• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Was sagt der Filme-/Buecher-/Musikgeschmack ueber den Charakter?

Myrrh

New Member
Registriert
24. April 2005
Beiträge
26
Hrm, also, wie beeinflusst die Persoenlichkeit den Musik-, Filme- oder Buechergeschmack? Was denkt ihr denn, und gab es denn schon psychologische Experimente oder derartiges darueber? Bis jetzt habe ich naemlich noch nichts davon gelesen oder gehoert, aber es interessiert mich sehr.

Ich meine, ich denke nicht, dass ein sehr aggressiver und aktiver Typ sehr gerne ruhige, stille, angenehme, und langsame Lieder hoert, die zum Entspannen da sind, ich koennte mir bei ihm eher Metal, und in Sachen Filme, actionreiche vorstellen.
Hrm, mehr habe ich wohl nichts zu sagen, und mein Post ist ja auch verstaendlich genug denke ich.
 
Werbung:
Ich denke Geschmack und Persönlichkeit hängen sehr stark zusammen, deshalb beeinflussen sie sich auch gegenseitig. Da aber beide sehr komplex sind, kann man als Außenstehender, glaube ich, nicht von der Sache auf die andere schliessen.
Ich höre gerne Klassik, Metal, Hardrock, Schlager, ausl. Volksmusik(japanisch, türkisch), EBM, experimentelle Musik, Industrial(z.B. Winterkälte), afrikanische Trommelmusik, mittelalterliche Musik, Kinderlieder, Techno, Rap, Country und die Duschgesänge meiner Frau.
Sicherlich sagt es etwas über meine Persönlichkeit aus, aber du wirst nicht erfassen was, weil du die Hintergründe nicht kennst. Verstehst du?
 
Ja, halbwegs verstehe ich es. Nur weiss ich nicht, was du mit diesen Hintergruenden meinst. Die Ursachen fuer diesen Geschmack? Oder meinst du damit, zu welcher Zeit du diese und jene Musik hoerst, und in welcher Stimmung du dabei dann bist?

Und du sagst, es sagt was ueber die Persoenlichkeit aus. Ja, das ist mir schon klar, ich bin auch ueberzeugt davon, aber was koennte der Geschmack ueber den Menschen deuten?

Ausserdem, kann denn ein Musikgeschmack sich so sehr variieren? Ich meine damit nicht, dass man, so wie du eben, verschiedene Genres hoert, sondern, ob sie einfach ganz verschieden sind. Ich moechte sagen, all diese verschiedenen Richtungen, die eine Person hoert, die haben doch irgendetwas gemeinsam, oder nicht? Vielleicht koennte man ja damit irgendwie eine "Grundlage" erfassen. Hrm, vielleicht war das jetzt vollkommen falsch und unverstaendlich.

Ja, ich weiss, ich denke gerne in Schubladen, wie man es so schoen sagt.
 
es beeinflusst die persönlichkeit sehr stark was man liest. natürlich muss man eine vorgefasst mitbringen (die sich vielleicht aus den lebensumstnden ergibt) , liest dann DAS Buch dasn den funken entzündet, der dich in eine gewisse richtung treibt....
 
Fusselchen, ich finde die Duschgesänge deiner Frau auch super!
Uups!
Nur ein Witzchen. :autsch:

Morgen vielleicht mehr zu dem Thema... :)
 
Hallo Myrrrh,

meiner Meinung nach kommt es ein bisschen darauf an, was derjenige in den Liedchen, Filmen oder Büchern sucht, also wie er das gerade anwendet. Ich verwende beispielsweise „Gewaltmusik“, um besser an meine Wut heranzukommen und kann sie damit auch ausdrücken...verwende aber beispielsweise rhytmuslastige Uffz-Musik, um gute Stimmungen zu verstärken. Ich glaube, man darf bei der Musik auch nen gewissen gesellschaftlichen Zuordnungsnutzen nicht ganz unterschlagen. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn ein „wichtiger“ Mensch nur aus gesellschaftlichen Gründen eher Klassik hört, und ein junger Wilder eher Slipknot hört, um etwas darzustellen.

Wenn man davon ausgeht, dass ein ruhiger Mensch gerade das Gegenteil hört, also Metal, dann könnte das m.E. darauf hinweisen, dass er das als eine Form wählt, um an bestimmte Teile seiner Persönlichkeit heranzukommen, die in herkömmlichen Bahnen nicht ausgedrückt werden können. Er findet also hier sein Ausdrucksmittel. Über den Charakter im psychologischen Sinne sagt Musikgeschmack oder Bücherinteresse nach meinem Wissensstand nichts aus, da es dabei eher um die Art und Weise des Lust Bekommens-Nichtbekommens usw. geht.

Wenn ein Mensch gern „Heimat-oder Märchenfilme“ sieht, kann er das beispielsweise tun, um auf diesem Wege mal seinem Seelchen ein bisschen „heile Welt“ zu schenken...was ich durchaus sinnvoll finde, mag ich doch selber den kleinen gelben naiven Trickfilm-Schwamm *lächel* ...oder die Menschen möchten damit einfachnur mal abschalten usw. Ich denke man darf hier die Idealvorstellungen der jeweiligen Persönlichkeiten von sich selbst, die sich beispielsweise im aggressiven Actionhelden wiederfinden und in ihm mal kurzzeitig leben, nicht mit dem wahren Selbst (Wesenskern) verwechseln.

Bei Büchern denke ich auch, es kommt darauf an, was derjenige in dem Buch sucht. Sucht er Anregungen oder neues Wissen, wird er vielleicht ein solches Buch wählen...das sagt aber m.E. noch nichtmal etwas über den Menschen aus, er muss deshalb nichtmal „offen“ sein...er kann das auch tun, um mit dem Wissen einen Machtanspruch oder z.B. einen Ansehenszuwachs zu bekommen. Liest jemand gern Romane, so bedeutet das nicht, dass er eher still und pilcherisiert daherkommt, manchmal sucht sich das Seelchen auch diese Wege, um seine inneren Traumwelten in Handlungen zu projizieren. Es ist m.E in dem Falle eher sinnvoll, wenn der Mensch diese inneren Zugänge und Vorlieben freilegt, als dass er immer nur in Projektionen seines Ich-Ideals herumschwirrt. Innerer Antrieb oder Befriedigung von ICH-Bedürfnissen sind damei m.E.zu untersacheiden. Ich fürchte manchmal, dass die Menschen denUnterschied garnicht kennen und sich deshalb leicht irreführen lassen. Das Freilegen innerer Zugänge halte ich für ausgezeichnet, auch wenn ich beispielsweise keine Romane mag. Beides lässt sich aber hier gleich verwenden, also kann auch ein Mensch einen Heimatfilm zum „sich hineinträumen“ verwenden...ich würde mir deshalb da keine Einschätzung zutrauen. Ich denke, man kann vom Musik-Film-Bücher-Geschmack nicht viel über den Menschen in Erfahrung bringen, eher etwas über seinen eigenen Vorurteilskatalog.

Psychologische „Erkenntnisse“ nachdem Motto der macht das und das, also ist der so und so, kommen zwar in der Praxis häufig vor, auch bei der Anwendung von Fragebögen (Anamnese) und für gutachterliche Zwecke, manchmal sollen sie auch einfach die Arbeit erleichtern...in der Praxis haben sie für mich persönlich jedoch keinen Wert. Solche Einstufungen sind im therapeutischen Bereich irreführend und m.E. teilweise höchst gefährlich. Außerdem halte ich sie für unmenschlich. Leider liegen sie im Trend und werden geradezu ausgeschlachtet...a la „Warum Männer schlecht auspa(r/c)ken und Frauen gut zupa(r/c)ken können“...und anderer Unfug.

Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich höre u.a. gerne "Deathmetal", sehe auch gerne "Splatterfilme" und fand bspw. B. E. Ellis' American Psycho grandios. Damit bin ich - außerdem noch männlich, weiß, zwischen dreißig und vierzig (fast) - prädestiniert ein richtig fieser Serienkiller zu werden, oder?

Angenommen ich würde tatsächlich einer, bin ich sicher, die Presse oder sonstwer würde das als Begründung hervorkramen und den Rest verschweigen :nein:.

Nur ganz so simpel ist es eben nicht!

Meine These dazu, je vielseitig begabter und interessierter ein Mensch, desto vielfältiger ist sein Musik-/Film-/Kunst-/Was-weiß-ich-Geschmack.
 
Übergang vom Sozialkanon zum individualistischen Bewusstseinsinterieur

Wie hier schon mehrfach angeklungen, erfüllen kulturellen Erzeugnisse eine Doppelfunktion: Einmal eine Sozialzugehörigkeit zu gewährleisten, zum andere eine individuelle Bedürfnisbefriedigung.
Ich denke, dass die zweite Funktion die erste in den letzten 30 Jahren zunehmend abgelöst hat. Früher gab es einen Bildungskanon, derer die Klassiker in Musik, Literatur, Kunst usw. umfasste. Diese wurden durch Schule bzw. durch das gebildete Elternhaus vermittelt. Es gab sehr wenig Freiheit, etwas anderes aufzunehmen, erst im Erwachsenenalter konnte man aktuelle Zeitströmungen aufnehmen. Aber selbst dann war (etwa in den 50ern/60ern) noch ziemlich klar, was Avantgarde war und was nicht. D.h. lange Jahre übte auch die Avantgarde eine Art Konfirmitätszwang aus, es gab zwar Richtungsstreits, aber immer noch war sehr begrenzt, was wichtig war und was man lesen/hören/sehen konnte.
Heutzutage ist wieder von Bildungskanons die Rede. Reich-Ranicki veröffentlicht Bücherlisten, Schwanitz schreibt, was man wissen sollte. Diese Versuche belegen, dass es wieder ein Bedürfnis nach allgemeiner Orientierung gibt - sie verhindern aber nicht, dass es inzwischen möglich ist, sich mit Kunstprodukten innerlich individuell "einzurichten". Man kann heute sehr Gegensätzliches aufnehmen, Death Metal Bach gegenüberstellen, Wim Wenders und Splatter gucken, Comics lesen und in die Nationalgalerie gehen.
Das ändert aber nichts daran, dass diese individuellen Vorlieben wiederum stark von der Sozialisation abhängen und von Zufällen. Die persönliche Geschichte von dem was man liest usw. gleicht inzwischen bei vielen einem verschlungenen Weg durch die persönliche Geschichte und durch die Geschichte des Zeitgeistes. Die "Klassiker" waren oft stabiler, man las sie zur Jugendzeit und im Alter wieder. Nun stößt man auf eine Menge Leichen im persönlichen Bewusstseinskeller. "Das habe ich mal gelesen...das mal gehört...peinlich..." ;)
Pardon! Du fragtest ja nach Psychologie. Meine individuelle Sozialisation hat mich aber mehr in Kontakt mit soziologischen Theorien gebracht, daher meine Abschweifungen...
Nun ja, es klang auch schon an, dass Kulturprodukte die Funktion der Ergänzung haben können, sowie der Bestätigung. Daher wird oft Gegensätzliches rezipiert und man kann in der Tat nur individuell begründen, warum der und der morgens Pantera hört, beim Zahnarzt gerne die Gala liest und den Abend mit Ligeti und Haikus beendet...

Die von Dyonysos angesprochenen Theorien, dass Splatterfilme zu Serienmördern führen, sind in der Tat wohl zu einfach - sie mögen sich in der Statistik aber schon auswirken, d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Rezeptionen zu bestimmten Handlungen führen, könnte leicht erhöht sein. Schwer sich in jemanden hineinzuversetzen, der Gewaltdarstellungen für bare Münze nimmt, dann in einer Schule geht und losballert. Aber auch das gibt es. Aber auch das muss man dann individuell begründen und kann man (leider) nicht in einer allgemeinen Theorie auflösen...
 
Sage mir, was du liest/hörst/siehst, und ich sage dir, wer du bist.
Den Spruch halte ich für genauso sinnlos wie: Sage mir deinen Namen, und ich sage dir wie du heißt.

Wenn ihr meine Bücherwände sehen könntet, dann säht ihr darin Biographien, Klassiker, Gedichte und Balladen einträchtig neben Stephen King-Büchern, "normalen" Unterhaltungsromanen, Krimis und Reiseerzähluungen.
Bei meinen CD´s ist es nicht anders. Da findet man Black- und Death-Metal, Rock, Folk-Rock, Folk, Klassik, Musicals und Liedermacher.
Filme, die ich mag, sind schneller aufgezählt, als die Filme, die ich nicht mag. Z.B. mag ich keine Action-Filme, keine Western, keine Eastern, keine Fantasy- und keine Kriegsfilme. Mögen tu ich biographische Filme, Historienfilme, wenn sie sich an die Historie halten, sozial- und gesellschaftskritische Filme. Aber,.......ich mag auch Horror (Freddy Krüger, Scream, usw.). Über Loriot und diese uralten Rock Hudson/Doris Day-Filmchen, könnte ich mich schief lachen. Mein absoluter Lieblingsfilm ist "Magnolien aus Stahl", ein typischer Frauenfilm, den ich mir jeden Tag anschauen könnte.

Wenn ich jetzt morgen mit ner Kalaschnikow in die Schule ginge und Amok laufen würde, liessen sich dann Rückschlüsse auf meine Bücher, Filme und CD´s ziehen? Oder tun sowas nur diejenigen, die sich den ganzen Tag Splatter reinziehen und "Gewaltmusik" hören?

Ich sehe keinen direkten Zusammenhang zwischen Büchern, Filme, Musik und sozialem Verhalten bzw. Charakter. Wenn überhaupt, dann sagt das Leseverhalten höchstens etwas über den Intellekt oder die Interessen aus.

So seh ich es wenigstens.

Rhona
 
Werbung:
@murrh
Robin hat sehr gut erläutert, was ich mit Hintergrund meinte.

@Robin
Woher weisst du , wie und was meine Frau unter der Dusche singt?
Die Beschreibung ihres Liebhabers passt nicht auf dich.
Aaargh, werden wir überwacht? Ich wusste es, die Verschwörungstheorien stimmen doch.

Trotz diesen Erkenntnissen muss ich aber gestehen, das ich mich nicht vom Schubladen denken befreien kann. Was sicherlich auch sinnvoll ist, aber vielleicht sollte man sich gelegentlich daran erinnern, das es nur eine Schublade ist und man den Menschen dahinter nicht kennt.
 
Zurück
Oben