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Wie ich es sehe 3

AlexKonrad

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1. Oktober 2005
Beiträge
59



Eines Tages bist du tot

und du fragst dich ob

du jemals gelebt hast.



Umsonst ist der Tod und da mußt du noch drauf warten, höre ich meine Großmutter sagen als sei es gestern erst gewesen. Sie sagte es als gläubige Christin. Niemals wäre ihr in den Sinn gekommen, ihrem Leben selber ein Ende zu setzen. Ich denke anders darüber – aber ich habe mir dazu noch kein entgültiges Urteil gebildet. Ich habe vor, mich an anderer Stelle eingehend mit dem Thema zu beschäftigen. Doch egal wie ich dazu stehe.

Und wenn ich mich auf den Kopf stelle, wenn ich Purzelbäume schlage – vor Wut, vor Schmerz, vor Scham ... Das Leben hier, das Leben auf dieser Erde, in dieser Welt: irgendwann ist es zu Ende – definitiv. Niemand ist bislang von seiner Reise, wenn es denn eine Reise ist, zurückgekehrt. Ich denke, darüber sind wir uns einig. Wenn also noch etwas zu erledigen ist, dann sollten wir es jetzt tun. Denn was wir jetzt nicht tun, was wir jetzt nicht anpacken: es bleibt liegen – unwiderruflich.

Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Nein, ich sehe keinen Sinn darin. Wenn ich mich umsehe – es gibt so viele von uns und ständig werden wir mehr. Nein, ich sehe nicht den geringsten Grund für ein Leben nach dem Tod. Sei es nun das Paradies, in das einzukehren, sich viele von uns erhoffen oder die Widergeburt, an die andere glauben – in einem Fisch, womöglich einem Hering?

Ein absurder Gedanke.

Ja, es schmerzt, es tut weh, sehr weh sogar, der Gedanke an den Tod, an mein Ende, daß ich irgendwann – es kann mich jederzeit erwischen – abtreten muß. Aber so sehe ich es nun einmal und nichts und niemand kann mich diesbezüglich umstimmen – im Augenblick jedenfalls nicht.

Man soll nie nie sagen.

Vor Jahren notierte ich: Zeit der Angst.

Wissenschaft und Praxis der Gentechnik sind so weit fortgeschritten, daß den Menschen eine rapide ansteigende Lebenserwartung bevorsteht, wobei die augenblickliche Lebenserwartung bereits bei ca. 150 Jahren liegt. Oder, sie liegt bereits bei 300 Jahren, was durch die Übertragung des Wachstumsgens der Schildkröte auf menschliche Keimzellen möglich wurde.

Die Angst vor dem Tod, vor dem Sterben steigt ins panikhafte.

Denn dem Unfalltod, ..., ist nicht beizukommen. Zwar lassen sich die Hirne der Menschen in andere Körper, notfalls, vorübergehend in den von Tieren, übertragen, aber, wenn bei einem Unfall das Hirn zerstört wird, ist es endgültig aus.

Zur Größe des Universums habe ich im Kapitel "Über das Leben" einige Worte gesagt – hier gilt das gleiche. Ja, es ist uns eine Qual, uns damit abfinden zu sollen, daß uns, bei der Unendlichkeit der Zeit, des Raumes, des Universums, ein so klägliches, ein so unbedeutendes Leben beschert sein soll – das darüber hinaus jeden Augenblick zu Ende sein kann. Das Bewußtsein vom eigenen Tod, von der Sterblichkeit, ist eine der menschlichen Tragödien.

Dazu fällt mir eine Geschichte ein:

Man schreibt das Jahr 2105. Alle Versuche der Wissenschaft die Lebenserwartung der Menschen signifikant zu erhöhen sind gescheitert. Die Raumfahrt drängt darauf endlich die Entwicklung des Computermenschen, die vor einigen Jahrzehnten, kurz vor ihrem Abschluß, gestoppt wurde, als sich neue Hoffnung für die Verlängerung des menschlichen Lebens ergab, zum Abschluß zu bringen. Nur der nahezu unsterbliche Computermensch(CM) ist in der Lage, die unermeßliche Weite des Universums zu durchmessen. Folge: Der CM wird aufgrund seiner Effizienz mehr und mehr in Bereichen eingesetzt, die bislang den natürlichen Menschen vorbehalten waren. Eines Tages kommt der Umschwung: die CM übernehmen die Herrschaft über die bereits existierende Weltregierung.

Da den CM die Moralvorstellungen der natürlichen Menschen eingegeben wurden, haben sie Skrupel, die Menschen auszurotten. Sie stecken sie in Reservate, bzw. beschränken ihren Einfluß auf das schlichte Sein ihrer selbst. Es mangelt den Menschen an nichts, außer an Einfluß auf das außerirdische Geschehen. Die Menschen leben autonom, aber auf die Erde beschränkt. Forschung und Technik liegen allein in der Verantwortung der CM.

Die Menschen leben für die Kunst, das Vergnügen, die Philosophie und so fort.

Ihr ganzes Denken wird von der Frage nach dem Sinn ihres Lebens beherrscht. Sie merken nicht, daß sie ihren Zweck längst erfüllt haben, der darin bestand, den CM hervorzubringen. So, wie das Tier einst den Menschen hervorbrachte.


© Alexander Konrad
 
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AW: Wie ich es sehe 3




Eines Tages bist du tot

und du fragst dich ob

du jemals gelebt hast.



Die Menschen leben für die Kunst, das Vergnügen, die Philosophie und so fort.

:confused:


LEBENSSCHIFF

Auf der Oberfläche
des weiten Meeres
bist du ein Boot.

Ausgesetzt dem Sturm des Lebens
unberechenbar
wirst du erschüttert.

Dann wieder ein stilles Gleiten
über gekräuselte Wellen
Du atmest auf
erfreust dich des Lebens
Der Himmel ist blau
unter dir der Ozean
tief und unergründlich.

Abermals verfinstert sich der Himmel
Schwarze Wolken steigen auf
Das Boot beginnt zu schaukeln
immer heftiger
Die Wellen drohen dich zu verschlingen
Wie ein wildes Tier
gebärdet sich der mächtige Ozean.

Du fühlst dich ausgesetzt
den Mächten der Natur.

Angst überfällt dich
in dem Bewusstsein
dass du versinken kannst
versinken wirst
wenn dein Lebensschiff
brüchig geworden ist.

Dann wird dein Leben aufgenommen
vom Element des tiefen Ozeans
Es ist der Tod
atemberaubend und geheimnisvoll.

Du kannst glauben
wünschen
verzweifeln
weil du nichts Genaues weißt.

Aber vielleicht ahnst du
dass es in der Tiefe
ein anderes Leben gibt.

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