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Wie steht ihr zu Homöopathie und Placeboeffekt?

Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben: Warum Menschen völlig fragwürdigen Quellen im Internet Glauben schenken, noch dazu bei so ernsten Erkrankungen - nur nicht ihren Ärzten. (1)

Obwohl es die eigene Mutter betroffen hat, ist es auch mir ein Rätsel geblieben. An anderer Stelle war meine Mutter durchaus scharfsinnig und hat Dinge ganz klar sehen und beurteilen können, aber hinsichtlich der Gesundheit war ihr dieser klare Blick verstellt. Man konnte mit ihr auch nur bedingt darüber sprechen, auch ihre schwere Erkrankung änderte nichts an ihren Grundüberzeugungen. Die "Schulmedizin" war für sie immer problembehaftet und ihr Heil suchte sie - wenn irgend möglich - in alternativen Behandlungsformen.

Ich weiß ja auch, dass viele Menschen so oder so ähnlich eingestellt sind. Allein in meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die so denken. Bei meiner Mutter war es allerdings stärker ausgeprägt, anders ist ja nicht zu erklären, dass sie - gegen ärztlichen Rat - ihre Krebstherapie eigenmächtig vorzeitig abgebrochen hat, wodurch sich die Krebszellen ungehindert vermehren und Metastasen bilden konnten. Auch die anschließende palliative Therapie hat sie immer wieder pausiert und Dosierungen herabgesetzt. Das alles hat ihr letztlich, da bin ich mir ziemlich sicher, viele Lebensjahre gekostet, die sie noch hätte mit uns verbringen können. Gerade für die kleinen Enkelchen ist es schade.

Ärgerlich ist es, dass niemand beziffern kann, wie viele Menschen jährlich vorzeitig versterben, weil sie sich auf Grund dieser Skepsis der wissenschaftlichen Medizin gegenüber verweigern. Meine Frau meinte - und das trifft es, auch wenn es hart klingen mag, im Grunde gut -, dass meine Mutter nicht gegen ihre Krankheit gekämpft hat, sondern gegen ihre Therapie. Es fühlt sich nach wie vor unwirklich an, dass sie nicht mehr da ist.
 
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Ärgerlich ist es, dass niemand beziffern kann, wie viele Menschen jährlich vorzeitig versterben, weil sie sich auf Grund dieser Skepsis der wissenschaftlichen Medizin gegenüber verweigern. Meine Frau meinte - und das trifft es, auch wenn es hart klingen mag, im Grunde gut -, dass meine Mutter nicht gegen ihre Krankheit gekämpft hat, sondern gegen ihre Therapie. Es fühlt sich nach wie vor unwirklich an, dass sie nicht mehr da ist.
Ja, es ist ärgerlich und traurig. Besonders, wenn diese Haltung einem auch noch einen geliebten Mensch kostet.
Noch größer ist der Ärger, wenn ein Angehöriger stirbt, weil beispielsweise manche wie bei COVID nicht wie die meisten gegen das Virus bzw die Krankheit gekämpft haben, sondern so wie frenilshtar gegen die Anti-COVID-Maßnahmen. So eine Menschenverachtung ist widerlich.
 
Obwohl es die eigene Mutter betroffen hat, ist es auch mir ein Rätsel geblieben. An anderer Stelle war meine Mutter durchaus scharfsinnig und hat Dinge ganz klar sehen und beurteilen können, aber hinsichtlich der Gesundheit war ihr dieser klare Blick verstellt. Man konnte mit ihr auch nur bedingt darüber sprechen, auch ihre schwere Erkrankung änderte nichts an ihren Grundüberzeugungen. Die "Schulmedizin" war für sie immer problembehaftet und ihr Heil suchte sie - wenn irgend möglich - in alternativen Behandlungsformen.

Möglicherweise ist das auch eine Frage der Generation - und der daraus resultierende Blickwinkel auf "die Schulmedizin".
Meiner Meinung nach ist die Schulmedizin in den letzten Jahrzehnten viel wissenschaftlicher geworden, als sie es früher war. Neuere und geradezu revolutionäre Erkenntnisse der Molekularbiologie, der Genetik u.a., verbunden mit modernen Analyse- und bildgebenden Verfahren lassen ganz andere Rückschlüsse zu, als man sich dies vor wenigen Jahrzehnten nicht einmal vorstellen konnte. Damals war die Schulmedizin auch noch viel dogmatischer: Das ist die überlieferte Lehrmeinung, und so machen wir das.

Dem völlig zuwiderlaufend sind gesellschaftliche Trends. Wann immer sich Menschen einer zunehmend technisierten Welt ausgesetzt sehen, scheint es im Denken zu einem Rückzug "zur Natur" zu kommen: Mutter Natur, die man nur machen lassen müsse, und dann würde sie uns alle schon aus ihrem Füllhorn belohnen ...
... von so einem Denken bin ich, numehr seit vielen Jahren, völlig abgekommen. Es mag Zusammenhänge geben, in denen dies nicht ganz falsch ist, aber merke: Mutter Natur ist ein böses Weib.

Auf der Substanzebene ist die Unterscheidung zwischen "natürlich" und "synthetisch" völlig willkürlich und ohne Bedeutung. Ein Molekül hat keine Herkunft, die man ihm zuordnen könnte. Sicher kann man auf eine Flasche Essigessenz auch "aus natürlichen Quellen hergestellt" draufschreiben (was auch getan wird), dennoch handelt es sich um nichts anderes als um 25%ige Essigsäure - die sich, synthetisch hergestellt, in nichts, aber auch gar nichts, unterscheidet. Und verdünnt man sie mit 4 Teilen Wasser, dann erhält man in beiden Fällen ... 5%igen Tafelessig.

Lässt man Vanilleschoten länger liegen, dann bilden sich außen an ihr weiße Kristalle. Isoliert man sie, dann erhält man Vanillin, den Hauptaromastoff der echten Vanille, der etwa 80-90% des Aromas der echten Vanille ausmacht. Vanillin war das erste synthetisch hergestellte Aroma: Aus Abfällen der Papierindustrie (und so macht man das auch heute noch).
Sicher lässt sich feststellen: Gegenüber echter Vanille schmeckt reines Vanillin zwar irgendwie nach Vanille, bleibt aber dennoch "flach". Das liegt an rund 70 anderen, teils molekular ähnlichen Substanzen, die in echter Vanille enthalten sind, und die restlichen 10-20% des Aromas der Vanille ausmachen. Aber nicht an der Frage, ob das Vanillin nun "natürlicher" oder "synthetischer" Herkunft ist, denn Vanillin ... bleibt ... Vanillin.

Traditionelle Naturheilmittel (Kräutertees usw. usf.) wirken aufgrund der in ihnen enthaltenen Wirkstoffe, manchmal vllt. sogar nur aufgrund eines Hauptwirkstoffs, oder möglw. aufgrund einer Kombination mehrerer Wirkstoffe. Ob sie nun "natürlich" sind oder nicht, das ist letztlich irrelevant.
Weil es sie bereits so lange gibt, und weil bekanntermaßen keine Schädigung von ihnen ausgeht (aber auch nicht immer!), unterliegen sie keiner Pflicht von Medikamententests.
Würden sie es, dann wäre es mehr oder weniger unmöglich, solche Tests überhaupt nur solide durchzuführen.
Denn der Wirkstoffgehalt von Naturprodukten unterliegt ganz erheblichen Schwankungen, nach Saison, Wetterlage, Boden, Wasser, ja, von Pflanze zu Pflanze. Eine Kombination mehrerer Wirkstoffe in einem Präparat lässt keine eindeutigen Rückschlüsse mehr zu, was denn die Wirkung überhaupt ausmacht, wann sie nutzt, wann sie schadet.

Krebs ist eine aggressive Krankheit mit vielen und in den meisten Fällen unbekannten Ursachen. Eine solche Krankheit kann man nicht mehr mit einer "sanften" Medizin bekämpfen, vielmehr bedarf es radikaler Methoden. Hat jemand einen krassen Verkehrsunfall, dann klebt man ihm ja auch nicht einfach ein Pflaster auf und sagt: Das wird schon wieder.
Das behandelt man nicht mit einem Kräuterteechen, sondern mit fiesen Giften und harter Strahlung. All das basiert auf dem Ansatz: Das schädigt den Körper, massiv sogar, auch gesunde Zellen. Aber es schädigt die Krebszellen zuerst und härter. Sicher: All das ist eine extreme Gratwanderung, bei der man feststellen muss, wann solche Rosskuren den Körper mehr schädigen als sie ihm nutzen - oder sogar den nächsten Krebs auslösen.
Oder anders: Gäbe es eine - vllt. auch nur noch nicht gefundene - "natürliche" Therapie der Krebsbehandlung, dann müsste es sich genauso um ein hochpotentes, zellschädigendes Gift handeln.
NB: Die stärksten Gifte kommen im Übrigen aus der Natur, und den Verzehr eines Knollenblätterpilzes hat noch kein Mensch überlebt.

Bislang aber und nach rund 100 Jahren Erfahrungen in der Krebsbehandlung scheint es keinen anderen Weg als den o.g. zu geben. Vielleicht auch nur noch nicht, es gibt durchaus andere, wissenschaftlich plausible Ansätze. Noch ist das aber Zukunftsmusik, von einem aber bin ich fest überzeugt: Hätte ein Pharmahersteller "das" Krebsmedikament - es wäre schnellstmöglichst auf dem Markt, denn es würden Milliarden und Milliarden damit allein verdient.
 
Möglicherweise ist das auch eine Frage der Generation - und der daraus resultierende Blickwinkel auf "die Schulmedizin".
Meiner Meinung nach ist die Schulmedizin in den letzten Jahrzehnten viel wissenschaftlicher geworden, als sie es früher war.

Ich möchte nur ergänzen, dass es die Schulmedizin gar nicht gibt. Das ist eine Erfindung der Alternativmedizin (Homöopathie, Naturheilkunde).

Es gibt nur die allgemein anerkannte wissenschaftlich arbeitende Medizin und daneben pseudowissenschaftliche Behandlungsmethoden, deren Wirksamkeit nicht oder unzureichend belegt ist. Ansonsten stimme ich deinen Ausführungen vollumfänglich zu.
 
Ich möchte nur ergänzen, dass es die Schulmedizin gar nicht gibt. Das ist eine Erfindung der Alternativmedizin (Homöopathie, Naturheilkunde).

Es gibt nur die allgemein anerkannte wissenschaftlich arbeitende Medizin und daneben pseudowissenschaftliche Behandlungsmethoden, deren Wirksamkeit nicht oder unzureichend belegt ist. Ansonsten stimme ich deinen Ausführungen vollumfänglich zu.
Was für einen Unterschied siehst du zwischen Schulmedizin und der allgemein anerkannten wissenschaftlich arbeitenden Medizin?
 
Was für einen Unterschied siehst du zwischen Schulmedizin und der allgemein anerkannten wissenschaftlich arbeitenden Medizin?

Wie gesagt, da es die Schulmedizin nicht gibt (nur als Kunstbegriff), erübrigt sich die Frage im Grunde. Wir haben nur eine Medizin im eigentlichen Sinne. Diese teilt sich in viele Fachgebiete auf, die aber alle streng wissenschaftlich arbeiten.

Daneben gibt es verschiedene pseudowissenschaftliche Heilverfahren (nennen sich selbst zwar oft Medizin, sind es aber im eigentlichen Sinne eben nicht). Die Homöopathie - diese ist ja Gegenstand des Threads - ist ein solches pseudowissenschaftliches Heilverfahren. Sie alle beruhen nicht auf strenger Wissenschaftlichkeit und sind somit nicht Teil der Medizin, d.h. der Wissenschaft der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen bei Menschen und Tieren.
 
Wie gesagt, da es die Schulmedizin nicht gibt (nur als Kunstbegriff), erübrigt sich die Frage im Grunde.
Das behauptest du, und selbst wenn es so wäre, würde sich meine Frage dadurch nicht erübrigen. Ganz im Gegenteil.
Wir haben nur eine Medizin im eigentlichen Sinne. Diese teilt sich in viele Fachgebiete auf, die aber alle streng wissenschaftlich arbeiten.
"Die Medizin" kann auch durchaus als übergeordneter Begriff, der die Schulmedizin und alternative Ansätze umfasst, gesehen werden. Der Begriff "Alternativmedizin" heißt ja "alternative Medizin" und nicht "Alternative zur Medizin". Erkennt man auch daran, dass der Begriff der Medizin deutlich älter ist als der moderne wissenschaftliche Ansatz, der h
Daneben gibt es verschiedene pseudowissenschaftliche Heilverfahren (nennen sich selbst zwar oft Medizin, sind es aber im eigentlichen Sinne eben nicht). Die Homöopathie - diese ist ja Gegenstand des Threads - ist ein solches pseudowissenschaftliches Heilverfahren. Sie alle beruhen nicht auf strenger Wissenschaftlichkeit und sind somit nicht Teil der Medizin, d.h. der Wissenschaft der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen bei Menschen und Tieren.
Ich stimme dir bezüglich deiner Beschreibung der Alternativmedizin zu, aber ändert nichts daran, dass vom Begriff her Alternativmedizin dennoch Medizin ist, so wie Alternativantriebe auch Antriebe sind und auch sämtliche andere "Alternativ-XXX" eben andere Formen von "XXX" sind und nicht Alternativen ZU "XXX".

Weiters auch noch interessant: Die wissenschaftliche Medizin ist keine exakte Wissenschaft. Diverse Einschränkungen auf Grund von technischen Rahmenbedingungen sowie ethischen Aspekten müssen in der Praxis hingenommen werden.

Klar gibt es Gründe, Alternativmedizin nicht als Medizin sehen zu wollen, denn das Zugeständnis der Bezeichnung "Medizin" impliziert eine Aufwertung bis im Extremfall zur Gleichwertigkeit mit der Schulmedizin. Und das wäre eine große Gefahr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist eine Erfindung der Alternativmedizin (Homöopathie, Naturheilkunde).

Meine Einstellung zur Homöopathie, schließlich das Thema hier - mittlerweile - durchaus widersprüchlich. Ambivalent, könnte man sagen, denn eine abschließende Meinung habe ich mir noch nicht gebildet.

Eigentlich bin ich ein Gegner der Homöopathie, denn sie widerspricht meinem rationalistischem, ja materialistischem Weltbild: Eine pharmakologisch wirksame Substanz hat ihre Dosis, ab der sie wirksam ist. Die Dosis muss nicht für jeden Menschen gleich sein, dennoch gibt es allgemeine Richtwerte, und das ist eine der Grundlagen der Pharmakologie.
Eine Erhöhung der Wirksamkeit, die sog. Potenzierung von Wirkstoffen durch eine immer weitere Verdünnung widerspricht jedem naturwissenschaftlichen Denken, den Naturwissenschaften wie der Biologie, deren Mutter, der Chemie, deren Mutter, der Physik und schließlich auch deren Grundlagen wie der Mathematik und der Logik selbst.
Wenn man so will, auch der Lebenserfahrung: Erhöhe ich z.B. den Salzgehalt einer Lösung, dann schmeckt sie auch immer salziger. Und nicht etwa umgekehrt: Es schmeckt immer salziger, je mehr ich die Salzlösung mit Wasser verdünne - und das Empfinden eines Geschmacks ist schließlich auch eine physiologische Reaktion.
Es gibt, zumindest in der Theorie, homöopathische "Potenzierungen", in denen überhaupt kein Molekül des Wirkstoffs mehr enthalten sein kann - oder sagen wir: Entweder nur ein einzelnes oder überhaupt keines. (1)
Und schließlich: Vom Denken her gesehen, ist die Homöopathie ein Kind der Alchemie. (2)

Und uneigentlich?
Vor Jahren arbeitete ich als Koch für einen Orden, und bemerkte einen grippalen Infekt im Beginn.
Meine Chefin gab mir eine homöopathische Zubereitung, nichts exotisches, vielmehr Contramutan der Klosterfrau Healthcare Group (3), ganz normal aus der Apotheke.
Letztlich nahm ich es nur ihr zuliebe ein, denn damals hielt ich rein gar nichts von der Homöopathie. Und ich dachte mir: Wenn es nicht wirkt, resp. nicht wirken kann, dann kann es mir ja auch nicht schaden.

Regelmäßig im Stundentakt eingenommen, stellte mich dieses Präparat innerhalb von 48 Std. systematisch senkrecht wieder auf. Nach weiteren 24 Std. waren auch die Symptome nicht mehr existent. Während der Einnahme stellte ich außerdem eine deutlich belebende Wirkung fest, es wirkt anregend. (4)
Man mag nun einwenden: Auch nur eine Art "nachtäglicher" Placeboeffekt. Auch so hat man vllt. eine Art 50:50-Chance, auch ohne dessen Einnahme zu gesunden, weil das Immunsystem dies bewerkstelligt. Im Nachhinein schreibt man es im positiven Falle dem Präparat zu Gute, den negativen Fall vergisst man oder erklärt ihn anders, redet ihn schön.

Ein durchaus berechtigter Einwand, und nur allzugern - der Rationalismus lässt grüßen - würde ich ihn teilen.
Nur:
Seitdem habe ich Contramutan im Laufe der Jahre mehrere Male angewendet (5), und meine Erfahrung war immer dieselbe: Wenn ich es frühzeitig, mit den ersten Grippesymptomen, einnehme, dann funktioniert es auch. Ich werde gar nicht erst krank. (6)
Bei grippalen Infekten. Angesichts Corona erwies es sich als völlig wirkungslos.
Bei einem näheren Blick auf die Zusammensetzung von Contramutan handelt es sich bei diesem Präparat mglw. auch nicht um ein homöopathisches Medikament im engeren Sinne. (7)

Was ist also mein Resummée aus alledem?
Ich bin unentschieden und habe mir, nach wie vor, keine abschließende Meinung gebildet. Das o.g. Fallbeispiel funktioniert für mich - und deshalb ist Contramutan, neben anderen Hausmitteln (8), auch ein elementarer Bestandteil meiner überschaubaren Hausapotheke.
Dies bedeutet aber nicht, ich müsste nunmehr auf die Homöopathie schwören und/oder pharmakologische Substanzen ablehnen.

Darüber hinaus gibt es auch andere, von "der Schulmedizin" nicht anerkannte pharmakologische Konzepte, die nicht der Homöopathie angehörig sind, und die ich als Materialist nachvollziehbar finde oder zumindest für plausibel. Eines dieser Konzepte ist die sog. orthomolekulare Medizin, die ich - wiederum nur für bestimmte, einzugrenzende Anwendungen - für die bessere, ja schlauere Anwendung halte.
Ob dies dann wirklich funktioniert - das kann und muss man (wenn man dies verantworten kann) ggf. im Selbstversuch herausfinden, und nein: Nur weil es in diesem Anwendungsfall funzt, muss man dies nicht auf alles übertragen und anwenden.
Aber oft im Leben geht probieren eben auch über studieren.

Anmerkungen:

(1) Es gibt allerdings auch Substanzen, die, ganz real naturwissenschaftlich, bereits in derartig kleinen Dosierungen wirksam sind, dass sie durchaus in der einen oder anderen homöopathische Kategorie mitspielen könnten. Dazu gehört z.B. das LSD, welches als die am stärksten pharmakologisch wirksame Substanz überhaupt gilt (= keine Substanz ist in noch kleinerer Dosierung pharmakologisch wirksam), sowie z.B. die tödlichsten Gifte, Rizin, Botox, oder irgendwelche hochkomplexen Proteingifte, wie etwa Kugelfischtoxin, Pilz- oder Schlangengifte.
Dennoch würde ich diese Substanzen nicht als "homoöpathisch" bezeichnen.

(2) Mit der Alchemie hat die Homöopathie vor allem die Aussage gemeinsam, Wirkstoffe könnten ihren Lösungsmitteln, i.d.R. Wasser, Eigenschaften übermitteln, sie "dotieren". Eine typische, alchemistische Zubereitung ist z.B. Aurum Potabile, das trinkbare Gold. Zur Herstellung von Aurum Potabile - dessen genaue Zubereitung ist, wie so vieles der geheimniskrämerischen Alchemisten - nicht genau überliefert. Im Wesentlichen läuft sie darauf hinaus, Gold in Königswasser auflösen, um in einem ersten Schritt das Gold wieder auszufällen (welches dann angenehmerweise für die nächste Zubereitung zur Verfügung steht). Im Anschluss fällt man alle anderen Ionen durch geeignete Fällungsreaktionen aus, um am Ende eine klare Flüssigkeit zu erhalten, eben das Aurum potabile.
Für einen Chemiker der anorganischen Chemie dürfte es nicht allzu schwer sein, diesen Prozess in der Moderne nachzuvollziehen. Freilich handelt es sich bei Aurum Potabile aus der heutigen, chemischen Sicht um nichts anderes als um destilliertes Wasser.
Tatsächlich hatte ich es vor Jahren zufälligerweise mal in der Hand, das Aurum Potabile, und habe einen Selbstversuch damit gemacht. Aber das ist eine andere Geschichte.

(3) Die Klosterfrau Healthcare Group ist Deutschlands größter Hersteller für Naturheilmedikamente. Zeitweise war sie Deutschlands umsatzstärkstes Pharmaunternehmen überhaupt.

(4) Und dies sagt jemand, der in seinem Leben Erfahrungen mit diversen, meist illegalen Substanzen gemacht hat ...

(5) An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, keine Werbung für dieses Produkt zu beabsichtigen. Weder stehe ich in irgendeinem aktuellen Kontakt zum Unternehmen Klosterfrau, noch betreibe ich überhaupt irgendeine Art von Werbung.

(6) Ob man dies auch wirklich will, dies ist freilich eine andere Frage.

(7) Vorab: Das Unternehmen Klosterfrau hat rund 50 Produkte der Naturheilkunde auf dem Markt, darunter auch ihr bekanntestes Produkt, der Klosterfrau Melissengeist, im Übrigen Deutschlands ältestes Markenprodukt. Contramutan ist als Homöopathisches Medikament von Klosterfrau ausgewiesen, i.A. gibt sich Klosterfrau mit der Homöopathie aber nicht ab. Vielmehr produzieren sie Präparate der Naturheilkunde mit pharmakologischer Wirkung, was von der Homöopathie (Stichwort: Verdünnungen) abzugrenzen ist: Verdauungspräparate, Salben ... und nicht zuletzt auch Knoblauchpillen. Im Übrigen auf höchstem Niveau.
Contramutan wiederum ist eine Mischung illustrer Gifte, u.a. Belladonna und den sehr giftigen Eisenhut ... und beide sehr nah an den überhaupt gesetzlich erlaubten Dosierungen für diese Gifte. Nach meiner persönlichen Einschätzung ist die erfahrene, belebende Wirkung vor allem auf diese zwei Wirkstoffe zurückzuführen. Außerdem enthält es Echinazin in pharmakologischer Dosierung.
Aus einer gewissen Sicht heraus würde ich dieses Präparat nicht homöopathisch nennen wollen, auch wenn Klosterfrau es so bezeichnet und dies rein rechtlich mit Sicherheit i.O. ist.
Als Materialist, der ich bin, kann ich mir eine Wirkungsweise dieses Produkts durchaus plausibel vorstellen:
Einerseits nicht giftig genug, um dem Körper zu schaden, aber immer noch giftig genug, um eine Abwehrreaktion des Körpers auszulösen. Der Körper registriert uralte, naturelle Gifte, die schon den Neandertaler zur Strecke gebracht haben - und reagiert mit einer unspezifischen Immunantwort und Botenstoffen, die schließlich Prozesse einleiten, die auch den Grippeerreger begrenzen.
Mit dieser These bin ich in der Gedankenwelt der (modernen) Homöopathie angekommen ... was allerdings nicht bedeutet, ich müsste jetzt die Theorien der ewigen Verdünnungen zur Bekämpfung von allerlei Zipperlein als richtig und allein seligmachend akzeptieren.
Schließlich: Als Deutschlands größter Hersteller von Naturheilmedikamenten mit zudem historischem Ruf kann es sich Klosterfrau gar nicht erlauben, diesen Ruf zu riskieren. Sie haben sich also etwas dabei gedacht (tatsächlich habe ich einmal, vor Jahren, in einer Werbeagentur gearbeitet, die Klosterfrau als Kunden hatte, deshalb kenne ich diese Firma ein wenig. Aber das ist eine andere Geschichte).

(8) Aspirin, roter & weißer Tigerbalsam, Traumaplant (= Beinwell), zeitweise auch ein Antihistaminikum gegen Heuschnupfen.
 
Wie gesagt, da es die Schulmedizin nicht gibt (nur als Kunstbegriff), erübrigt sich die Frage im Grunde. Wir haben nur eine Medizin im eigentlichen Sinne. Diese teilt sich in viele Fachgebiete auf, die aber alle streng wissenschaftlich arbeiten.

Bei allem Respekt, die ich vor der Medizin als solcher und auch vor Medizinern als solchen habe: "Streng wissenschaftlich" arbeitet die Medizin, aus historischer Sicht, erst vergleichsweise kurz.
Während die Physik, vor allem aber die Chemie etwa ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. enorme Fortschritte des Erkenntnisgewinns machten, klebte die Medizin noch viele Jahrzehnte an uralten Dogmen, die erst dann in den Mülleimer der Wissenschaftsgeschichte geworfen wurden, als sie sich als völlig unhaltbar erwiesen.

Als ein historisches und tragisches Beispiel der Medizingeschichte ist Ignaz Semmelweis zu sehen, dem Begründer der medizinischen Hygiene.
Als der Leiter einer Geburtsklinik in Wien fand er schließlich - im Grunde durch eine rein statistische Analyse - die Übertragungswege des Kindbettfiebers heraus und begründete die ersten, sinnvollen und fraglos erfolgreichen Maßnahmen der Infektionsbekämpfung.
Seinerzeit wurde dies abgelehnt, bekämpft und sabotiert, selbst von "Koryphäen" wie Virchow, denn man glaubte ganz unbedingt an die "endogenen" (= aus dem Körperinneren heraus) Ursachen von Krankheiten, oder gar den historisch überlieferten "üblen Winde" (Pest).

Als damals schließlich nicht mehr zu übersehen war, dass es die Ärzte selbst waren, die mit ihrer schmutzigen Kleidung und Händen das Kindbettfieber aus der Pathologie an junge Frauen im Wochenbett übertrugen, soll es sogar zu einigen Suiziden unter jungen Ärzten gekommen sein, weil sie für sich einsehen mussten: Ich habe den Tod der jungen Frauen verursacht (wenn auch unbewusst).
Ignaz Semmelweis hat man hingegen fertig gemacht, bekämpft und schließlich in eine Irrenanstalt gesteckt, in der er unter nicht näher bekannten Bedingungen verstarb (möglicherweise als Opfer von Misshandlung).

Mit einer "streng wissenschaftlichen Arbeit" ist das nicht vereinbar und nicht einmal mit den Maßstäben des 19. Jh. Denn Chemie & Physik waren da schon längst viel weiter ...

Meine persönlichen Lebenserfahrungen mit Medizinern - die wie nun alle haben - sind freilich andere.
Im Großen und Ganzen, im Allgemeinen und in der Regel sind meine Erfahrungen mit Ärzten durchaus gut gewesen. Sie haben ihren Job gut und nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, ich habe ihnen vertraut, ihre Expertise respektiert, war höflich und vor allem auch respektvoll ihnen gegenüber. Und in den allermeisten Fällen hat das auch so funktioniert.
Im Zusammenhang mit meinen - seltenen - neurologischen Störungen (Stichwort: Epilepise) ergab sich zuweilen aber auch ein anderes Bild: Da kann man dann schon einmal an einen Dogmatiker geraten, eine Art Moralisten, der sich dem Versuch hingibt, einem übelste Vorhaltungen zu machen - die völlig irrelevant sind, zumal in meinem Fall.
Also Alter, Halbgott in Weiß hin oder her - was willst Du von mir? Und nein, ich werde deiner "hit hard and early - Politik" nicht folgen, denn es ist mein Körper, um den es da geht. Und meine Epilepsie ... die kenne ich seit Jahrzehnten, aber du ... du kennst sie erst seit dem Notfall, aufgrund dessen ich mich bei dir befinde.
 
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Interessantes Posting, danke! :)

In jenem Absatz sind mir aber 2-3 Unstimmigkeiten aufgefallen:
(1) Es gibt allerdings auch Substanzen, die, ganz real naturwissenschaftlich, bereits in derartig kleinen Dosierungen wirksam sind, dass sie durchaus in der einen oder anderen homöopathische Kategorie mitspielen könnten. Dazu gehört z.B. das LSD, welches als die am stärksten pharmakologisch wirksame Substanz überhaupt gilt (= keine Substanz ist in noch kleinerer Dosierung pharmakologisch wirksam), sowie z.B. die tödlichsten Gifte, Rizin, Botox, oder irgendwelche hochkomplexen Proteingifte, wie etwa Kugelfischtoxin, Pilz- oder Schlangengifte.
Dennoch würde ich diese Substanzen nicht als "homoöpathisch" bezeichnen.
Erstens, LSD ist zwar eines der stärksten bekannten Halluzinogene, aber stärkste pharmakologisch wirksame Substanz würde mich wundern.
Denke da in erster Linie an Botox, das als stärkstes bekanntest Gift da noch weiter "unten" zu finden sein müsste. 1 Ampulle Botox entspricht 40 Nanogramm, LSD-Trips werden in der Regel mit etwa 40 Mikrogramm, also dem Tausendfachen, ausgelöst.
(Falls das jemanden interessiert, das entspricht 165 Milliarden Botoxmolekülen bzw 75.000.000 Milliarden LSD-Molekülen ;) )

Dann, am Ende des Satzes sind zwei Fehler drin: "....Rizin, Botox, oder irgendwelche hochkomplexen Proteingifte...":
Das impliziert, dass Rizin und Botox selbst keine 'hochkomplexen Proteingifte' wären, aber genau das sind sie. Und - Proteine sind in der Regel immer komplex oder gar 'hochkomplex', vor allem im Vergleich mit 'simplen' Molekülen, was 'hochkomplexe Proteingifte' zu einem Pleonasmus macht. Man darf aber dabei nicht Proteine mit Peptiden verwechseln - Peptide sind sozusagen kleine 'Bruchstücke' von Proteinen und dementsprechend weniger komplex.
Keine Proteingifte aber sind das Kugelfischtoxin (Tetrodotoxin, ist ein relativ simples Molekül) sowie die bekanntesten Pilzgifte, wie jene des Knollenblätterpilzes (Amatoxine sind Peptide) oder des Fliegenpilzes (Muscarin und Ibotensäure, das sind Moleküle, von der Komplexität vergleichbar mit einer Aminosäure oder Zucker).
Schlangengifte (vor allem jene Substanzen, die die Giftwirkung hauptsächlich hervorbringen) hingegen sind in der Tat Proteine nebst Peptiden.
 
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