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Wie ich es sehe 2

AlexKonrad

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1. Oktober 2005
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59


Das Leben ist wie

ein geschenkter Gaul,

dem man nicht ins

Maul schauen soll.

Treibe es an, bis du umfällst.


Nach Platon besteht der Sinn des Lebens darin, gut zu leben, wozu die Kardinaltugenden Weisheit, Mut, Mäßigung und Gerechtigkeit den Menschen befähigen sollen. Meine Großmutter sagte schlicht, das Leben ist eine Hühnerleiter: kurz und beschissen. Das Leben sei eins der gefährlichsten und ende meistens mit dem Tod, las ich kürzlich in einem Internet-Forum und meinen Roman "Tod des Osterhasen" ließ ich so beginnen:

"Es ist immer wieder das gleiche und doch nie dasselbe, wir kommen, und irgendwann gehen wir wieder, der eine früher, der andere später.

Und dazwischen?

Die einen versuchen zu leben, während die anderen unermüdlich damit beschäftigt sind, sich einen glorreichen Abgang zu verschaffen.

Einem Spinnbonbon gleich, fühlte ich mich wie von zwei Titanenfingern zwischen den beiden Extremen hin und her gezogen. Mal schien ich an dem einen, mal an dem anderen Finger des Riesen zu kleben. Bis am Ende ein Teil von mir hier, der andere drüben haften blieb.

Das ist die schlimmste Zeit.

Ganz allmählich nur beginnt sich die Mitte auszubilden.

Und dann?

Dann wird es auch schon Zeit, das klebrige Zeug von den Fingern zu bekommen."

Wenn wir wissen oder zu wissen glauben, worauf es im Leben ankommt, ist es meist zu spät, "das klebrige Zeug von den Fingern zu bekommen".

Wie auch immer, ich kann nicht leben, ohne an einen Sinn zu glauben, auch wenn er mir ein Geheimnis ist, wenn er sich mir für immer verschließen mag. Manche dagegen sind der Ansicht, die menschliche Existenz sei sinnlos, daß dem Leben auf der Erde kein bestimmter Sinn zugrunde liegt – weder einer der sich uns lediglich verschließt, noch ein wirklicher.

Dabei denke auch ich des Öfteren so, wenn ich sage, daß es dem Universum egal sein könne, ob die Menschheit eine Zukunft hat oder ob nicht. Nach dem Stand der Wissenschaft ist das Ende des Lebens auf der Erde abzusehen – dann nämlich, wenn die Sonne stirbt, wenn daß Sonnenfeuer verlöscht.

Damit ist aber längst nicht gesagt, daß die Menschheit aufhört zu existieren. Die Menschen könnten rechtzeitig einen anderen Lebensraum finden.

Nebenbei bemerkt, unsere Sonne wird allgemein als Fixstern bezeichnet, dabei bewegt sie sich. Sie rotiert in etwa vier Wochen einmal um sich selbst und kreist auf einer elliptischen Umlaufbahn um das Zentrum unserer Galaxie einmal in etwa 210.000.000 – in Worten Zweihundertzehn Millionen – Jahren. (Deshalb ist der Sternenhimmel noch nahezu identisch dem, was uns die Überlieferung von vor Zweitausend Jahren zeigt.) Letztlich: Galaxien geben es schätzungsweise Fünfzig bis Fünfhundert Milliarden im Weltraum.

Jedenfalls, ich habe für mich entschieden, daß die Existenz des menschlichen Lebens einen Sinn haben muß. Sonst könnte ich mich gleich umbringen.

Warum tue ich es nicht? Warum hänge ich, warum hängen die meisten Menschen am Leben? Warum klammern wir uns geradezu an es, an das Leben?

Vielleicht besteht der Sinn unseres Lebens ja darin, uns ständig weiterzuentwickeln und zwar dahin, daß die Menschen gleich werden in dem Bewußtsein, nur dafür zu leben, die Verbindung herzustellen zu anderen Wesen auf anderen Planeten. So, wie sie bestrebt waren – und es immer noch sind –, auf dieser Erde eine Verbindung herzustellen zwischen Menschen verschiedener Erdteile.

Ist der Hinweis auf die Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens vielleicht eine Ausrede, um die Verweigerung der Mitwirkung an der Gestaltung des Lebens zu begründen? Liegt der Sinn des Lebens nicht schon in der Evolution selbst? Die Menschheit hat sich irgendwie zu dem entwickelt, was sie heute ist und sie wird sich irgendwohin weiterentwickeln. Die Menschen entwickeln sich weiter.

Ist es nicht Sinn genug?

Ganz gleich, wie es angefangen hat, ganz gleich, wo es hinführt: Es hat einen Sinn. Es scheint mir absurd, die Sinnhaftigkeit des Lebens zu bezweifeln. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit darf so nicht gestellt werden, daß man fragt, welchen Sinn das Leben hat, sondern ob es einen Sinn hat, letztere beantworte ich ganz eindeutig mit ja.

Es scheint uns Menschen qualvoll zu sein, uns vorzustellen, uns damit abzufinden, daß uns, bei der Unendlichkeit der Zeit, des Raumes, des Universums, der Materie, der Bewegung, ein so kläglich kurzes, kleines, leichtes, langsames Leben beschert ist – das darüber hinaus jeden Augenblick zu Ende sein kann. Aber mir scheint, wir sind lediglich ein Glied in der Evolution, keinesfalls deren Sinn. Die Evolution, das Universum scheint mir das Großartige zu sein – nicht der Mensch. Wir wissen nichts oder nur sehr wenig darüber, wo es herkommt und nichts darüber, wo es (uns) hinführt.

Wenn ich mein, zugegeben spärliches, Wissen über diese unsere Welt, über das Universum, die Entwicklung des Lebens, der Intelligenz zu überschauen versuche, dann glaube ich, daß im universellen gesehen, die Entwicklung der uns bekannten Welt eine Richtung hat. Das sich in unserem Sonnensystem ausgerechnet auf unserer Erde Leben entwickelte, das die Gestalt des Menschen annahm, der die höchste, uns bekannte Form von Intelligenz, entwickelte, mag ein Zufall sein; aber das Vorhandensein von Intelligenz überhaupt, scheint mir nicht zufällig zu sein.

Es muß einen Sinn haben!

Was ich hinnehmen muß, ist, daß aller Wahrscheinlichkeit nach niemand, jemals diesen verborgenen, letzten Sinn erfahren wird. Deshalb bin ich gezwungen meinem Leben selbst Sinn zu geben, und das tue ich. Dabei frage ich mich, welche Grundtendenzen sehe ich, wohin strebt es, das Leben, die Intelligenz? Wenn ich allein unsere Welt, unsere Erde, die Entwicklung des Lebens, die Entwicklung des Menschen von Anfang an betrachte, so ergibt sich für mich ein Zueinander streben.

Die Kontinente sind, trotz ständigem physikalischen Auseinahnderdriftens, (waren sie ursprünglich nicht mal zusammen?) aufeinanderzugekommen – weil die Menschen, weil die Menschheit offensichtlich zueinander strebt.

Es geht entschieden in Richtung Miteinander, Zueinander; in Richtung Freiheit, in Richtung Demokratie, in Richtung eines universellen Humanismus, wenn man so will. Und das, so scheint mir, geschieht zwangsläufig, so als wäre es der Wille der Evolution.

Das Bewußtsein darum, daß die menschliche Existenz, die Welt, das Universum, die Evolution einem umfassenden Sinn folgt – dessen Ziel der Menschheit für immer verborgen bleiben mag –, gibt mir die Kraft in meinem eigenen Leben einen Sinn zu sehen: Indem ich es mit Sinn fülle.

Diese Erkenntnis allein ist es, die mich dazu bewegt mein Leben zu Ende zu leben. Das sage ich als einer, der keiner Kirche angehört, damit es da kein Mißverständnis gibt.

Jeder Versuch hinter das Geheimnis des Lebens zu kommen, ist zum Scheitern verurteilt, es wird immer nur Spekulationen darüber geben können – es sei denn, das Universum ist endlich. Das scheint mir der Angelpunkt zu sein. Aber genau das wissen wir eben nicht:

Ist das Universum endlich, oder ist es unendlich groß? Nur dann, wenn das Universum endlich ist, besteht (rein theoretisch) Aussicht darauf, den Sinn zu erfahren. Ist das Universum jedoch unendlich in seiner Ausdehnung, werden wir (Menschen) den Sinn niemals herausfinden, ja, wir werden nicht einmal Gewißheit darüber erlangen, daß das Universum unendlich ist – wenn es so ist.

Weil es so ist oder weil ich es so sehe, versuche ich mein Leben mit Sinn zu füllen, dabei kann sich im Laufe des Lebens durchaus ein veränderter Lebenssinn herausstellen.

Manche erscheinen mir wie von Titanenhänden wie in die Spur einer Auto-Model-Rennbahn gesetzt: Unermüdlich ziehen sie dort ihre Kreise und wissen nicht warum. Andere dagegen scheinen irgendwann zu merken, daß etwas nicht stimmt, mit dem was sie tun; aber sie sehen keine Möglichkeit, die Rennbahn zu verlassen. Wieder andere müssen erst aus der Kurve fliegen, um zu merken, daß sie sich in der falschen Spur befinden. Nicht jedem ist es gegeben, von vornherein die endgültige Spur zu erwischen, eine, die einen bis ans Lebensende führt.

In Tod des Osterhasen, sagte ich: Der Weg ist mein Ziel. Aber seit mich folgende Vision verfolgt, weiß ich es nicht mehr so recht: Ich sehe eine riesige Schafherde auf eine Klippe zutreiben. Die ersten Schafe stürzen bereits über die Klippe in eine tiefe Schlucht, wo sie tot liegen bleiben. Unmittelbar vor der Klippe geht der Weg rechts und links weiter. Ich schaue von oben auf die Szene hinunter. Unter mir die Schafe, der Schäfer, Hunde, die hin und her jagen. Mitten darin sehe ich zwei der Schafe aufrecht gehen und miteinander sprechen. Das eine sagt zum anderen, ich höre es deutlich: Der Weg ist mein Ziel.

Es hört sich verlockend an: Der Weg ist mein Ziel – aber irgend etwas stört mich inzwischen daran. Dabei kann ich das Störende an dieser Idee nicht benennen. Es muß nicht so kommen, ich weiß, und vor allem und das scheint mir das wichtigste: nicht für jeden. Vielleicht sage ich das heute allein angesichts der Furcht, die mich befällt, denke ich daran, daß mein Leben zu Ende gehen könnte, bevor ich meine Wahrheiten verarbeitet habe. Wenn Ihnen der Gedanke gefällt, bitte – aber bedenken Sie: Es ist Ihr Glaube! Eine von vielen Möglichkeiten, sich (kurzfristig!) aus der Klemme zu helfen – so sehe ich es jedenfalls heute.

So oder so, das Leben ist Sinnlos, wenn wir ihm nicht einen Sinn geben oder zu geben vermögen. Dabei stehen uns viele sinnstiftende Bereiche offen: Religionen, Sekten, Politik, (anderen) Helfen, Sport, Musik und vieles andere und Kombinationen daraus – die Philosophie nicht zu vergessen.

Von mir aus auch die Fortpflanzung.

Außerdem, sind nicht die meisten Menschen mit ihrer Existenzsicherung beschäftigt? Haben sie daneben Zeit und Muße, sich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens usw. zu beschäftigen? Nur wer Zeit hat, Zeit hat zum Nachdenken, kann sich einen Kopf über die Frage nach dem Sinn des Lebens machen.

Nehmen wir die Religionen, von denen es sehr unterschiedliche gibt, wie die christlichen oder die Jüdische, die muslimischen, den Hinduismus, den Buddhismus und so weiter und so fort. Mehr oder weniger alle behaupten von sich, die einzig mögliche Wahrheit zu verkünden. Dabei dienen sie, die Religionen, wie ich es sehe, allein der Sinnstiftung ihrer Anhänger: die ihrem Leben damit einen Sinn geben.

Oder Sekten, wovon es nicht wenige gibt, die alle von sich behaupten, den einzig wahren Glauben zu verkünden, und doch nur dem Leben ihrer Anhänger einen Sinn geben sollen.

Oder nehmen wir die Politik: Es gibt wohl kaum jemanden der das Leben ernster nimmt als ein Politiker – von wenigen ausnahmen abgesehen, die ihr eigenes Süppchen kochen. Alle haben sie eine Vorstellung davon, wie wir zu leben haben, was wir zu tun und was zu lassen haben. Es scheint als dringe es nicht bis zu ihren Hirnen vor, daß sie ihr Leben lediglich mit Sinn füllen, indem sie Politik machen. (Oder sie sind Zyniker, die das Leben als eine völlig Sinnlose Veranstaltung betrachten, die den geordneten Rückzug planen und sich dabei feiern lassen.)

Nicht anders verhält es sich mit dem Helfen-Wollen. Auch das Anderen-Helfen-Wollen, dient in erster Linie den Helfern als Lebenssinn. Auch eine Schwester Theresa (eine katholische Ordensfrau, die als Mutter Theresa bekannt wurde), sah ihren Lebenssinn in ihrer Tätigkeit für die Armen in Indien, neben dem ihrer Religion. Nicht Liebe, nicht Altruismus – Sinnstiftung steckte hinter ihrem Tun.

Für die Allgemeinheit zählt allein, was dabei herumkommt.

Was bisher noch gar nicht zur Sprache kam: Der Kampf gegen das Alleinsein, gegen die Einsamkeit dürfte ein nicht unwesentliches Motiv eines jeden Menschen sein, der sich, wie auch immer, engagiert.

Als letztes zum Hobby. Es gibt Menschen, die in ihrem Hobby aufgehen: Sie verleihen damit ihrem Leben Sinn – neben ihrer Berufstätigkeit, die meist allein dem Lebensunterhalt dient. Ja, es gibt Menschen, die leben von Karnevals-Session zu Karnevals-Session und geben ihrem Leben damit Sinn. Ich weiß wovon ich rede, ich habe selbst viele Jahre von Pilz-Saison zu Pilz-Saison gelebt – lang ist's her.

Daß man mich nicht falsch versteht, wenn ich die Möglichkeiten der oben genannten Sinnstiftungen einschränke, so geschieht es nicht, um darüber zu spotten, sondern ich weise darauf hin, daß man es damit halten kann wie man will.

Hauptsache ist: Ich gebe meinem Leben Sinn!

Auch im Nichtglauben (wollen oder können) sehe ich eine Form von, wie ich es einmal nannte: die Zeit (bis zum Tod) zu überbrücken, dem Leben Sinn zu geben.

Mir ist klar, daß ich nicht für diejenigen spreche, die sich von Anfang an auf der richtigen Spur sehen – wenn sie nur daran denken, mich und andere einfach in Frieden zu lassen. Sie merken nicht, daß sie sich in einer von vielen möglichen Spuren befinden.

Zusammenfassend sage ich, das Leben der Menschen ist ohne jeden Sinn, wenn sie ihrem Leben nicht einen Sinn geben oder zu geben vermögen. Jede Äußerung des Menschen, dient allein dazu, sein Leben mit Sinn zu füllen.

Um es zu leben!

Dabei stehen den Menschen viele verschiedene Möglichkeiten der, wie ich es nenne, sinnstiftenden Bereiche offen: Religionen, Sekten, die Politik, das Helfen, Sport, Musik und viele andere Arten und Kombinationen daraus.

Nicht zu vergessen, der Kampf gegen das Alleinsein, gegen die Einsamkeit – dieser Kampf ist ein wichtiges Motiv eines jeden, der sich, wie auch immer, engagiert.

Abschließend sei (noch einmal) festgestellt, daß die meisten von uns so sehr mit der Sicherung der eigenen Existenz beschäftigt sind, daß sie kaum Zeit und Muße haben, sich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens, dem Sinn ihres Lebens zu beschäftigen. Ob man sie deswegen zu den Glücklichen zählen soll – wer weiß das schon.


© Alexander Konrad

 
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AW: Wie ich es sehe 2

Als letztes zum Hobby. Es gibt Menschen, die in ihrem Hobby aufgehen: Sie verleihen damit ihrem Leben Sinn – neben ihrer Berufstätigkeit, die meist allein dem Lebensunterhalt dient. Ja, es gibt Menschen

Hier hat doch mal einer nachgedacht und dann plötzlich aufgehört. Weshalb?
 
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