Der Disput liegt in der Natur der Sache. Während die einen die Welt quantitativ betrachten, versuchen die anderen deren Zusammenhänge qualitativ zu betrachten. Der Wissenschaftler sieht in einem Hund zunächst dessen Abstammung und dessen Komponenten, sieht chemische und andere Vorgänge und versucht das Objekt Hund im Sinne seiner Komponenten, seiner Struktur und seiner Prozesse zu verstehen. Der Philosoph sieht einen Hund und mag darin ein Lebewesen erkennen, das Gefühle und Ängste hat, sucht einen Sinn im Leben des Hundes und erkennt im Zweifel in dem Hund einen Freund.
Beide Erkenntnisse sind richtig und sie ergänzen sich zu einem holistischen Bild, soweit dies für uns Menschen überhaupt möglich ist. Doch bereits die unterschiedliche Blickrichtung, die Ausrichtung unserer Untersuchung birgt einen elementaren Konflikt in sich, denn wo dem quantitativ vorgehenden Menschen Arbeitsweise, Methoden, Fakten und Beweise von Wichtigkeit sind, da sind dem qualitativ vorgehenden Menschen Eindrücke, Beobachtungen und vor allem die Suche nach dem Sinn der Dinge von ganz wesentlicher Bedeutung.
Akzeptiert der eine nur den kühlen logischen Fakt, etwas Messbares und Belegbares, so begnügt sich der andere mit in sich logischen Ideen und sucht nicht zwingend nach messbaren Ergebnisse in der realen Welt. So lässt der Wissenschaftler die Frage nach dem Sinn, dem Warum unbeachtet, da dies nicht sein Metier ist. Doch gerade das ist dem qualitativ Vorgehenden das einzig Bedeutende, das Wichtigste in der Suche nach dem Verständnis der Welt.
So wird der qualitativ vorgehende Mensch immer auch die Erscheinung der Natur als ganzes sehen und die Komplexität und Vielfalt als Zeichen dafür sehen, dass all dies nicht ein Produkt des Zufalls ist. Er wird immer versuchen einen Sinn zu finden, da für ihn das sinnentleerte Universum keinen Sinn macht. So kann es für einen qualitativ Suchenden eigentlich egal sein, ob es Moleküle, Quanten oder Strings sind, die die Welt zusammen halten, denn aus seiner Erfahrung gibt es da mehr und all die kleinen Teilchen vermitteln keinen Sinn und keine Antwort nach dem Warum. Die Wissenschaft wird irgend einmal erklären, dass die „theorie of everything“ gefunden ist und die Frage nach dem „warum“ wird darin vielleicht nicht einmal erwähnt sein.
So wie Jodie Foster als Wissenschaftlerin in dem Film „Conatct“ sich plötzlich in einer Welt wiederfindet, die sie so nie für möglich gehalten hatte, so wird vielleicht die Wissenschaft sich mit den Philosophen irgendwann treffen und feststellen, dass es Strings gibt und dass es einen Sinn gibt, etwas höheres und etwas, das hinter alledem steht.
In diese Richtung sollte unser Austausch gehen. Eine Suche nach den Ansatzpunkten, wo sich wissenschaftliche Erkenntnisse mit den Annahmen der Philosophie, der Religion und der Esoterik treffen können. Es wird für uns nicht beweisbar sein, aber vielleicht denkt der qualitativ Suchende dann mehr wie der quantitativ Suchende und umgekehrt.