Das ist eine Erfindung der Alternativmedizin (Homöopathie, Naturheilkunde).
Meine Einstellung zur Homöopathie, schließlich das Thema hier - mittlerweile - durchaus widersprüchlich. Ambivalent, könnte man sagen, denn eine abschließende Meinung habe ich mir noch nicht gebildet.
Eigentlich bin ich ein Gegner der Homöopathie, denn sie widerspricht meinem rationalistischem, ja materialistischem Weltbild: Eine pharmakologisch wirksame Substanz hat ihre Dosis, ab der sie wirksam ist. Die Dosis muss nicht für jeden Menschen gleich sein, dennoch gibt es allgemeine Richtwerte, und das ist eine der Grundlagen der Pharmakologie.
Eine Erhöhung der Wirksamkeit, die sog.
Potenzierung von Wirkstoffen durch eine immer weitere Verdünnung widerspricht jedem naturwissenschaftlichen Denken, den Naturwissenschaften wie der Biologie, deren Mutter, der Chemie, deren Mutter, der Physik und schließlich auch deren Grundlagen wie der Mathematik und der Logik selbst.
Wenn man so will, auch der Lebenserfahrung: Erhöhe ich z.B. den Salzgehalt einer Lösung, dann schmeckt sie auch immer salziger. Und nicht etwa umgekehrt: Es schmeckt immer salziger, je mehr ich die Salzlösung mit Wasser verdünne - und das Empfinden eines Geschmacks ist schließlich auch eine physiologische Reaktion.
Es gibt, zumindest in der Theorie, homöopathische "Potenzierungen", in denen überhaupt kein Molekül des Wirkstoffs mehr enthalten sein kann - oder sagen wir: Entweder nur ein einzelnes oder überhaupt keines. (1)
Und schließlich: Vom Denken her gesehen, ist die Homöopathie ein Kind der Alchemie. (2)
Und uneigentlich?
Vor Jahren arbeitete ich als Koch für einen Orden, und bemerkte einen grippalen Infekt im Beginn.
Meine Chefin gab mir eine homöopathische Zubereitung, nichts exotisches, vielmehr Contramutan der Klosterfrau Healthcare Group (3), ganz normal aus der Apotheke.
Letztlich nahm ich es nur ihr zuliebe ein, denn damals hielt ich rein gar nichts von der Homöopathie. Und ich dachte mir: Wenn es nicht wirkt, resp. nicht wirken kann, dann kann es mir ja auch nicht schaden.
Regelmäßig im Stundentakt eingenommen, stellte mich dieses Präparat innerhalb von 48 Std. systematisch senkrecht wieder auf. Nach weiteren 24 Std. waren auch die Symptome nicht mehr existent. Während der Einnahme stellte ich außerdem eine deutlich belebende Wirkung fest, es wirkt anregend. (4)
Man mag nun einwenden: Auch nur eine Art "nachtäglicher" Placeboeffekt. Auch so hat man vllt. eine Art 50:50-Chance, auch ohne dessen Einnahme zu gesunden, weil das Immunsystem dies bewerkstelligt. Im Nachhinein schreibt man es im positiven Falle dem Präparat zu Gute, den negativen Fall vergisst man oder erklärt ihn anders, redet ihn schön.
Ein durchaus berechtigter Einwand, und nur allzugern - der Rationalismus lässt grüßen - würde ich ihn teilen.
Nur:
Seitdem habe ich Contramutan im Laufe der Jahre mehrere Male angewendet (5), und meine Erfahrung war immer dieselbe: Wenn ich es frühzeitig, mit den ersten Grippesymptomen, einnehme, dann funktioniert es auch. Ich werde gar nicht erst krank. (6)
Bei grippalen Infekten. Angesichts Corona erwies es sich als völlig wirkungslos.
Bei einem näheren Blick auf die Zusammensetzung von Contramutan handelt es sich bei diesem Präparat mglw. auch nicht um ein homöopathisches Medikament im engeren Sinne. (7)
Was ist also mein Resummée aus alledem?
Ich bin unentschieden und habe mir, nach wie vor, keine abschließende Meinung gebildet. Das o.g. Fallbeispiel funktioniert für mich - und deshalb ist Contramutan, neben anderen Hausmitteln (8), auch ein elementarer Bestandteil meiner überschaubaren Hausapotheke.
Dies bedeutet aber nicht, ich müsste nunmehr auf die Homöopathie schwören und/oder pharmakologische Substanzen ablehnen.
Darüber hinaus gibt es auch andere, von "der Schulmedizin" nicht anerkannte pharmakologische Konzepte, die nicht der Homöopathie angehörig sind, und die ich als Materialist nachvollziehbar finde oder zumindest für plausibel. Eines dieser Konzepte ist die sog.
orthomolekulare Medizin, die ich - wiederum nur für bestimmte, einzugrenzende Anwendungen - für die bessere, ja schlauere Anwendung halte.
Ob dies dann wirklich funktioniert - das kann und muss man (wenn man dies verantworten kann) ggf. im Selbstversuch herausfinden, und nein: Nur weil es in diesem Anwendungsfall funzt, muss man dies nicht auf
alles übertragen und anwenden.
Aber oft im Leben geht probieren eben auch über studieren.
Anmerkungen:
(1) Es gibt allerdings auch Substanzen, die, ganz real naturwissenschaftlich, bereits in derartig kleinen Dosierungen wirksam sind, dass sie durchaus in der einen oder anderen homöopathische Kategorie mitspielen könnten. Dazu gehört z.B. das LSD, welches als die am stärksten pharmakologisch wirksame Substanz überhaupt gilt (= keine Substanz ist in noch kleinerer Dosierung pharmakologisch wirksam), sowie z.B. die tödlichsten Gifte, Rizin, Botox, oder irgendwelche hochkomplexen Proteingifte, wie etwa Kugelfischtoxin, Pilz- oder Schlangengifte.
Dennoch würde ich diese Substanzen nicht als "homoöpathisch" bezeichnen.
(2) Mit der Alchemie hat die Homöopathie vor allem die Aussage gemeinsam, Wirkstoffe könnten ihren Lösungsmitteln, i.d.R. Wasser, Eigenschaften übermitteln, sie "dotieren". Eine typische, alchemistische Zubereitung ist z.B.
Aurum Potabile, das trinkbare Gold. Zur Herstellung von Aurum Potabile - dessen genaue Zubereitung ist, wie so vieles der geheimniskrämerischen Alchemisten - nicht genau überliefert. Im Wesentlichen läuft sie darauf hinaus, Gold in Königswasser auflösen, um in einem ersten Schritt das Gold wieder auszufällen (welches dann angenehmerweise für die nächste Zubereitung zur Verfügung steht). Im Anschluss fällt man alle anderen Ionen durch geeignete Fällungsreaktionen aus, um am Ende eine klare Flüssigkeit zu erhalten, eben das Aurum potabile.
Für einen Chemiker der anorganischen Chemie dürfte es nicht allzu schwer sein, diesen Prozess in der Moderne nachzuvollziehen. Freilich handelt es sich bei Aurum Potabile aus der heutigen, chemischen Sicht um nichts anderes als um destilliertes Wasser.
Tatsächlich hatte ich es vor Jahren zufälligerweise mal in der Hand, das Aurum Potabile, und habe einen Selbstversuch damit gemacht. Aber das ist eine andere Geschichte.
(3) Die Klosterfrau Healthcare Group ist Deutschlands größter Hersteller für Naturheilmedikamente. Zeitweise war sie Deutschlands umsatzstärkstes Pharmaunternehmen überhaupt.
(4) Und dies sagt jemand, der in seinem Leben Erfahrungen mit diversen, meist illegalen Substanzen gemacht hat ...
(5) An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, keine Werbung für dieses Produkt zu beabsichtigen. Weder stehe ich in irgendeinem aktuellen Kontakt zum Unternehmen Klosterfrau, noch betreibe ich überhaupt irgendeine Art von Werbung.
(6) Ob man dies auch wirklich will, dies ist freilich eine andere Frage.
(7) Vorab: Das Unternehmen Klosterfrau hat rund 50 Produkte der
Naturheilkunde auf dem Markt, darunter auch ihr bekanntestes Produkt, der
Klosterfrau Melissengeist, im Übrigen Deutschlands ältestes Markenprodukt. Contramutan ist als Homöopathisches Medikament von Klosterfrau ausgewiesen, i.A. gibt sich Klosterfrau mit der Homöopathie aber nicht ab. Vielmehr produzieren sie Präparate der Naturheilkunde mit pharmakologischer Wirkung, was von der Homöopathie (Stichwort: Verdünnungen) abzugrenzen ist: Verdauungspräparate, Salben ... und nicht zuletzt auch Knoblauchpillen. Im Übrigen auf höchstem Niveau.
Contramutan wiederum ist eine Mischung illustrer Gifte, u.a. Belladonna und den sehr giftigen Eisenhut ... und beide sehr nah an den überhaupt gesetzlich erlaubten Dosierungen für diese Gifte. Nach meiner persönlichen Einschätzung ist die erfahrene, belebende Wirkung vor allem auf diese zwei Wirkstoffe zurückzuführen. Außerdem enthält es Echinazin in pharmakologischer Dosierung.
Aus einer gewissen Sicht heraus würde ich dieses Präparat nicht homöopathisch nennen wollen, auch wenn Klosterfrau es so bezeichnet und dies rein rechtlich mit Sicherheit i.O. ist.
Als Materialist, der ich bin, kann ich mir eine Wirkungsweise dieses Produkts durchaus plausibel vorstellen:
Einerseits nicht giftig genug, um dem Körper zu schaden, aber immer noch giftig genug, um eine Abwehrreaktion des Körpers auszulösen. Der Körper registriert uralte, naturelle Gifte, die schon den Neandertaler zur Strecke gebracht haben - und reagiert mit einer unspezifischen Immunantwort und Botenstoffen, die schließlich Prozesse einleiten, die auch den Grippeerreger begrenzen.
Mit dieser These bin ich in der Gedankenwelt der (modernen) Homöopathie angekommen ... was allerdings nicht bedeutet, ich müsste jetzt die Theorien der ewigen Verdünnungen zur Bekämpfung von allerlei Zipperlein als richtig und allein seligmachend akzeptieren.
Schließlich: Als Deutschlands größter Hersteller von Naturheilmedikamenten mit zudem historischem Ruf kann es sich Klosterfrau gar nicht erlauben, diesen Ruf zu riskieren. Sie haben sich also etwas dabei gedacht (tatsächlich habe ich einmal, vor Jahren, in einer Werbeagentur gearbeitet, die Klosterfrau als Kunden hatte, deshalb kenne ich diese Firma ein wenig. Aber das ist eine andere Geschichte).
(8) Aspirin, roter & weißer Tigerbalsam, Traumaplant (= Beinwell), zeitweise auch ein Antihistaminikum gegen Heuschnupfen.