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Friedrich Nietzsche - Der Wille zur Macht

Enttäuscht von Bismarck, daß dieser sich auf Deutschland beschränkte und nicht ganz Europa unterjochte (letzteres hätte Nietzsche sehr gut gefallen), wandte er sich von Deutschland ab und den Franzosen zu.
Worüber Nietzsche nach dem Deutsch-Französischen Krieg
enttäuscht war, ist ein anderes Thema.
Zurück vom Deutsch-Französischen Krieg, war Nietzsche doch (von
seiner Wahl!) geläutert:
*Der Krieg
simplifiziert. Tragödie für Männer. Welches sind die
Wirkungen auf die Kultur? Indirekt: er barbarisiert
und macht dadurch natürlicher. Er ist ein Winterschlaf
der Kultur*
Fragmente, Frühjahr 1874
Seine "kriegerische" Revolution habe ich als Kunst des Überwindens
verstanden (sokratisch, also von einem selbst: durch *eigene Macht*)
Und Du?
 
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Worüber Nietzsche nach dem Deutsch-Französischen Krieg
enttäuscht war, ist ein anderes Thema.
Ja, es ist ein anderes Thema, denn eigentlich sollte es um den WzM gehen. Den Deutsch-Französischen Krieg hattest du ja eingebracht, von dem er angeblich geläutert worden sei, woraufhin ich sagte: nicht geläutert, nur enttäuscht. Aber lassen wir das.
*Der Krieg
simplifiziert. Tragödie für Männer. Welches sind die
Wirkungen auf die Kultur? Indirekt: er barbarisiert
und macht dadurch natürlicher. Er ist ein Winterschlaf
der Kultur*
Fragmente, Frühjahr 1874
Das Fragment von 1874 solltest du korrekt zitieren: KSA 7:32[62]. Aber es ist nur ein Auszug daraus.

Das vorhergehende zweite Zitat von 1882/83 aus KSA 10:5[1] ist einer Spruchsammlung entnommen, die Nietzsche für Zarathustra anlegte (Spruch 145 in diesem Fragment), es aber letztlich nicht in "Also sprach Zarathustra" unterbrachte. In selbiger Spruchsammlung von 10:5[1] steht aber auch als Spruch 96:

"Ihr sagt, die gute Sache sei es, die sogar den Krieg heilige? Ich sage: der Krieg ist es, der jede Sache heiligt!"

Und diesen Spruch des Zarathustra hat Nietzsche dann tatsächlich in seinem "Also sprach Zarathustra" aufgenommen.
 
Ja, es ist ein anderes Thema, denn eigentlich sollte es ja um den WzM gehen. Den Deutsch-Französischen Krieg hattest du ja eingebracht, von dem er angeblich geläutert worden sei, woraufhin ich sagte: nicht geläutert, nur enttäuscht.
Aber lassen wir das.
Okay
Fragment von 1874
ist nur ein Auszug daraus
Ja freilich, ich weiß!
Aber:
Heute ist ja schon beinahe alles abrufbar.
Und daher genügt doch irgendeine Eingabe.

Zitat von FreniIshtar:
Seine "kriegerische" Revolution habe ich als Kunst des Überwindens
verstanden (sokratisch, also von einem selbst: durch *eigene Macht*):
Und Du?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich vertrete keine kriegerische Revolution! Und bei Nietzsche ist mir der Begriff "kriegerische Revolution" nicht bekannt. Sofern aber Zarathustra sein Spiegelbild sein sollte, hier noch einmal: "Ihr sagt, die gute Sache sei es, die sogar den Krieg heilige? Ich sage: der Krieg ist es, der jede Sache heiligt!" (Spruch 96 in KSA 10:5[1]). Dieser Spruch scheint ihm der wichtigere gewesen zu sein, denn den anderen von dir zitierten verwarf er ja.
 
Ein weiterer Spruch (nämlich Spruch 80) aus dem besagten Fragment in KSA 10:5[1] lautet: "Ihr sollt den Frieden lieben als das Mittel zum neuen Kriege!" Diesen Spruch hat Nietzsche dann auch in "Also sprach Zarathustra" aufgenommen, mit dem Zusatz: "Und den kurzen Frieden mehr als den langen."
 
Die Anführungszeichen sind von mir - und eben auch:
"kriegerische" Revolution


Sowie viele Menschen, sehe ich Nietzsche als einen
"ewig"
Sinn suchenden: vergöttert - verachtet - auch verkannt.
Aufgewachsen in ach so gläubig christlichem Umfeld,
hat er sich ja doch s/ein tiefgreifendes Sehnen bewahrt:
*Im Grunde gab es nur einen Christen,und der starb am
Kreuz*
-!
 
Wie gesagt, zum Thema >"kriegerische" Revolution< kann ich nichts sagen. Das Thema >Friedrich Nietzsches "Der Wille zur Macht"< wäre mir lieber.
 
*Im Grunde gab es nur einen Christen,und der starb am
Kreuz*
-!
Ich habe gerade festgestellt, daß dein letztes Zitat aus dem "Antichristen" stammt (Aphorismus 39). Darin geht es um "das echte, ursprüngliche Christentum, das zu allen Zeiten möglich sein wird... [und] nicht ein Glauben, sondern ein Tun" ist. Thematisch läuft er vollkommen deckungsgleich mit dem von mir bereits erwähnten Aphorismus 212 des WzM: "Das Christentum ist jeden Augenblick noch möglich... Das Christentum ist eine Praxis, keine Glaubenslehre. Es sagt uns, wie wir handeln, nicht, was wir glauben sollen."
Die letzten beiden Sätze sind diejenigen, die Peter Gast in den Aphorismus "eingeschmuggelt" hat. Die finden sich nämlich nicht im Manuskript. Das wäre die angesprochene einzige textliche "Fälschung" im WzM, sofern die Sätze nicht noch in irgendeiner Vorstufe im Manuskript zu finden sind. Ich fand sie jedenfalls bislang nicht. Gut Nitzscheanisch sind sie dennoch, im "Antichristen" stehen sie ja dem Inhalt nach. Allerdings bleibt ein ungutes Gefühl, sofern es nicht originaler Nietzsche sein sollte. Peter Gast macht sowas nämlich in aller Regel nicht. Er putzt gelegentlich an unglücklichen Formulierungen, schiebt ein erklärendes Wort dazwischen, aber niemals kompakte Textsequenzen, wie hier.

So haben wir doch wieder die Kurve zum WzM hingekriegt.
 
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Ich sehe es anders. Er ist schrittweise ins Unterbewusstsein abgetaucht. Und irgendwann hat er den Point of no Return überschritten - vielleicht, als er das Pferd umarmt hat.

Sein Zusammenbruch war Folge einer Syphilis-Infektion (progressive Paralyse). Der Krankheitsverlauf entspricht auch den typischen Symptomen: Kopf- und Gliederschmerzen, Sehstörungen, sowie wenige Monate vor dem Zusammenbruch plötzliche Schmerzfreiheit im Zusammenhang mit einem Schaffensrausch und Größenwahn.

Ja, ich kenne die wissenschaftliche Diagnose. Mich interessiert aber, was hinter den Kulissen passiert ist, also aus seiner individuellen Perspektive. Und da ist eben meine Theorie, dass er langsam aber sicher ins Unterbewusstsein abgetaucht ist, also dass er innerlich durchaus weiterlebte, auch als er äußerlich nur noch das bekannte leere Starren gezeigt hat. Das beste Buch über Nietzsche (und Hölderlin und Kleist) ist Stefan Zweigs Der Kampf mit dem Dämon:
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Dämonisch nenne ich die ursprünglich und wesenhaft jedem Menschen eingeborene Unruhe, die ihn aus sich selbst heraus, über sich selbst hinaus ins Unendliche, ins Elementarische treibt, gleichsam als hätte die Natur von ihrem einstigen Chaos ein unveräußerliches unruhiges Teil in jeder einzelner Seele zurückgelassen, das mit Spannung und Leidenschaft zurück will in das übermenschliche, übersinnliche Element.
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