Einsteins wissenschaftliche Methode
Ein besonders schönes Beispiel dafür, wie Einstein sich der "wissenschaftlichen Methode" freizügig bediente:
Entsprechend den Kepler´schen Gesetzen umkreisen die Planeten bekanntlich die Sonne entlang elliptischer Bahnen. Bei einer elliptischen Umlaufbahn wird jeweils der Punkt größter Annäherung an das Zentralgestirn als „Perihel“ bezeichnet. Dieser Punkt ändert bei jedem Umlauf des Planeten geringfügig seine Position, so dass er im Laufe der Zeit eine Kreisbewegung ausführt. Die Kreisbewegung des Punktes größter Annäherung an das Zentralgestirn bezeichnet man als „Periheldrehung“.
Wegen der großen Sonnennähe und seiner relativ großen Bahnexzentrizität ist die Periheldrehung des Planeten Merkur besonders stark ausgeprägt, sie beträgt etwa 5600“ pro Jahrhundert.
von Albert Einstein und Leopold Infeld,
Leiden 1949, S.161
Im Jahr 1898 erschien in der „Zeitschrift für Mathematik und Physik“ ein Artikel von PAUL GERBER aus Stargard in Pommern.
In diesem weitgehend unbeachteten Artikel verwendet Gerber den an sich bekannten, bisher nicht erklärbaren Restbetrag des Merkurperiphels von 43“ pro Jahrhundert, um damit die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Gravitationseffekten zu berechnen.
Da der von Gerber ermittelte Gravitationsausbreitungswert von 305500 km/sek in etwa dem damals ermittelte Wert der Lichtgeschwindigkeit entsprach, schrieb Ernst Mach 1901 in seinem Werk „Die Mechanik in ihrer Entwicklung“:
In seinem ersten Brief an Ernst Mach vom 9. August 1909 schrieb Einstein, dass er natürlich seine Hauptwerke sehr gut kenne, von denen er dasjenige über die Mechanik aber am meisten bewundere.
Der eigentliche Skandal ist nicht, daß Einstein abgeschrieben hat, sondern daß noch heute überall behauptet wird, die Periheldrehung sei ein Beweis für die "Richtigkeit und Wahrheit" der ART. Die klass. Mechanik sei falsch, weil sie entweder die Periheldrehung überhaupt nicht oder nur zum Teil erklären könne.
Wegen der Schwere des Plagiatsvorwurfs gegen Einstein wurde in der Folge der 1902 erschienene Artikel von Paul Gerber im Bd. 52, S.415-441 der Annalen der Physik 1917 nachgedruckt.
http://bourabai.narod.ru/articles/gerber/gerber.htm
Hartmut schrieb:Auch Einstein hat über die Grenzen des Definierten und Anerkannten hinaus gedacht (Einstein sei Dank!), bediente sich aber der wissenschaftlichen Methode ........
Viele Grüsse
Hartmut
Ein besonders schönes Beispiel dafür, wie Einstein sich der "wissenschaftlichen Methode" freizügig bediente:
Entsprechend den Kepler´schen Gesetzen umkreisen die Planeten bekanntlich die Sonne entlang elliptischer Bahnen. Bei einer elliptischen Umlaufbahn wird jeweils der Punkt größter Annäherung an das Zentralgestirn als „Perihel“ bezeichnet. Dieser Punkt ändert bei jedem Umlauf des Planeten geringfügig seine Position, so dass er im Laufe der Zeit eine Kreisbewegung ausführt. Die Kreisbewegung des Punktes größter Annäherung an das Zentralgestirn bezeichnet man als „Periheldrehung“.
Wegen der großen Sonnennähe und seiner relativ großen Bahnexzentrizität ist die Periheldrehung des Planeten Merkur besonders stark ausgeprägt, sie beträgt etwa 5600“ pro Jahrhundert.
"Physik als Abenteuer der Erkenntnis"Einstein schrieb:Falls überhaupt Hoffnung dafür besteht, eine Abweichung von Newtons Gesetz zu finden, so besteht die größte Aussicht dafür in der Beobachtung der Bewegung des Merkurs. Aus der klassischen Theorie folgt, dass die vom Merkur beschriebene Bahn von derselben Art ist, wie die irgend eines anderen Planeten. Nach der allgemeinen Relativitätstheorie sollte die Bewegung etwas anders sein. Merkur sollte sich nicht nur um die Sonne bewegen, sondern die Ellipse, die er beschreibt, sollte sehr langsam relativ zu dem mit der Sonne fest verbundenen KS rotieren. Diese Drehung der Ellipse drückt den neuen Effekt der allgemeinen Relativitätstheorie aus. Die neue Theorie sagt die Größe des Effekts voraus, Merkurs Ellipse würde einen Umlauf in 3 Millionen Jahren ausführen ! Wir sehen, wie klein der Effekt ist, und wie hoffnungslos es sein würde, ihn im Fall weiter von der Sonne entfernter Planeten zu suchen.
Die Abweichung der Bewegung des Planeten Merkur von der Ellipse war bekannt, bevor die allgemeine Relativitätstheorie formuliert wurde, und es konnte keine Erklärung dafür gegeben werden. Andererseits entwickelte sich die Relativitätstheorie, ohne diesem speziellen Problem irgendwelche Beachtung zu schenken. Erst später wurde die Folgerung über die Drehung der Ellipse bei der Bewegung eines Planeten um die Sonne aus den neuen Gravitationsgesetzen gezogen. Im Fall des Merkur erklärt die Theorie erfolgreich die Abweichung der Bewegung von derjenigen, die nach dem Newtonschen Gesetz zu folgern wäre.
von Albert Einstein und Leopold Infeld,
Leiden 1949, S.161
Im Jahr 1898 erschien in der „Zeitschrift für Mathematik und Physik“ ein Artikel von PAUL GERBER aus Stargard in Pommern.
In diesem weitgehend unbeachteten Artikel verwendet Gerber den an sich bekannten, bisher nicht erklärbaren Restbetrag des Merkurperiphels von 43“ pro Jahrhundert, um damit die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Gravitationseffekten zu berechnen.
Paul Gerber schrieb:„Besteht die Gravitation zwischen zwei Massen in einer Wirkung, die sich mit Zeitverlust von der ersten auf die zweite und umgekehrt überträgt, dann findet man, dass dadurch ein Fortschreiten des Perihels eines Planeten hervorgebracht werden muß.“
Da der von Gerber ermittelte Gravitationsausbreitungswert von 305500 km/sek in etwa dem damals ermittelte Wert der Lichtgeschwindigkeit entsprach, schrieb Ernst Mach 1901 in seinem Werk „Die Mechanik in ihrer Entwicklung“:
Ernst Mach schrieb:„Drude (in seinem Referat über die Fernwirkung für die Naturforscher-versammlung, 1897) zählt viele Versuche auf, eine Fortpflanzungs-geschwindigkeit der Gravitation nachzuweisen, welche bis auf Laplace zurückgehen. Das Resultat kann als negatives betrachtet werden, denn die möglichen Fortpflanzungsgeschwindigkeiten stimmen nicht untereinander, sind aber alle sehr große Vielfache der Lichtgeschwindigkeit. Nur Paul Gerber (Über die räumliche und zeitliche Ausbreitung der Gravitation, Zeitschr. f. Math. u. Phys. 1898, II) findet aus der Perihelbewegung des Merkurs, 41 Sekunden in dem Jahrhundert, die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Gravitation gleich der Lichtgeschwindigkeit.“
In seinem ersten Brief an Ernst Mach vom 9. August 1909 schrieb Einstein, dass er natürlich seine Hauptwerke sehr gut kenne, von denen er dasjenige über die Mechanik aber am meisten bewundere.
Der eigentliche Skandal ist nicht, daß Einstein abgeschrieben hat, sondern daß noch heute überall behauptet wird, die Periheldrehung sei ein Beweis für die "Richtigkeit und Wahrheit" der ART. Die klass. Mechanik sei falsch, weil sie entweder die Periheldrehung überhaupt nicht oder nur zum Teil erklären könne.
Wegen der Schwere des Plagiatsvorwurfs gegen Einstein wurde in der Folge der 1902 erschienene Artikel von Paul Gerber im Bd. 52, S.415-441 der Annalen der Physik 1917 nachgedruckt.
http://bourabai.narod.ru/articles/gerber/gerber.htm
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