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Benedict XVI

shirin

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18. März 2005
Beiträge
32
Gerade eben hat man verkündet, dass Joseph Ratzinger zum neuer Papst gewählt wurde.

Was haltet ihr davon? womit habt ihr so gerechnet? Findet ihr es gut, dass der neue Papst wieder ein Konservativer ist oder hättet ihr es lieber wenn ein Reformer zum Papst gewählt wurde? Interessiert euch die Papstwahl überhaupt?
 
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Groß-Inquisitor Ratzinger nimmt Stellung zur Inquisition:

Großinquisitor ist eine historische Einordnung, irgendwo stehen wir in der Kontinuität. Aber wir versuchen heut', das was nach damaligen Methoden, zum Teil kritisierbar, gemacht worden ist, jetzt aus unserem Rechtsbewusstsein zu machen. Aber man muss doch sagen, dass Inquisition der Fortschritt war, dass nichts mehr verurteilt werden durfte ohne Inquisitio, dass heißt, dass Untersuchungen statt finden mussten.

Hervorhebungen von mir.
Hm.
 
Ich habe zwar mit Ratzinger gerechnet, es aber auch gleichzeitig befürchtet.

Einen Erzkonservativen wie ihn in der heutigen Zeit zum Papst zu wählen, halte ich pers. für alles andere als weitsichtig.

Die Kirche läuft Gefahr, durch ihn all die Jugendlichen weltweit zu verlieren, die sie durch seinen Vorgänger gewonnen hat.
Die Rolle der Frau wird sich nicht verbessern, Verhütung wird weiterhin zum Tabu erklärt und Homosexualität bleibt eine Sünde.

Ich hätte mir einen Papst aus Lateinamerika oder Afrika gewünscht.

Rhona
 
Rhona schrieb:
Ich habe zwar mit Ratzinger gerechnet, es aber auch gleichzeitig befürchtet.

Einen Erzkonservativen wie ihn in der heutigen Zeit zum Papst zu wählen, halte ich pers. für alles andere als weitsichtig.

Die Kirche läuft Gefahr, durch ihn all die Jugendlichen weltweit zu verlieren, die sie durch seinen Vorgänger gewonnen hat.
Die Rolle der Frau wird sich nicht verbessern, Verhütung wird weiterhin zum Tabu erklärt und Homosexualität bleibt eine Sünde.

Ich hätte mir einen Papst aus Lateinamerika oder Afrika gewünscht.

Rhona

Glaube kaum, dass diese Vision eintreten wird. Du behauptest, dass die Jugendlichen durch Ratzinger von der Kirche abfallen, die zuvor durch Johannes Paul II. zur Kirche geführt wurden. Ratzinger hat schon unter seinem Vorgänger erheblichen Einfluss ausgeübt, er war Päfekt der Glaubenskongregation und Dekan des Kardinalskollegiums, insofern halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass seine Linie so von der des JP II. abweicht, dessen "rechte Hand" er ja quasi war.
Ferner wird er ja wohl als Konservativ bezeichnet, weil er sich gegen Verhütung, Abtreibung (sowie und Beratung dazu) und Homosexualität ausgesprochen hat, aber das hat Johannes Paul II. ja auch in erheblichem Maße. Also wird sich im großen und ganzen nicht allzuviel ändern wird, ob das nun gut oder schlecht ist wird sich zeigen :)
 
Welche Vision???

Das, was ich eben schilderte, das war schon unter dem alten Papst so und Ratzinger ist der Letzte, der daran etwas ändern wird.

Wer behauptet, dass die Inquisition kritisierbar sei (Walter, auch ich kenne diese Stilblüte Ratzingers), sich ihrer aber nicht schämt, der hat doch den "Hexenhammer" ständig in der Hosentasche dabei.

Eben, als ich die "Nominierung" Ratzingers als Papst im TV sah, da wurde wirklich doch lobend erwähnt, dass er bei der Beisetzung seines Vorgängers den Prior der griechisch-orthodoxen Kirche nicht von der Kommunion ausschloss!! Na, wenn das nicht als ökumenisches Beispiel zu werten ist........

Gut gefallen hat mir die Äußerung einer Frau, die Ratzingers Wahl in etwa so kommentierte: Wenn es denn wirklich so ist, dass der Heilige Geist die Kardinäle bei der Wahl leitete, dann wird der schon gewusst haben, was er tut, und jede Verantwortung liegt bei ihm.

Warten wir es einfach ab.

Wäre ein Kardinal aus einem mittel-, südamerikanischen Land oder Afrika gewählt worden, dann würde zumindest die Möglichkeit bestehen, dass er sich genauso gegen Armut, Überbevölkerung und für die Bekämpfung von Aids einsetzt, wie es sein Vorgänger in Sachen Kommunismus tat.

Rhona
 
ich glaube er ist nur ein übergangs papst.
schon sehr alt, also nicht alzu lange papst.
den fehler einen "jungen" papst zu wählen macht die katholische kirche nicht nochmal und ratzinger führt erstmal die sache so weiter wie polen paule - ein nahtloser übergang

lg binchen
 
Die Kardinäle haben sich so über die Medienaufmerksamkeit von J.P.'s Tode gefreut, dass sie jetzt immer uralte Päpste nehmen...desto öfter können wir dann wieder so eine mediale Mega-Show erleben. :ironie:?
Dass mit Ratzinger nun einer dran ist, der das repräsentiert, was den Katholizismus ausmacht, nämlich Verknöchertheit, Intoleranz, Menschenfeindlichkeit, hat auch etwas Gutes. Den Widerspruch Person-Programm, der bei J.P. da war, gibt es nicht mehr...
 
Im esoforum wurde gefragt, wie man die wahl von ratzinger zum papst sieht (pos. neg. neutral....)
ich stell das hier so rein, wie ich dort geantwortet habe, es passt mMn auch hierher.

ich gehöre keiner religion an, war aber ursprünglich katholisch.
für mich ist eindeutig, dass der neue papst genau das weiterbetreiben will, was die katholische kirche IMMER gewollt hat, nämlich das papsttum und die kirchlichen machtansprüche abzusichern, die braven katholischen schafe unmündig zu halten, gehorsam und unterwerfung unter die kirchengesetze zu verlangen und von den gläubigen zu fordern, den mund zu halten und blind und fromm ihrem obersten hirten zu folgen.

diese kirche hat vielleicht manchmal ein bisschen mit demokratischen verhaltensweisen kokettiert, aber sie hatte nie (ich betone NIE) die absicht, von ihrem hierarchischen despotentum (sprich: der papst ist unfehlbar, alle haben sich ihm zu unterwerfen) abzugehen.
infos zum thema katholizismus: http://de.wikipedia.org/wiki/Katholizismus

also für diese katholische kirche, der ich jegliche wirkliche entwicklung im sinne von fortschritt abspreche, ist ratzinger ein ausgezeichneter papst.

herzlich
lilith51
 
Annuntio vobis gaudium magnum. Habemus Papam!

Salut!

Die Wahl sollte nicht überraschen, da gebe ich Binchen und Markus absolut Recht. Vielleicht überrascht uns Benedikt XVI., dieser Chefdogmatiker noch -grins. Schon seine ungewohnte Emotionalität bei der Totenmesse für Papst Johannes Paul II. überraschte sehr, wie ich vielen Medien entnehmen konnte. Polarisieren wird er wie sein Vorgänger, um so mehr, als ihm die pastorale Erfahrung gänzlich fehlt. Irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Kardinäle sprachen sich lieber für eine bekannte Linie der Kirche aus, als wieder für ein '26-jähriges' Pontifikat -wollte J. Ratzinger nicht schon von seinem Amt als Präfekt der Glaubenskongregation aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten? Aber das ist nur ein Aspekt der Wahl. M.M.n. musste Kardinal Ratzinger belohnt werden, er hat es sich verdient, denn vorwiegend führte er doch für seinen Vorgänger all die 'heiligen Kriege'. Wie hat man nur damit rechnen können, dass es ein Kardinal aus der Dritten Welt schafft? Ins Kollegium wurden doch beinahe ausschliesslich treue Wojtyla-Anhänger berufen.
Als Gläubige und Anhänger des verstorbenen Papstes müsste sich doch jeder über diese Wahl freuen, wählten die Kardinäle 'die rechte Hand' des Vorgängers und m.E. auch seinem Wunsch entsprechend. Die Macht muss -grins in Europa bleiben, die Tradition ihrer Ausübung gewahrt! :autsch:

Johannes Paul II. hatte gewiss eine grosse Wirkung. Dank seiner Ausstrahlung, kommunikativen Fähigkeiten und seiner Überpräsenz wirkte er glaubwürdig und war für die Meisten vor allem die Vaterfigur. Objektiver betrachtet, waren seine Niederlagen zahlreicher als seine Siege. Zwar nahm die Zahl der Gläubigen unter ihm zu, es war aber nicht die Jugend der 'Ersten Welt', wie man auch hier annimmt, der Zuwachs ist vorwiegend in der Dritten Welt zu verzeichnen. Die 'Erste Welt' polarisierte er und wurde hier sehr differenziert aufgenommen. Die grundlegenden Werte, die er vermittelte -an die auch die Atheisten glauben!- wusste er mediengerecht vertreten, aber dass ihm die Gläubigen in der Sexualethik nicht mehr folgten, war bestimmt seine grösste Niederlage. Dass er keine wirklich grossen Fortschritte auf der ökumenischen Ebene erzielte, obwohl er wesentlich dynamischer war als Vertreter anderer Religionen, war sicherlich seine zweite Niederlage, wobei man ihm natürlich anrechnen muss, er sorgte für ein neues Klima. Negativ wird sein Weigern bleiben, sich mit der Rolle der Frau zu beschäftigen. Nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft. Dringend notwendige Reformen haben sich unter ihm noch mehr angestaut; wenn die katholische Kirche keine weiteren Niederlagen einstecken will, hätte sie sich überlegen müssen, ob ein willkürlich handelnder Papst oder 'nur' einfach ein starker Papst vonnöten sei. Möglicherweise ist dieses Übergangs-Ponitifikat als Bedenkfrist der Kirche zu verstehen, meint zwar äusserst skeptisch aber nicht ohne Hoffnung ein Atheist.

Ein Anekdötchen aus zweiter Hand zum Schluss: Nach dem Tode von Johannes Paul II. wurde im italienischen Fernsehen eine Diskussionsrunde ausgestrahlt. U.a. fragte der Moderator einen offiziellen Vatikan-Vertreter, wie sich Vatikan an den immensen Kosten, die da auf Rom einstürzen, zu beteiligen gedenkt. Dieser konnte sein Erstaunen und seine Betroffenheit nicht verbergen: 'Aber Vatikan hat doch gar kein Geld...', worauf der Moderator, grün angelaufen, die Diskussion abrupt beenden musste.
 
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"Der neue Papst muss den verschiedenen Gläubigen gerecht werden.", hatte ich irgendwo gestern gehört oder gelesen. Oha! Ist das neuerdings so, dass der oberste Geistliche dem (Kirchen)Volk dient, und dem Volk nicht mehr beibebracht werden muss, dass er als Stellvertreter des HErrn diesem den Willen Gottes zu erklären hat? Haben die mittlerweile kapiert, dass der oberste Souverän einer Gemeinschaft eben die Gemeinschaft SELBER ist? Haben die mittlerweile kapiert, dass der Wille "Gottes" nicht durch den Pontifex, sondern sich durch alle Herzen und Geister artikuliert? Dann bedarf es nur noch einer oder zweier Schritte, um den müden Haufen GANZ anzuschaffen.

Gysi
 
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