Auch ich kann dazu stehen.
 
Lieber Claus, danke für deine Erklärungsversuche, doch kommt man damit der Erklärung der extremen Komplexität des Lebens auf der Erde kaum näher, noch kann man damit die perfekte Integration der einzelnen Komponenten in der Natur sinnvoll erklären.

Kann Bruder Zufall all dies wirklich bewerkstelligt haben?


Louiz, wir reden aneinander vorbei.
Die Naturwissenschaft kann erklären, wie sich das Universum seit seiner Entstehung entwickelt hat.
Vergessen wir nicht, daß diese Erklärungen noch unvollständig sind und erst in den letzten Jahrzehnten möglich wurden.
Die Entdeckung riesiger Wolken von organischen Molekülen im interstellaren Raum wurde erst mit der entwicklung der Radiostronomie möglich, die sich aufbauend auf den Fortschritten der Radartechnik nach dem Krieg zu einem sehr nützlichen Instrument der Wissenschaft entwickelt hat.
Sie brachte uns die Erkenntnis, daß sich diese Bausteine des Leben (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe- PAH) nicht erst durch einen extrem unwahrscheinlichen Zufall so kurz nach der entstehung der Erde gebildet haben, sondern wahrscheinlich durch Kometen, die mit den anderen Bestandteilen des sonnensystems gelichzeitig entstanden sind, auf die abgekühlte Erde gelangt sind. Wie sich dann die ersten Lebewesen daraus entwickelt haben, ist jetzt noch ein Rätsel, wahrscheinlich fehlen uns jetzt noch entscheidende Erkenntnisse um dies zu erklären und die Technik, die noch nicht zur Verfügung steht.
So unverhofft wie die Erkenntnis von der Existenz der interstellaren PAH dann in unser Bewußtsein gekommen ist, wird sich auch eine erklärung über die noch fehlenden Zusammenhänge finden. So war es bisher immer in der kurzen Geschichte der Wissenschaft
(vgl. auch mein Beispiel von den grundlagen der Vererbung)
und immer weniger ist es nötig, eine göttiche Handlung als Notnagel zu bemühen.

Die Frage nach dem sinn all dieser Entwicklung im Universum bis hin zum menschlichen Bewußtsein:

Die verschiedenen Antworten, die verschiedene Religionsrichtungen geben (monotheistische versus Hindu-vorstellungen etwa), sind ein Versuch, eine Antwort zu finden, die es nicht geben kann. Denn jede Antwort ist vom Fragesteller schon vorprogrammiert und niemals beweisbar.
Wenn ich behaupte, mein Gott Quizzlipochtli hätte das alles inszeniert, um für seine anderen Götter-Kameraden eine gute Theatervorstellung zu geben, ist dies genau so wahrscheinlich wie die naheliegendere Behauptung, die natürlichen Ereignisse laufen ohne tiefere Sinngebung ab und es gibt gar keinen Quizzlipochtli.

Gruß von Claus und Quizzlipochtli
 
Claus und Loiuz,
Claus schrieb:
Louiz, wir reden aneinander vorbei.
Die Naturwissenschaft kann erklären, wie sich das Universum seit seiner Entstehung entwickelt hat.
Vergessen wir nicht, daß diese Erklärungen noch unvollständig sind und erst in den letzten Jahrzehnten möglich wurden.
Sind die Erklärungen jetzt vollständig oder nicht ? Gibt es unvollständige Erklärungen ? Ich denke nicht. Es gibt Erklärungen und Erklärungsversuche.

Könntet Ihr bitte wieder zum Thema kommen ? Gibt es Eurer (werten) Meinung nach einen Zusammenhang zwischen Beweis, Begründung und Fundamentalismus ? Hängt Fundamentalismus unbedingt mit Religion zusammen ?

Für persönlich-emotionelle Auseinandersetzungen gibt es die "Diskussionen über Forumsbenutzer" oder - wenn sie ins Intime gehen - die PN (Privaten Nachrichten),

meint Moralphilosoph (auch wenn's Gysi nicht gefällt)
Zeili
 
fundamentalismus hängt nicht per definition mit religionen zusammen

was ist denn eigentlich fundamentalismus ?
ist es das anhängen eines gedankenkonstruktes, welches nicht hinterfragt wird bzw nicht hinterfragt werden darf ?

in dem fall muss der fundamentale sehr stark motiviert sein, das zu tun
welche gedankenkonstrukte aber können einen menschen derart stark binden, sodass er nicht im traum daran denkt, es zu hinterfragen ?

lg,
Muzmuz
 
Muzmuz schrieb:
fundamentalismus hängt nicht per definition mit religionen zusammen

was ist denn eigentlich fundamentalismus ?
ist es das anhängen eines gedankenkonstruktes, welches nicht hinterfragt wird bzw nicht hinterfragt werden darf ?

in dem fall muss der fundamentale sehr stark motiviert sein, das zu tun
welche gedankenkonstrukte aber können einen menschen derart stark binden, sodass er nicht im traum daran denkt, es zu hinterfragen ?
Duden:
Fun|da|men|ta|list, der; -en, -en (jmd., der [kompromisslos] an seinen [politischen, religiösen] Grundsätzen festhält)​
Befriedigt mich aber - ehrlich gesagt - nicht; wiewohl der Duden natürlich die (deutschsprachige) Orthografie-undGrammatik-Bibel ist.

Ich nahm den Begriff das erste Mal negativ wahr, und zwar im Zusammenhang mit dem Terrorismus. Rein semantisch müsste mMn auch die Definition: "Das Bestreben, einem Umstand auf den Grund zu gehen" (wahrscheinlich von mir) zulässig sein.
Die Terroristen sind für mich nicht mehr als Mörder, und zwar die von der zweitschlimmsten Sorte; die schlimmsten sind die, die sie dazu anstiften. Fundamentalismus ist jedenfalls ein viel zu schönes Wort für dieses Übel.

Friedliebende Grüße
Zeili
 
ja, ich habe es auch so gemeint, dass fundamentalismus nicht an religion gebunden ist

wie der duden auch politische grundsätze anführt, halte ich jegliche grundsätze dafür in frage kommend

lg,
Muzmuz
 
ich finde es immer wieder erstaunlich,
daß viele Leute (wohl die meisten) nicht damit zufrieden sind,
die Existenz des Universums als sinnfrei anzuerkennen,
sie sind erst befriedigt, wenn sie einen gott vorschalten, der dem Universum einen Sinn gegeben hat,
auch mit solchen Worthülsen wie
„Gott selbst ist der Sinn“ sind sie zufriedengestellt.

Ebenso erstaunlich ist es,
daß immer in verbindung mit positiv gefühlsbetonten Erlebnissen oder Ereignissen,
angefangen von einem herrlichen Frühlingstag
bis zum erhebenden und erhabenen Anblick des gestirnten Himmels,
die Assoziation mit Gott bemüht wird,
aber bei Dürrekatastrophen, Erdbeben, Tsunamis...und dem daraus resultierenden Elend
niemand sagt:
„da muß man doch einfach an Gott glauben“......

meint Claus
 
Werbung:
es ist nur ein kleiner schritt von "das universum ist ohne sinn" zu "ich selbst bin ohne sinn"
und das ist ein ziemlicher hammer
jeder will sinnvoll sein, jeder will sich wichtig fühlen

jetzt kann man sich selbst einen sinn erschaffen
z.b. der sinn meiner existenz ist die welt zu verbessern, glücklich zu sein...oder sonstwas

viel stärker wäre aber der sinn in einem kontext auf höherer ebene

das ist sehr tröstlich, und was schön ist, wird eher geglaubt als etwas, was nicht so schön ist

vor allem das ende der eigenen existenz ist emotional unvorstellbar
so gut wie alle religionen beinhalten eine ewige existenz eines menschen
das ist zwar auch nicht vorstellbar, aber die verständnisgrenze bei ewigem leben liegt weit, weit weg
die verständnisgrenze beim ende der eigenen existenz liegt nur einige jahre oder höchstens einige jahrzehnte entfernt, macht also mehr angst

was hat nun der, der an das ende seiner existenz glaubt, davon ?
falls der recht hat, der an das ewige leben glaubt, hat er zu lebzeiten trost und kann er nach seinem irdischen tod sehen, dass er recht hat
falls er unrecht hat, merkt er es nicht
falls der, der an das ende seiner existenz glaubt recht hat, hat er nichts davon
er kann zur gegebenen zeit nicht einmal sagen "und ich hatte doch recht"

lg,
Muzmuz
 
Zurück
Oben