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Es ist egal, aber...

Chris M

Well-Known Member
Registriert
2. November 2014
Beiträge
3.728
... ich frage mich manchmal, ob nicht vielleicht der Selbsthass der kürzeste Weg aus dem spirituellen Koma sein könnte, der Hass auf das eigene falsche Selbst , der Hass auf den eigenen falschen Körper. Wir sind programmiert, unsere Gehirne spielen uns eine falsche Realität vor und vielleicht kann man die Wahrheit nur erkennen, wenn alle falschen Illusionen zerstört und niedergebrannt werden.

Ist spirituelles Erwachen ein destruktives Unterfangen? Das ist die eigentliche Frage.

I'll join with black despair against my soul
And to myself become an enemy.

(Richard III.)

Do you want a sign that you're asleep, here it is: You are suffering. Suffering is a sign that you're out of touch with the truth. Suffering is given to you that you might open your eyes to the truth, that you might understand that there is falsehood somewhere, just as physical pain is given to you so you will understand that there is disease or illness somewhere. Suffering occurs when you clash with reality, when your falshoods clash with truth, then you have suffering. Otherwise, there is no suffering.

(Anthony de Mello)


 
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... ich frage mich manchmal, ob nicht vielleicht der Selbsthass der kürzeste Weg aus dem spirituellen Koma sein könnte, der Hass auf das eigene falsche Selbst , der Hass auf den eigenen falschen Körper. Wir sind programmiert, unsere Gehirne spielen uns eine falsche Realität vor und vielleicht kann man die Wahrheit nur erkennen, wenn alle falschen Illusionen zerstört und niedergebrannt werden.

Keine Ahnung, was ein "spirituelles Koma" sein soll? Ein Koma ist ein Zustand ohne Bewusstsein, in dem ich schon mehrmals war (allerdings nicht im Koma), und da erlebt man ... schlicht ... nichts. Man weiß nicht einmal, dass er überhaupt stattgefunden hat, es muss einem erst mitgeteilt werden.
So gänzlich ohne Wahrnehmung ist kein Mensch in Normalzuständen, selbst der "unspirituellste" oder "dümmste" nicht.

Ich bin nicht der Meinung, unsere Gehirne spielten uns eine falsche Realität vor. Selbst dann nicht, wenn, wie es die neurologische Forschung bislang nahelegt, uns unser Gehirn mehr eine zeitnah zukünftige, aber mögliche Realität vorspielt (die es aber laufend mit der Realität abgleicht).
Es liegt eine gewisse Radikalität darin zu sagen, falsche Illusionen müssten "zerstört" und "niedergebrannt" werden (man stelle sich einmal vor, jemand aus meiner Position würde dergleichen so formulieren). Es erinnert mich an (islamische) Radikale in Pakistan, die erst einmal alle Schulen niederbrennen, damit sie ihnen gemäße neu aufbauen können (was sie dann aber nicht tun).

Die Probleme entstehen nicht durch die Wahrnehmung einer falschen Realität, sondern durch die Nichtakzeptanz derselben.
Wer versucht, Kausalzusammenhänge zu finden, wo keine bestehen oder auch nicht bestehen können - der ist auf dem besten Wege in eine veritable Psychose.
Der Psychotiker reisst sich beim Aufreissen einer Kekspackung den Fingernagel ein, ruft aus "Das ist ein Zeichen!" und beschließt, fortan nie wieder Kekse (Schokokekse, dieses Herstellers, in roter Verpackung ... usw. usf.) zu essen. Eine ggf. logische Erklärung - das dergleichen mit geschnittenen Fingernägeln vllt. nicht passiert wäre - zieht er gar nicht erst in Betracht.

Die rationale Sichtweise auf die Welt mag nicht die allein richtige sein. Nicht einmal Naturwissenschaftler sind immer und ausschließlich dieser Meinung. Nur: Bevor man esoterische Standpunkte in Betracht zieht, sollte man zunächst einmal seinen rationalen Rahmen ausschöpfen, und der ist meistens ganz beträchtlich. Die meisten Probleme lösen sich schnell in ihr Wohlgefallen auf, wenn man sie ruhig, sachlich und rational angeht.
Oder sie sind und bleiben Zufälle. Zufälle, die einfach passieren, und für die es keine rationale Erklärung gibt, weil ein Bedeutungszusammenhang schlicht nicht besteht.

Ich bin auch nicht der Meinung, man müsse sich laufend selbst optimieren - macht man ja sonst auch nicht. Der Ottonormalbürger stellt ja auch nicht fest: Oha, meine Kenntnisse der Mathematik sind aber bescheiden ... und quält sich im Anschluss mit einer Differenzialmathematik, die er weder versteht noch benötigt.
In meinen Augen sind dererlei "spirituelle" Bemühungen nur Mindfuck, die auf Dauer nur zweierlei bewirken: Entweder Depression oder Psychose, weil man sich an etwas bemüht, was überhaupt nicht funktionieren kann. Und für das es nicht einmal einen Konsens gibt, geschweige denn eine allgemeine theoretische Basis. Ganz im Unterschied zur Differenzialmathematik im Übrigen.
 
Keine Ahnung, was ein "spirituelles Koma" sein soll?

In einem neueren Buch von Jed McKenna wird eine Frau namens Marichelle zitiert, die diesen Ausdruck verwendet, so bin ich darauf gekommen. Sie ist vor etwa 30 Jahren nach eigenen Angaben aus einem spirituellen Koma erwacht, in dem sich ihrer Ansicht nach 99,9% der Menschen befinden (McKenna sieht das ähnlich). Sie hat nach jahrzentelangen Anfragen eine einmalige Vortragsreihe ohne Bezahlung gehalten und ist danach wieder aus der Öffentlichkeit verschwunden, also sie fällt auf keinen Fall in dein Schema der gewinnorientierten Gurus. Vermutlich fällt sie halt dafür in deine Spinner-Rubrik.

Es liegt eine gewisse Radikalität darin zu sagen, falsche Illusionen müssten "zerstört" und "niedergebrannt" werden (man stelle sich einmal vor, jemand aus meiner Position würde dergleichen so formulieren). Es erinnert mich an (islamische) Radikale in Pakistan, die erst einmal alle Schulen niederbrennen, damit sie ihnen gemäße neu aufbauen können (was sie dann aber nicht tun).

Ja, das ist sehr radikal, McKenna war schon immer radikal und er zitiert gerne andere radikale Personen.

In meinen Augen sind dererlei "spirituelle" Bemühungen nur Mindfuck, die auf Dauer nur zweierlei bewirken: Entweder Depression oder Psychose, weil man sich an etwas bemüht, was überhaupt nicht funktionieren kann. Und für das es nicht einmal einen Konsens gibt, geschweige denn eine allgemeine theoretische Basis. Ganz im Unterschied zur Differenzialmathematik im Übrigen.

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich diesen Beitrag in der Rubrik "Psychologie" und nicht unter "Spiritualität" geposted habe, denn ich gehe mittlerweile auch kritischer mit diesem Thema um, weshalb mir deine Antwort in dem Sinne gefallen hat, dass sie einen Ausgleich darstellt zu der radikalen Position, die ich im Eingangsposting vertreten habe. Außerdem ist der Threadtitel ein Hinweis darauf, dass ich das alles selber nicht mehr so ganz ernst nehme. Vermutlich macht das alles wenig Sinn aus deiner Sicht, aber es ist eben so, wie es ist.
 
In einem neueren Buch von Jed McKenna wird eine Frau namens Marichelle zitiert, die diesen Ausdruck verwendet, so bin ich darauf gekommen. Sie ist vor etwa 30 Jahren nach eigenen Angaben aus einem spirituellen Koma erwacht, in dem sich ihrer Ansicht nach 99,9% der Menschen befinden (McKenna sieht das ähnlich). Sie hat nach jahrzentelangen Anfragen eine einmalige Vortragsreihe ohne Bezahlung gehalten und ist danach wieder aus der Öffentlichkeit verschwunden, also sie fällt auf keinen Fall in dein Schema der gewinnorientierten Gurus. Vermutlich fällt sie halt dafür in deine Spinner-Rubrik.

Okay, Frau Marichelle ist also aus einem "sprituellen Koma" erwacht, in dem sich - ihrer Meinung nach - "99,9% aller Menschen befinden"? Und Hr. McKenna sieht dies genauso?
Was im Umkehrschluss bedeutet, das 0,1% aller Menschen, also jeder 1.000ste ein wahrhaftet Erleuchteter ist, und alle anderen nur Dumpfbacken?
Nicht, das ich so etwas vllt. sogar glauben mag, aber ich gehöre zu diesen Auserwählten ... einmal mit Profis arbeiten ...

Das ist entweder völlige Arroganz, abartig geradezu, oder völlig ignorante Ironie - und ich vermute, Du bist auf Letzteres hereingefallen. Denn 99,9% der Menschen für Vollttrottel zu erklären, das ist entweder ein Standpunkt, der an Arroganz nicht mehr zu überbieten ist ... oder Manie.
Wahrscheinlich Letzteres.

Man sollte sich vergegenwärtigen: Es gibt gewinnorientierte Selbstdarsteller, aber das ist nicht der einzige Grund, ein solcher zu sein. Dasselbe Argument wird auch in der UFO-Szene öfter mal bedient. Es sagt aber nichts aus, denn es gibt durchaus auch Menschen, die sich ohne Gewinnstreben zum Trottel des gesamten Planeten machen.
Es handelt sich um psychisch kranke Menschen, Maniker zumeist, die mit so weirden Storys daherkommen, das man sie fast glauben muss. Es gibt solche Menschen, aber es handelt sich ... schlicht ... um Psychotiker.

Es gibt sie auch im Alltag. Es ist mir in der Kneipe schon einer begegnet, der hat mir erzählt, er sei einn Testpilot, und habe vor 3 Tagen sein Testflugzeug im Atlantik versenkt. Er glaubt diese Story (leider) auch selbst, und gestern hat ihn die Navy aus dem Meer gefischt.
Nur weil jemand keinen Gewinn aus seiner abstrusen Geschichte zieht, oder ziehen kann, muss sie nicht wahr sein.
Das ist ein Trugschluss der Eso-Szene.
 
Okay, Frau Marichelle ist also aus einem "sprituellen Koma" erwacht, in dem sich - ihrer Meinung nach - "99,9% aller Menschen befinden"? Und Hr. McKenna sieht dies genauso?

Das ist entweder völlige Arroganz, abartig geradezu, oder völlig ignorante Ironie - und ich vermute, Du bist auf Letzteres hereingefallen. Denn 99,9% der Menschen für Vollttrottel zu erklären, das ist entweder ein Standpunkt, der an Arroganz nicht mehr zu überbieten ist ... oder Manie.
Wahrscheinlich Letzteres.

Naja, so wie du das darstellst ist es halt das andere Extrem. Du hältst halt alle spirituellen Lehrer (und Schüler wohlbemerkt) für totale Volltrottel - das ist auch arrogant.

Ich bin mir nicht mehr sicher wieviel von all dem Ernst ist und wie viel Sprachkunst. Das ist aber auch gar nicht mehr so entscheidend für mich, ich stehe einfach auf das Surreale daran. Hier noch ein sehr schönes Zitat von Marichelle:

"So one day you wake up and say oh no, i'm totally insane, and that's nice, because it gives you something to work on. What is insane? Thinking you are a little monkey playing with other litlle monkeys is insane. Where did you get this idea? You don't have to believe everything just because it seems to be some way. You might be something, but you're not a little monkey. I can tell you that much."
 
Naja, so wie du das darstellst ist es halt das andere Extrem. Du hältst halt alle spirituellen Lehrer (und Schüler wohlbemerkt) für totale Volltrottel - das ist auch arrogant.

Sehr zutreffend, und zwar aus zwei Gründen:

1. Menschen, die sich als spirituelle Lehrer erklären, oder noch schlimmer: Zu denen ihre Schäfchen sie erklären, kann ich nicht ernsthaft für voll nehmen.
Wer sein Fach nicht beherrscht, der lehrt es, das ist nichts Neues. Das ist bei den bodenständigen Fächern schon schlimm genug, aber da kann man wenigstens davon ausgehen, dass es eine Lehre gibt, einen Konsens, eine Theorie, auf die man sich bezieht. Bei dem kann von keinem der spirituellen "Lehrer" auch nur ansatzweise die Rede seine, ein jeder gibt seine Gardinenpredigt ab und ist er selbst das Maß aller Dinge.

2. Selbst der bescheidenste Kochlehrer muss sich selbst eines schuldig bleiben: Dass seine Theorien funktionieren, dass seine Theorie der Hühnersuppe stimmig ist. Das hat noch kein spritueller Lehrer beweisen können, es bleibt am Ende nur blah-blah-blah.
 
Das ist bei den bodenständigen Fächern schon schlimm genug, aber da kann man wenigstens davon ausgehen, dass es eine Lehre gibt, einen Konsens, eine Theorie, auf die man sich bezieht. Bei dem kann von keinem der spirituellen "Lehrer" auch nur ansatzweise die Rede seine, ein jeder gibt seine Gardinenpredigt ab und ist er selbst das Maß aller Dinge.

Das stimmt aus meiner Sicht nicht, die Grundlehre ist bei allen ernstzunehmenden Lehrern immer die Lehre der Nondualität, das Ziel ist immer das nonduale Bewusstsein, und keiner hat dies klarer formuliert als McKenna, aber ich denke halt mittlerweile, dass zum Beispiel die Filme von David Lynch diese Lehre besser vermitteln als jeder Text, und das lässt mich fragen wie viel man davon einfach als Kunst betrachten sollte. Zur Funktion der Kunst in spirituellen Dingen hatte Schopenhauer ja auch schon einiges zu sagen, da schließt sich wieder mal der Kreis.
 
Es handelt sich um psychisch kranke Menschen, Maniker zumeist, die mit so weirden Storys daherkommen, das man sie fast glauben muss. Es gibt solche Menschen, aber es handelt sich ... schlicht ... um Psychotiker.

Also McKenna und Marichelle gehen davon aus, dass es so etwas wie einen psychotischen Zusammenbruch braucht, um aus dem spirituellen Koma zu erwachen, in dem sich die Menschheit befindet. Aber dabei ist wichtig zu betonen: Keiner von beiden stellt das so dar, als ob das irgendwie das große Ziel im Leben wäre oder die ultimative Mission der Menschheit, vielmehr sagen beide, dass es eigentlich keinen Grund zum Erwachen gibt, dass es keinerlei Gewinn bringt, aus der Traummatrix zu erwachen und interessanterweise gibt es dazu auch ein Buddha-Zitat, wenn es denn authentisch ist, wer will das schon mit Gewissheit sagen, das McKenna in seinem dritten Buch als Opening-Zitat bringt:

"Truly, I have attained nothing from total enlightenment"
- Buddha



Es ist nicht egal, was Du glaubst und welche Vorstellungen Du Dir machst. :)

Naja, im Großen und Ganzen betrachtet, ist es eigentlich schon egal. Wir bekommen alle unseren individuellen Matrixfilm eingepumpt und der Inhalt desselben ist eigentlich ziemlich gleichgültig.

"You are in coma. You are in hallucination. So if you would ask a question it would be about something you think is real that is not real, so that question would be of no value. You are living in a false reality and believing it is real reality. This means you are in something that means coma or hallucination. That is your situation".

Marichelle
 
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Naja, im Großen und Ganzen betrachtet, ist es eigentlich schon egal. Wir bekommen alle unseren individuellen Matrixfilm eingepumpt und der Inhalt desselben ist eigentlich ziemlich gleichgültig.

"You are in coma. You are in hallucination. So if you would ask a question it would be about something you think is real that is not real, so that question would be of no value. You are living in a false reality and believing it is real reality. This means you are in something that means coma or hallucination. That is your situation".

Marichelle
Wenn ich mir vorstellen würde, dass alles "irreal" wäre und wirklich daran glauben würde, dann käme mir vielleicht der Gedanke, dass es egal wäre, wie ich mein Leben verbringe. Ich würde dann vielleicht vor mich hin dämmern, Drogen nehmen, Scheiße bauen, in Foren Blödsinn schreiben und das Leiden für mich und andere vermehren, anstatt zu versuchen, Freude, Lust und Lachen zu verbreiten. :lachen:
 
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