• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Die große Abwesenheit der Philosophie

paranormo

Active Member
Registriert
26. Dezember 2007
Beiträge
482
Ich schreibe hier für mich, also kann ich nicht beurteilen, inwieweit andere
Leute ähnlich denken. Jedenfalls kommt es mir gerade während der Weihnachtsfeiertage so vor, als fiele mir die Abwesenheit der Philosophie im
Alltag verglichen mit den Religionen, hier freilich mit dem Christentum auf.

Während die Religionsgemeinschaften sich den Menschen von der Wiege bis
zur Bahre den Menschen förmlich aufdrängen, gibt es seitens der Philosophie,
abgesehen von akademischen Zirkeln, gar nicht erst die Möglichkeit einer Zu-
sammenkunft. Folglich trägt sie nichts zur Gemeinschaftsbildung des Menschen
bei.

Die fehlende Gemeinschaftsbildung seitens der Philosophie macht aber den Menschen die Anwendung ihres Geistes schwer, denn wer sich im Leben an
anhand seiner fünf Sinne orientieren will, steht allein in der Welt, oder es
kommt ihn zumindest so vor, da man von Anschlußmöglichkeiten zu Ähnlich-
gesinnten nichts weiß und in Glaubensgemeinschaften ist die Äußerung ernsthafter Zweifel dem eigenen Ansehen eher abträglich ist.

Es wäre also meiner Meinung nach angebracht, daß Philosophie lernt, die
Menschen im Alltag zu begleiten, im Leben der Menschen greifbar zu sein.
Wie sähe beispielsweise ein (nicht der einzige) philosophischer Rhythmus
von Arbeits- und Freizeit aus, wie ein philosophisches Familienmodell, wie
ein philosophisches Begräbnis?
 
Werbung:
AW: Die große Abwesenheit der Philosophie

der philosoph als einzelwesen und egozentrist??

geht wahrscheinlich am 24. einen heben..

raucht sich nieder

oder protestiert mit enthaltsamkeit

die ideale gehören weggeworfen

leider ist das keine spassige wissenschaft
 
AW: Die große Abwesenheit der Philosophie

Hallo Paranormo,

vielleicht lässt sich die von dir vermutete Abwesenheit der Philosophie damit erklären, dass die Philosophie ihren eigenen Begriff/Gegenstand fortwährend hinterfragt und also keine Basis hat, auf welcher sie - beispielsweise in Form von Modellen, Gemeinschaften oder gar Riten - dauerhaften Bestand haben könnte.

Zwar gibt es Lebensphilosophien, welche durchaus feststehend scheinen, allerdings fehlt dann gerade wieder das, was - so meine ich - für die Philosophie wesentlich ist: das Hinterfragen des Hinterfragbaren, somit also stets auch sich selbst. Und solch ein reger Denkprozess, der viele Formen und doch keine hat, der wirkt vermutlich gerade dann besonders abwesend, wenn man beharrlich etwas Festes daran sucht: man sucht in diesem Falle am Wesentlichen der Philosophie vorbei.

Ich nehme an, dass die Philosophie so abwesend garnicht ist, womöglich ist sie als Vermögen im Menschen geborgen. Sicherlich verfügt ein jeder Mensch über andere Möglichkeiten, dieses angenommene Vermögen - die Lust zu denken - für sich zu entdecken. Das Umfeld kann hierzu Anregungen geben; andererseits aber: das lustige Denken sollte nicht erzwungen oder durch fixe Rituale herbeigezerrt werden, sonst wird die Lust zur Unlust, die destruktiven Potentiale eines orientierungslosen Denkens - des erzwungenen/verzweifelten Sinnsuchens - dürfen hierbei nicht unterschätzt werden.

Um zum Ende zu kommen: Ich denke, dass man als denkfreudiger Mensch nicht auf eine feste Gemeinschaft hoffen sollte, vielmehr kann man, sofern man sich zwischenmenschlich austauschen möchte, Ähnlichgesinnte suchen. Das, was ein "ähnliches Ansinnen" sein soll, ist wiederum hinterfragbar; am besten man probiert dies in Gemeinschaft und wenn man schließlich keiner gemeinsamen Ansicht ist, sich aber dennoch wertschätzt, dann - so würde ich sagen - ist eine Form der gemeinschaftlichen Philosophie in hohem Maße anwesend. :)

Viele Grüße,

Philipp
 
AW: Die große Abwesenheit der Philosophie

... Jedenfalls kommt es mir gerade während der Weihnachtsfeiertage so vor, als fiele mir die Abwesenheit der Philosophie im
Alltag verglichen mit den Religionen, hier freilich mit dem Christentum auf.

Während die Religionsgemeinschaften sich den Menschen von der Wiege bis
zur Bahre den Menschen förmlich aufdrängen, gibt es seitens der Philosophie,
abgesehen von akademischen Zirkeln, gar nicht erst die Möglichkeit einer Zu-
sammenkunft. Folglich trägt sie nichts zur Gemeinschaftsbildung des Menschen
bei.

Im Unterschied zur christlichen Religion gibt es in der Philosophie keine 'verbindliche Wahrheit'. Was in der Philosophie verbinden könnte, wären philosophierende Menschen. Und dazu gibt es schon Leute im Netz, die diese Verbindungen suchen.

Rolf Reinhold
Reinholds Philosophischer Ansatz
Eigentliche Philosophie als Weltsichtforschen
Stichworte zu Reinholds Philosophie

oder Jochen Ebmeier
Kritische Philosophie
Peter Möller
Peter Möllers Startseite

ein Forum
Internationales Forum für Philosophie und Literatur

Viel Erfolg beim Finden von Verbindendem!

gruß manni
 
AW: Die große Abwesenheit der Philosophie

Ja, wir haben das Christentum und die Philosophie.

Der christliche Glaube hat Antworten, die Philosophie hat Fragen.

Ein Abendländer lebt daher nur in der Spannung zwischen diesen beiden Polen.

Für einen Moslem ist das anders: der hat nur seinen Glauben. Es gibt meines Wissens keine arabische Philosophie.

Und für einen Buddhisten ist das auch wieder anders: da gibt es nur Philosophie und gar keinen Glauben in unserem Sinn. Die haben Fragen und Antworten und du musst selbst alles überprüfen, alles hinterfragen und die Antworten auch immer wieder selbst erfahren. Dort darfst du gar nicht glauben.

Also: Willkommen im Abendland!!!

lg Frankie
 
AW: Die große Abwesenheit der Philosophie

@PhilippP

Wenn ich dir folgen kann, dann hat die Philosophie doch einen festen Ritus,
nämlich den des Hinterfragens.
Daß Philosophen keine absoluten Antworten geben können, muss kein Nachteil
für etwaige Zusammenkünfte sein, im Gegenteil, die Laien hätten die Möglichkeit ihre Sichtweisen einzubringen. Die strukturelle Hinterfragbarkeit
philosophischer Antworten trägt folglich das Potential auf künftige verbesserte
Antworten in sich.
Die Relativität philosphischer Antworten heißt nicht, daß sich nicht mögliche
Folgen von Ursachen und umgekehrt aufzeigen kann und Unmögliches aus-
schließen kann.
Wenn man die Leute nicht zum Denken zwingen will, für mich ist die Denkerei
übrigens Mittel und nicht Zweck der Philosophie, dann könnte man immer noch
versuchen, sie dazu einzuladen. Das würde auch die Suche nach "Ähnlichge-
stimmten" erleichtern.

mfg
 
AW: Die große Abwesenheit der Philosophie

Hallo Paranormo,

in gewisser Hinsicht hast Du Recht, nehmen wir das Hinterfragen als festen Bestandteil jeder Form von Philosophie an, dann wäre das zweifelsohne als Ritus bezeichenbar. Dabei - um dem, was ein Ritus für gewöhnlich darstellt, nämlich eine Handlung, die sich unverändert wiederholt, zu folgen - wäre vermutlich vonnöten, dass das Hinterfragen einen feststehenden Handlungsablauf darstellt; eine wie auch immer geartete Veränderung/Wandlung des Hinterfragens wäre demnach ausgeschlossen. Das aber gerade ist, so meine Ansicht, beim philosophischhen Hinterfragen sehr zentral, dass nämlich alles, was erkennbar ist, auf verschiedenst mögliche Weisen befragt werden kann, schließlich auch das, was das Hinterfragen selbst darstellt.

Der Umstand, dass absolute Antworten womöglich nicht gegeben werden können, stellt meiner Ansicht nach keine Vereinfachung für die von Dir genannten Laien dar, wobei ich solche Klassifizierungen eher ungerne verwende, da Vorabwertungen (so etwa eine selbstverständliche Einteilung der Menschen in Profis und Laien) die Unbefangenheit des Denkens - so meine ich - bereits beträchtlich einschränken. Auch vereinfacht sich das Denken nicht, wenn es selbstkritisch und scheinbar selbstzerstörerisch annimmt, dass das Denken beispielsweise stets nur situationsbezogene und zeitweilig zutreffende Lösungen/Antworten finden kann.

Die "strukturelle Hinterfragbarkeit", mit der Du vermutlich meinst, dass philosophische Antworten von ihrer Grundbeschaffenheit her hinterfragbar sind, schließt eigentlich gerade das aus, was Du daraus ableitest, also das Zubewegen auf eine absolute philosophische Antwort. Wenn jede Antwort von ihrer Struktur her hinterfragbar ist, so ist dies auch jede Folgeantwort und folglich kann es eine absolute Antwort nur dann geben, wenn diese das Attribut der Hinterfragbarkeit in einen wie auch immer gearteten Absolutheitsanspruch integriert.

Um ein scheinbares Missverständnis auszuräumen. Ich sehe in Relationen und Uneindeutigkeiten philosophischer Überlegungen nicht notwendig eine Praxisferne oder gar Handlungsunfähigkeit gegeben, jedenfalls nicht dann, wenn man nicht ausschließlich einen Absolutheitsanspruch verfolgt, dem man freilich so nicht gerecht werden kann und welcher in Resignation münden könnte. Unmöglichkeit und Möglichkeit sehe ich beispielsweise als gegeben an, jedoch - wie zu Anfang schonmal erwähnt - gebunden an Situation und Zeit, in welcher das zu untersuchende Geschehen sich ereignet.

Beste Grüße,

Philipp
 
AW: Die große Abwesenheit der Philosophie

Die Philosophie kann das Hinterfragen nicht grundsätzlich zur Disposition
stellen, ohne sich dabei selber zur Disposition zu stellen. Das Ende des Hinter-
fragens wäre das Ende der Philosophie. Also bleibt das Hinterfragen unabänderlicher Bestandteil der Philosophie.

:)

Hallo Paranormo,

in gewisser Hinsicht hast Du Recht, nehmen wir das Hinterfragen als festen Bestandteil jeder Form von Philosophie an, dann wäre das zweifelsohne als Ritus bezeichenbar. Dabei - um dem, was ein Ritus für gewöhnlich darstellt, nämlich eine Handlung, die sich unverändert wiederholt, zu folgen - wäre vermutlich vonnöten, dass das Hinterfragen einen feststehenden Handlungsablauf darstellt; eine wie auch immer geartete Veränderung/Wandlung des Hinterfragens wäre demnach ausgeschlossen. Das aber gerade ist, so meine Ansicht, beim philosophischhen Hinterfragen sehr zentral, dass nämlich alles, was erkennbar ist, auf verschiedenst mögliche Weisen befragt werden kann, schließlich auch das, was das Hinterfragen selbst darstellt.

Der Umstand, dass absolute Antworten womöglich nicht gegeben werden können, stellt meiner Ansicht nach keine Vereinfachung für die von Dir genannten Laien dar, wobei ich solche Klassifizierungen eher ungerne verwende, da Vorabwertungen (so etwa eine selbstverständliche Einteilung der Menschen in Profis und Laien) die Unbefangenheit des Denkens - so meine ich - bereits beträchtlich einschränken. Auch vereinfacht sich das Denken nicht, wenn es selbstkritisch und scheinbar selbstzerstörerisch annimmt, dass das Denken beispielsweise stets nur situationsbezogene und zeitweilig zutreffende Lösungen/Antworten finden kann.

Die "strukturelle Hinterfragbarkeit", mit der Du vermutlich meinst, dass philosophische Antworten von ihrer Grundbeschaffenheit her hinterfragbar sind, schließt eigentlich gerade das aus, was Du daraus ableitest, also das Zubewegen auf eine absolute philosophische Antwort. Wenn jede Antwort von ihrer Struktur her hinterfragbar ist, so ist dies auch jede Folgeantwort und folglich kann es eine absolute Antwort nur dann geben, wenn diese das Attribut der Hinterfragbarkeit in einen wie auch immer gearteten Absolutheitsanspruch integriert.

Um ein scheinbares Missverständnis auszuräumen. Ich sehe in Relationen und Uneindeutigkeiten philosophischer Überlegungen nicht notwendig eine Praxisferne oder gar Handlungsunfähigkeit gegeben, jedenfalls nicht dann, wenn man nicht ausschließlich einen Absolutheitsanspruch verfolgt, dem man freilich so nicht gerecht werden kann und welcher in Resignation münden könnte. Unmöglichkeit und Möglichkeit sehe ich beispielsweise als gegeben an, jedoch - wie zu Anfang schonmal erwähnt - gebunden an Situation und Zeit, in welcher das zu untersuchende Geschehen sich ereignet.

Beste Grüße,

Philipp
 
Werbung:
Zurück
Oben