AW: Seid ihr glücklich mit euerem Beruf?
Wenn ich mir denn wirklich all das anlernen wollen würde, was es zu lernen gibt, wäre ich genug gefordert.
Na also. Spring doch! Was überwiegt - Selbstinteresse oder Sachinteresse?
Benjamin schrieb:
Die Physik ist ein so riesiges Gebiet, mit so hochdurchdachten Einzelheiten, dass ich mir mit Sicherheit sagen traue, dass es keinen einzigen Menschen auf Erden gibt, der auch nur annähernd mit Recht behaupten könnte, er beherrsche die gesamte Physik.
Ich bin kein Physiker, sondern Musiker, aber jedes Deiner Worte gilt ebenso für meine Disziplin -
Benjamin schrieb:
Da spielt es keine Rolle welche Universität ich besuche. Die Gedanken muss ich mir sowieso selbst dazu machen.
- eben, sowieso -
Benjamin schrieb:
Mein Problem ist doch wahrscheinlich meine eigene Feigheit und Trägheit wirkliche Veränderungen zu setzen.
Es könnte auch in der Sache selbst liegen. Du hast die Physik gewählt; es ist keine Frage von Feigheit oder Trägheit, wenn man dort mal erkennt, daß man bereits Begriffenes nicht ohne weiteres durch eigene Vorstellungen außer Kraft setzen kann.
Benjamin schrieb:
Es ist diese gewisse Befürchtung man könne dieser Gesellschaft, den Freunden, dem anderen Geschlecht, der Familie - oder noch schlimmer - sich selbst nicht genügen, wenn man den Weg abbricht, denn man doch eigentlich auch leicht mit Erfolg zu Ende gehen könnte.
Schon eher. Aber:
Den Erwartungen anderer eine Nase zu drehen, ist sogar recht leicht. Wenn Du auf Deinem bisherigen Weg Erfolg hattest - so sehr, daß sichtbar wird, daß Du eines Tages darüber bestimmen kannst, wem welche Gelder zufließen -dann gehe diesen Weg weiter und mache es besser als Deine Vorgänger. Wenn Du aber zu "träge und feige" bist, wird Dir das auch niemand übelnehmen. Dann bist Du eben "ganz normal", so wie ich oder Robin (oder scilla).
Vielleicht ist es gar nicht klug, sich selbst genügen zu wollen; vielleicht ist es klug, sich von dem Vertrauen, das andere in einen setzen, eine Zeitlang tragen zu lassen. Die Gedanken bleiben ja:
Benjamin schrieb:
Die Frage, die ich mir fast täglich stelle, ist, was ich denn eigentlich will, und vor allem, was es mir Wert ist, das alles aufs Spiel zu setzen, was ich schon erreicht habe.
Rückblickend wäre ich sehr vorsichtig damit, "Erreichtes aufs Spiel" zu setzen, ich hab mich immer angelegt, weil ich was besser wußte - aber das betrifft in meinem Falle eher meine kotzige Art gegenüber Leuten, die glaubten, mein bescheidenes künstlerisches Benehmen bestimmen zu sollen.
Benjamin schrieb:
Auf halben Weg umdrehen, ist oftmals schwer. Vor allem, wenn dir die ganze Welt weismachen will, es wäre der richtige. Da bleibt man blöd am Ufer stehen, und fragt sich, ob es nicht auf der anderen Seite viel schöner wäre. Ob man nicht dort das findet, was man will. Und man steht vor der Wahl: Bleib ich im Trockenen und bei den gewohnten Dingen oder spring ich ins kalte Wasser, und lass alles zurück?.
Realistisch betrachtet, braucht physikalische Forschung Geldgeber und keine depressiven Idealisten, die sich ihrer Sache nicht sicher sind.
Benjamin schrieb:
Ich vermute, ich kenne die Antwort schon längst. Denn sie lautet ähnlich, wie alle meine Antworten: Scheiß drauf und spring.
Und genau das werd ich auch machen.
Ich bin begeistert von der Selbstdarstellung dieses Suizidkandidaten. Soll ich noch ins Forum hineinrufen, daß Benjamin der mit Abstand schönste junge Mann war, der hier jemals sein Portrait zeigte?
Scheiße, Benjamin!
Wenn Du springst, laß mich wenigstens wissen, von wo aus Du gesprungen bist.
Thorsten