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Zunehmend "markante" Männer-Kurzschnitt-Frisuren.

querulant

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6. Januar 2009
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In der "68er"-Aera, in der solche Gazetten-Titel möglich waren


und das Schimpfwort "Gammler" die Runde machte, befragten Journalisten Passanten, was sie von diesen langhaarigen "rum lungernden" Jugendlichen halten.
Sie bekamen von "braven Bürgern" Antworten sinngemäß, dass diese Arbeitsscheuen zum Arbeitsdienst sollten, oder schwärmten, dass es "so was" unter Adolf nicht gegeben hätte.
Besonders helle können diese braven Bürger nicht gewesen sein, denn auch sie hielten sich ja wie die "Gammler" während der üblichen Arbeitszeit in der Stadt auf. Also hätten sie sich auch die Frage gefallen lassen müssen, ob sie keine Arbeit hätten, oder gar arbeitsscheu seien.
Und wenn dann interviewte Frauen mit üppigen Mode-Frisuren den langhaarigen Jungs Kopf-Läuse unterstellten, demnach wohl auf ihrem eigenen Wuschelkopf kategorisch ausschlossen, waren die nicht nur doof, sondern saudoof.

Es gab bestimmt auch einige wohlwollende oder gar intelligente Antworten, die wohl nicht veröffentlicht wurden, weil sie gerade nicht ins "Hippie-Verunglimpfungs-Konzept" passten.

Die jungen Leute wollten mit ihrem Outfit einfach nur einer bestimmten Musik, deren Interpreten nebst freiheitlichem Lebensstil, Sympathie zollen, sich als dazugehörig darstellen.
Ähnlich verhielten sich zuvor deren Eltern, die sich mittels "Pomade" eine "Elvis- " oder "Bill Haley- Locke" verpassten, aber später den nächsten Generation gegenüber die "braven Bürger" und "besorgten Eltern" mimten.

Was eigentlich jede Jugend-Generation mehr oder weniger veranstaltet ist aber in eher harmlose Zeitgeist-, Musik-, Lebensstil-, Sympathie-, Eitelkeits-, Attraktivitäts-Symbolik einzuordnen und nicht wie nachträglich oft von sich auf angelesenes Wissen berufenden Nachgeborenen undifferenziert behauptet wird, diese "68er" seien etwa vom Wunsch geleitet gewesen, die Eltern und Großeltern zum "aufarbeiten der Nazi-Vergangenheit" zu bewegen.
Dass mag in (möchtegern) elitären Kreisen so gewesen sein, wobei wohl so ähnlich wie es heute bei der "Klimarettung" oder "Corona" den Anschein hat, die damalige Rock-/Popmusik-Begeisterung nebst entsprechendem Erscheinungsbild der Jugend, aber auch die vielleicht künstlich hoch gepuschte Empörung darüber, als Vehikel missbraucht wurde, sozialistische/kommunistische Ideologien unters Volk zu bringen (die damals im Westen zur Freude der Verlage plötzlich populär gewordene "Mao-Bibel" im rot ummantelten Miniformat, mit der dann beim Protestmarsch so schön in der Luft rumwedeln konnte..).

Als "68er"- Zeitzeuge bleibt mein Eindruck, dass die große Mehrheit der "kleinen Leute" auch "nur" ihrem Beruf nachgehen, dem anderen Geschlecht dem Mode-Zeitgeist entsprechend gefallen und eine Familie gründen wollten und andere Sorgen hatten als Gleichmacherei-Träume, oder eine Vergangenheit zu bewältigen, in der sie als Nachkriegsgeneration noch nicht mal geboren waren.
Leider wird heute diese "68er" -Zeit von manchen Zeitzeugen aber auch Nachgeborenen entweder glorifiziert oder verunglimpft, wie es gerade in den Kram passt, so das ein Zerrbild übrig bleibt.
Jedenfalls erkenne ich heute so manche Altersgenossen nicht wieder, weil sie damals den "Revoluzzer" raushängen ließen, aber sich heute fast noch spießiger geben, als die "Spießergeneration", die sie damals "auf dem Kieker" hatten, dies aber heute verleugnen, obwohl es Teil ihrer Biographie ist.

Welche Symbolik und Emotion steckt nun aber in heutigen sich breit machenden "markanten" Männer-Kurzschnitt-Frisuren, bei denen die Seiten, ums Ohr herum und Hinterkopf fast kahl rasiert sind, jedoch auf der Kopfoberseite etwas volleres Haar gelassen wird, was ja wohl regelmäßige wie teuere Friseur-Besuche erfordert.
Eine Zuneigung zu einer Musikrichtung, Musikern, und entsprechenden Emotionen assoziieren solche Frisuren wohl kaum, dafür erinnern sie eher an "militärisch zackig, Zucht und Ordnung, hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie Windhunde" -Zeiten.

Die Frage ist, ob sich die Träger solcher Frisuren dessen bewusst sind, haben sie im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst, können sie tatsächlich dem damaligen Zeitgeist etwas abgewinnen, oder sehnen sie sich, mit "Ballerspielen" aufgewachsen, gar nach einem möglichen Kriegseinsatz (dann wären Kurzfrisuren ja Pflicht), oder sind sie nach langweiligen 78 mitteleuropäischen Friedens-Jahren gar "Friedensmüde" geworden?

Wieso dieses zweierlei Maß, wenn etwa politische Redner beim Reden mit den Armen gestikulieren und die Medien-"Fotoexperten" fischen sich dann ein Einzelbild heraus, auf dem eine zufällige Armstellung einem Hitlergruß ähnelt und damit dann versucht wird, diese politisch gerade nicht genehme Personen medial zu verunglimpfen oder gar anzuzeigen, was ist dann mit den besagten Frisuren, deren Symbolik sogar unmittelbar, also ohne Bildmanipulation, doch auch als "geistige Nähe" zum Hitler-Regime verstanden werden könnte.

Hier fragt aber heute kein Journalist Passanten, was sie von der neuen Frisurmode halten, ob die zumindest bei den Älteren vielleicht ungute Gefühle weckt, oder gar Angst einflößt, unmittelbar vor der Person, oder den Zukunftsaussichten.
Eher würden dann wohl Kurzhaarschnitt-Hinterfrager angegangen, das Outfit eines Menschen sei doch Ausdruck persönlicher Freiheit und eine Frisur sei eben nur eine Frisur.

Komischerweise wurde solche persönliche Freiheit einer "Nur-Frisur" den damaligen "Langhaarigen" nicht zugestanden.
Deren Outfit und Musikvorlieben bedeutete für "brave Bürger" eine Bedrohung ihres Weltbildes oder gar das Ende der Zivilisation.

Wir sind nun mal seit Urzeiten Erkenner und -Interpretierer optischer, akustischer, geschmacklicher, geruchlicher Muster. Ohne diese Fähigkeiten wären wir ausgestorben, weil wir giftige Pflanzen, uns gefährlich werdende Tiere/Menschen, später dann Fahrzeuge und Technik generell, oder für die Zeugung gesunden Nachwuchses optimal passende Geschlechtspartner nicht erkannt oder errochen hätten.

Entsprechend werden wir mit Äußerlichkeiten, mit Symbolik (Werbung) bedient und bedienen selbst auch unser Mitmenschen damit.
Dagegen ist kaum jemand vollends immun, deshalb eignet sich Symbolik, vom Verkehrsschild bis zur Dienstuniform oder Dienstfahrzeug-Aufmachung hervorragend, Regeln und Normen gesellschaftlichen Zusammenlebens durchzusetzen und einzuhalten.

Deshalb ist abwegig, Äußerlichkeiten, Symboliken mittels Argumenten wie "Ausleben persönlicher Freiheiten" oder "ist doch nur eine Frisur" zu verharmlosen, weil es gerade argumentativ in den Kram passt. Das mag ja für reine Zeitgeist- und Mode-Hinterher-Hechler zutreffen, aber eben nicht immer.

"Generationskonflikte", also kritisch gegenüber Vorhandenem, offen für Neues, sind wohl naturgegeben, ohne sie hätte es die Menschheit wissenschaftlich/technisch wohl nicht soweit gebracht.
Wenn jedoch von Generation zu Generation lediglich Symboliken wechseln und sich dies ständig wiederholt, erst lange dann kurze Haare, Turnschuhe dann Lackschuhe, Jeans dann Nadelstreifen, rechte dann linke Gesinnung, Übersexualisierung dann Prüderie usw. und dann alles wieder anders herum und dabei argumentativ jeweils die Rosinen rausgepickt werden um Vorteile zu erlangen, dreht sich doch alles im Kreis, ändert sich in den Köpfen und damit auch im gesellschaftlichen Zusammenleben herzlich wenig.

Kein Langhaariger oder Kurzhaariger, Schlabberhosen- oder Bügelhosenträger -"Revoluzzer" und kein politischer, religiöser oder philosophischer Sprachjongleur hat zu allen Zeiten verhindern können, das weiterhin gelogen, betrogen, gestohlen, gemobbt, verletzt und getötet wird, heute wie damals, manches wird heute nur anders benannt, relativiert, verschwurbelt oder "verdenglischt".

Die einzigen Nutznießer solchen "Stimmungs-Wechsel-Karussells" sind lediglich die Unternehmen, besonders die Mode- und Friseurbranche, die Verlage und Medien.
 
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