AW: Was wäre, wenn...
von Miriam:
Die Ereignisse die uns erreichen sind schon durch unsere subjektive Wahrnehmung eingeordnet - oder wenn du so möchtest, sie erreichen uns nicht ohne einen inneren Kommentar.
Wir filtern alles sowohl durch unsere Erfahrung die uns geprägt hat, als auch durch unsere persönlichen Zuneigungen oder Abneigungen die wir uns oft gar nicht rational erklären können. Zuneigungen und Abneigungen sind nicht immer auf konkrete Fakten zurück zu führen - zumindest nicht bewusst.
Vielleicht gibt uns das aber die Möglichkeit, das was du beschreibst, zu betrachten.
Einmal versuchen, nicht den Gegenstand und das Geschehen zu betrachten,
sondern die Regungen in uns, die Kommentare, die Namen, die sich automatisch formulieren, die Gefühle, die Einordnungen und Vergleiche. Manchmal kommt man dann in einen Zustand, wo die Wertungen und Kommentare für eine Weile verschwinden. Ich mag das. Es fühlt sich an, alsob man verliebt ist...nicht in jemanden, sondern verliebt, nur als Gefühl. Ich nenne es „Ausdehnungsphänomen“.
Das wäre ein Experiment, was etwas Ausdauer braucht, hin und wieder verlangt es einen Anschubser zur Langsamkeit.
Ich mach das öfter mal. Es „klappt“ aber von 10 Versuchen weniger als ein mal. Und es gibt Zeiten, in denen es unmöglich ist. Leider hab ich es bislang nur ein einziges Mal erlebt, was manche mit diesem "einswerden mit der Welt" beschreiben. Aber dass es das gibt, weiß ich. Was das bedeutet, weiß ich nicht. Was mich am stärksten wundert, ist die Veränderung der Bewegungen. Der ganze Körper bewegt sich, als würde er die Welt streicheln. In diesem „Zustand“ lassen sich für mich Kontakte zu anderen sehr einfach herstellen. Auch Menschen, die aggressiv und gewalttätig entgegenkommen, kann man bis zu einer gewissen (undefinierbaren) Schwelle ganz leicht erreichen. Angst zerstört nach meiner Auffassung dieses Phenomän. Wenn man "es" als eine "sich ausdehnende Bewegung" beschreiben möchte, wäre Angst eine entgegengesetzt gerichtete Bewegung. Eine Bewegung nach innen.
Direkt "verändern" tut sich für mich garnichts. Allenfalls bemerkt man manchmal in der Natur Sachen, die schon immer dagewesen sein müssen, die man aber nicht mehr wahrnahm. Das ist aber unspektakulär. Viel interessanter finde ich die "Langzeitwirkung", die ist sehr angenehm. Manchmal wundert man sich, was die Leute um einen herum alles so "müssen"...auch im Sprachgebrauch. Das "müssen" verliert an Bedeutung. Seltsam.
Meditation ist nichts anderes. Ich meine, es braucht überhaupt keine Meditationstechniken oder allzu große Erwartungen und Bestrebungen, sondern der fließende Übergang dieses zustandes ins Alltagsleben scheint mir der einzige Sinn von Meditation. Meditation als „die stillen 10 Minuten“ haben allenfalls eine entspannende und ordnende Wirkung. Aber ohne die Grenze zum „danach“ langsam zerfallen zu lassen und ohne die Welt trotzdem noch mit
offenen Augen zu sehen...wird es m.E. ein schmückendes Hobby bleiben.
von Ginsi:
Meinst du damit eine innere Gleichgültigkeit, wie sie die Erleuchtung im Buddhismus (mit) vorsieht? .. Für den Großteil der Menschheit nicht machbar ohne jahrzehntelange Übungen..
@ Ginsi
Bitte denk dran, das Buddhismus zwar in unseren Regionen schick ist und den Charm von stiller Zufriedenheit und Friedfertigkeit hat. Er ist und bleibt aber ein Ismus. Ein vorgefertigtes Schema. Das ist gar nicht notwendig. Ich meine, dass alle diese Schemen behindern. Sie können, ähnlich wie ein Glaube, eine zeitweilige Hilfe darstellen, aber letztenendes halte ich es für besser, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und einfach abwartet, was geschieht.
Viele Grüße
Bernd