Annuntio vobis gaudium magnum. Habemus Papam!
Salut!
Die Wahl sollte nicht überraschen, da gebe ich Binchen und Markus absolut Recht. Vielleicht überrascht uns Benedikt XVI., dieser Chefdogmatiker noch -grins. Schon seine ungewohnte Emotionalität bei der Totenmesse für Papst Johannes Paul II. überraschte sehr, wie ich vielen Medien entnehmen konnte. Polarisieren wird er wie sein Vorgänger, um so mehr, als ihm die pastorale Erfahrung gänzlich fehlt. Irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Kardinäle sprachen sich lieber für eine bekannte Linie der Kirche aus, als wieder für ein '26-jähriges' Pontifikat -wollte J. Ratzinger nicht schon von seinem Amt als Präfekt der Glaubenskongregation aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten? Aber das ist nur ein Aspekt der Wahl. M.M.n. musste Kardinal Ratzinger belohnt werden, er hat es sich verdient, denn vorwiegend führte er doch für seinen Vorgänger all die 'heiligen Kriege'. Wie hat man nur damit rechnen können, dass es ein Kardinal aus der Dritten Welt schafft? Ins Kollegium wurden doch beinahe ausschliesslich treue Wojtyla-Anhänger berufen.
Als Gläubige und Anhänger des verstorbenen Papstes müsste sich doch jeder über diese Wahl freuen, wählten die Kardinäle 'die rechte Hand' des Vorgängers und m.E. auch seinem Wunsch entsprechend. Die Macht muss -grins in Europa bleiben, die Tradition ihrer Ausübung gewahrt!
Johannes Paul II. hatte gewiss eine grosse Wirkung. Dank seiner Ausstrahlung, kommunikativen Fähigkeiten und seiner Überpräsenz wirkte er glaubwürdig und war für die Meisten vor allem die Vaterfigur. Objektiver betrachtet, waren seine Niederlagen zahlreicher als seine Siege. Zwar nahm die Zahl der Gläubigen unter ihm zu, es war aber nicht die Jugend der 'Ersten Welt', wie man auch hier annimmt, der Zuwachs ist vorwiegend in der Dritten Welt zu verzeichnen. Die 'Erste Welt' polarisierte er und wurde hier sehr differenziert aufgenommen. Die grundlegenden Werte, die er vermittelte -an die auch die Atheisten glauben!- wusste er mediengerecht vertreten, aber dass ihm die Gläubigen in der Sexualethik nicht mehr folgten, war bestimmt seine grösste Niederlage. Dass er keine wirklich grossen Fortschritte auf der ökumenischen Ebene erzielte, obwohl er wesentlich dynamischer war als Vertreter anderer Religionen, war sicherlich seine zweite Niederlage, wobei man ihm natürlich anrechnen muss, er sorgte für ein neues Klima. Negativ wird sein Weigern bleiben, sich mit der Rolle der Frau zu beschäftigen. Nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft. Dringend notwendige Reformen haben sich unter ihm noch mehr angestaut; wenn die katholische Kirche keine weiteren Niederlagen einstecken will, hätte sie sich überlegen müssen, ob ein willkürlich handelnder Papst oder 'nur' einfach ein starker Papst vonnöten sei. Möglicherweise ist dieses Übergangs-Ponitifikat als Bedenkfrist der Kirche zu verstehen, meint zwar äusserst skeptisch aber nicht ohne Hoffnung ein Atheist.
Ein Anekdötchen aus zweiter Hand zum Schluss: Nach dem Tode von Johannes Paul II. wurde im italienischen Fernsehen eine Diskussionsrunde ausgestrahlt. U.a. fragte der Moderator einen offiziellen Vatikan-Vertreter, wie sich Vatikan an den immensen Kosten, die da auf Rom einstürzen, zu beteiligen gedenkt. Dieser konnte sein Erstaunen und seine Betroffenheit nicht verbergen: 'Aber Vatikan hat doch gar kein Geld...', worauf der Moderator, grün angelaufen, die Diskussion abrupt beenden musste.