• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Egozentrismus und Narzissmus

Miriam

New Member
Registriert
26. Juni 2005
Beiträge
9.722


Zwar sind die beiden Begriffe die ich im Titel verwende verwandt, besser gesagt es gibt Gemeinsamkeiten zwischen Egozentrismus und Narzissmus - und doch sind sie andererseits auch in ihren wesentlichen Merkmalen unterschiedlich. Denn das eine, der Egozentrismus, kennzeichnet eine kindliche Entwicklungsstufe und ist insofern als völlig normal zu bezeichnen, der Narzissmus aber bezeichnet eher eine Entwicklungsstörung - worüber es vielleicht wichtig ist nachzudenken, da er in unserer Gesellschaft immer häufiger vorkommt.
Man kann aber auch vorweg sagen, dass diese Störung darauf beruht, dass man es im erwachsenen Alter nicht geschafft hat diese kindliche Perspektive abzulegen um zu einer mindestens annähernden reellen Wahrnehmung und Einschätzung des Ichs in der Welt zu gelangen.

Was aber bedeutet Egozentrismus? Das Kleinkind erfährt sich als Zentrum der Welt die er so langsam aus dieser Perspektive kennen lernt. Das Unterscheiden zwischen dem was objektiv ist und der Subjektivität der Wahrnehmung in dieser Entwicklungsstufe ist noch nicht möglich – und dies ist ja auch verständlich da das Ich in dieser Alterstufe noch nicht besteht.

Laut Piaget ist der Egozentrismus beim Kind der naive Glaube, dass die Welt so wie es diese erfährt, die Welt schlechthin ist. Es besteht dadurch auch nicht die Möglichkeit, dass ein anderer eine andere Sicht der Dinge haben könnte als es selbst – und meist denken Kinder, dass ihre Behauptungen nicht auf Widerspruch stoßen könnten. Der Zweifel an die eigene Sicht der Dinge besteht noch nicht.

Erst durch die Entwicklung wird diese egozentrische Sicht überwunden – und das geschieht parallel zur Entwicklung des Ichs. Das Kind lernt dadurch erst sein Gegenüber wahrzunehmen – ein Gegenüber das auch eine andere Perspektive haben könnte als die eigene. Auch die Kommunikation wird dem angepasst – es erscheint nicht mehr als selbstverständlich, dass der Gesprächspartner das was das Kind gesagt hat auch in dieser Form versteht und akzeptiert.

Und wenn durch eine Fehlentwicklung die egozentrische Perspektive nicht überwunden wird? Grob zusammengefasst kann man da sagen, dass dies zum Narzissmus führt.

Was bedeutet das? Es ist eigentlich eine Überschätzung der eigenen Persönlichkeit und zugleich ein Mechanismus der als Kompensation für ein sehr schlechtes Selbstwertgefühl stattfindet.

Wikipedia gibt dafür eine sehr gute Definition:

Narzissmus ist eine Charaktereigenschaft, die sich durch ein geringes Selbstwertgefühl bei gleichzeitig übertriebener Einschätzung der eigenen Wichtigkeit und dem großen Wunsch nach Bewunderung auszeichnet. Zu dem namensgebenden Mythos siehe unter Narziss.

Man stellt fest, dass die Zahl der narzisstischen Persönlichkeitsstörungen in unserer Zeit sehr zugenommen hat.
Doch um diesem Phänomen auf dem Grund zu gehen – da würde dieser Beitrag noch länger werden als er schon ist.

Gruß

Miriam
 
Werbung:
AW: Egozentrismus und Narzissmus


Man stellt fest, dass die Zahl der narzisstischen Persönlichkeitsstörungen in unserer Zeit sehr zugenommen hat.

Alles was es gibt,was war und was sein wird hat seine Gründe.

So muss auch Gründe für solch eine Perönlichkeitsstörung geben!

Um so ein Problem zu beheben (narzisstische Persönlichkeitsstörungen) ,sollte man zu den Wurzeln vor dringen,die diese Persönlichkeitsstörungen hervorgerufen hat.


Gruß Kain
 
AW: Egozentrismus und Narzissmus

Hi Miriam!

Bin zufällig über dieses, schon etwas ältere Thema gestolpert.

Hat mich schon oft beschäftigt und ich habe einiges über Narzissmus gelesen.

Meine Auffassung ist die, dass nicht die Egozentrik, die nicht überwunden wird, in der Narzissmus führt, sondern die Wunde des nicht erkannt seins- der Mangel an Spiegelung.

Wenn Kinder nicht Antwort- in Form von Spiegelung durch die enge Bezugsperson- erhalten und so erfahren hat - du bist geliebt weil du bist und wie du bist- dann entsteht ein Mangel.

Dieser ist umso ausgeprägter, je bedürftiger die erwachsene Kontaktperson ist.
Wenn sich Eltern also besonders stark über ihre Kinder definieren sind diese in ihrer gesunden Entwicklung gefährdet.

Der Narziss legt sich bereits sehr früh eine "Maske" zu und löst sich von seinem wahren ich- er wird seiner eigenen Natur fremd.
Irgendwann im Leben erhält er immer stärkere Signale, dass etwas nicht stimmt...und wenn der Betroffene Glück hat erkennt er seine Geschichte und kann was ändern.

Ich hatte das Glück.
Mir hat nicht umsonst" Narziß und Goldmund "sehr gefallen...

Liebe Grüße!

WW
 
AW: Egozentrismus und Narzissmus

Liebe Miriam,
ein sehr interessanter Text zu einem Thema, über das ich fast nichts weiß. Danke dafür :blume1:

Ein Problem habe ich aber. Ist dieser Satz belegt (statistisch?):


Man stellt fest, dass die Zahl der narzisstischen Persönlichkeitsstörungen in unserer Zeit sehr zugenommen hat.

Und ist er auch prozentual zutreffend?
Wenn ja, hast Du Quellen?

Weil, na ja... immer wenn es klingt wie "Alles wird immer schlechter...", werde ich aufmerksam und will es genau wissen.

Liebe Grüße, pispezi :zauberer2
 
AW: Egozentrismus und Narzissmus

In der Psychologie wird eine Krise des Selbstwertgefühls mit dem Begriff narzisstische Neurose beschrieben. Der Grundstein für das unterentwickelte Selbstwertgefühl, soll auch hier oft schon in der Kindheit gelegt worden sein (aber nicht immer).
Kinder lernen z.B. am Verhalten ihrer Eltern, wie man mit Täuschungen, Manipulationen oder Lügen und Intrigen ans Ziel der eigenen Wünsche kommt und sie übernehmen, mangels Alternativen, dieses Modell. So wird ein Verhalten erlernt, welches am meisten Vorteile bringt. Diese Menschen haben gestörtes Verhältnis zu anderen Menschen, da Egoismus und Arroganz ihre hervorstechenden Eigenschaften sind. Wenn die gewünschte Annerkennung von der Umwelt ausbleibt, kommt es oft zu einer persönlichen Krise. Sie leiden psychisch und physisch und entwickeln Krankheitsbilder.
Zu allem Unglück, ist es „narzisstischen“ Menschen gar nicht möglich, den eigenen Anteil am Problem zu erkennen, sondern sie verlagert die Ursache auf äußere Umstände und Einflüsse. In „guten“ Phasen wirken sie dabei durchaus nett, charmant und unterhaltsam, verfügt über ansprechende Umgangsformen und haben ein gepflegtes Äußeres.
Also diese „defekten“ Verhaltensmuster haben m.E., auf jeden Fall zugenommen.

Senhora

ausführlicher unter http://www.narziss-mus.de
 
AW: Egozentrismus und Narzissmus

Hallo Miriam!

Hiermit bekenne ich:

Da ich ein egozentrischer Narziss bin, der glaubt, die Welt drehe sich nur um ihn --- und Leute, glaubt mir, sie tut es wirklich!, habe ich kein Problem mit Menschen, deren Lebensbild ebenfalls das eigene Universum ist.

Folgender Satz ist meine philosophische Erkenntnis:
Ich bin Egoist, weil mein Ego ist.


Nicht mehr und nicht weniger, ist das, was ich von meinem Leben sagen kann.

Halt! Mehr doch!
Wer sich mit der Rechtschreibung schwer tut, kann ohne Sinnverlust auch schreiben:
Ich bin Egoist, weil mein Ego isst.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Egozentrismus und Narzissmus

Hi Raphael!

Wie kannst du so erste Probleme aud die leichte Schulter nehmen.:schaf:

Als "narzisstisch angehaucht" muss ich dir unbedingt mitteilen, dass ich solche Pflanzereien fast nicht ertrage!!!:D:D

Außersem frißt mein EGO. Es kann sich nämlich nicht beherrschen- es will sich beherrschen lassen
Du hast ja offensichtlich kein Problem mit deinem Selbstwert- also los....trample herum.....:bwaah:

windige Grüße
 
AW: Egozentrismus und Narzissmus

Hallo Westwind!

Ja, ich schäme mich wirklich...
aber nur, weil ich nicht so jung schön bin, wie weiland Narziss, dafür bin ich aber stolz, weil ich nicht so deppert bin vorm eigenen Spiegelbild zu verhungern...!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Egozentrismus und Narzissmus

Hallo Raphael!

Schade, dass ich dich nicht sehen kann!:)

Ich bin auch noch nicht vorm eigenen Spiegelbild verhungert- ich bin sogar- schäm- etwas übergewichtig- aber noch nettanzusehen!!:jump6:

Also sprich- bin ich dann vielleicht doch ganS normal??:engel1:

Kurz noch was ernstes: Ich glaube wirklich, dass Störungen dieser Art häufig sind- Vergleiche kann ich keine ziehen- bin keine Wissenschafterin- aber ich empfinde es so, dass aus Zeitmangel und zunehmend empfundenen Druck junge Eltern oft so mit sich beschäftigt sind, dass sie ihren Kindern nicht ausreichend Zuwendung und Annahme geben können.
Allerdings- es gibt keine Kindheit ohne Scharten und vermutlich können alle hier ein Lied davon singen.:gitarre:

Wir dürfen unseren Kindern auch zutrauen , nur mit 80% Eltern zu überleben!

Liebe Grüße!
 
Werbung:
AW: Egozentrismus und Narzissmus

Hallo Westwind! Hallo Leute!

Kinder halten ja einiges aus, wir waren selber welche und wissen das aus eigener Anschauung.

Mit seinen Eltern nicht ins Reine kommen zu können, muss eine leidvolle Erfahrung sein, die ich in meinem Leben nicht machen musste, obwohl ich mit meinem Vater erst mit Mitte 20 Frieden schließen konnte.

Wer Vater oder Mutter zeitlebens hasst, mag Gründe dafür haben, doch was aus diesem Hass erwächst, tut niemandem gut.

Über Narzissmus:

In der Pubertät, so mit 14 oder 15, entwickelte ich eine narzisstische Liebe zu meinem Bauch. Ich hielt ihn für ausnehmend schön.
Seltsam, oder?!
Wirkt sich diese damalige Selbstverliebtheit wohl noch aus?
Bin ich gestört?!
Wenn ja, wie sehr?!

Wenn ich jedoch heute meinen Bauch betrachte, so fällt mir nur das Wort
"Sic transit gloria..." ein.

Meinen persönlichen Beitrag zum Thema "Narzissmus" geleistet habend,
wünsche ich allen einen schönen Abend!

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
Zurück
Oben