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Ordnung versus System

Zeilinger

Well-Known Member
Registriert
22. Mai 2004
Beiträge
16.501
Hallo Philosophen und philosophisch Interessierte !

Der Eingangsthread erfordert ca. 10 Minuten Lesezeit.

Gibt es einen Unterschied zwischen einer Ordnung und einem System ?

dazu Wikipedia:

Der Begriff Ordnung steht für:

  1. Ordnung (Gewässer), eine rechtliche Einteilung für Gewässer nach Bedeutung
  2. Ordnung (Biologie), einen taxonomischen Rang
  3. eine Ordnungsrelation in der Mathematik
  4. Ordnung eines Gruppenelementes in der Mathematik
  5. die Ordnung eines Polynoms, einer Näherung einer Gleichung (i. A. Taylor-Näherung) oder eine Gleichung rsp. Funktion in der Mathematik, siehe Grad (Polynom)
  6. Ordnung (algebraische Zahlentheorie), einen Ring algebraisch ganzer Zahlen
  7. die Säulenordnung in der Architektur
  8. den Vorgang und das Ergebnis des Ordnens, siehe Sortierung
  9. allgemein eine Rangstufe in einer Hierarchie, Klassifikation oder Systematik, beispielsweise:
  10. Verwandtschaftsverhältnisse im Erbrecht, siehe Gesetzliche Erbfolge
  11. eine Kenngröße von Filtern, siehe Filter (Elektronik)

System:

Ein System (von griechisch σύστημα, altgriechische Aussprache sýstema, heute sístima, „das Gebilde, Zusammengestellte, Verbundene“; Plural Systeme) ist eine Gesamtheit von Elementen, die so aufeinander bezogen sind und in einer Weise wechselwirken, dass sie als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können und sich in dieser Hinsicht gegenüber der sie umgebenden Umwelt abgrenzen.

Systeme organisieren und erhalten sich durch Strukturen. Struktur bezeichnet das Muster (Form) der Systemelemente und ihrer Beziehungsgeflechte, durch die ein System entsteht, funktioniert und sich erhält. Eine strukturlose Zusammenstellung mehrerer Elemente wird hingegen als Aggregat bezeichnet.

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In meinem Philosophielexikon habe ich nur für System etwas gefunden:

System (griech. systema, die Zusammenstellung, das Zusammengesetzte). 1. Komplex von Elementen, die miteinander verbunden und voneinander abhängig sind und insofern eine strukturierte Ganzheit bilden (vgl. Struktur); ein geordnetes Ganzes, dessen Teile nach bestimmten Regeln, Gesetzen oder Prinzipien ineinandergreifen. In dieser allgemeinen Bedeutung steht S. in den Einzelwissenschaften für eine Vielzahl unterschiedlichster Zusammenhänge. Eine besondere Rolle spielt das S. in der strukturalen Linguistik (vgl. Strukturalismus). S. meint hier eine Ganzheit von Elementen, die sich zueinander in einem inneren Abhängigkeitsverhältnis befinden, und zwar so, daß ein einzelnes Element nicht durch sich selbst, sondern nur durch die Unterschiede zu anderen Elementen definiert ist. 2. Die Wissenschaft besteht nicht aus einer Anhäufung von Erkenntnissen; vielmehr läßt sich nach Kant erst dann von Wissenschaft sprechen, wenn ihre verschiedenen Erkenntnisse ein S. ausmachen. S. bedeutet hier die "Einheit der mannigfaltigen Erkenntnisse unter einer Idee" oder einem Vernunftprinzip. In dieser systematischen Einheit, die Erkenntnis zur Wissenschaft erhebt, liegt das eigentlich Wissenschaftliche (Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 860ff.). Das S., als Begründungszusammenhang verstanden, ist das Ziel der wissenschaftlichen Arbeit. 3. In der neueren Philos. mit und seit Descartes steht das Problem im Vordergrund, wie sie sich selbst, wie sie ihren eigenen
Ausgangspunkt begründen könne. In diesem Rahmen wird der Begriff des S. als Begründungszusammenhang aufgenommen. Philos. ist Streben nach S. in einem radikalen Sinn: Sie soll einen letzten Grund oder eine begründende Instanz für das menschliche Wissen aufzeigen. Damit will die Philos. zugleich das Fundament der Einzelwissenschaften freilegen. Descartes und seine Nachfolger entdecken den letzten Grund der Erkenntnis im Selbstbewußtsein (vgl. Bewußtsein). Daß Philos. S. sein müsse, diese Forderung erhebt der dt. Idealismus (Fichte, Schelling, Hegel) ausdrücklich zum Programm, und zwar auf dem Hintergrund einer Zweideutigkeit innerhalb der kritischen Philos. Kants. Für Kant liegt es im Charakter der Vernunft, nach systematischer Ganzheit zu streben; ob eine umfassende systematische Erkenntnis der Wirklichkeit überhaupt möglich sei, stellt er aber in Frage. Die Idee eines solchen umfassenden Zusammenhangs ist für ihn nur regulativ.
Der philos. S.begriff des dt. Idealismus hat zwei Seiten: Zum einen wird das S. als umfassende Begründung aus einem einzigen absoluten Prinzip entfaltet. Zum anderen gilt die Wirklichkeit selbst als S., insofern das Ganze das Wahre oder Wirkliche ist. Dieser S.begriff besagt also, daß die Wirklichkeit ein zusammenhängendes sinnvolles Ganzes darstellt und, weil sie von einem einheitsstiftenden Prinzip durchdrungen oder geformt ist (dem Absoluten), nur im Zusammenhang verstanden werden kann (s. auch Fichte, Schelling und Hegel).

Seiner Doppelung entsprechend wird der radikale philos. S.begriff des dt. Idealismus in der nachhegelschen Zeit in zweifacher Weise in Frage gestellt. Einerseits weist man die Forderung und die Behauptung zurück, Philos. solle und könne zum S. werden. Wohl bildet die Wirklichkeit für Gott ein S., nicht aber für den Menschen in seiner endlichen Existenz (Kierkegaard). Auf der anderen Seite wird der Begriff der Wirklichkeit als S. gänzlich aufgegeben, und das S. verliert jeden ontologischen Stellenwert. Die Frage nach dem S. wird zur Frage nach systematisierenden, klassifizierenden Verfahrensweisen und nach einem methodischen Prinzip. S.theorie ist eine Theorie über die gemeinsamen S.prinzipien in den verschiedenen Wissenschaften, wobei S. als Komplex von wechselseitig wirkenden Elementen verstanden wird. S.theorie hat insbesondere in der Analyse der Gesellschaft als ganzer ein fruchtbares, aber nicht unumstrittenes Anwendungsfeld gefunden (N. Luhmann u. a.).

Lit.: A. Diemer (Hg.): S. und Klassifikation in Wissenschaft und Dokumentation, 1968. J. Habermas/N. Luhmann: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie - Was leistet die S.forschung?, 1971. I. G. Fichte: Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, 1794. G. W. F. Hegel: Enzyklopädie der philos. Wissenschaften im Grundriß, 1830, §§ 1-18. F. Kambartel: "S." und "Begründung" als wissenschaftliche und philos. Ordnungsbegriffe. In: Ders.: Theorie und Begründung, 1976. I. Kant: Kritik der reinen Vernunft, 2. Abt., 3. Hauptstück. H. Lenk: S.theorie. In: Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe III, 1980. O. Ritschl: S. und ystematische Methode in der Geschichte des wissenschaftlichen Sprachgebrauchs und der philos. Methodologie, 1906.

Philosophielexikon/Rowohlt-Systhema
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Kann jetzt ein System aus mehreren Ordnungen bestehen ?

Besteht eine Ordnung aus mehreren Systemen ?

Gibt es überhaupt einen Zusammenhang dieser beiden Begriffe ?

Mehr fragend als beitragend bittet um Eure Stellungnahme

Zeili
 
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AW: Ordnung versus System


....

1. Kann jetzt ein System aus mehreren Ordnungen bestehen ?

2. Besteht eine Ordnung aus mehreren Systemen ?

3. Gibt es überhaupt einen Zusammenhang dieser beiden Begriffe ?

Mehr fragend als beitragend bittet um Eure Stellungnahme

Zeili


Zu 1.:
Ja!
Zum Beispiel kann ein kapitalistisches System aus einer bestimmten ökonomischen, rechtlichen und politischen Ordnung bestehen...Fragt sich halt nur, wie lange noch ...:dontknow:
Zu 2.:
Ja!
Eine bestimmte Gesellschaftsordnung beispielsweise kann aus verschiedenen kulturellen, politischen, sozialen usw. Teil-Systemen bestehen ...
Zu 3.:
Ja!
Jedes lebendige System organisiert sich innerhalb der polaren Spannungen/Schwingungen zwischen Ordnung (= Muster!) und chaotischen Prozessen, die aber je nach Beobachter-Perspektive druchaus Ordnungs-"Muster" erkennen lassen ...

Ich empfehle als Lektüre hierzu auch die folgenden Bücher:
1. Gregory BATESON: "Ökologie des Geistes", Ffm. 1981
2. Fritjof CAPRA, "Verborgene Zusammenhänge", Bern-München-Wien 2002
3. Ilya PRIGOGINE, "Die Gesetze des Chaos", Ffm. 1995
4. Ervin LASZLO, "Kosmische Kreativität", Ffm.-Leipzig 1995
Gruß, moebius
 
AW: Ordnung versus System

Zu 1.:
Ja!
Zum Beispiel kann ein kapitalistisches System aus einer bestimmten ökonomischen, rechtlichen und politischen Ordnung bestehen...Fragt sich halt nur, wie lange noch ...:dontknow:
Zu 2.:
Ja!
Eine bestimmte Gesellschaftsordnung beispielsweise kann aus verschiedenen kulturellen, politischen, sozialen usw. Teil-Systemen bestehen ...
Zu 3.:
Ja!
Jedes lebendige System organisiert sich innerhalb der polaren Spannungen/Schwingungen zwischen Ordnung (= Muster!) und chaotischen Prozessen, die aber je nach Beobachter-Perspektive druchaus Ordnungs-"Muster" erkennen lassen ...

Ich empfehle als Lektüre hierzu auch die folgenden Bücher:
1. Gregory BATESON: "Ökologie des Geistes", Ffm. 1981
2. Fritjof CAPRA, "Verborgene Zusammenhänge", Bern-München-Wien 2002
3. Ilya PRIGOGINE, "Die Gesetze des Chaos", Ffm. 1995
4. Ervin LASZLO, "Kosmische Kreativität", Ffm.-Leipzig 1995
Gruß, moebius
:sekt:
Mir ist spontan noch eine weitere Lektüre eingefallen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hierarchie
 
AW: Ordnung versus System

Die zeitgenössischen System-Theorien bzw. Chaos-Forschungen ("Fraktale Geometrie"!) zeigen, dass lebendige Systeme sich eben nicht hierarchisch und schon gar nicht hierarchisch-machtförmig deduktiv von oben nach unten organisieren wie z.B. feudalistische, faschistische, kommunistische, islamistische Macht-Systeme, die sich bereits alle als Auslaufmodelle der geschichtlichen Evolution der Menschheit erwiesen haben! (Auch China wird sich eines Tages selbst aufgrund seiner immanent erzeugten Widersprüche um seine kapitalistisch-kommunistischen "Ohren" fliegen ...und auch das ayatolle System im Iran wird auf Dauer seine anti-demokratische Schreckens-Herr-Schaft nicht stabil halten können...
"Schau' mer mol!")

Zwar können innerhalb von Systemen Systemebenen und Komplexitätsgrade unterschieden werden, diese sind aber gerade keine deduktiv von oben nach unten (wie z.B. beim "Führerprinzip"!) verlaufenden macht-hierarchischen Ebenen!
moebius
 
AW: Ordnung versus System

Dieser S.begriff besagt also, daß die Wirklichkeit ein zusammenhängendes sinnvolles Ganzes darstellt und, weil sie von einem einheitsstiftenden Prinzip durchdrungen oder geformt ist (dem Absoluten), nur im Zusammenhang verstanden werden kann (s. auch Fichte, Schelling und Hegel).

Nach diesem sinnvollen Ganzen habe ich mein Leben lang gesucht.
Ich habe ihn lediglich in mir gefunden und so weiß ich, es muss auch in jedem anderen Menschen vorhanden sein.

Mein Irrtum war eben lange ihn woanders als in mir selbst erst einmal festzumachen und zu bestätigen.

So gibt es eine systemische Ordnung, die zur Zufriedenheit aller führt. Dies gelingt aber nicht, wenn niemand sich selber liebt. Also ist erst einmal die Liebe zwischen allem zu entdecken und anzunehmen.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
AW: Ordnung versus System


System:
In meinem Philosophielexikon habe ich nur für System etwas gefunden:

Der philos. S.begriff des dt. Idealismus hat zwei Seiten:

Dieser S.begriff besagt also, daß die Wirklichkeit ein zusammenhängendes sinnvolles Ganzes darstellt und, weil sie von einem einheitsstiftenden Prinzip durchdrungen oder geformt ist (dem Absoluten), nur im Zusammenhang verstanden werden kann (s. auch Fichte, Schelling und Hegel).

Philosophielexikon/Rowohlt-Systhema
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Von wem (woraus) ist das Zitat ?
moebius
Upps ich dachte, Du hast es bereits gelesen moebius und jetzt komm mir bitte nicht damit, dass es der Autor bestimmt anders gemeint hat als ich es auffasse, dann raste ich ich aber absolut aus und werde 100% annehmen, dass ich dazu alles Recht der Welt habe. :zunge3:
Ich freue mich allerdings über jeden Einwand, der mich zu weiterem und vertiefterem Nachdenken anregt und Irrtümer ausschließen kann.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg
 
AW: Ordnung versus System

.. und jetzt komm mir bitte nicht damit, dass es der Autor bestimmt anders gemeint hat als ich es auffasse, dann raste ich ich aber absolut aus und werde 100% annehmen, dass ich dazu alles Recht der Welt habe. :zunge3:
Ich freue mich allerdings über jeden Einwand, der mich zu weiterem und vertiefterem Nachdenken anregt und Irrtümer ausschließen kann.


Wasch mich, aber mach mich nicht nass... :lachen:
 
AW: Ordnung versus System

Wasch mich, aber mach mich nicht nass... :lachen:

Das freut mich doch ungemein kaawi, das ich mal wieder zu Deiner Erheiterung beitragen konnte. leider mischst Du Dich ungefragt dazwischen. Du warst nicht gemeint und kannst damit auch nicht die Zusammenhänge kennen, die ich damit verbinde und von denen ich annehmen kann, dass moebius darum weiß und es versteht. Sonst habe ich mich halt getäuscht, was aber auch nichts macht.
Es ist schon gut dass ich schon lange weiß, dass niemand eine Frau so gut unterdrücken kann wie eine andere Frau.
Aber Deine Bemerkung zeigt mir nur, dass Du leider immer noch nicht verstanden hast.
Zum Glück geht es mir nur noch darum immer wieder aufzuzeigen, wie die Menschen fähig dazu sind sich regelmäßig die Butter vom Brot zu nehmen. Das machst Du ganz ganz prima.

:liebe: :schaukel: :schaf: rg​
 
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