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Was ist an einer Staatspresse schlecht und an einer Privatpresse gut?

querulant

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6. Januar 2009
Beiträge
123
Naturgemäß schüren Spannungen und Kriege Interesse, Ängste und Sorgen bei Bürgern, Politikern oder Medien, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung.
Zwar sorgen sich alle vorrangig um ihr Leben und ihre Lieben, aber Politiker auch noch um ihre Wiederwahl, die Wirtschaft um gutes Gelingen und Medien um einträglichen Verkauf von Informationen, die dann entsprechend dramaturgisch verpackt werden.

Entsprechend berichten dann, etwa bezüglich Ukrainekonflikt, Fernsehreporter "live" aus Moskau und stellen sich dabei "authentisch" vor den Kreml, oder mit ähnlicher Dramaturgie aus Kiew.
Meist schalte ich dann auf einen anderen Sender. Denn die Reporter vor Ort wissen doch auch nicht mehr als die Kollegen im heimischen Fernsehstudio.
Da können sie sich mit ihren Teams auch gleich die teueren und Ressourcen verbrauchenden Fahrten dort hin und die Hotel-Aufenthalte oder gar Mietwohnung sparen.

Knipsen dürfen sie wohl auch nur das, was ihnen ihre sie begleitenden behördlichen Aufpasser erlauben. Auch können sie dort nur die Tageszeitung (Print oder Netz) lesen, berufen sich auf dortige (staatliche) "Pressestellen" oder haben ihre "Informanten".
Aber welcher Informant riskiert denn eine Gefängnisstrafe, um fremde Reporter mit "brisanten", vielleicht sogar sicherheitsrelevanten Infos zu versorgen?
Und wer garantiert, dass der Informant nicht unter "falscher Flagge" agiert?
Wer prüft überhaupt den Wahrheitsgehalt der Info, ein weiterer "Informant" und noch ein weiterer...?

Wenn sich solche Vor-Ort-Reporter all zu kritisch (wie vielleicht in ihrer Heimat gewohnt..) gegenüber der Regierung des Gastlandes äußeren würden, werden die Dienste dort solchen Reportern garantiert gleich den Saft abdrehen ("Bildstörung"..).
Also sind die notgedrungen "weichgespült" agierenden Reporter dort immer auf einer Gradwanderung, einerseits vorgeblich "schonungslos faktenbasierte Informationen" zu liefern, aber andererseits den Gastgebern dabei nicht auf den Schlips zu treten, die dann nur das Aus-Knöpfchen drücken bräuchten, denn die technischen Vorraussetzungen eine Reportage überhaupt senden zu können, stellt doch wohl das Gastgeberland bereit.

Aber dies alles scheint nebensächlich zu sein, da es wohl weniger um die Meldung an sich, dafür eher um deren effektiven Verkauf geht.

Hauptsache, es können die Nachrichten-Konsumenten mit allerlei dramaturgischen Mäzchen bei Laune gehalten werden:
Wie etwa bei dieser Reporterin, die sich beim Sauerland-Hochwasser das Gesicht mit Schlamm einrieb, oder dieser Urkaine-Reporter der meist mit Helm und kugelsicherer Weste duckend umher irrt, als ob ständig Kugeln um ihm herum fliegen würden...nebst Pseudoaktualität (..wir sprachen zuerst mit dem Toten...).

Deshalb sollten jegliche im Kiosk, Buchladen oder der Stadtbücherei ausgelegte Presseerzeugnisse (Tageszeitungen, politische Magazine), besser unter der Rubrik Unterhaltung, Humor, Krimi oder Propaganda abgelegt werden.

Ich bin bestimmt nicht der einzige Konsument, der mittlerweile die Leserbriefe der Netzzeitungen interessanter und aufschlussreicher findet, als die Artikel selbst, bei denen es nicht selten Journalisten eher um Zeitgeistsprache und "Spracheitelkeiten" geht als um die Information an sich.

Und dann diese unsäglichen als Frage formulierten Schlagzeilen als Kauf-/Klick-Anreiz.
Auch wird all zu oft Meldung und Meinung miteinander vermischt und dabei die Meinung als solche nicht kenntlich gemacht.
Dazu kommt auch noch diese Asymmetrie, die es Journalisten verbreitungstechnisch ermöglicht, viele Menschen mit ihrer Meinung, selbst der abstrusesten, zu "beglücken" vielleicht sogar wie gewünscht zu beeinflussen.

Diese Möglichkeit hat "Otto Normalverbraucher" nicht, seinen Standpunkt, sei er noch so plausibel, erreicht nur einen kleinen Kreis.
Oder er fungiert als Ideengeber für Journalisten, Politiker und "Experten", die dann fremde Erkenntnisse als die eigenen verkaufen.
Eben Internet als Spielwiese für Ideenklau.

Dabei ist schon witzig, wenn nicht gar dreist, wenn Netz-Zeitungen die Möglichkeit an Leserforen teilzunehmen, von einem Bezahl-Abo abhängig machen.
Der Leser als möglicher Ideenlieferant dafür auch noch bezahlen soll, damit sich andere an seinen Ideen bereichern können.
Zudem löschen die Zeitungen manchmal "unliebsame" der jeweiligen Anschauung der Zeitungen entgegen stehenden Leserbeiträge, oder schalten bei zu "brenzligen" Themen, vor allem solche, die das Volk "beunruhigen" könnten, einen entsprechenden Kommentar-Strang erst gar nicht frei.

Es würde mich nicht wundern, wenn bei solchen Gebaren der Netz-Zeitungen die Abonnementen wieder scharenweise kündigen. Oder tun sie das etwa nicht, lassen sie sich hier etwa auch alles gefallen?

Stichwort Staatsmedien:
Über deren Schattenseiten wird ja viel argumentiert, vor allem einst vom "freien" Westen über angeblich "unfreie" östliche/kommunistische Staatsmedien.

In Westdeutschland aufgewachsen und der "sozialen Marktwirtschaft", Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zugeneigt, kann ich schwer beurteilen, was westliche Propaganda war und was nicht und wie etwa DDR-Bürger ihre Tageszeitungen und Illustrierten, die sie ja wohl auch zahlreich lasen, beurteilten.

Aber all unsere Verordnungen und Gesetze sind doch auch "staatliche" Produkte.
Hier zweifelt doch wohl kaum jemand an der Redlichkeit unserer "Gesetzes-Eltern", weil davon ausgegangen wird, dass komplexe Regularien, Parlamente, Räte, Kontroll-Gremien, Expertisen dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht und dass vor allem externe Interessengruppen zwar im Vorfeld berücksichtigt aber dennoch keine Dominanz bei Beschlüssen erreichen oder gar Gesetzestexte diktieren.

Auch Filz und Klüngel zwischen Ministern und Mitarbeitern oder Wirtschaftslobbyisten gilt es zu unterbinden. Dass dies nicht immer klappt ist wohl war, ändert aber nichts daran, dass die dies vermeiden sollenden Instrumente vorhanden und größtenteils auch wirksam sind, aber manchmal eben auch einer Überarbeitung bedürfen.

Warum könnte dann nicht auch ein offizieller "Staatsfunk", eine "Staatspresse" mit effektiven staatlichen Kontroll-Regularien Vertrauen schenken können?
Dann würde eben nur ein staatliches Reporterteam vor Ort geschickt und nicht zig Reporterteams konkurrierender "freier" Medien.
Allein die enorme Spriteinsparung wäre doch auch ein Beitrag zum Umweltschutz.

Was ist denn an der heutigen "freien Medienlandschaft" besser, wenn immer mehr obige Reportage-Dramaturgien abgespult werden und in jeder zweiten Schlagzeile steht "wie Medien berichten..." oder "laut unbestätigter Berichte" (aber die spätere Bestätigung bleibt dann aus oder steht nur im "Kleingedruckten").
Also kaufen sich Medien von anderen Medien oder Agenturen (dpa oder Reuters als quasi "Qualitätssiegel", aber wer kontrolliert die?) vermehrt Meldungen, wodurch sich auch die Haltungen immer mehr aneinander angleichen.

Die Medien wurden dabei nicht von äußeren "bösen" Kräften gleichgeschaltet, sie taten es selbst durch ihre zunehmende Praxis, sich gegenseitig Nachrichten oder ganze Artikel abzukaufen.

Was ist dann an einer Staatspresse schlecht und an einer Privatpresse gut?

Staatspresse im kleinen gibt es doch schon, in Form von "Pressestellen" der Bundesregierung, der Ministerien oder des Bundestages, bis hin zu regionalen Pressenstellen der Polizei oder Feuerwehr, deren aller Redlichkeit ja wohl kaum jemand anzweifelt.
 
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Private Medien arbeiten umsatzorientiert, daher müssen sie authentisch und interessant berichten. Mit zu vielen Zeitungsenten zerstören sie ihren guten Ruf, was sich direkt in der Kasse bemerkbar macht.

Aber es gibt auch Ausnahmen, wie zB. "Bild". Dabei erwartet der Leser von vorn herein einen hohen Anteil an Lüge und Übertreibung.

Staatsmedien (wie dieses ekelhafte RT zB.) dienen ausschließlich zur Manipulation von Meinung. Sie bringen kein Geld ein, sondern sind sogar sehr kostspielig.
 
Staatsmedien (wie dieses ekelhafte RT zB.) dienen ausschließlich zur Manipulation von Meinung. Sie bringen kein Geld ein, sondern sind sogar sehr kostspielig.
Im Falle von RT kann ich dir zustimmen. Aber allen Staatsmedien dies zu unterstellen geht dann doch entschieden zu weit.
 
ORF ist doch eine Stiftung und wird von sowas wie einem Aufsichtsrat geführt, nicht von der Öster. Regierung.
:)
Du schriebst ja auch Staatsmedien und nicht etwa Regierungsmedien oder Parteimedien.
Und da der ORF öffentlich rechtlich ist, fällt er unter den Begriff "Staatsmedien".
Ich schaue zwar kein ORF, aber ich glaube nicht, dass dort ständig irgendeine Regierungsmeinung verbreitet wird, wie auf RT oder PressTV (Iran), oder CGTN (China).
Sage ich ja - darum auch mein Einwurf, dass deine Behauptung, alle Staatsmedien würden ausschließlich der Manipulation von Meinungen dienen, entschieden zu weit ginge.
 
Hallo allerseits,

Staatsmedien sehe ich grundsätzlich sehr kritisch. Die Aussage diese Medien sein differenziert verfängt sehr schnell, da die dortigen Journalisten vom Staat abhängig sind und somit vom Staatsapparat beziehungsweise den jeweiligen Regierungen abhängig sind. Man argumentieren oft private Medien wären per se gewinnorientiert, das stimmt aber nicht pauschal. Es gibt einige, auch relevante Medien, die in Form einer Genossenschaft oder ähnlicher gemeinnütziger Organisationsformen organisiert sind und folglich keine primäre Gewinnorientierung haben. Auch wenn ein privates Medium gewinnorientiert ist, heißt das nicht zwingend, dass dort nur Blödsinn verzapft wird, es gibt schließlich auch eine breite Nachfrage nach hochwertiger und differenzierter Information. Viele Grüße
 
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