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Transhumanismus

EinMensch

Well-Known Member
Registriert
4. Juni 2022
Beiträge
639
Ich sympathisiere mit transhumanistischen Gedankengut.

Da ich Atheist bin und nicht daran glaube das sowieso irgend so eine Gottesfigur (weder Zeus noch Jehova) alles richten wird,
finde ich den Ansatz, dass das reale Leben sich für eine Verbesserung anstrengen sollte gut.
Nihilismus ist auch nicht wirklich meins.

Wenn ich staune das aus Einzellern komplexe Lebewesen wie Menschen wurden, frage ich
mich wie weit es Leben noch bringen könnte.
Menschen haben schon immer von Göttern geträumt und auch das sie uns geschaffen haben,
aber vielleicht ist es andersherum ... vielleicht könnten wir Götter schaffen und sie aus uns auch welche machen.

Aber selbstverständlich wären kleinere Verbesserungen, bereits sehr wünschenswert.

Was ist eure Meinung zum Transhumanismus?
 
Zuletzt bearbeitet:
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Vor dem Hintergrund der grundsätzlichen Parallelen zwischen Religion und Transhumanismus finde ich es interessant, dass die meisten THs ihren Atheismus betonen. So gilt zum Beispiel in beiden "Programmen" die Maxime der Grenzüberschreitung und Selbstüberwindung. Während in der westlichen Religionsgeschichte die Grenzüberwindung der materiellen und physischen Welt in einer charakteristischen Materiefeindlichkeit/Leibfeindlichkeit mündet (2. Jahrhundert n. Chr. im Gnostizismus), gilt im TH das Ziel der Transzendenz durch das Hochladen des eigenen Geistes (Mind Uploading).

In beiden Programmen gilt es, den menschlichen Zustand zu übertreffen: In der christlichen Tradition wird versucht, die Kluft zwischen Gott und Mensch zu überbrücken, indem der Mensch seine ursprüngliche Gottähnlichkeit und Vollkommenheit wiederherstellt. Das transhumanistische Pendant liegt in dem für diese Strömung zentralen Thema der Unsterblichkeit und der aufgrund von dieser Unsterblichkeit ermöglichten Perfektionierung des Menschengeschlechts.

Transhumanismus und Religion sind sich also gar nicht so fremd, wie man glauben möchte.

Prinzipiell habe ich eine gespaltene Meinung zum Transhumanismus. Einerseits birgt diese Strömung ein unglaubliches Potenzial in sich und entfaltet eine beachtenswerte kulturelle Wirkmächtigkeit. Auch mit einigen der propagierten technologischen Verbesserungsmöglichkeiten kann ich mich anfreunden. Andererseits fallen THs vor allem durch ihr anhaltende Desinteresse auf, das sie in der Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen des TH an den Tag legen.
 
Vor wenigen Jahren las ich zwei Sachbücher von Journalisten, die sich mit dem Thema beschäftigten. Im Wesentlichen ging es um Bestrebungen einiger Akteure, ihr Leben zu verlängern, ja unsterblich zu werden, auf der Basis ganz unterschiedlicher Konzepte.

Es überrascht nicht, dass die meisten Akteure eines wie auch immer gearteten Transhumanismus in den USA sitzen. Vor allem schwerreiche Internetpioniere stecken seit Jahren viel Geld und Aufwand in solche Unternehmen. Aber nicht nur, gerade in den USA gibt es eine Reihe von Vereinen, deren Mitglieder besonders alt, wenn nicht unsterblich werden wollen.

Der Transhumanist Raymond Kurzweil (74) folgt einem Programm:
Phase 1: Die vollen Möglichkeiten der heutigen Ernährungswissenschaften und Medizin nutzen, um sein Leben maximal zu verlängern, um Phase 2 erreichen zu können (20+ Jahre).
Phase 2: Die in diesen zwei Jahrzehnten entstandenen biochemischen Möglichkeiten nutzen, um den entstandenen Zustand zu stabilisieren (50 Jahre?)
Phase 3: Die in dieser Zeit entstandenen nanotechnologischen Möglichkeiten nutzen, um gealterte Zellen zu reparieren, zu verjüngen und damit unsterblich zu werden.

Kurzweil verkennt dabei eine Reihe von Realitäten, z.B. die langen, wenn nicht gar unmöglichen Zulassungen solcher hypothetischer Präparate. Forschungen zur Lebensverlängerung werden, wenn sie denn überhaupt stattfinden, nur an Mäusen durchgeführt. Die Lebenserwartung einer Labormaus beträgt 1,5 - 2 Jahre, einzelne Tiere können aber auch erheblich älter werden. Eine Studie, die aussagekräftig sein soll, müsste also min. 10-15 Jahre durchgeführt werden - das wird kaum gemacht und kaum finanziert. Am Menschen kann niemand solche Studien durchführen, denn sie würden 200-300 Jahre dauern.
Dennoch hat man (sehr wenige) solcher Studien an Mäusen durchgeführt, für Substanzen wie Deanol und Resveratrol etwa.

Mit Erfolg, nur weiß keiner, welche Dosierungen man beim Menschen einsetzen müsste. Es gibt Hochrechnungen der Dosierungen, teilweise korrigierte (die Dosierungen sinken für größere Organismen mit langsamerem Stoffwechsel). Deanol gilt mit Dosierungen unter 100 mg / Tag als wirkungslos, die Dosierung sollte >400 mg, vllt. sogar 1.000 mg / Tag betragen. Nur: Niemand weiß, wie sich Dosierungen solcher Höhe - und das täglich, ein Leben lang (!) - auswirken, in den Wirkungen oder Nebenwirkungen.
Beim (rezeptfreien, in guten Rotweinen enthaltenen) Resveratrol gibt es schon eine größere Fangemeinde, aber wie es mittlerweile aussieht, eignet es sich nur für Frauen. Denn Männer verlieren unter Resveratrol auf Dauer ihre Libido.

Andere, "die wahren Gläubigen" hungern sich zu Skeletten herunter (weil eine Studie ergab, dass bei unterernährten Mäusen die Lebenserwartung um 30% steigt). Auch sie bezahlen dies mit dem Wegfall der Libido, frieren ständig und haben kein Sitzfleisch mehr (weil das am Hintern dann fehlt). Manche, vor allem in den USA, nehmen "das bunte ABC der Präparate", Vitamine, Nährstoffe, Enzyme und was der Markt so alles hergibt.
Dabei haben Studien der letzten 10 Jahre gezeigt: Man kann mit hochdosierten Vitaminen den Krebs auch "füttern", es mussten Vitaminstudien deshalb sogar abgebrochen werden, da die Krebsrate stieg und nicht etwa sank.
Raymond Kurzweil soll sich einem strengen Programm aus Ernährung, Bewegung und Medizin unterzogen haben, mit ständiger medizinischer und labormedizinischer Kontrolle und Maßnahmen.
Alkohol ist natütlich ganz tabu ...

Wieder andere träumen von einer Art Wiedergeburt als Kopie ihrer Synapsen in Computern oder lassen sich in einem (von 2) Kyro-Instituten als komplette Leiche (oder billiger) nur den Kopf einfrieren. Rechtlich gelten die dort eingelagerten Körper und -teile als Leichen, als verstorben und die Institute als Bestattungsunternehmen, was so wohl auch nur in den USA möglich ist (und selbst da mehrfach auf der Kippe stand).
Dabei ist die Wiederbelebung eines so eingefrorenen Körpers noch nie bei einem Säugetier gelungen, nicht einmal bei einer Maus, vom Menschen ganz zu schweigen. Mehrmals in der Geschichte der Kyro-Institute stand eines kurz davor, insolvent zu gehen oder vor einer Stromabschaltung, und wenn die Erben (die die laufenden Kosten tragen) entscheiden, den Körper aufzutauen und konventionell beerdigen zu lassen, dann ist das eben so.

Mir kommt das alles sehr verbohrt, sehr "amerikanisch" vor.
Die Aktivisten des Transhumanismus bringen z.T. ganz erhebliche Opfer an ihrer Lebensqualität, um die Quantität ihres Lebens, die zu erreichende Lebensalter, zu erhöhen. Dafür nehmen sie Mängel an der Qualität des Lebens in Kauf, wobei ganz und gar nicht klar ist, ob die selbst gewählte Askese überhaupt zum Erfolg führt.
Ich finde das armselig, sehr sogar.
Ich jedenfalls halte es für besser, mal ein oder auch zwei Gläser guten Rotweins zu trinken und Sex zu haben, als den Rotweininhaltsstoff Resveratrol zu schlucken, um keinen Sex mehr haben zu können. Und wenn damit eine kürzere Lebensspanne einhergeht: Nun, dann ist das eben so, aber wenigstens habe ich gut gelebt.
 
Vor dem Hintergrund der grundsätzlichen Parallelen zwischen Religion und Transhumanismus finde ich es interessant, dass die meisten THs ihren Atheismus betonen.
Wenn man daran glaubt das bereits ein extrem mächtiges Wesen "Gott" existiert ist es naheliegend sich hauptsächlich dafür zu Interessen dessen Gunst zu gewinnen und nicht selbst für eine bessere Welt zu sorgen.
Klar, für dieses Wesen wäre es eine Kleinigkeit alles gut zu machen. Ein Schnipser und alles wäre erledigt.
Loblieder an den Gott anstatt sich selbst anzustrengen.
Die meisten Transhumanisten erachten den Glauben an die Existenz eines Gott daher als kontraproduktiv.
 
Prinzipiell habe ich eine gespaltene Meinung zum Transhumanismus. Einerseits birgt diese Strömung ein unglaubliches Potenzial in sich und entfaltet eine beachtenswerte kulturelle Wirkmächtigkeit. Auch mit einigen der propagierten technologischen Verbesserungsmöglichkeiten kann ich mich anfreunden. Andererseits fallen THs vor allem durch ihr anhaltende Desinteresse auf, das sie in der Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen des TH an den Tag legen.

Wir alle haben in den letzten 20 Jahren auch die negativen Folgen von Internet und Smartphones feststellen dürfen. Um nur ein paar wenige Aspekte zu nennen:

- Smombies
- Hate-Speech, Demütigung, Nötigung und Bedrohung
- Internet- und Smartphone-Kriminalität

um nur wenige Aspekte zu nennen.

Aber bereits die Nutzung eines gängigen Computers mit Internetverbindung verlangt dem User Einiges ab, um nicht legaler- oder illegalerweise mehr oder weniger beliebig ausgelesen und profiliert zu werden. Was für Konsequenzen soll das alles erst haben, wenn die Menschen beginnen, ihre Verbindung zum Netz mittels eines Chips bereits in ihrem eigenen Kopf stattfinden zu lassen?
Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass jede digitale Technologie, die man uns als "absolut sicher" versprochen hatte, früher oder später für kriminelle Machenschaften genutzt oder gehackt wurde. Warum sollte dies mit neuen Technologien anders sein?

“Wenn ein Wissenschaftler darüber nachdenkt, die grundlegende Natur des Lebens zu verändern – Viren zu erzeugen, Gene zu verändern – malt dies ein Schreckgespenst an die Wand, das viele Biologen als ziemlich besorgniserregend empfinden, während die Neurowissenschaftler, die ich kenne, wenn sie über Chips im Gehirn nachdenken, es ihnen nicht so fremd zu sein scheint, weil wir bereits Chips im Gehirn haben. Wir haben eine tiefe Hirnstimulation, um die Symptome der Parkinson-Krankheit zu lindern, wir haben frühe Versuche mit Chips, um das Sehvermögen wiederherzustellen, wir haben das Cochlea-Implantat – für uns scheint es also keine große Anstrengung zu sein, Geräte in ein Gehirn zu stecken, um Informationen auszulesen und Informationen wieder einzulesen.”

„(Deutsche Übersetzung)“

– Elon Musk: Neuralink and the Brain’s Magical Future. Interview zwischen Elon Musk und Tim Urban

Nehmen wir einmal an, der humanitäre Ansatz des Hrn. Musk - Implantate für bisher unheilbar Kranke - ist nicht nur ein Feigenblatt: Werden sie dann auch tatsächlich jenen dienen, für die sie vorgesehen sind?

Vor Jahren unterhielt ich mich einmal mit einem Orthopädietechniker. Er berichtete mir, dass der Marktführer für intelligente Prothesen ein deutsches Unternehmen sei ... es aber kaum Deutsche gäbe, die sie bekämen. Der Grund: Die meisten Menschen, die in Deutschland eine Amputation erdulden müssten, erlitten diese aufgrund hohen Alters und geschwächtem Immunsystems. Und diese Menschen seien nicht mehr in der Lage mit so einer Hightech-Prothese umzugehen, sei es aus physischen oder mentalen Gründen.
Die Prothesen würden hauptsächlich in die USA geliefert: Für amerikanische Kriegsveteranen.
Ich will damit nicht sagen, Soldaten verdienten solche Prothesen nicht. Dennoch hat es für mich einen faden Beigeschmack, junge Menschen in Kriegen Gliedmaßen verlieren zu lassen, um sie anschließend mit Hightech-Prothesen zu versorgen.

Es ist eine ethisch heikle Frage, nicht nur im Bezug auf Transplantate, sondern auch im Bezug auf ggf. leistungssteigernder Drogen, deren Verwendung auf Bevölkerungskreise zuzulassen, die gesund sind.
Die Protagonisten solcher Bestrebung betonen die Freiwilligkeit solcher Entscheidungen - niemand zwingt Dich, es zu tun - nur wie "freiwillig" sind denn solche Entscheidungen? Schließlich konkurrieren wir alle miteinander, was, wenn so ein Cyborg am Arbeitsplatz einfach viel erfolgreicher ist, als Du? Wie "freiwillig" ist denn die Entscheidung dann, auf solche Maßnahmen (Transplantate, Drogen) zu verzichten und ggf. ins berufliche Aus gedrängt zu werden?

Oder die Industrie erweitert die Definition dessen, was man als "krank" definiert.
Auch das hat es schon gegeben. Der Arzneistoff Modafinil wurde zur Behandlung der Narkolepsie entwickelt, nur ist der Markt für diese Erkrankung klein. Daher erfand man einfach eine neue "Krankheit", die work-sleep-disorder: Wachphasen und Müdigkeit von Schichtarbeitern, ein nachvollziehbares Problem. Aha: Man lässt Menschen mehr als unbedingt notwendig Schicht arbeiten, um ihnen dann Drogen zu geben, damit sie es besser verkraften. Oder man erwog, den Jetlag von Flugreisenden zu einer Art "Krankheit" umzuwidmen (kam damit aber nicht durch).
Oder man propagiert gleich die "Verbesserung" der Persönlichkeit gesunder Menschen, wie der amerikanische Psychiater Peter D. Kramer bereits 1993 in seinem Buch Listening to Prozac: Um erfolgreicher im Job zu sein, geselliger zu werden, fürsorglicher mit seiner Frau umzugehen und weniger Pornos zu schauen.
Willkommen in der Brave New World.

Es erschließt sich mir auch nicht, wozu solche Gehirnimplantate bei Gesunden gut sein sollten? Um was damit zu erreichen? Noch schneller zu kommunizieren? Noch unverbindlicher zu sein? Noch mehr in noch kürzerer Zeit zu arbeiten? Noch mehr Unterhaltung, Seifenopern und Plattitüden zu konsumieren?
Bereits jetzt habe ich mit Auszubildenden zu tun, die mit ihren Smartphones jeden Dideldaddel beherrschen ... an einfachen intellektuellen Aufgaben aber scheitern: Einfachste Rechenaufgaben im Kopf rechnen, oder auch nur mal eine Größenordnung überschlagen (muss ja nicht immer genau sein). Die Rechtschreibung, oder auch nur etwas inhaltlich sinnvoll betiteln. Sich neue Inhalte aus vorhandener Literatur oder auch dem Internet zu eigen machen, gar verschiedene Informationen einzuschätzen und zu werten ... vergiss es.
Oft funktioniert es auch nach wiederholter Anleitung nicht, es wird schnell wieder vergessen, und wenn es keine in Stein gemeisselten Anweisungen gibt, dann können sie es nicht umsetzen. Es fehlt ihnen schlicht die Fähigkeit zur Abstraktion, dem eigenen Denken, dem Verknüpfen und Umsetzen bereits vorhandener, verschiedener Kenntnisse.
Wie soll es denn erst werden, wenn ein jeder sich daran gewöhnt hat, mit seinem Gehirnchip alles fix und fertig aus einer Datenbank, und sei es Wikipedia, abzurufen?
 
Das Beispiel der Beinprothese passt ganz gut. Prinzipiell wird man die Entwicklung von intelligenten Beinprothesen moralisch befürworten, doch werden im TH meistens die gesellschaftlichen und politischen Implikationen ausgeblendet, die mit der adäquaten Nutzung solcher Technologien einhergehen.

Und natürlich kann man nach der generellen Sinn- und Zweckhaftigkeit der propagierten Technologien fragen. Auch dies wird aber oft versäumt. Warum Neura-Link eine Bereicherung für den durchschnittlichen Bürger darstellt, habe ich beispielsweise bisher noch nicht erfahren, aber es bleibt spannend.
 
Und natürlich kann man nach der generellen Sinn- und Zweckhaftigkeit der propagierten Technologien fragen. Auch dies wird aber oft versäumt. Warum Neura-Link eine Bereicherung für den durchschnittlichen Bürger darstellt, habe ich beispielsweise bisher noch nicht erfahren, aber es bleibt spannend.

Der Autor und Satiriker Douglas Adams (1952-2001) schrieb einmal, dass jede neue Technologie, die dich vor deinem 35. Lebensjahr erreicht, von dir als revolutionär, erstrebenswert, sinnvoll und genial angesehen wird. Während jede Technologie, die dich nach deinem 35. Lebensjahr erreicht, von dir als überflüssig, nutzlos oder bedrohlich empfunden wird.

Das Internet war vor rund 25 Jahren für die meisten von uns neu. Seine Akteure versprachen uns nicht nur eine neue Kommunikation, sondern auch eine neue Ökonomie - und zwar eine mit neuen Möglichkeiten und Wegen für alle. Dies hat fraglos auch so stattgefunden, aber nicht in der Form, wie man es damals vorhergesehen hat und propagierte.
Das Internet von damals existiert nicht mehr. Selbst Foren wie dieses, in den ersten Jahren des Internets noch sehr zahlreich, sind heute eher die Ausnahme. Eines nach dem Anderen verschwand und nur wenige blieben übrig. Die neue Ökonomie wurde keine für alle, sondern führte zu einer Konzentration weniger Großer, wenn nicht gar Monopolisten. Das Internet hat, entgegen vollmundiger Versprechen, die Ökonomie nicht etwa für viele zugänglich gemacht. Stattdessen hat sie die Marktmacht und den Monopolismus von wenigen noch weiter konzentriert und verschärft. Unter den 10 reichsten Menschen der Forbes-Liste sind heute 7 oder mehr direkt oder indirekt mit dem Internet verbunden. Und um Monopolisten wie Google kommen heute selbst klassische Großkonzerne, ja ganze Industrien nicht mehr herum.

Das sollte uns nicht vergessen machen: Menschen wie ich haben auch schon ein Leben ohne das Internet geführt, da es das Internet noch nicht gab. Ich könnte nicht sagen, es sei ein Leben mit weniger Wohlstand, Lebensqualität oder weniger Freiheit gewesen. Tatsächlich haben wir es auch geschafft, uns ohne Handy in einem Biergarten zu treffen, einen Weg zu finden oder etwas zu bezahlen.
Heute ist ein Leben ohne Internet und Smartphone gar nicht mehr möglich, denn viele Dinge würden schlicht nicht mehr funktionieren oder nurmehr holprig: Sie sind zu einer Art Standard geworden, ohne den es nicht mehr geht.
Die Bereicherung findet stattdessen nur bei wenigen Großkonzernen mit absurden Gewinnen und Marktwerten statt, die bestenfalls für alle anderen nur ein paar Krümel übrig lassen, die vom überbordend gedeckten Tisch fallen.
Warum sollte dies mit transhumanistischen Technologien wie dem Neuralink denn anders sein?
Es wird einfach ein weiteres Feature mehr sein, um uns noch abhängiger zu machen und uns noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Bereicherung wird nur bei den beteiligten Firmen stattfinden.

Wenn es sich überhaupt durchsetzt - und das ist alles andere als gesichert.
Wer wird sich denn schon einer OP am Gehirn freiwillig aussetzen, nur für ein weiteres Gimmick mit unklarer Funktion und nicht absehbaren medizinischen Spätfolgen? Selbst äußerliche Spielzeuge der jüngeren Vergangenheit, die aber in dieselbe Richtung gehen, haben sich auf Dauer nicht durchgesetzt. Im Jahr 2014 brachte Google die Datenbrille Google Glass auf den Markt. Der Hype von Technikfans war riesig, große Erfolge feierte der Suchmaschinenbetreiber damit allerdings nicht. Die Produktion wurde bereits kurz nach dem Verkaufsstart wieder eingestellt, nicht zuletzt auch wegen umfangreicher Proteste aus Datenschutzgründen. 2019 folgte ein Nachfolgermodell, dass sich vor allem an professionelle Anwender richtete, aber auch das setzte sich nicht durch.
Aber auch die eher harmlosen Smartwatches, sind, wenngleich im Aufwärtstrend, eher ein Randphänomen geblieben: Sportler, Kranke, ältere Menschen. Der Zusatznutzen, den nicht auch schon das zum Betrieb der Smartwatch obligatorische SP hätte, ist einfach zu gering; zumal sich auf dem SP die Funktionen komfortabler nutzen lassen.
 
Nachtrag:
Ich relativiere meinen tendenziell negativen Beitrag zum Thema Datenbrillen. Es gibt neue Datenbrillen - für Gehörlose, die gesprochenen Text für sie lesbar machen, ohne die Gesprächspartner ansehen und ohne Lippen lesen zu müssen. Das halte ich für eine sinnvolle, erstrebenswerte und großartige Anwendung dieser Technologie.
YT-Video dazu, ab 13:29
 
Und natürlich kann man nach der generellen Sinn- und Zweckhaftigkeit der propagierten Technologien fragen.
Das kommt darauf an was tatsächlich funktioniert und das wird die Zeit zeigen.
Eine Verbesserung des Lebens, die der Transhumanismus anstrebt, kann vieles bedeuten.
Von der Heilung einzelner Krankheiten bis hin zur Schaffung neuer Formen des Lebens, wo Menschen
die wir heute als Genies bezeichnen im Vergleich wie Dummköpfe dastehen.
Von kleinen technischen Alltagshelfern bis hin zur Schaffung neuen Lebensraumes (sowohl physisch als auch virtuell).
Mutter Erde hat schon 2/3 Ihrer Lebensspanne hinter sich. Wenn Leben nicht erheblich besser wird, hat das uns bekannte Leben
die meiste Zeit bereits hinter sich und wird ausgelöscht werden.
Klar dauert das nach menschlichen Maßstäben noch immer lange und sehr viele Menschen Leben sowieso nach der Devise "nach mir die Sinflut" aber für andere ist es eine existentielle Bedrohung des Lebens die eintreten wird wenn Leben nicht über sich hinaus wächst.
 
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Das kommt darauf an was tatsächlich funktioniert und das wird die Zeit zeigen.
Eine Verbesserung des Lebens, die der Transhumanismus anstrebt, kann vieles bedeuten.
Von der Heilung einzelner Krankheiten bis hin zur Schaffung neuer Formen des Lebens, wo Menschen
die wir heute als Genies bezeichnen im Vergleich wie Dummköpfe dastehen.

Ich halte das für eine Sackgasse, oder letztlich auch nichts Neues.
Die Menschen werden in Zukunft nicht klüger sein, genauso wie sie zu vergangenen Zeiten auch nicht dümmer waren. Was uns von ihnen unterscheidet, das ist die größere Wissensbasis und die gewachsenen technischen Möglichkeiten, in der Messung, in der Berechnung. Ein historisches Genie wie Johannes Kepler musste seine wertvolle Zeit noch mit dem Rechnen mit Papier und Bleistift verschwenden. Für Aufgaben, die jeder PC heute in Sekundenbruchteilen durchführen kann. Was uns auch von damals unterscheidet, dass ist die ungleich höhere Anzahl von Wissenschaftlern überhaupt. Hatte ein Carl Friedrich Gauß (Mathematiker) noch das Problem, dass ihn zu seinen Lebzeiten kaum jemand verstand, kann heute jede neue Erkenntnis von einer ganzen Gemeinschaft von Kollegen verstanden und diskutiert werden, in vergleichsweise Nullzeit - auch die von Genies.

Die sog. Künstliche Intelligenz (AI) - zumindest das, was man heute AI nennt - halte ich für eine Chimäre, ein Konstrukt ohne echten Erkenntnisgewinn. Wenn die IT-Größen auf die Risiken der AI für die Menschheit hinweisen, so dient das nur einem Zweck: Als PR für die AI. Denn wenn sie auf die Gefährlichkeit der AI hinweisen, dann gestehen sie der AI mindestens auch Intelligenz zu.
Das sehe ich anders.
Vielmehr handelt es sich um den Versuch, mittels geballter Rechenleistung in Zahlenmaterial ohne echtes Hintergrundwissen ein Signal zu finden, wo keines ist. Was man schließlich abbildet, das ist das Rauschen selbst und bestenfalls findet man ein sog. überangepasstes Modell.
Intelligenz ist etwas anderes, und zu einem echtem Verständnis einer Logik aus Ursache und Wirkung ist noch keine AI fähig, selbst auf dem Niveau von Kleinkindern nicht.

Selbst auf dem banalsten, simpelsten, alltäglichen Niveau ist die achso "intelligente" AI noch erstaunlich unfähig, ja kontraproduktiv. Gestern wollte ich mittels zwei verschiedenen Suchmaschinen, Google und Metager, ein Internetcafé, Call-Shop in meiner räumlichen Nähe finden. Ich suchte mit verschiedenen Suchbegriffen, grenzte die Suche mal so und mal so ein ... und fand ... Nichts.
Ich fand zig Listen-Seiten, Gaststätten, Handyshops, Tankstellen, ja sogar Blumenläden und Bestattungsunternehmen - nur nicht das, was ich suchte.
Nach etwa 20 Minuten gab ich entnervt auf. Ich entschied mich, eine Fahrt mit der U-Bahn in einen anderen Stadtteil zu unternehmen, weil ich wusste, dass es dort ein geöffnetes Internetcafé, Call-Shop gibt. Das hätte ich natürlich auch so haben können.
Aha: Nach mehr als 20 Jahren Entwicklung einer Suchmaschine eines der größten Internet-Unternehmens überhaupt ist eine vorgeblich "intelligente" Software nicht in der Lage, mir eine derartig einfache Anfrage verläßlich zu beantworten? Was für eine "Intelligenz" soll das denn sein?

Manche AI kann die Illusion erwecken, sie sei intelligent - aber nur auf dem Intelligenz-Niveau von 1-Zeilen-Chats. Sie zieht sich einzelne Wortzusammenhänge heraus und rekombiniert sie, woraus der Eindruck entsteht, sie hätte etwas zu sagen. Daher hat die Kommunikation mit AI's auch immer nur Chat-Charakter, denn würde man längere Texte ausgeben lassen, dann offenbarte sich, was für Debile die AI's noch sind.
In meiner Kindheit musste ich in der Schule im Deutschunterricht Nacherzählungen schreiben. Man bekommt eine Geschichte vorgelesen und hat sie in eigenen Worten nachzuerzählen. In der anspruchsvolleren Version dann aus der Perspektive einer anderen Person in der Geschichte.

Ich bezweifle, das eine AI dazu in der Lage wäre.
Denn dazu gehörte, sich in eine andere Person hinein zu versetzen, um eine Situation aus ihrer Position zu bewerten. Prozesse logisch zu erfassen, zu extrapolieren und abzuändern. Ein Kind kann das, das haben raffinierte Tests gezeigt, etwa im Alter von vier Jahren.
 
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