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Einer trage des anderen Last

Walter

Administrator
Teammitglied
Registriert
3. Oktober 2002
Beiträge
5.014
Einer trage des anderen Last
auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz Christi.
(Gal 6,2)

Ich selber bin Atheist, dennoch glaube ich dass dieser alte Bibelspruch einiges an Weisheit in sich birgt.

Wie interpretiert ihr diesen Satz?
 
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Original geschrieben von wirrlicht
Mir wird bei solchen Sprüchen immer ganz mulmig :(

Warum?
Weil es ein Spruch aus der Bibel ist? Ach, ich sehe die Bibel mehr als eine Geschichtensammlung, in ihr steckt viel Wahrheit aber auch einiges an Unwahrheit...
Oder weil Sprüche oder Zitate immer sehr pointiert sind und nie die ganze "Wahrheit" treffen?
 
Nöö, nicht wegen der Quelle - in der Bibel stehen schon ein paar schlaue Sachen drin.

"Ein jeder trage des anderen Last" - klingt so nach Imperativ.

Liegt vielleicht an meinem Hintergrund - jeder ist für alle verantwortlich, einer für alle - alle für einen, gemeinsam sind wir stark... ÄRKS!

Klingt wahrscheinlich fürchterlich unsozial, aber ich mag so'n Gruppenzwang nicht (was anderes sagt das Zitat letztlich ja auch nicht aus). Ich WILL nicht anderer Leute Last tragen müssen, schon gar nicht weil sich das "so gehört".

Und ich will auch nicht daß andere sich verpflichtet fühlen, sich an meinen "Lasten" zu beteiligen weil sich das "so gehört".

Wenn ich jemandem helfe, dann aus einem Bedürfnis heraus. Und wenn jemand mir Ohr/Verstand/Hilfe schenkt, überlege ich sehr gründlich, ob ich das annehme.

Mir gefällt das Motto einer Bekannten besser als der Bibelspruch, es lautet: Du kannst alles von mir haben, wenn du nichts von mir verlangst.

LG, wirrlicht
 
Original geschrieben von wirrlicht
Mir gefällt das Motto einer Bekannten besser als der Bibelspruch, es lautet: Du kannst alles von mir haben, wenn du nichts von mir verlangst.
LG, wirrlicht

Was anderes sagt der Spruch auch nicht aus ...

Und ich sehe das auch so ...

Es gibt nichts schlimmeres als Menschen, die einem helfen und dafür Dankbarkeit verlangen oder Gegenleistungen ...

Mir ist schon oft passiert, dass ich etwas getan oder gegeben habe und habe es von ganz anderer Seite wieder zurückbekommen ... ohne zu erwarten oder danach zu fragen ...

"Einer trage des anderen Last" heißt ja nicht ... Du meine - ich dafür Deine ...
 
Guten Morgen *gähn*
Wie interpretiert ihr diesen Satz?

Die Aktion ist die gegenseitige Hilfe (hier geht es aber wirklich um "Lasten", nicht um Kinkerlitzchen...), das Motiv (2.Halbsatz) ist die Nächstenliebe, das Gesetz des Christus.

Wenn ich jemandem helfe, dann aus einem Bedürfnis heraus. Und wenn jemand mir Ohr/Verstand/Hilfe schenkt, überlege ich sehr gründlich, ob ich das annehme.

Aber steht das nicht eigentlich im 2.Halbsatz? Wir sollen das Gesetz des Christus erfüllen, weil wir dann die Last des anderen tragen. Das Gesetz des Christus ist nach Joh 13 die gegenseitige Liebe. Ich denke, wenn diese der Antrieb für die Hilfe ist, ist es auch absolut in Ordnung.

Problematisch ist es aber wirklich, wenn man dann auf einmal etwas vom anderen erwartet, dann stimmte auch das Motiv vorher nicht.


gruß!
eC
 
Original geschrieben von ein Christ
Die Aktion ist die gegenseitige Hilfe (hier geht es aber wirklich um "Lasten", nicht um Kinkerlitzchen...), das Motiv (2.Halbsatz) ist die Nächstenliebe, das Gesetz des Christus.
Hi, EinChrist, ich halte nichts davon, Moralanweisungen als Anweisungen eines Herrschers zu betrachten, die wir wie BEFEHLE zu befolgen haben.
1. Warum sollte ich Jesus von Nazareth folgen?
2. Ich will den Sinn meiner Handlungen einsehen.
Was für einen SINN hat Moral, wenn sie nur ein Paket von Befehlen ist?

Wenn wir den Sinn, resp. den NUTZEN, der Moral nicht begreifen (wollen), haben wir unsere Lektion nicht gelernt.

Liebe und Umsicht spendet Liebe und Umsicht. Sich einander verstehen und füreinander da sein, schafft gemeinschaftliche Stärke, Sicherheit, Verlässlichkeit, ein gutes Gefühl! DAS ist der Sinn der moralischen Direktive: Einer trage des Anderen Last.
Nicht, weil ein, zweifellos charismatischer, Wanderprediger und Aspirant auf den Königsthron Israels das so gesagt hat! Solch eine Denkart entspringt aus den Tagen und langen Jahren und Jahrhunderten blinder autoritärer, militärischer Unterwürfigkeit.
Wir alle haben einen Anspruch darauf, zu erfahren, WARUM etwas getan werden soll. Wenn Moralsätze EINGESEHEN werden, haben sie auch eine ganz andere Stabilität.

Gysi
 
Einer trage des anderen Last

also ich interpretiere diesen satzt so:

wenn ich davon ausgehe, dass wir alle eins sind, nicht getrennt sondern energetisch wie geistig eins, so trage ich automatisch die last jeden einzelnen mit.

lg binchen
 
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Original geschrieben von Gisbert Zalich
Hi, EinChrist, ich halte nichts davon, Moralanweisungen als Anweisungen eines Herrschers zu betrachten, die wir wie BEFEHLE zu befolgen haben.

So ist der Mensch nun mal normalerweise. Nix besonderes bei Dir, oder? Wer ordnet sich schon gerne einem "Herrscher" unter? Aber: wie ich schon geschrieben habe: Nach christlicher Theologie sollte das ein Automatismus sein, der aus dem "Gesetz des Christus" folgt. Ich sehe das also nicht so sehr als Befehl.

Original geschrieben von Gisbert Zalich
1. Warum sollte ich Jesus von Nazareth folgen?
2. Ich will den Sinn meiner Handlungen einsehen.
Was für einen SINN hat Moral, wenn sie nur ein Paket von Befehlen ist?

1. Dazu fordert Dich keiner auf. Du kannst auch Deinem eigenen Hirn und Denken vertrauen und daraus Deine Moralvorstellungen und Dein Verhalten bilden. Ich hab da bei mir selbst jedoch einige Zweifel, daß das gut geht.
2. Wieso "Paket von Befehlen". Du beziehst das ja scheinbar auf die "christlich/biblische Jesus-Ethik". Wann fordert Jesus Christus auf, mit Ausnahme der Forderung nach Nächstenliebe. Und jetzt komm mir nicht mit irgendwelchen idiotischen Kirchen-Normen und -Regeln.

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Wenn wir den Sinn, resp. den NUTZEN, der Moral nicht begreifen (wollen), haben wir unsere Lektion nicht gelernt.

Völlig richtig. Aber, die Bibel fordert Dich ja auch nicht auf, Dein Gehirn auszuschalten. Das wär ja zu einfach. Du darfst ruhig darüber nachdenken, wie Moral entsteht.

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Liebe und Umsicht spendet Liebe und Umsicht. Sich einander verstehen und füreinander da sein, schafft gemeinschaftliche Stärke, Sicherheit, Verlässlichkeit, ein gutes Gefühl! DAS ist der Sinn der moralischen Direktive: Einer trage des Anderen Last.
Das was Du sagst, ist ja alles richtig. Aber widerspricht das dem Bibel-Vers? Nicht wirklich, oder? Vielmehr ist das, was Du sagst, daß zentrale Motiv des NT. Du überzeugst Gott also von seiner Meinung.

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Nicht, weil ein, zweifellos charismatischer, Wanderprediger und Aspirant auf den Königsthron Israels das so gesagt hat! Solch eine Denkart entspringt aus den Tagen und langen Jahren und Jahrhunderten blinder autoritärer, militärischer Unterwürfigkeit.

Du nimmst wahrscheinlich Bezug auf Deinen ersten Absatz (zumindest paß das gedanklich sonst nicht). Daß diese Denkart dem entspringt glaube ich nicht, weil - wie gesagt - keine Befehle erteilt werden. s.o.

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Wir alle haben einen Anspruch darauf, zu erfahren, WARUM etwas getan werden soll. Wenn Moralsätze EINGESEHEN werden, haben sie auch eine ganz andere Stabilität.

s.o.

gruß!
eC
 
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